Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job19: Unterschied zwischen den Versionen

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Kap. 19 ('''1''') Job beschreibt seine Leiden, unter denen bisher noch unbekannte (V. 13-20) sind, so dass des gemarterten Job Bild stets vollständiger wird. Auf neue Weise sucht Job seine Freunde zu rühren. Auch bekennt er jetzt klar seine Hoffnung auf die Auferstehung und auf zukünftigen Lohn. - ('''2''') Schmerz, nicht Zorn erfüllt ihn. Die Hoffnung [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job16|Job 16,21]]''] hat allmählich den Sturm seines Herzens beschwichtigt und er ist ruhiger geworden. Er ist innerlich fortgeschritten in der Schule des Leidens. - ('''3''') Zehnmal: Zahl für oft. Erdrücken: Mich zu misshandeln. - ('''4''') Bin ich in kleine Schwachheitssünden gefallen [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job13|Job 13,26]]''], so leide ich allein die Strafe. Warum also kränkt ihr mich, als ob ich euch geschadet hätte? - ('''5''') Ihr steht gegen mich auf mit stolzen Worten und zieht einzig daraus, dass ich leide, den Schluss, dass ich gottlos bin. - ('''6''') Wenn Unglück nur für Sünden verhängt wird, so wäre Gottes Gericht nicht gerecht, da er mich so schwer heimgesucht hat, ohne dass ich schwerer Sünde schuldig bin. Wie ein Tier, das sich aus dem Netze des Jägers nicht zu befreien vermag, so bin ich von Gott mit einem Netze des Leidens umstrickt. - ('''7''') So Schlimmes habe ich nicht verdienen können: Erstlich, dass Gott für meine Unschuld nicht Zeugnis gibt, sodann (V. 8), dass er mich noch mehr heimsuchte. Ich kann nicht entfliehen, und wäre eine Zuflucht da, Finsternis (Unglück, dessen Ursache unbekannt) verhüllt diese. Für das, was ich verloren, gibt es kein Heilmittel. (V. 9) Er hat genommen, was mich ruhmreich machte, vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Mos45|1Mos 45,13]]''], und mich das Haupt erheben ließ über die übrigen Sterblichen. Einst in Ehren, werde ich jetzt von Jüngeren verspottet [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job31|Job 31,1]]'']; vorher gleichsam ein König [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job29|Job 29,25]]''], sitze ich jetzt im Staube, meine Wunden schabend. (V. 10) - ('''8''') An Gütern und am eigenen Leibe. - ('''9''') Denn er selbst scheint gegen mich erzürnt. - ('''10''') Wie ein geordnetes Kriegsheer ziehen die Leiden, von Gott gesendet, gegen ihn heran und lagern sich um ihn, wie um eine zu erstürmende Stadt, so dass sein baldiger Untergang unvermeidlich ist. - ('''11''') Die nächsten Verwandten. - ('''12''') Dieses von Gott gesandte Leiden wird noch vergrößert durch harte Menschen. - ('''13''') Wenigstens bezüglich des Wohlwollens. - ('''14''') Sie betragen sich gegen ihn, als ob das wirkliche Verhältnis umgekehrt, als ob sie die ursprünglichen Besitzer des Hauses und er ein aus Güte aufgenommener Fremdling sei. - ('''15''') Der Atem hat bei der Elephantiasis einen unerträglichen, üblen Geruch. Das hebräische Wort für „Kinder meiner Mutter“ wird verschieden gedeutet. Auch: ich bin wie einer, der seine eigenen Kinder um fad anflehen muss, was sie ihm schuldig sind. - ('''16''') Worte genügen nicht mehr, höchstens erreicht er noch etwas durch flehende Bitten. - ('''17''') Kleine Kinder. - ('''18''') Niemand ist mehr zu finden, der nicht verabscheute und verfolgte, selbst jene, denen er am meisten Vertrauen und Liebe geschenkt, machen keine Ausnahme. - ('''19''') Endlich hebt er noch einmal den Grund hervor, der solches bewirkt: seine unverschuldete Krankheit. - ('''20''') Sprichwörtlich: Nur eben nicht ganz umkommen. - ('''21''') Die bisherige Aufzählung ist im höchsten Grade geeignet, Mitleid zu erregen. Job spricht jetzt die Aufforderung zu solchem wirklich aus. - ('''22''') Im Gegensatze zu den übrigen Menschen, mit denen Job noch in Berührung kommt. - ('''23''') Hebr.: Und könnt euch nicht ersättigen an meinem Fleische? Falsche Anklagen und Verleumdungen eines anderen werden im Aramäischen und Arabischen durch die bildliche Redeweise bezeichnet: das Fleisch desselben verzehren. Gott kann ohne nachweisbare Schuld aus geheimen Gründen schwer heimsuchen ohne Ungerechtigkeit, doch von Seiten der Freunde ist ein ähnliches Verhalten eine große Ungerechtigkeit, weil ihnen Job seine Unschuld und die Grundlosigkeit ihrer Anklage schon lange dargetan hat. - ('''24''') Er wartet, ob die Freunde nachgeben. Aus ihrem Schweigen entnimmt er, dass sie bei ihrer Meinung beharren. Deshalb wünscht er ein öffentliches und ewiges Zeugnis seiner Unschuld zu geben. - ('''25''') Nach dem hebräischen wünscht Job zuerst, dass seine Worte aufgeschrieben werden, dann steigert er sein Verlangen. Ob auf Bleitafeln? Andere erklären den hebr. Text dahin, dass die Buchstaben in harten Stein gegraben und dann die Vertiefungen mit Blei ausgefüllt werden sollen. Doch noch herrlicher als Job erwünscht, sind seine Worte in diesem heiligen Buche aufbewahrt. - ('''26''') Hebr.: ich aber weiß, dass mein Erlöser lebt, und als letzter wird er auf dem Staube (Erdboden) auftreten. Und nachdem meine Haut zerstört ist, diese, werde ich aus meinem Fleische noch Gott schauen. Ich werde ihn schauen mir zum Heile; ja, meine Augen sehen ihn, und nicht als Gegner. (Vor Sehnsucht darnach) verzehrt sich mein Herz in meiner Brust. (V. 27) – Des Nachdruckes halber steht das Wort „ich“ voran. Was hofft Job? Die Freunde haben ihm zeitliche Hoffnungen fallen lassen wollen, doch er hat solche von sich gewiesen [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job06|Job 6,11]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job07|Job 7,5-9.16.21]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job10|Job 10,21]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job13|Job 13,15]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job14|Job 14,10]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job16|Job 1623]], [ [:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job17|Job 17,1.11-16]]''] derart, dass er sagt: Zur Fäulnis sprach ich: mein Vater bist du usw. Er leitet dagegen hier feierlich eine andere Hoffnung ein, auf welche er bereits [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job14|Job 14,13]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job16|Job 16,18]]''] vorbereitet. Er bekennt alo erstlich zu wissen: Mein Erlöser lebt. Das Wort erlösen (gaal) wird von Gott gebraucht, der aus der ägyptischen und babylonischen Knechtschaft befreit. Das Subjektiv Goel bedeutet denjenigen, der das recht hat, die Erbschaft seines Verwandten einzulösen, sowie die Pflicht, Ruf und Tod seines Verwandten zu rächen. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:3Mos25|3Mos 25,25]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:4Mos35|4Mos 35,19]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:5Mos19|5Mos 19,6.12]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Rut03|Rur 3,13]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Rut04|Rut 4,4.6]]''] Gott ist also Erlöser, insofern er von Bedrängung befreit, den Unterdrückten rettet du rächt. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Ps118|Ps 118]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Ps154|Ps 154]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Klagel03|Klagel 3,58]]''] Ein solcher Befreier lebt für Job, einer, der nie stirbt, also gewiss ausführt, was seines Amtes, der zugleich der letzte [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes44|Jes 44,6]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes48|Jes 48,12]]''], der also dann noch Macht und Ansehen hat, wenn alles Menschliche gänzlich dahingegangen ist. Dieser wird über dem Staube, d.i. über dem Grabe, in dem Jobs Leib zerfällt, auftreten. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job17|Job 17,6]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job07|Job 7,21]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job14|Job 14,8]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job20|Job 20,11]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job21|Job 21,26]]''] Das hebräische Wort kum, auftreten, wird von zeugen gebraucht, ebenso von Hilfebringenden, und von Gott, wenn er als Richter erscheint. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job31|Job 31,14]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes02|Jes 2,19.21.28.31]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Ps11|Ps 11,6]]''] u.a. So wird also Gott über Jobs Grabe als Zeuge seiner Unschuld, als Befreier und Rächer erscheinen. - ('''27''') Die Übersetzung des hl. Hieronymus in V. 25 und 26 zieht die Konsequenz aus dem in V. 25 hebr. gesagten, wo Gott kommt zur Auferweckung der Toten, du gibt so zwar nicht den Wortlaut, aber den Sinn richtig wieder. Durch diese Auferweckung wird Gott Jobs Erlöser sein. - ('''28''') Bisher hat Job vergebens gebeten, Gott möchte ihn für unschuldig erklären und die Gründe seines Leidens angeben. Jetzt fügt er hinzu, dies werde auf das herrlichste geschehen. Gott schauen bedeutet hier, nach [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job06|Job 6,8]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job09|Job 9,35]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job10|Job 10,2]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job13|Job 13,20-22]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job14|Job 14,13]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job16|Job 16,10.20]]''], besonders, dass Gott ihm gnädig und ein Belohner sein werde: Ich werde ihn zu meinem Heile sehen. Diese Freude wird sich von der Seele aus dem leibe mitteilen: Und meine Augen, jene Augen, welche die Krankheit fast vernichtet hat werden ihn sehen. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job16|Job 16,17]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job17|Job 17,7]]''] Job hofft auf eine sichtbare Erscheinung, wie solche im A.T. oft statthaben. Je inniger die Sehnsucht Jobs, desto kräftiger bezeugte sie seine Unschuld. Aus diesen Darlegungen erscheint, wie treu der hl. Hieronymus den Sinn wiedergegeben hat. Unter den Vätern sehen Origenes, Cyrillus von Jerusalem, Epiphanius, Chrysostomus, Ambrosius, Augustinus hier den Glauben an die Auferstehung ausgesprochen. Auch die Juden verstehen diese Stelle so. Damit schließt die Reihe der schwermütigen Klagen Jobs. Das Folgende trägt, ohne die Gefühle des schmerzlich bewegten, aber zuversichtlich hoffenden Leidens zu verleugnen, vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job23|Job 23,2]]''], weit mehr den Charakter einer starkmütigen, ruhigen Erwägung und Vergleichens zwischen sonst und jetzt [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job30|Job 30,1-25]]''] und führt die Rechtfertigung gegen die Vorwürfe der Freunde fort. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job20|Job 20,1-31,40]]''] – Doch der Verfasser lässt ihn diese seinem bisherigen Vorstellungskreise fern liegende Wahrheit nicht festhalten und verfolgen? Nein, es genügt, dass Job gleichsam in Ekstase das schaut, was ihm allein Beruhigung gewähren kann, ohne dass die Freunde es begreifen. Es ist aber naturgemäß, dass Job sich bald wieder seiner jetzigen Lage zuwendet. - ('''29''') Wenn ihr nun sagt: Wie wollen wir ihn verfolgen! Und in mir sei der Sache Grund zu finden, so fürchtet euch vor dem Schwerte, denn derlei sind Schwertesvergehungen, damit ihr erkennet, dass es ein Gericht gibt. – Grund zur Anklage: die vorgebliche Sünde. Sinn: Ihr verleumdet mich gegen alle Gerechtigkeit, denket also an Gottes rächende Strafe (Schwert) am Tage des Gerichtes, wenn auch ihr auferstehen werdet.
Kap. 19 ('''1''') Job beschreibt seine Leiden, unter denen bisher noch unbekannte (V. 13-20) sind, so dass des gemarterten Job Bild stets vollständiger wird. Auf neue Weise sucht Job seine Freunde zu rühren. Auch bekennt er jetzt klar seine Hoffnung auf die Auferstehung und auf zukünftigen Lohn. - ('''2''') Schmerz, nicht Zorn erfüllt ihn. Die Hoffnung [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job16|Job 16,21]]''] hat allmählich den Sturm seines Herzens beschwichtigt und er ist ruhiger geworden. Er ist innerlich fortgeschritten in der Schule des Leidens. - ('''3''') Zehnmal: Zahl für oft. Erdrücken: Mich zu misshandeln. - ('''4''') Bin ich in kleine Schwachheitssünden gefallen [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job13|Job 13,26]]''], so leide ich allein die Strafe. Warum also kränkt ihr mich, als ob ich euch geschadet hätte? - ('''5''') Ihr steht gegen mich auf mit stolzen Worten und zieht einzig daraus, dass ich leide, den Schluss, dass ich gottlos bin. - ('''6''') Wenn Unglück nur für Sünden verhängt wird, so wäre Gottes Gericht nicht gerecht, da er mich so schwer heimgesucht hat, ohne dass ich schwerer Sünde schuldig bin. Wie ein Tier, das sich aus dem Netze des Jägers nicht zu befreien vermag, so bin ich von Gott mit einem Netze des Leidens umstrickt. - ('''7''') So Schlimmes habe ich nicht verdienen können: Erstlich, dass Gott für meine Unschuld nicht Zeugnis gibt, sodann (V. 8), dass er mich noch mehr heimsuchte. Ich kann nicht entfliehen, und wäre eine Zuflucht da, Finsternis (Unglück, dessen Ursache unbekannt) verhüllt diese. Für das, was ich verloren, gibt es kein Heilmittel. (V. 9) Er hat genommen, was mich ruhmreich machte, vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Mos45|1Mos 45,13]]''], und mich das Haupt erheben ließ über die übrigen Sterblichen. Einst in Ehren, werde ich jetzt von Jüngeren verspottet [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job31|Job 31,1]]'']; vorher gleichsam ein König [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job29|Job 29,25]]''], sitze ich jetzt im Staube, meine Wunden schabend. (V. 10) - ('''8''') An Gütern und am eigenen Leibe. - ('''9''') Denn er selbst scheint gegen mich erzürnt. - ('''10''') Wie ein geordnetes Kriegsheer ziehen die Leiden, von Gott gesendet, gegen ihn heran und lagern sich um ihn, wie um eine zu erstürmende Stadt, so dass sein baldiger Untergang unvermeidlich ist. - ('''11''') Die nächsten Verwandten. - ('''12''') Dieses von Gott gesandte Leiden wird noch vergrößert durch harte Menschen. - ('''13''') Wenigstens bezüglich des Wohlwollens. - ('''14''') Sie betragen sich gegen ihn, als ob das wirkliche Verhältnis umgekehrt, als ob sie die ursprünglichen Besitzer des Hauses und er ein aus Güte aufgenommener Fremdling sei. - ('''15''') Der Atem hat bei der Elephantiasis einen unerträglichen, üblen Geruch. Das hebräische Wort für „Kinder meiner Mutter“ wird verschieden gedeutet. Auch: ich bin wie einer, der seine eigenen Kinder um das anflehen muss, was sie ihm schuldig sind. - ('''16''') Worte genügen nicht mehr, höchstens erreicht er noch etwas durch flehende Bitten. - ('''17''') Kleine Kinder. - ('''18''') Niemand ist mehr zu finden, der nicht verabscheute und verfolgte, selbst jene, denen er am meisten Vertrauen und Liebe geschenkt, machen keine Ausnahme. - ('''19''') Endlich hebt er noch einmal den Grund hervor, der solches bewirkt: seine unverschuldete Krankheit. - ('''20''') Sprichwörtlich: Nur eben nicht ganz umkommen. - ('''21''') Die bisherige Aufzählung ist im höchsten Grade geeignet, Mitleid zu erregen. Job spricht jetzt die Aufforderung zu solchem wirklich aus. - ('''22''') Im Gegensatze zu den übrigen Menschen, mit denen Job noch in Berührung kommt. - ('''23''') Hebr.: Und könnt euch nicht ersättigen an meinem Fleische? Falsche Anklagen und Verleumdungen eines anderen werden im Aramäischen und Arabischen durch die bildliche Redeweise bezeichnet: das Fleisch desselben verzehren. Gott kann ohne nachweisbare Schuld aus geheimen Gründen schwer heimsuchen ohne Ungerechtigkeit, doch von seiten der Freunde ist ein ähnliches Verhalten eine große Ungerechtigkeit, weil ihnen Job seine Unschuld und die Grundlosigkeit ihrer Anklage schon lange dargetan hat. - ('''24''') Er wartet, ob die Freunde nachgeben. Aus ihrem Schweigen entnimmt er, dass sie bei ihrer Meinung beharren. Deshalb wünscht er ein öffentliches und ewiges Zeugnis seiner Unschuld zu geben. - ('''25''') Nach dem hebräischen wünscht Job zuerst, dass seine Worte aufgeschrieben werden, dann steigert er sein Verlangen. Ob auf Bleitafeln? Andere erklären den hebr. Text dahin, dass die Buchstaben in harten Stein gegraben und dann die Vertiefungen mit Blei ausgefüllt werden sollen. Doch noch herrlicher als Job erwünscht, sind seine Worte in diesem heiligen Buche aufbewahrt. - ('''26''') Hebr.: ich aber weiß, dass mein Erlöser lebt, und als letzter wird er auf dem Staube (Erdboden) auftreten. Und nachdem meine Haut zerstört ist, diese, werde ich aus meinem Fleische noch Gott schauen. Ich werde ihn schauen mir zum Heile; ja, meine Augen sehen ihn, und nicht als Gegner. (Vor Sehnsucht darnach) verzehrt sich mein Herz in meiner Brust. (V. 27) – Des Nachdruckes halber steht das Wort „ich“ voran. Was hofft Job? Die Freunde haben ihm zeitliche Hoffnungen fallen lassen wollen, doch er hat solche von sich gewiesen [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job06|Job 6,11]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job07|Job 7,5-9.16.21]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job10|Job 10,21]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job13|Job 13,15]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job14|Job 14,10]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job16|Job 1623]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job17|Job 17,1.11-16]]''] derart, dass er sagt: Zur Fäulnis sprach ich: mein Vater bist du usw. Er leitet dagegen hier feierlich eine andere Hoffnung ein, auf welche er bereits [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job14|Job 14,13]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job16|Job 16,18]]''] vorbereitet. Er bekennt alo erstlich zu wissen: Mein Erlöser lebt. Das Wort erlösen (gaal) wird von Gott gebraucht, der aus der ägyptischen und babylonischen Knechtschaft befreit. Das Subjektiv Goel bedeutet denjenigen, der das Recht hat, die Erbschaft seines Verwandten einzulösen, sowie die Pflicht, Ruf und Tod seines Verwandten zu rächen. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:3Mos25|3Mos 25,25]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:4Mos35|4Mos 35,19]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:5Mos19|5Mos 19,6.12]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Rut03|Rur 3,13]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Rut04|Rut 4,4.6]]''] Gott ist also Erlöser, insofern er von Bedrängung befreit, den Unterdrückten rettet du rächt. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Ps118|Ps 118]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Ps154|Ps 154]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Klagel03|Klagel 3,58]]''] Ein solcher Befreier lebt für Job, einer, der nie stirbt, also gewiss ausführt, was seines Amtes, der zugleich der letzte [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes44|Jes 44,6]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes48|Jes 48,12]]''], der also dann noch Macht und Ansehen hat, wenn alles Menschliche gänzlich dahingegangen ist. Dieser wird über dem Staube, d.i. über dem Grabe, in dem Jobs Leib zerfällt, auftreten. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job17|Job 17,6]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job07|Job 7,21]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job14|Job 14,8]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job20|Job 20,11]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job21|Job 21,26]]''] Das hebräische Wort kum, auftreten, wird von Zeugen gebraucht, ebenso von Hilfebringenden, und von Gott, wenn er als Richter erscheint. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job31|Job 31,14]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes02|Jes 2,19.21.28.31]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Ps11|Ps 11,6]]''] u.a. So wird also Gott über Jobs Grabe als Zeuge seiner Unschuld, als Befreier und Rächer erscheinen. - ('''27''') Die Übersetzung des hl. Hieronymus in V. 25 und 26 zieht die Konsequenz aus dem in V. 25 hebr. Gesagten, wo Gott kommt zur Auferweckung der Toten, und gibt so zwar nicht den Wortlaut, aber den Sinn richtig wieder. Durch diese Auferweckung wird Gott Jobs Erlöser sein. - ('''28''') Bisher hat Job vergebens gebeten, Gott möchte ihn für unschuldig erklären und die Gründe seines Leidens angeben. Jetzt fügt er hinzu, dies werde auf das herrlichste geschehen. Gott schauen bedeutet hier, nach [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job06|Job 6,8]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job09|Job 9,35]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job10|Job 10,2]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job13|Job 13,20-22]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job14|Job 14,13]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job16|Job 16,10.20]]''], besonders, dass Gott ihm gnädig und ein Belohner sein werde: Ich werde ihn zu meinem Heile sehen. Diese Freude wird sich von der Seele aus dem Leibe mitteilen: Und meine Augen, jene Augen, welche die Krankheit fast vernichtet hat werden ihn sehen. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job16|Job 16,17]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job17|Job 17,7]]''] Job hofft auf eine sichtbare Erscheinung, wie solche im A.T. oft statthaben. Je inniger die Sehnsucht Jobs, desto kräftiger bezeugte sie seine Unschuld. Aus diesen Darlegungen erscheint, wie treu der hl. Hieronymus den Sinn wiedergegeben hat. Unter den Vätern sehen Origenes, Cyrillus von Jerusalem, Epiphanius, Chrysostomus, Ambrosius, Augustinus hier den Glauben an die Auferstehung ausgesprochen. Auch die Juden verstehen diese Stelle so. Damit schließt die Reihe der schwermütigen Klagen Jobs. Das Folgende trägt, ohne die Gefühle des schmerzlich bewegten, aber zuversichtlich hoffenden Leidens zu verleugnen, vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job23|Job 23,2]]''], weit mehr den Charakter einer starkmütigen, ruhigen Erwägung und Vergleichens zwischen sonst und jetzt [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job30|Job 30,1-25]]''] und führt die Rechtfertigung gegen die Vorwürfe der Freunde fort. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job20|Job 20,1-31,40]]''] – Doch der Verfasser lässt ihn diese seinem bisherigen Vorstellungskreise fern liegende Wahrheit nicht festhalten und verfolgen? Nein, es genügt, dass Job gleichsam in Ekstase das schaut, was ihm allein Beruhigung gewähren kann, ohne dass die Freunde es begreifen. Es ist aber naturgemäß, dass Job sich bald wieder seiner jetzigen Lage zuwendet. - ('''29''') Wenn ihr nun sagt: Wie wollen wir ihn verfolgen! Und in mir sei der Sache Grund zu finden, so fürchtet euch vor dem Schwerte, denn derlei sind Schwertesvergehungen, damit ihr erkennet, dass es ein Gericht gibt. – Grund zur Anklage: die vorgebliche Sünde. Sinn: Ihr verleumdet mich gegen alle Gerechtigkeit, denket also an Gottes rächende Strafe (Schwert) am Tage des Gerichtes, wenn auch ihr auferstehen werdet.


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Version vom 22. August 2019, 04:28 Uhr

Liber Job Caput XIX.

Das Buch Job. Kap. 19


b. Job betrübt darüber, dass er von seinen Freunden so ungerecht behandelt wird, richtet seinen Blick auf seinen Erlöser, durch den auch nach seinem Tode seine Unschuld sicher allen offenbart werden würde (V. 1-29): Über der Freunde Vorwürfe klagend (V. 5), bittet und fleht er sie an, da Gott nicht nach seinen gewöhnlichen Gesetzen gegen ihn verfahre (V. 7), wie dies aus dem vollständigen Verlust seines Vermögens (V. 12) und seiner gänzlichen Verlassenheit erscheine (V. 20), sollten sie doch wenigstens als seine Freunde mit seinem Schicksal Mitleid hegen. (V. 22) Doch da er sieht, dass er umsonst solche Bitten an sie richtet, drückt er die festeste Hoffnung aus, sein Erlöser, der lebt, werde bei der zukünftigen Auferstehung, die er sicher erwarte, seine Unschuld kundtun. (V. 27) Im Vertrauen auf diese Hoffnung mahnte er die Freunde, sich vor dessen Gericht sicher zu stellen.

1. Respondens autem Job, dixit:
2. Usquequo affligitis animam meam, et atteritis me sermonibus?
3. En, decies confunditis me, et non erubescitis opprimentes me.

4. Nempe, etsi ignoravi, mecum erit ignorantia mea.
5. At vos contra me erigimini, et arguitis me opprobriis meis.
6. Saltem nunc intelligite quia Deus non æquo judicio afflixerit me, et flagellis suis me cinxerit.

7. Ecce clamabo vim patiens, et nemo audiet: vociferabor, et non est qui judicet.
8. Semitam meam circumsepsit, et transire non possum, et in calle meo tenebras posuit.
9. Spoliavit me gloria mea, et abstulit coronam de capite meo.

10. Destruxit me undique, et pereo, et quasi evulsæ arbori abstulit spem meam.

11. Iratus est contra me furor ejus, et sic me habuit quasi hostem suum.

12. Simul venerunt latrones ejus, et fecerunt sibi viam per me, et obsederunt in gyro tabernaculum meum.
13. Fratres meos longe fecit a me, et noti mei quasi alieni recesserunt a me.

14. Dereliquerunt me propinqui mei: et qui me noverant, obliti sunt mei.

15. Inquillini domus meæ, et ancillæ meæ sicut alienum habuerunt me, et quasi peregrinus fui in oculis eorum.

16. Servum meum vocavi, et non respondit, ore proprio deprecabar illum.

17. Halitum meum exhorruit uxor mea, et orabam filios uteri mei.

18. Stulti quoque despiciebant me, et cum ab eis recessissem, detrahebant mihi.
19. Abominati sunt me quondam consiliarii mei: et quem maxime dilligebam, aversatus est me.
20. Pelli meæ, consumptis carnibus, adhæsit os meum, et derelicta sunt tantummodo labia circa dentes meos.

21. Miseremini mei, miseremini mei, saltem vos amici mei, quia manus Domini tetigit me.

22. Quare persequimini me sicut Deus, et carnibus meis saturamini?
23. Quis mihi tribuat ut scribantur sermones mei? Quis mihi det ut exarentur in libro
24. Stylo ferreo, et plumbi lamina, vel celte sculpantur in silice?

25. Scio enim quod Redemptor meus vivit, et in novissimo die de terra surrecturus sum:
26. Et rursum circumdabor pelle mea, et in carne mea videbo Deum meum.

27. Quem visurus sum ego ipse, et oculi mei conspecturi sunt, et non alius: reposita est hæc spes mea in sinu meo.

28. Quare ergo nunc dicitis: Persequamur eum, et radicem verbi inveniamus contra eum?
29. Fugite ergo a facie gladii, quoniam ultor iniquitatum gladius est: et scitote esse judicium?


1. Job antwortete und sprach:1
2. Wie lange wollt ihr meine Seele betrüben2 und mich zermalmen mit Reden?
3. Sehet, zehnmal schon habt ihr mich gehöhnt und schämt euch nicht, mich zu erdrücken.3
4. Und wenn ich auch geirrt habe, so bleibt mir mein Irrtum.4
5. Allein ihr erhebt euch wider mich und schuldigt mich an mit meiner Schmach.5
6. Erkennet doch wenigstens nun, dass Gott nicht nach verdientem Urteile mich mit Leiden heimgesucht und mit seinen Geißeln mich umstrickt hat.6
7. Sehet, ich rufe, da ich Gewalt erleide, aber niemand hört mich; ich schreie laut, aber keiner ist, der Recht schafft.
8. Er hat meinen Pfad umzäumt und ich kann nicht hinüber, und er hat Finsternis auf meinen Steig gebreitet.
9. Er hat mich meiner Herrlichkeit beraubt und mir die Krone vom Haupte genommen.7
10. Er hat mich um und um vernichtet8 und ich gehe zugrunde, und wie einem ausgerissenen Baume hat er mir die Hoffnung genommen.9
11. Sein Grimm entbrannte wider mich und er hielt mich seinem Feinde gleich. [Job 13,24, Job 16,9]
12. Allzumal rückten seine Scharen10 an und bahnten sich den Weg zu mir und lagerten sich rings um mein Zelt.
13. Meine Brüder11 hat er von mir entfernt12 und meine Bekannten haben sich von mir zurückgezogen wie Fremde.
14. Meine Verwandten haben mich verlassen, und die mich kannten, haben meiner vergessen.
15. Meine Hausgenossen und meine Mägde haben mich wie einen Unbekannten gehalten und ich bin in ihren Augen ein Fremdling geworden.13
16. Ich rief meinen Knecht und er antwortete nicht, mit eigenem Mund flehte ich ihn an.14
17. Vor meinem Atem15 hatte mein Weib Abscheu und an die Kinder meiner Mutter richtete ich mein Flehen.16
18. Selbst Toren17 verachteten mich, und als ich mich von ihnen zurückzog, verhöhnten sie mich.
19. Die einst meine Vertrauten waren, verabscheuten mich, und den ich am meisten liebte, der wandte sich von mir ab.18
20. An meiner Haut hängt mein Gebein,19 denn das Fleisch ist verzehrt, und nur die Lippen und meine Zähne sind übriggeblieben.20
21. Erbarmet euch meiner, erbarmet euch meiner,21 wenigstens ihr, meine Freunde!22 denn die Hand des Herrn hat mich getroffen.
22. Warum verfolgt ihr mich, wie Gott, und ersättigt euch an meinem Fleische?23
23. Wer gewährte mir,24 dass meine Worte aufgeschrieben werden? Wer gewährte mir, dass sie in ein Buch verzeichnet werden
24. mit eisernem Griffel und auf Tafeln von Blei, oder mit dem Meißel in den Felsen eingehauen werden?25
25. Denn ich weiß, dass mein Erlöser lebt und ich am jüngsten Tage von der Erde auferstehen werde,26
26. und ich werde wieder umgeben werden von meiner Haut und werde in meinem Fleische meinen Gott schauen.27
27. Ich selbst werde ihn schauen und meine Augen werden ihn sehen und kein anderer, dieses mein Hoffen ruht in meinem Busen.28
28. Warum also sagt ihr nun: Lasset uns ihn verfolgen und einen Grund zur Anklage wider ihn finden?
29. Darum fliehet vor dem Schwerte, denn ein Rächer der Missetat ist das Schwert, und wisset, dass es ein Gericht gibt.29


Fußnote

Kap. 19 (1) Job beschreibt seine Leiden, unter denen bisher noch unbekannte (V. 13-20) sind, so dass des gemarterten Job Bild stets vollständiger wird. Auf neue Weise sucht Job seine Freunde zu rühren. Auch bekennt er jetzt klar seine Hoffnung auf die Auferstehung und auf zukünftigen Lohn. - (2) Schmerz, nicht Zorn erfüllt ihn. Die Hoffnung [Job 16,21] hat allmählich den Sturm seines Herzens beschwichtigt und er ist ruhiger geworden. Er ist innerlich fortgeschritten in der Schule des Leidens. - (3) Zehnmal: Zahl für oft. Erdrücken: Mich zu misshandeln. - (4) Bin ich in kleine Schwachheitssünden gefallen [Job 13,26], so leide ich allein die Strafe. Warum also kränkt ihr mich, als ob ich euch geschadet hätte? - (5) Ihr steht gegen mich auf mit stolzen Worten und zieht einzig daraus, dass ich leide, den Schluss, dass ich gottlos bin. - (6) Wenn Unglück nur für Sünden verhängt wird, so wäre Gottes Gericht nicht gerecht, da er mich so schwer heimgesucht hat, ohne dass ich schwerer Sünde schuldig bin. Wie ein Tier, das sich aus dem Netze des Jägers nicht zu befreien vermag, so bin ich von Gott mit einem Netze des Leidens umstrickt. - (7) So Schlimmes habe ich nicht verdienen können: Erstlich, dass Gott für meine Unschuld nicht Zeugnis gibt, sodann (V. 8), dass er mich noch mehr heimsuchte. Ich kann nicht entfliehen, und wäre eine Zuflucht da, Finsternis (Unglück, dessen Ursache unbekannt) verhüllt diese. Für das, was ich verloren, gibt es kein Heilmittel. (V. 9) Er hat genommen, was mich ruhmreich machte, vergl. [1Mos 45,13], und mich das Haupt erheben ließ über die übrigen Sterblichen. Einst in Ehren, werde ich jetzt von Jüngeren verspottet [Job 31,1]; vorher gleichsam ein König [Job 29,25], sitze ich jetzt im Staube, meine Wunden schabend. (V. 10) - (8) An Gütern und am eigenen Leibe. - (9) Denn er selbst scheint gegen mich erzürnt. - (10) Wie ein geordnetes Kriegsheer ziehen die Leiden, von Gott gesendet, gegen ihn heran und lagern sich um ihn, wie um eine zu erstürmende Stadt, so dass sein baldiger Untergang unvermeidlich ist. - (11) Die nächsten Verwandten. - (12) Dieses von Gott gesandte Leiden wird noch vergrößert durch harte Menschen. - (13) Wenigstens bezüglich des Wohlwollens. - (14) Sie betragen sich gegen ihn, als ob das wirkliche Verhältnis umgekehrt, als ob sie die ursprünglichen Besitzer des Hauses und er ein aus Güte aufgenommener Fremdling sei. - (15) Der Atem hat bei der Elephantiasis einen unerträglichen, üblen Geruch. Das hebräische Wort für „Kinder meiner Mutter“ wird verschieden gedeutet. Auch: ich bin wie einer, der seine eigenen Kinder um das anflehen muss, was sie ihm schuldig sind. - (16) Worte genügen nicht mehr, höchstens erreicht er noch etwas durch flehende Bitten. - (17) Kleine Kinder. - (18) Niemand ist mehr zu finden, der nicht verabscheute und verfolgte, selbst jene, denen er am meisten Vertrauen und Liebe geschenkt, machen keine Ausnahme. - (19) Endlich hebt er noch einmal den Grund hervor, der solches bewirkt: seine unverschuldete Krankheit. - (20) Sprichwörtlich: Nur eben nicht ganz umkommen. - (21) Die bisherige Aufzählung ist im höchsten Grade geeignet, Mitleid zu erregen. Job spricht jetzt die Aufforderung zu solchem wirklich aus. - (22) Im Gegensatze zu den übrigen Menschen, mit denen Job noch in Berührung kommt. - (23) Hebr.: Und könnt euch nicht ersättigen an meinem Fleische? Falsche Anklagen und Verleumdungen eines anderen werden im Aramäischen und Arabischen durch die bildliche Redeweise bezeichnet: das Fleisch desselben verzehren. Gott kann ohne nachweisbare Schuld aus geheimen Gründen schwer heimsuchen ohne Ungerechtigkeit, doch von seiten der Freunde ist ein ähnliches Verhalten eine große Ungerechtigkeit, weil ihnen Job seine Unschuld und die Grundlosigkeit ihrer Anklage schon lange dargetan hat. - (24) Er wartet, ob die Freunde nachgeben. Aus ihrem Schweigen entnimmt er, dass sie bei ihrer Meinung beharren. Deshalb wünscht er ein öffentliches und ewiges Zeugnis seiner Unschuld zu geben. - (25) Nach dem hebräischen wünscht Job zuerst, dass seine Worte aufgeschrieben werden, dann steigert er sein Verlangen. Ob auf Bleitafeln? Andere erklären den hebr. Text dahin, dass die Buchstaben in harten Stein gegraben und dann die Vertiefungen mit Blei ausgefüllt werden sollen. Doch noch herrlicher als Job erwünscht, sind seine Worte in diesem heiligen Buche aufbewahrt. - (26) Hebr.: ich aber weiß, dass mein Erlöser lebt, und als letzter wird er auf dem Staube (Erdboden) auftreten. Und nachdem meine Haut zerstört ist, diese, werde ich aus meinem Fleische noch Gott schauen. Ich werde ihn schauen mir zum Heile; ja, meine Augen sehen ihn, und nicht als Gegner. (Vor Sehnsucht darnach) verzehrt sich mein Herz in meiner Brust. (V. 27) – Des Nachdruckes halber steht das Wort „ich“ voran. Was hofft Job? Die Freunde haben ihm zeitliche Hoffnungen fallen lassen wollen, doch er hat solche von sich gewiesen [Job 6,11, Job 7,5-9.16.21, Job 10,21, Job 13,15, Job 14,10, Job 1623, Job 17,1.11-16] derart, dass er sagt: Zur Fäulnis sprach ich: mein Vater bist du usw. Er leitet dagegen hier feierlich eine andere Hoffnung ein, auf welche er bereits [Job 14,13, Job 16,18] vorbereitet. Er bekennt alo erstlich zu wissen: Mein Erlöser lebt. Das Wort erlösen (gaal) wird von Gott gebraucht, der aus der ägyptischen und babylonischen Knechtschaft befreit. Das Subjektiv Goel bedeutet denjenigen, der das Recht hat, die Erbschaft seines Verwandten einzulösen, sowie die Pflicht, Ruf und Tod seines Verwandten zu rächen. [3Mos 25,25, 4Mos 35,19, 5Mos 19,6.12, Rur 3,13, Rut 4,4.6] Gott ist also Erlöser, insofern er von Bedrängung befreit, den Unterdrückten rettet du rächt. [Ps 118, Ps 154, Klagel 3,58] Ein solcher Befreier lebt für Job, einer, der nie stirbt, also gewiss ausführt, was seines Amtes, der zugleich der letzte [Jes 44,6, Jes 48,12], der also dann noch Macht und Ansehen hat, wenn alles Menschliche gänzlich dahingegangen ist. Dieser wird über dem Staube, d.i. über dem Grabe, in dem Jobs Leib zerfällt, auftreten. [Job 17,6, Job 7,21, Job 14,8, Job 20,11, Job 21,26] Das hebräische Wort kum, auftreten, wird von Zeugen gebraucht, ebenso von Hilfebringenden, und von Gott, wenn er als Richter erscheint. [Job 31,14, Jes 2,19.21.28.31, Ps 11,6] u.a. So wird also Gott über Jobs Grabe als Zeuge seiner Unschuld, als Befreier und Rächer erscheinen. - (27) Die Übersetzung des hl. Hieronymus in V. 25 und 26 zieht die Konsequenz aus dem in V. 25 hebr. Gesagten, wo Gott kommt zur Auferweckung der Toten, und gibt so zwar nicht den Wortlaut, aber den Sinn richtig wieder. Durch diese Auferweckung wird Gott Jobs Erlöser sein. - (28) Bisher hat Job vergebens gebeten, Gott möchte ihn für unschuldig erklären und die Gründe seines Leidens angeben. Jetzt fügt er hinzu, dies werde auf das herrlichste geschehen. Gott schauen bedeutet hier, nach [Job 6,8, Job 9,35, Job 10,2, Job 13,20-22, Job 14,13, Job 16,10.20], besonders, dass Gott ihm gnädig und ein Belohner sein werde: Ich werde ihn zu meinem Heile sehen. Diese Freude wird sich von der Seele aus dem Leibe mitteilen: Und meine Augen, jene Augen, welche die Krankheit fast vernichtet hat werden ihn sehen. [Job 16,17, Job 17,7] Job hofft auf eine sichtbare Erscheinung, wie solche im A.T. oft statthaben. Je inniger die Sehnsucht Jobs, desto kräftiger bezeugte sie seine Unschuld. Aus diesen Darlegungen erscheint, wie treu der hl. Hieronymus den Sinn wiedergegeben hat. Unter den Vätern sehen Origenes, Cyrillus von Jerusalem, Epiphanius, Chrysostomus, Ambrosius, Augustinus hier den Glauben an die Auferstehung ausgesprochen. Auch die Juden verstehen diese Stelle so. Damit schließt die Reihe der schwermütigen Klagen Jobs. Das Folgende trägt, ohne die Gefühle des schmerzlich bewegten, aber zuversichtlich hoffenden Leidens zu verleugnen, vergl. [Job 23,2], weit mehr den Charakter einer starkmütigen, ruhigen Erwägung und Vergleichens zwischen sonst und jetzt [Job 30,1-25] und führt die Rechtfertigung gegen die Vorwürfe der Freunde fort. [Job 20,1-31,40] – Doch der Verfasser lässt ihn diese seinem bisherigen Vorstellungskreise fern liegende Wahrheit nicht festhalten und verfolgen? Nein, es genügt, dass Job gleichsam in Ekstase das schaut, was ihm allein Beruhigung gewähren kann, ohne dass die Freunde es begreifen. Es ist aber naturgemäß, dass Job sich bald wieder seiner jetzigen Lage zuwendet. - (29) Wenn ihr nun sagt: Wie wollen wir ihn verfolgen! Und in mir sei der Sache Grund zu finden, so fürchtet euch vor dem Schwerte, denn derlei sind Schwertesvergehungen, damit ihr erkennet, dass es ein Gericht gibt. – Grund zur Anklage: die vorgebliche Sünde. Sinn: Ihr verleumdet mich gegen alle Gerechtigkeit, denket also an Gottes rächende Strafe (Schwert) am Tage des Gerichtes, wenn auch ihr auferstehen werdet.

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