Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Roem04
Epistola beati Pauli Apostoli ad Romanos
Der Brief des heiligen Apostels Paulus an die Römer Kap. 4
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1. Quid ergo dicemus invenisse Abraham patrem nostrum secundum carnem? 19. Et non infirmatus est fide, nec consideravit corpus suum emortuum, cum jam fere centum esset annorum: et emortuam vulvam Saræ: 22. Ideo et reputatum est illi ad justitiam. |
1. Was also1 werden wir sagen, dass Abraham, unser Vater dem Fleische nach,2 erlangt habe?3 |
Fußnote
Kap. 4 (1) Also: da wir sagen, dass der Satz der Rechtfertigung durch den Glauben der Offenbarung des A. T. entspricht. - (2) Indem Paulus den Abraham Vater nach dem Fleische nennt (Orig., Chrys., Dam., Aug.), deutet er bereits an, dass derselbe auch der geistige Vater nicht allein der Juden, sondern aller derer ist, welche in die Fußstapfen seines Glaubens tretend zur Gerechtigkeit gelangen. - (3) Welche Gerechtigkeit hat Abraham erlangt? Diejenige, welche die Juden als gebührenden Lohn der Werke des Gesetzes erwarten, oder diejenige, welche aus dem Glauben ist und denen, welche glauben, als Gnade ohne Verdienst von Gott zu Teil wird? Doch wohl die Gerechtigkeit aus dem Glauben. Zusammenhang: Ich hebe das A. T. nicht auf, sondern halte es fest; deshalb werde ich zeigen, wie meine Lehre mit demselben übereinstimmt. [Roem 3,31] Also (V. 1) was hat Abraham erreicht? Dass Abraham Ehre bei Gott hatte, stand bei allen Juden fest. Nun aber, so führt der Apostel aus, hätte er keinen Ruhm bei Gott, wenn seine Rechtfertigung aus Werken wäre, also ist er nicht aus den Werken gerechtfertigt (V. 2), sondern durch etwas anderes. Was dies ist, sagt V. 3. Vergl. Anmerkung 5. - (4) D. i. etwas, dessen er sich rühmen kann, aber nicht den, gerecht zu sein. - (5) Der Zusammenhang der Beweisführung ist folgender: Wenn Abraham aus den Werken gerechtfertigt ist, kann er sich rühmen, nur kann er sich nicht rühmen gegen Gott. (V. 2) Denn die Schrift sagt, dass er durch den Glauben gerechtfertigt wurde, von den Werken aber schweigt sie, was sie doch nicht hätte tun können, hätten diese ihn gerechtfertigt. Die Schrift sagt ferner, dass ihm die Gerechtigkeit mit Rücksicht auf den Glauben geschenkt ward, nicht als ob Gott dieselbe wegen des Glaubens verleihen musste. Nun aber handelt es sich bei Werken nicht um ein gnadenvolles Schenken (V. 4), sondern um schuldige Entlohnung, beim Glaubenden umgekehrt um gnadenvolles Schenken der Gerechtigkeit. (V. 5) Immer setzt der Apostel den leicht hinzuzudenkenden Satz voraus: der Glaube ist noch nicht Gerechtigkeit, noch nimmt er dieselbe aus sich, aber er führt sie nach Gottes gnadenvoller Entschließung herbei. Dieser Gedanke ist am Schluße von V. 5 auch ausgedrückt. V. 4 und 5 gehören nicht mehr streng zum Beweise, sondern sind eine Erläuterung desselben. Die Werke, um welche es sich handelt, sind natürliche Werke, äußere Gesetzmäßigkeit: Werke vor dem Glauben. So widerspricht der heil. Paulus denn nicht dem heil. Jakobus [Roem 2,17], welcher von den Werken redet, die aus dem Glauben hervorgehen, und in denen derselbe seine Vollendung findet. Abraham glaubte Gott: der Apostel fasst wohl hier verschiedene Vorgänge zusammen, Abrahams vollkommene Unterwerfung des Verstandes und Willens von der ersten Berufung an [1Mos 12,1] unter das Ansehen Gottes, mochte dieser offenbaren, erlauben oder befehlen, lobend. Der Glaube Abrahams ward von Gott so gnädig angesehen, dass er in Rücksicht auf demselben den Patriarchen ein höheres Geschenk, die Rechtfertigung, verlieh. Die Gerechtigkeit verbietet es, eine Sache geringer zu schätzen, als ihr wahrer Wert ist; die Güte aber gestattet, sie höher zu schätzen und einen höheren Wert zuzurechnen. Nun aber der Wert des Glaubens zwar nicht so hoch, dass er die Gerechtigkeit verdiente, noch rechnete Gottes Güte dem Abraham den Glauben so hoch an. Kann nun Gott dem Menschen nichts anrechnen, was dieser nicht besitzt, so musste er also Abraham die Gerechtigkeit verleihen. - (6) Gott hat von Ewigkeit her beschlossen, die Menschen durch den Glauben an Christus zu rechtfertigen. Diese Worte fehlen zwar im Griechischen, bilden aber eine durchaus sachgemäße Bemerkung. - (7) Der Apostel stellt die natürlichen Werke dem Glaube gegenüber. Durch jene wollten die Pharisäer die Gerechtigkeit erwerben, doch vergeblich. Hingegen wer, ohne an der göttlichen Allmacht zu zweifeln, Gott die Ehre gibt, dessen Glaube wird von Gott so hoch geschätzt, dass er ihm ein vollkommenes Gut verleiht, die heiligmachende Gnade. Der Glaube selbst ist die erste Vorstufe zur Gerechtigkeit, die Gott selbst legt. Wer an Gott glaubt, der rechtfertigt, unterwirft sich seiner Rechtfertigung und empfängt so deren Wirkung (Thom.). - (8) Der Apostel fügt Davids Ausspruch bei, da dieser bei den Juden kaum weniger Ansehen besaß, als Abraham. - (9) Die Rechtfertigung ist ein Übergang von der Sünde zur Gerechtigkeit, wie die Erleuchtung ein Übergang von der Finsternis zum Lichte ist. Es kann also keine Rechtfertigung geben, wenn nicht außer dem Nachlass der Sünde auch Gerechtigkeit verliehen wird. Im hebr. Urtexte wird die Sünde mit drei Namen bezeichnet: Empörung, Sünde, Verkehrtheit, und mit drei Wochen der Nachlaß derselben kundgetan: hinwegnehmen, bedecken, nicht zurechnen. (Der Psalmist fügt noch hinzu: und in seinem Geiste ist keine Arglist.) Der Psalmist beschreibt in den zwei bejahenden Worten die Gnade, welche David von Gott erlangt hat, und zeigt durch die zwei verneinenden, dass kein Rest von Sünde mehr in ihm zurückgeblieben ist (Just.). Wenn Gott die Sünden bedeckt hat, will er sie nicht weiter wahrnehmen; will er sie nicht mehr wahrnehmen, so will er sie nicht mehr strafen, so will er sie vergeben. Verstehe nicht etwa: Gott hat die Sünden nur bedeckt, also sind sie noch da. Es bleibt auch keine Spur der Sünde mehr zurück (Euch., Caes.) Der Psalmist sagt zwar nicht, ob dem Sünder die Rechtfertigung zu Teil wird, doch versteht der heil. Paulus seine Worte in diesem Sinne. Und mit Recht. Wäre das Hinwegnehmen der Sünde nur etwas Negatives, so stände der Mensch vor Gott leer da und hätte keinen Ruhm. (V. 2) Noch weniger kann ein bloßes Bedecken gemeint sein im Sinne der Neuerer des 16. Jahrhunderts, da der Mensch alsdann die Schuld noch wahrhaft auf sich hätte, also von einer Rechtfertigung keine Rede wäre. - (10) Da David jeden seligpreist, der von Gott gerechtfertigt wird, ist es willkürlich, nur die Beschnittenen zu verstehen. - (11) Sicher kommt die Seligsprechung ob der geschehenen Rechtfertigung auch den Unbeschnittenen zu, denn es ist gesagt, dass Abraham gerechtfertigt ward; damals aber war er noch unbeschnitten. - (12) Der Apostel kommt dem Einwande zuvor: Hat also die Beschneidung mit der Rechtfertigung gar nichts zu tun? Antwort: O ja; sie war zwar nicht das Mittel zur Erlangung der Gerechtigkeit, aber doch das Zeichen der vermittelst des Glaubens schon erlangten. So ist Abraham der Vater aller unbeschnittenen Gläubigen, d. h. Gott schlug diesen Weg der Rechtfertigung bei ihm ein, um hinfort alle Heiden vermittelst des Glaubens zur Gerechtigkeit zu führen. Zuerst glaubte Abraham, dann ward er gereinigt, endlich zur Offenbarung und zum Erweise der Gerechtigkeit, welche er aus dem Glauben erlangt hatte, beschnitten. Die Beschneidung war zugleich ein Zeichen der ihm vor derselben verliehenen Gerechtigkeit, wie des nachher mit ihm geschlossenen Bundes. Sie war für Abraham also ein Zeichen der Reinheit, welche sein Herz bereits besaß, für die Juden aber war die Beschneidung ein Zeichen der Gerechtigkeit, welche Gott von ihnen forderte. - (13) Nach dem Griechischen viel klarer: und er … sei, nämlich derer, die nicht allein aus der Beschneidung sind, sondern auch ihrerseits den Spuren jenes Glaubens unseres Vaters Abraham nachgehen, ein Glaube, der in den Unbeschnittenen war. Der lateinische Text bietet denselben Sinn, aber etwas mühsamer: Abraham ist als Beschnittener Vater der Beschnittenen, aber nicht dieser allein; denn da seine Beschneidung das Zeichen der vor der Beschneidung im Glauben erlangten Gerechtigkeit ist, auch der gläubigen Unbeschnittenen (Chrys., Theoph.). Wohl erlangten vor und nach Abraham viele die Gerechtigkeit aus dem Glauben, doch ward keiner von ihnen, ob auch sein Glaube gefeiert wird, zum Vater aller Gläubigen aufgestellt, weil er vor und nach der Beschneidung glaubensgerecht war. - (14) Wie der Apostel zuvor gezeigt, dass weder das geschriebene Gesetz [Roem 2,1-24], noch die Beschneidung [Roem 2,25-29] die sündigen Juden vor dem Zorne Gottes bewahrt, weist er jetzt in umgekehrter Folge nach, dass weder die leibliche Beschneidung (V. 10 – 12) noch das Gesetz (V. 13 – 16) ein Anrecht auf die Würde von wahren Söhnen Abrahams und auf sein Erbe gibt, da die Vaterschaft Abrahams nicht auf der Beschneidung, sondern auf dem Glauben beruht. Nicht durch die Hilfe des Gesetzes, sondern durch die Gerechtigkeit, welche der Glaube herbeiführt, erhielt er die Verheißungen. Hätte Abraham dieselben wegen des mosaischen Gesetzes und dessen Beobachtung erhalten, so wäre mit Recht zu schließen, dass niemand außer den Juden an demselben Anteil haben werde; da sie ihm aber lange vor Verkündigung des Gesetzes und ohne Rücksicht auf dasselbe wegen seines Glaubens und seiner Gerechtigkeit für sich und seine Nachkommen zu teil wurden, gehören diese Verheißungen allen zu, welche aus dem Glauben gerechtfertigt worden, und sind vom Gesetze unabhängig (Theod., Theoph.). die hauptsächlichsten, Abraham und seiner Nachkommenschaft gemachten Verheißungen sind [1Mos 13,15] und besonders [1Mos 17,8] aufgezeichnet. Chanaan, welches dem Abraham verheißen war, ist dem Apostel das Abbild der ganzen Welt, der geistigen Segnungen und der ewigen Seligkeit, die alle den geistigen Söhnen Abrahams versprochen sind (Thom.). Den Schluß: also hängen diese Verheißungen nicht vom mosaischen Gesetze ab, noch gelten sie einzig für die, welche das Gesetz haben, sondern für alle, welche Abrahams Glauben nachahmen, lässt der Apostel als selbstverständliche Schlußfolgerung fort, wie öfter. - (15) Das Erbe kann nicht gleichzeitig aus dem Gesetze und aus dem Glauben und der Verheißung sein; denn es kann nicht zugleich ein für Werke gebührender Lohn und freigiebig und umsonst gewährtes Geschenk sein. – Würde es nur denen zu Teil, welche das Gesetz besitzen und es mit ihren natürlichen Kräften zu erfüllen suchen, so würde es ein aus Gerechtigkeit gebührender Lohn sein; der Glaube also würde zur Erreichung desselben nichts beitragen. Dies aber wäre gegen das A. T. Ebenso wäre die Verheißung aufgehoben, wenn das Erbe aus dem Gesetze zu Teil würde. Denn das von Gott gegebene und von dem Volke angenommene Gesetz ist ein beide Teile verpflichtender Vertrag, da das Volk sich zur Beobachtung desselben, Gott zur Belohnung der Treue verpflichtete. Das Versprechen hingegen ist ein Vertrag, durch den Gott aus reiner Güte sich verpflichtet, das Erbe umsonst zu geben. - (16) Das Gesetz gewährt zwar Erkenntnis der Sünde, aber keine Kraft, dieselbe zu meiden, ja mehrt im Gegenteile die Begierlichkeit und somit die Gelegenheiten zur Sünde und deren Stärke. Hinge mithin das verheißene Erbe von dem Gesetze ab, so würde dies Gott hindern, dasselbe zu verleihen, ja gleichsam zwingen, das Erbe zu versagen (Aug.). - (17) Andere Lesart: wo aber. - (18) D. i. dort ist keine Übertretung, welche Gott zurückhalten könnte, keine freiwillig gemachten Verheißungen zu erfüllen. Die Gnade kennt keine Übertretung, welche Gott zurückhalten könnte, seine freiwillig gemachten Verheißungen zu erfüllen. Die Gnade kennt keine Übertretung wie das Gesetz, so dass auch ihre Verheißungen unsicher wären. Da nun das Erbe von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes abhängt, bestehen seine Gaben fest für alle Gläubigen aus dem Judenvolke und aus den Heiden (Theoph.) - (19) Darum ist das Erbe aus dem Glauben, damit es klar als ein Geschenk seiner Güte erscheine und die Verheißung für alle, welche Abraham durch den Glauben ähnlich, seine Nachkommen sind, fest bestehe. - (20) Der Apostel unterscheidet zwei Klassen von Gläubigen: Bekehrte aus Juden und aus Heiden. Bei den bekehrten Juden, welche auch durch ihren Ursprung zu den Nachkommen Abrahams gehören, wiederholt er das Wort „aus dem Glauben“ nicht, weil es schon aus dem Vorhergehenden (vergl. auch Anm. 13) klar ist, dass sie nur durch den Glauben wahre Söhne Abrahams sind; bei den bekehrten Heiden fügt er es bei, weil diese nur durch den Glauben Söhne Abrahams werden. - (21) Durch die Verwandtschaft des Glaubens. (Chrys., Theoph.) - (22) [1Mos 17,5] Die Worte galten zunächst der leiblichen Nachkommenschaft, der volle Sinn der Verheißung umschließt aber auch die geistige Nachkommenschaft. Indes beruht die geistige Vaterschaft auf der leiblichen: da Abraham nach dem Fleische der Vater Christi ist, ist er zugleich der Vater aller derer, welche Christi sind, d. i. derer, welche durch lebendigen Glauben Christus ihrem Haupte als Glieder vereint sind zu einem geistigen Leibe. - (23) Nachdem der Apostel den Glauben Abrahams empfohlen, um uns zur Nachahmung anzueifern, zeigt er jetzt, auf welche Weise und wie fest jener geglaubt hat. Abraham glaubte gegen die Hoffnung, weil er menschlicherweise unmöglich eine zahlreiche Nachkommenschaft aus Sara erwarten konnte, glaubte aber doch in Hoffnung, soweit diese sich auf die göttliche Verheißung stützt (Theod.). - (24) Indem Abraham bei der Verheißung, welche natürlicherweise keine Erfüllung finden konnte, auf die göttliche Allmacht schaute und so jedem Zweifel den Zutritt unmöglich machte, sich vollkommen Gottes Stimme unterwerfend, verherrlichte er Gott. - (25) Dies war die Absicht dessen, von dem die heil. Schrift herrührt, Gottes, dass alles, was aufgeschrieben ward, zur Beförderung unseres Heiles diente. Indem wir Abrahams Glauben bewundern und uns der Gnade freuen, welche Gott ihm um desselben willen verliehen hat, werden wir belehrt, was unsere Pflicht ist, und ermuntert auf demselben Wege nach demselben Ziele zu streben, fest vertrauend, dass auch wir dieselbe Gnade erlangen werden. Es ist um seinetwillen geschrieben, damit er uns als Vorbild diene, um unsertwillen, damit es uns die Hoffnung der Rechtfertigung gewähre (Thom.). - (26) Abraham hatte geglaubt, dass der allmächtige Gott aus seinem und der Sara erstorbenem Leibe Nachkommenschaft hervorgehen lassen werde; wir glauben, dass derselbe Gott Jesus Christus, den gestorbenen und Begrabenen, wieder aus dem Grabe lebend hervorgehen ließ. Deshalb ist gerade der Glaube an die Auferstehung des Herrn gewählt, weil die Auferstehung die Grundlage unseres Glaubens ist, da durch sie Christus am glänzendsten als der Gesandte Gottes beglaubigt ward. - (27) Zwar haben wir durch Christi Leiden und Sterben die Erlösung von der Sünde und ist uns die Rechtfertigung verdient, aber damit wir wirklich gerecht würden, war die Auferstehung notwendig; denn sie wirkte unseren Glauben, auf diesen aber folgt die Rechtfertigung. Ebenso gab uns der Heiland nach der Auferstehung den Heil. Geist und stiftete die Kirche, uns die Frucht seiner Erlösung zuzuwenden.
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