Apostelgeschichte

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Die Apostelgeschichte

An die Evangelien schließt sich als Fortsetzung des dritten Evangeliums die Apostelgeschichte an. Nach dem einstimmigen Zeugnisse der heil. Väter und Kirchenschriftsteller verdanken wir dieselbe dem heil. Lukas. Der Zweck der Apostelgeschichte ist nach seiner eigenen Aussage, eine Fortsetzung des Evangeliums zu bieten. (1,1) Der Verfasser will den geschichtlichen Beweis liefern, dass das Christentum eine Stiftung Gottes sei, und die Juden, da sie es verloren, durch ihren Unglauben solches verschuldet haben. Diesen Nachweis bringt der heil. Lukas in innige Beziehung zu den Aposteln Petrus und Paulus. Aus diesem Grunde entspricht der Titel des Buches nicht ganz dem Inhalte. Wohl wird das Apostelkolleg mehrmals erwähnt, aber nur von dreien der Apostel wird außer von den Apostelfürsten etwas Besonderes berichtet. Die Apostelgeschichte muss vor der Zerstörung von Jerusalem, also vor dem Jahre 70 geschrieben sein, ebenso vor dem Tode des Apostels Paulus, denn dieser wird nicht berichtet. Am wahrscheinlichsten ist es, dass sie am Ende der zwei Jahre der Gefangenschaft des heil. Paulus in Rom [Apg 28,30], also um das Jahr 63 zu Rom verfasst ward. Die Erzählung des heiligen Buches beginnt mit dem Pfingstfeste, das (nach den wahrscheinlichsten Annahmen) etwa in das Jahr 30 unserer Zeitrechnung fiel, und führt, wie bereits gesagt, die Geschichte bis zum Jahre 63 (ungefähr) fort, von dem Ursprunge der Kirche und ihrer Weihe im Osten, im Mittelpunkte des Alten Bundes, bis zur Gründung ihres neuen und bleibenden Mittelpunktes im Westen, von Jerusalem bis Rom. [Apg 12,17] Das Buch ist eine reiche Quelle der Belehrung und der Erbauung. Da die Beispiele eine so große Macht über das menschliche Herz üben, kann die Apostelgeschichte von allen Christen mit großem Nutzen gelesen werden. Die ersten Christengemeinden geben das Vorbild aller Tugenden. Wer von dem Geiste der Eintracht und Liebe der ersten Gläubigen [Apg 4,34-37] liest, wird Liebe und Eintracht auch seinerseits in allen Lebensverhältnissen zu wahren suchen. Der brennende Eifer der Apostel, für Jesus zu arbeiten und zu leiden [Apg 5,40-42], die guten Werke eines Cornelius [Apg 10,4] und einer Dorkas [Apg 9,39] müssen zur Nachahmung aufmuntern. Das erhörte Flehen der Kirchengemeinde zu Jerusalem [Apg 4,24-31], die wunderbare Befreiung des heil. Petrus aus dem Kerker auf das Gebet der Gläubigen [Apg 12,3-11] und jene des heil. Paulus aus dem Gefängnisse zu Philippi [Apg 16,25ff] werden uns überzeugen, dass die Worte Jesu wahr sind: „Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er es euch geben.“ [Joh 16,23] Die fromme Sehnsucht der ersten Gläubigen nach dem göttlichen Worte [Apg 20,7], die ehrfurchtsvolle Liebe gegen ihre kirchlichen Vorsteher und Lehrer [Apg 20,37.38], ihre standhafte Treue im Glauben bei den größten Verfolgungen und Leiden [Apg 8,1.4, Apg 14,19-21], wer wird dies alles lesen, ohne den ernsten Vorsatz zu fassen, diesen Vorbildern ähnlich zu werden? Wer wird den großen Paulus vor Juden und Heiden das Evangelium verkünden und dabei seinen Unterhalt mit Handarbeit sich erwerben sehen [Apg 18,3, Apg 20,34], ohne wenigstens die Erkenntnis daraus zu ziehen, dass die Religionsübungen kein Hindernis sind zur Erfüllung unserer Standespflichten und ohne sich zu edelmütiger Uneigennützigkeit angetrieben zu fühlen? Und wenn die Geschichte diesen Apostel bald in den Gefängnissen, bald in den Gefahren des Meeres, bald unter den Nachstellungen der Juden unerschütterlich wie einen Felsen darstellt, wird der weichliche, sinnliche Christ sich nicht schämen, den Namen eines Christen zu tragen und für die Ausbreitung und Erhaltung der Kirche Jesu Christi, ja für sein eigenes Seelenheil so wenig besorgt zu sein, so wenig tun und leiden zu wollen?