Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Roem11
Epistola beati Pauli Apostoli ad Romanos
Der Brief des heiligen Apostels Paulus an die Römer Kap. 11
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1. Dico ergo: Numquid Deus repulit populum suum? Absit. Nam et ego Israelita sum ex semine Abraham, de tribu Benjamin: |
1. Ich sage also: Hat etwa Gott sein Volk verworfen?1 Das sei ferne! Denn auch ich bin ein Israelit, aus der Nachkommenschaft Abrahams, vom Stamme Benjamin.2 31. so wurden auch sie jetzt ungläubig wegen eurer Begnadigung, damit auch sie Barmherzigkeit erlangen. |
Fußnote
Kap. 11 (1) Der Apostel hat wohl [Ps 93,14] vor Augen. Hat Gott das auserwählte Volk derart verworfen, dass Israel nicht mehr sein Volk ist und kein Teil oder Glied desselben mehr die dem Volke einst von Gott gegebenen Verheißungen auf sich beziehen kann? - (2) Mit großem Nachdrucke hebt der Apostel hervor, dass er aus dem Geschlechte Abrahams und zwar aus dem Stamme ist, welcher mit dem Stamme Juda vereint beständig zum Volke Gottes gehört hatte. Hätte Gott Israel ganz verworfen, so würde er nicht aus diesem Volke Apostel berufen haben. [Roem 1,1] - (3) Das er als das seine von Ewigkeit her erkannt und anerkannt hat. Die weitere Erklärung siehe V. 28, 29. Gott hat dies Volk einmal auserwählt, also wird es in seiner Gesamtheit nie verworfen, stets werden einige aus demselben treue Diener Gottes sein. - (4) Daraus, dass das ganze Volk den Glauben an das Evangelium zurückzuweisen scheint, folgt nicht, dass es auch insgesamt von Gott verworfen ist, wie das Beispiel des Elias zeigt. - (5) [1Koe 18,4] - (6) Ich allein von allen Anbetern des wahren Gottes. Dann ist niemand mehr im ganzen Volke, der dir gehörte. - (7) Baal ist eine die Sonne sinnbildende Gottheit. Die Worte finden sich so nirgends in der heil. Schrift, sind aber leicht aus den Worten, mit denen Gott Elias tröstet, herzuleiten. Die Zahl 7 steht hier wohl für eine unbestimmte Angabe, wie oft z. B. [1Mos 4,15, 3Mos 26,18.24.28] u. a. Gott hat diese Männer, mehrere Taufende, sich bewahrt, d. h. durch seine Gnaden verhindert, dass sie mit den übrigen zum Götzendienste abfielen. Der Apostel führt das Versprechen nicht kurzweg an, sondern leitet aus demselben seine Folgerung ab. - (8) Wie einst zur Zeit des Elias: Gott hat sich einige aus Israel erhalten, welche ihren Messias anerkannt und sich dem Evangelium unterworfen haben. Ist gleich die Zahl derselben an sich durchaus nicht gering, so doch im Vergleich zu dem gesamten Volke. - (9) Nach der Wahl, welche aus Gnade geschieht, welche ohne Verdienst und nicht aus Werken ist. - (10) Ist die Gnade nicht umsonst, so ist sie keine Gnade (Aug.). Der Begriff Gnade schließt also jede Verpflichtung aus: Nichts von dem, was der Rechtfertigung vorangeht, weder der Glaube, noch die Werke verdienen die Gnade der Rechtfertigung selbst (Konzil v. Trient Sitz 6 Kap. 8). - (11) Weil Israel einen falschen Weg einschlug, und, da es durch seine Werke gerechtfertigt werden wollte, auf den Stein des Anstoßes stieß. Vergl. [Roem 9,30ff, Roem 10,2.3]. - (12) Ein geringer Teil (der Rest nach Wahl der Gnade V. 5) hat die Gerechtigkeit aus dem Glauben erlangt, die meisten suchten, Gottes Gerechtigkeit verkennend, die eigene [Roem 10,3] und wurden so verblendet, dass sie ihren Messias nicht anerkannten. - (13) Der heil. Paulus führt [5Mos 29,3.4] frei und dem Sinne nach an. Die Verblendung, welche Moses seinen Zeitgenossen vorwirft, ist ein Vorbild der Verblendung der Juden Christus gegenüber. (Wie das Wort „gab“ zu verstehen ist, siehe [Roem 9,Anm.21]) - (14) Dass der Psalm ein messianischer ist, hat der Herr durch seine Anführungen [Joh 15,25] und die Apostel [Joh 2,17, Apg 1,2, Roem 11,9.10, Roem 15,13] so klar gezeigt, dass das fünfte allgemeine Konzil den Theodor von Mopsuestia, der behauptete, es sei nur in angepasstem Sinne von Christus und seinem Reiche zu verstehen, verdammte. Freilich ist der Wortsinn ein vorbildlicher: der Gerechte steht an der Stelle Christi, des Gerechten der Gerechten. - (15) Das letzte Wort weist auf die Strafe als strenge Wiedervergeltung hin. Der Tisch ist ohne Bild das göttliche Gesetz oder die heil. Schrift (Orig.), die ihnen zum Fallstricke ward, indem sie, Gottes Gerechtigkeit verkennend, ihre eigene suchten. Wie dies geschehen konnte, sagt der andere Teil des Satzes in Form der Verwünschung voraus. - (16) Gott wird ihnen sein Licht entziehen, und in ihrer Seele wird es dunkel werden, so dass sie nicht allein ihr Gesetz nicht mehr verstehen, sondern das Gesetz selbst ihnen auch zu so hartem Joche werden wird, dass es ihren Rücken beugt und sie nicht mehr gerade stehen lässt. - (17) Hat Gott den größeren Teil der Juden, indem er ihnen wegen ihres Unglaubens seine Gnaden entzog, derart an dem Steine des Anstoßes zu Falle kommen lassen, dass sie keine Hoffnung haben, wieder aufzustehen? (Cyr. v. Alex., Theoph., Euth.). Obwohl Christus für alle Menschen starb und seinen Aposteln befahl, allen Völkern das Evangelium zu verkünden, wollte Gott dennoch, dass die Heilsbotschaft zuerst den Juden, welchen die Verheißungen gegeben waren, alsdann den Heiden gebracht würde. Da die Juden das Heil zurückwiesen, geschah es, dass die Apostel sich an die Heiden wendeten und diesen vor den Juden das Heil brachten. (Chrys.) Vergl. [Apg 13,46]. So ist der Unglaube der Juden nicht Ursache, sondern Gelegenheit der schnelleren Verkündigung des Evangeliums bei den Heiden. Die Juden sollen also angeeifert werden, gleichfalls in die Kirche einzutreten (Chrys., Ambr.). - (18) Die kleine Zahl, welche das Heil erlangt hat, während die meisten Juden es von sich wiesen. (Chrys., Theod., Sedul.) - (19) Ergänze: wird ein Reichtum der Welt, (d. i. hier) der Heiden sein. - (20) Der größere Teil der römischen Gemeinde musste aus Heidenchristen bestehen. - (21) Der einschränkenden Partikel, welche im latein. Und griech. Texte steht (quidem) folgt kein aber, dem Gedanken nach ist also zu ergänzen: Ich bemühe mich aber es so zu ehren. - (22) Die Verwerfung entspricht als Strafe dem Vergehen der Juden (V. 12), der Zurückweisung des Glaubens. Die Versöhnung der Welt, durch welche die Heiden Freunde Gottes geworden sind, vergl. [Roem 5,10], entspricht den Worten „Reichtum der Welt“ (V. 12) und „Heil der Heiden“. (V. 11) - (23) Diese Worte sind sehr dunkel und haben deshalb die mannigfaltigste Auslegung gefunden. Am besten scheint es, sie als eine Art Sprichwort aufzufassen (Chrys.), welche den höchsten Nutzen oder die größte Glückseligkeit bedeutet (Theoph., Oek.). Der Sinn ist dann ähnlich wie der von V. 12. Freilich sagt der heil. Paulus hier nicht, worin jener Nutzen und jene Glückseligkeit besteht. Der Apostel will also seinerseits auch etwas zur Bekehrung der Juden beitragen. Damit niemand seine Arbeit für vergeblich und seine Hoffnung für eitel halte, zeigt er, dass er die Bekehrung der Juden mit Recht erhofft. - (24) Die Hoffnung des Apostels gründet sich auf die Heiligkeit der Juden, welche er in zwei Vergleichen nachweist. Ist auch diese Heiligkeit nur eine äußere, gesetzmäßige, so ist sie doch eine solche, welche die innere gleichsam vorbereitet und das Recht auf diese verschafft. Der erste Vergleich ist aus [4Mos 15,19-21] entlehnt. Da die Masse in den Erstlingen dargestellt ist, wird sie mit denselben geheiligt. Die Zweige entspringen aus der Wurzel, also haben sie das Leben derselben in sich. Erstlinge und Wurzel sind die Patriarchen, welche, Gott wohlgefällig und heilig, von Gott die Verheißungen empfingen und ihren Nachkommen überlieferten. - (25) Wenn die Heiden hören, dass sie den Juden vorgezogen sind, können sie sich zum Stolze angereizt fühlen. Um dies zu verhüten, führt der Apostel das zweite Bild weiter aus. Nur wegen eurer Verbindung mit Israel seid ihr Heiden in dem Besitz der dem auserwählten Volke verheißenen Güter gelangt. „Einige Zweige“ nennt der Apostel die ungläubigen Juden im Vergleich mit allen Gläubigen des A. T. und mit denen, die einst zu dem Glauben an den Messias kommen werden. - (26) Nicht die Juden haben von den Heiden das Heil empfangen, sondern umgekehrt kommt das Heil von den Juden (Thom.). - (27) Welches auch früher der Vorzug Israels war; jetzt wenigstens sind wir Heiden den Juden vorgezogen und dürfen uns rühmen gegen die Juden, da Gott es in der Absicht zuließ, dass sie von dem messianischen Reiche ausgeschlossen wurden, damit die Heiden in dasselbe eintraten. Denn niemand will etwas verlieren, wenn er nicht etwas Besseres damit gewinnt; wie der Arzt am Fuße eine Wunde lässt, um das Auge zu heilen, so scheint auch daraus, dass die Sünde der Juden den Heiden zum Heile geworden ist (V. 11), zu folgen, dass diese von Gott mehr geliebt werden, als die Juden. (Thom.) - (28) Der Glaube ist ein Geschenk Gottes ohne unser Verdienst, dessen wir uns also nicht rühmen können, und von dem das Heil abhängt. Nun kann aber der Glaube nicht ohne Demut bewahrt werden; also sei nicht hoffärtig, sondern fürchte vielmehr, auch du möchtest, wie jene natürlichen Zweige, den Glauben verlieren und durch den Unglauben abgebrochen werden. - (29) Mit der Gnade mitwirkend. Der von Gott ohne Verdienst verliehene Glaube wird nur bewahrt, wenn der Mensch mit dem Glauben mitwirkt; ohne vorhergehende Verdienste erlangt, geht der Glaube nur durch die Schuld des Menschen verloren. - (30) Die Macht Gottes erweckt die Hoffnung, er werde, wenn nichts dem entgegensteht, das tun, was er kann: die Juden wieder zu dem messianischen Reiche zulassen. - (31) Der Übergang aus der Einzahl in die Mehrzahl zeigt den Heidenchristen, dass der Apostel eine wichtige Sache vorlegt, worauf auch das Wort „Geheimnis“ hinweist. Geheimnis ist im N. T. eine Sache, welche dem menschlichen Verstande an sich unzulänglich ist und nur soweit erkannt und erfasst wird, als Gott sie uns offenbart und kundgibt. Hierher gehört ganz besonders die Berufung der Heiden zur Kirche. - (32) [Spr 3,7] Damit ihr nicht etwa die Juden als des messianischen Heiles unwürdig verachtet. Das Geheimnis besteht in der Beantwortung der Fragen: Wie lange wird die Verblendung der Juden dauern? Und welches wird dann Israels Los den Heiden gegenüber sein? (V. 26) - (33) Nicht allein die Zeitfolge wird angedeutet, sondern zugleich der ursächliche Zusammenhang: die Bekehrung der Heiden wird auch Israel zur Nacheiferung anregen. (Vergl. V. 11, 14) Dies ist das Geheimnis: Das gesamte Israel wird sich nach der Bekehrung der Heiden der Kirche anschließen und gleichsam durch jene zum Glauben kommen. So wird [Mt 24,14] und [Mk 13,10] weiter geführt. Die Theologen schließen aus dieser Stelle, dass das Ende der Welt nicht herankommt, ehe die Fülle der Heiden und ganz Israel in die Kirche eingetreten und der ganze Erdkreis katholisch geworden ist (oder gewesen ist). Die „Fülle“ der Heiden und „das ganze“ Israel schließen nicht aus, dass einzelne Personen ungläubig bleiben (Thom.). - (34) Ist der Zusammenhang des Eintrittes der Heiden in die Kirche mit der Bekehrung Israels ein Geheimnis, so steht die letztere doch noch aus der heil. Schrift bereits fest. Der heil. Paulus vereinigt zwei Stellen: [Jes 59,20] und [Jes 27,9]. - (35) Der Anfang des Heiles, die Hinwegnahme der Sünden, wird in diesem Gliede mehr hervorgehoben. „Mein Bund“ besteht in der Nachlassung ihrer Sünden. - (36) Diese Voraussagung musste den Lesern, welche Zeugen der jüdischen Hartnäckigkeit waren, wunderbar erscheinen, deshalb beschreibt der Apostel weiter Gottes weise Absichten. Das Subjekt des Satzes sind die Israeliten (Chrys., Theod.). „In Hinsicht des Evangeliums“: soweit sie das Evangelium, ohne welches das Heil nicht erlangt werden kann, verwerfen. „Feinde“: nämlich Gottes (Theod.) nach seinem jetzigen strengen Gerichte (V. 22, 15, 17), nicht jedoch, soweit die Verheißungen in Betracht kommen. Also kann Israel nicht auf immer verworfen werden. „Um euretwillen“: da die Sünde der Juden die Gelegenheit eures Heiles ist. - (37) Zunächst ist wohl von den Israeliten gewährten Vorrechten und der Annahme zum Volke Gottes die Rede. - (38) Wenn auch Israel zur Zeit Gottes Zorn unterworfen ist, wird sich dennoch Gottes Liebe einst in der Annahme des ganzen Volkes offenbaren, ähnlich wie es mit den Heiden selbst geschehen ist. - (39) Gelegentlich ihres Unglaubens. Chrys., Cyr. v. Alex., Theoph. konstruieren: Wie die Heiden gelegentlich des Unglaubens der Juden jetzt schon Barmherzigkeit erlangt haben, so werden die Juden, deren Ungehorsam Gott jetzt zulässt, einst, wenn die Fülle der Heiden in die Kirche eingetreten ist, durch die (gelegentlich der) den Heiden erwiesene Barmherzigkeit zur Nacheiferung angestachelt, Barmherzigkeit erlangen. - (40) Griech.: Ungehorsam, wie auch V. 30. Alles: Juden und Heiden. - (41) Wie Gott dies getan, siehe oben [Roem 1]. Dennoch wollte Gott sie dadurch nicht zu Grunde gehen lassen, sondern sich erbarmen. - (42) Unendlichkeit des Reichtums usw., welchen kein menschlicher Verstand zu erfassen und zu durchdringen vermag. Die drei Genitive hängen gleichmäßig von dem Vokativ ab (Orig., Chrys., Theod., Theoph., Euth.), wie sie auch durch drei Fragesätze seinem Ziele geeignet zuzuleiten, und offenbart sich in dem Werke der Erlösung, in dem Gott den Weg wählte, welcher seine allseitige Gerechtigkeit und Vollkommenheit am hellsten offenbarte; die Erkenntnis Gottes ist seine vollkommene Kenntnis aller Dinge, besonders derer, welche am besten zu einem bestimmten Ziele führen. - (43) Die „Gerichte Gottes“ gelten wohl dem Reichtum der Barmherzigkeit, während die „Wege“ sich auf die Weisheit und Erkenntnis beziehen (Thom.). Dieselben sind für den menschlichen Verstand unerkennbar, ehe Gott sie offenbart, nach der Offenbarung aber noch unerschöpflich. - (44) Die drei Fragen entsprechen die in V. 33 angeführten Eigenschaften Gottes, so dass die erste sich auf die Erkenntnis, die zweite auf die Weisheit, die dritte auf die Reichtümer bezieht (Theod.). - (45) Richtiger nach dem Griech.: für ihn. - (46) Alles, was wahres Sein hat, nicht also die Sünde (Thom.). Alle Dinge sind ihrem Ursprunge nach von Gott, sie werden in der Gegenwart von Gott erhalten, ihr letztes Ziel ist Gott (Basil., Ambr.). - (47) Mit dieser Lobpreisung Gottes schließt der Apostel die gesamte Darlegung der Güte und Erbarmung Gottes gegen das Menschengeschlecht, uns zum Vorbilde.
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