Philipperbrief
DER BRIEF AN DIE PHILIPPER
Philippi, nach Philipp, dem Vater Alexanders des Großen genannt, war eine der wohlhabendsten Städte Macedoniens. Augustinus hatte dieselbe im Jahre 42 zur Kolonie erklärt und mit dem römischen Bürgerrechte beschenkt. Außer Macedoniern und den Nachkommen von Veteranen des Augustus lebten hier nur wenige Juden. Paulus kam auf seiner zweiten Missionsreise [Apg 15,40], durch eine Erscheinung gemahnt, das Evangelium in Macedonien zu verkünden, nach Philippi. Anfangs redete er nur zu einigen jüdischen Frauen, sammelte aber bald eine kleine Gemeinde, deren Mitglieder größtenteils ehemalige Heiden waren [Apg 16,12ff.]. Da er nach kurzem Aufenthalte in das Gefängnis geworfen und der Stadt verwiesen ward, reiste er über Thessalonich, Athen, Korinth und Ephesus nach Jerusalem. Lukas scheint in Philippi zurückgeblieben zu sein, bis der Apostel im Jahre 59 auf seiner dritten Reise wieder nach Philippi kam und ihn als Reisegefährten mit sich fortführte. Wie großen Erfolg die Tätigkeit des heil. Paulus und seiner Genossen in dieser ersten von dem Apostel in Europa gegründeten Gemeinde hatte, zeigt sein Brief an die Philipper zur Genüge. [Phil 4,1.7,Phil 4,15] Von Philippi, wo er das Osterfest gefeiert, unternahm der Völkerapostel jene Reise nach Jerusalem [Apg 20, Apg 21, Apg 15], welche mit seiner Gefangennehmung in Jerusalem und seiner Überführung nach Cäsarea, und später nach Rom, endete. Kaum erhielten die Philipper von dem Schicksal ihres geliebten Lehrers Nachricht, als sie einen ihrer Mitbürger Epaphroditus mit einer Geldunterstützung nach Rom (etwa 144 Meilen weit) sandten, wie sie dem heil. Paulus auch früher schon, als er in Thessalonich [Phil 4,16] und Korinth [2Kor 11,9] weilte, mit den Beweisen ihrer dankbaren Liebe zu Hilfe gekommen waren. Durch Epaphroditus erfuhr der Apostel, wie es in Philippi, wo er seit drei Jahren nicht gewesen war, stand. Im allgemeinen war er mit dem Berichte überaus zufrieden, wie dieser Brief zeigt. Doch fehlte es auch nicht ganz an Übelständen, welche der Apostel rügen, oder an Gefahren, vor denen er warnen musste. Schlimmer als die Uneinigkeit einiger Mitglieder der Gemeinde, war die Gefahr, welche den Christen vons eiten judaisirender Lehrer drohte, die in der Umgebung der Stadt bereits ihre falsche Lehre verbreiteten. [Phil 2,2, Phil 3,1]