Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:2Kor11

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Epistola beati Pauli Apostoli ad Corinthios secunda.

Zweiter Brief des heiligen Apostels Paulus an die Korinther Kap. 11


2. Rühmen des Apostels gegen seine Verleumder. (11,1 – 12,10) a. Rühmen des Apostels über seine Tätigkeit (V. 1 – 15): Entschuldigung. (V. 6) Rühmen, dass er das Evangelium stets gepredigt habe und predigen werde. (V. 15) b. Rühmen des heil. Paulus über die von ihm ertragenen Heimsuchungen. (V. 16 – 33) Wiederholte Entschuldigung. (V. 21) Aufzählung seiner Trübsale, um zu zeigen, wie sehr er seine Gegner übertrifft.

1. Utinam sustineretis modicum quid insipientiæ meæ, sed et supportate me:
2. Æmulor enim vos Dei æmulatione. Despondi enim vos uni viro virginem castam exhibere Christo.

3. Timeo autem ne sicut serpens Hevam seduxit astutia sua, ita corrumpantur sensus vestri, et excidant a simplicitate, quæ est in Christo.

4. Nam si is, qui venit, alium Christum prædicat, quem non prædicavimus, aut alium spiritum accipitis, quem non accepistis: aut aliud Evangelium, quod non recepistis: recte pateremini.

5. Existimo enim nihil me minus fecisse a magnis Apostolis.
6. Nam etsi imperitus sermone, sed non scientia, in omnibus autem manifestati sumus vobis.
7. Aut numquid peccatum feci, meipsum humilians, ut vos exaltemini? quoniam gratis Evangelium Dei evangelizavi vobis?
8. Alias Ecclesias exspoliavi, accipiens stipendium ad ministerium vestrum.
9. Et cum essem apud vos, et egerem; nulli onerosus fui: nam quod mihi deerat, suppleverunt fratres, qui venerunt a Macedonia: et in omnibus sine onere me vobis servavi, et servabo.

10. Est veritas Christi in me, quoniam hæc gloriatio non infringetur in me in regionibus Achaiæ.
11. Quare? quia non diligo vos? deus scit.
12. Quod autem facio, et faciam: ut amputem occasionem eorum, qui volunt occasionem, ut in quo gloriantur, inveniantur sicut et nos.

13. Nam ejusmodi pseudoapostoli, sunt operarii subdoli, transfigurantes se in apostolos Christi.
14. Et non mirum: ipse enim satanas transfigurat se in angelum lucis.

15. Non est ergo magnum, si ministri ejus transfigurentur velut ministri justitiæ: quorum finis erit secundum opera ipsorum.
16. Iterum dico, (ne quis me putet insipientem esse, alioquin velut insipientem accipite me, ut et ego modicum quid glorier)
17. Quod loquor, non loquor secundum Deum, sed quasi in insipientia, in hac substantia gloriæ.
18. Quoniam multi gloriantur secundum carnem: et ego gloriabor.
19. Libenter enim suffertis insipientes: cum sitis ipsi sapientes.
20. Sustinetis enim si quis vos in servitutem redigit, si quis devorat, si quis accipit, si quis extollitur, si quis in faciem vos cædit.

21. Secundum ignobilitatem dico, quasi nos infirmi fuerimus in hac parte. In quo quis audet (in insipientia dico) audeo et ego:
22. Hebræi sunt, et ego: Israelitæ sunt, et ego: Semen Abrahæ sunt, et ego:

23. Ministri Christi sunt, (ut minus sapiens dico) plus ego: in laboribus plurimis, in carceribus abundantius, in plagis supra modum, in mortibus frequenter.
24. A Judæis quinquies, quadragenas, una minus, accepi.
25. Ter virgis cæsus sum, semel lapidatus sum, ter naufragium feci, nocte et die in profundo maris fui,

26. In itineribus sæpe, periculis fluminum, periculis latronum, periculis ex genere, periculis ex gentibus, periculis in civitate, periculis in solitudine, periculis in mari, periculis in falsis fratribus:
27. In labore, et ærumna, in vigiliis multis, in fame, et siti, in jejuniis multis, in frigore, et nuditate.
28. Præter illa, quæ extrinsecus sunt, instantia mea quotidiana, sollicitudo omnium Ecclesiarum.
29. Quis infirmatur, et ego non infirmor? quis scandalizatur, et ego non uror?
30. Si gloriari oportet: quæ infirmitatis meæ sunt, gloriabor.
31. Deus et Pater Domini nostri Jesu Christi, qui est benedictus in sæcula, scit quod non mentior.
32. Damasci præpositus gentis Aretæ regis, custodiebat civitatem Damascenorum ut me comprehenderet:
33. Et per fenestram in sporta dimissus sum per murum, et sic effugi manus ejus.

1. Möchtet ihr ein wenig Torheit von mir ertragen! Ja, ertraget mich!1
2. Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifersucht;2 denn ich habe euch verlobt einem Manne, als keusche Jungfrau euch Christus darzustellen.3
3. Ich fürchte aber, dass, gleichwie die Schlange mit ihrer Arglist Eva verführt hat, so auch euer Sinn verderbt und der Einfalt entfremdet werden möchte, die in Christus ist.4 [1Mos 3,4]
4. Denn wenn der, welcher kommt,5 einen andern Christus predigt, den wir nicht gepredigt, oder ihr einen andern Geist empfanget, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht überkommen habt, so würdet ihr es mit Recht ertragen.6
5. Denn ich glaube, dass ich nicht weniger getan habe, als die großen Apostel.7
6. Denn wenn ich auch unerfahren in der Rede bin, so doch nicht in der Erkenntnis,8 sondern in allem sind wir euch offenbar geworden.
7. Oder habe ich etwa eine Sünde begangen, dass ich mich erniedrigte, damit ihr erhöht würdet? dass ich euch unentgeltlich das Evangelium Gottes verkündet habe?9
8. Andere Kirchen habe ich beraubt, indem ich Unterstützung annahm,10 um euch zu dienen.
9. Und als ich bei euch war11 und Mangel litt, bin ich keinem lästig gewesen; denn was mir mangelte, dem halfen die Brüder ab, welche aus Macedonien kamen;12 und in allem habe ich mich gehütet, euch beschwerlich zu sein, und werde es auch ferner tun.
10. So gewiss die Wahrheit Christi in mir ist, wird dies mein Rühmen mir in den Gegenden Achajas nicht geschmälert werden.13
11. Warum? weil ich euch nicht liebe? Gott weiß es!14
12. Was ich aber tue, werde ich auch ferner tun, um denen die Gelegenheit abzuschneiden, welche eine Gelegenheit suchen, in dem, worin sie sich rühmen, so erfunden zu werden, wie wir.15
13. Denn solche16 Leute sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, welche die Gestalt der Apostel Christi annehmen.
14. Und kein Wunder! denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichtes an!17
15. Darum ist es nichts Sonderliches, wenn seine Diener die Gestalt von Dienern der Gerechtigkeit annehmen; doch ihr Ende wird nach ihren Werken sein.
16. Abermals sage ich:18 Niemand halte mich für töricht! Wenn aber, so nehmet mich wie einen Törichten auf, damit auch ich mich ein wenig rühme.
17. Was ich rede, sage ich nicht nach Gott, sondern wie in Torheit in diesem Gegenstande des Rühmens.19
18. Da viele sich rühmen nach dem Fleische, so werde auch ich mich rühmen.20
19. Gerne ertragt ihr ja die Toren, da ihr selbst weise seid.21
20. Denn ihr ertragt es, wenn jemand euch knechtet, wenn jemand euch aussaugt, wenn jemand euch das eure nimmt, wenn jemand sich überhebt, wenn jemand euch in's Angesicht schlägt.22
21. Zur Schande sage ich es, als wenn wir in diesem Stücke schwach gewesen; worüber jemand sich zu rühmen wagt,23 (ich rede in Torheit),24 wage auch ich es.
22. Sie sind Hebräer, auch ich; sie sind Israeliten, auch ich; sie sind Nachkommen Abrahams, auch ich;
23. sie sind Diener Christi (dass ich es unweise sage), ich noch mehr;25 durch Mühseligkeiten in großer Zahl, bei Kerker in Fülle, bei Schlägen über die Maßen, bei häufigen Todesgefahren.26
24. Von den Juden habe ich fünfmal je vierzig Streiche weniger einen bekommen.
25. Dreimal bin ich mit Ruten geschlagen, einmal bin ich gesteinigt worden, dreimal habe ich Schiffbruch gelitten, einen Tag und eine Nacht bin ich in der Meerestiefe gewesen,27
26. auf Reisen oftmals, in Gefahren von Flüssen, Gefahren von Räubern, Gefahren von meinem Volke, Gefahren von Heiden, Gefahren in Städten, Gefahren in den Wüsteneien, Gefahren auf dem Meere, Gefahren von falschen Brüdern,28
27. bei Mühsal und Anstrengungen, bei vielfältigen Nachtwachen, bei Hunger und Durst, bei vielmaligem Fasten, bei Kälte und Blöße,29
28. außer dem, was sonst sich zutrifft, der tägliche Andrang zu mir, die Sorge für alle Gemeinden.30
29. Wer wird schwach, und ich werde nicht schwach? Wer wird geärgert, und es brennt mich nicht?31
30. Wenn ich mich rühmen soll, so will ich mich nur meiner Schwachheit rühmen.
31. Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi, der hochgelobt ist in Ewigkeit, weiß, dass ich nicht lüge!32
32. Zu Damaskus ließ der Statthalter des Königs Aretas die Stadt der Damascener bewachen, um mich zu ergreifen;
33. und aus einem Fenster wurde ich in einem Korbe durch die Mauer hinabgelassen, und so entfloh ich seinen Händen.33

Fußnote

Kap. 11 (1) Jedes Rühmen, auch das notwendige und der Wahrheit entsprechende, gilt denen, welche Notwendigkeit und Wahrheit nicht anerkennen, als Torheit. Ihrer Meinung sich anbequemend nennt Paulus sein Rühmen Torheit. - (2) Indem der Apostel sich rühmt, sucht er sich nicht selbst, noch seinen Ruhm. Paulus liebt die Gläubigen derart, dass er ihren Verkehr mit den falschen Aposteln, da derselbe voller Gefahren ist, nicht ertragen kann (Chrys., Thom.). Um aber jeden Gedanken an natürliche Eifersucht fernzuhalten, setzt der Apostel bei: mit ähnlicher Eifersucht, wie die, welche Gott selbst hegt. Wie Gott im A. B. um das Volk Israel, welches er sich verlobt [Ez 16,8], eiferte [Sach 1,14ff], so jetzt nicht minder um die Kirche, welche er sich nach den Verheißungen [Hos 2,19ff, Jes 54,2ff] in Christus verlobt hat. [Eph 5,25ff] Paulus ist nur gleichsam der Brautführer, der Vermittler der Ehe, durch welchen die Braut die Gaben Christi erhalten hat. - (3) Jetzt ist die Zeit der Verlobung, die Hochzeit hat statt, wenn der Heiland kommt. - (4) Wie Adam das Vorbild Christi ist [Roem 5,14], so stellt Eva als Mutter der Lebenden die Kirche und die Kirchen dar. Auch Eva war von Gott rein erschaffen und rein dem Adam verlobt, aber vom Teufel verführt brach sei dem Manne, durch welchen sie Gottes Gebot erfahren, und Gott selbst, der das Gebot gegeben, die Treue; so können die Korinther den einfachen und reinen Glauben Christi verlassen. - (5) D. i. wer sich selbst zum Lehrer aufwirft. - (6) Der Apostel macht den Korinthern einen ironischen Vorwurf wegen der Leichtigkeit, mit der sie eine Lehre aufnahmen, die von der seinigen abwich. Die falschen Apostel verhießen wohl, ein vollkommeneres Bild von Christus zu geben, einen anderen Geist und ein anderes Evangelium. Wären die Verheißungen wahr gewesen, so hätten die Korinther jene Lehre mit Recht ertragen. - (7) Die wahrscheinlichste Auslegung nimmt an, dass der Apostel sich mit den falschen Lehrern vergleicht. In nichts steht er diesen nach, als in einem Punkte. (V. 6) - (8) Jene aufgeblasene Beredsamkeit, deren die Gegner sich rühmten, ist dem heil. Paulus fremd. Diesen Vorzug lässt er den Gegnern, für sich aber nimmt er die Erkenntnis in Anspruch. Die Wahrheit beider Aussagen steht den Korinthern aus eigener Erfahrung fest. - (9) Die falschen Apostel behaupteten, das Evangelium selbst werde verächtlich, wenn seine Verkünder wie niedrige Sklaven durch ihrer Hände Arbeit ihren Unterhalt suchten. Der Apostel hingegen will alles leiden, wenn er dadurch einige aus der Sünde zum Stande der Gnade emporführt. - (10) Die armen macedonischen Kirchen sind wohl gemeint. Nur in der äußersten Notwendigkeit nahm der Apostel von ihnen das wenige an, was zu seinem Lebensunterhalte notwendig war, anders als seine Gegner. - (11) Um eure Kirche zu gründen. - (12) Silas und Timotheus. - (13) Damit es klar sei, dass er mit Überlegung so rede, ruft er Christus als Zeugen an, der mit seiner Wahrheit in ihm lebt. - (14) Weiter unten, [2Kor 12,13], kommt der Apostel auf diesen Punkt zurück. - (15) Der Sinn dieser Worte war den Korinthern klar, uns fehlt die Kenntnis der näheren Umstände. Am wahrscheinlichsten ist die Annahme, dass die falschen Apostel sogar mit Gewalt den Gläubigen Geschenke abdrangen, ein anderes Verfahren eines wahren Apostels für unwürdig erklärten (V. 7) und den heil. Paulus der Heuchelei beschuldigten, dass er zwar selbst nichts von den Korinthern angenommen, aber durch seine Abgesandten den Korinthern mit List ihr Geld abgenommen habe. Vergl. [2Kor 12,16ff]. So hofften sie, ihre Handlungsweise zu rechtfertigen und den Aposteln in schiefes Licht zu setzen (Aug., Thom.). Der Sinn des Verses ist also. Ich werde meine frühere Weise, das Evangelium zu predigen, beibehalten, damit ich die Gelegenheit, sich über den Empfang des Unterhaltes als über ein apostolisches Privileg zu rühmen, denen abschneide, welche darnach trachten, dass sie in dem, dessen sie sich rühmen (dem Rechte auf den Unterhalt), wie wir erfunden werden. Wenn wir nichts annehmen, rühmen jene sich umsonst der Ähnlichkeit mit uns. - (16) D. i. die, welche eine solche Gelegenheit suchen. Der wahre Apostel sucht Christi Sache, der falsche einen eigenen Nutzen. - (17) Sie nehmen die äußere Gestalt an ohne innere Ähnlichkeit. - (18) Wenn der Fürst der Geister der Finsternis bisweilen die Gestalt eines Engels des Lichtes annehmen kann, obwohl zwischen Licht und Finsternis der höchste Gegensatz ist, so ist es nicht wunderbar, wenn jene Menschen sich heuchlerisch für Apostel ausgeben. Die Engel des Lichtes genießen das Licht, in dem Gott wohnt, und tragen es wie ein Strahlenkleid mit sich; ihre Aufgabe ist es, die Menschen zu erleuchten, welche die bösen Geister in die Finsternis der Sünde zu stürzen suchen. Der böse Geist erscheint bisweilen in der Gestalt eines Engels des Lichtes, häufiger indes stellt er dem Menschen anscheinende oder wahre Güter vor Augen, um ihn zu täuschen und in schwere Sünden zu stürzen. – Als der Apostel sich zum ersten Male empfahl, bat er die Korinther um Geduld, weil er aus vernünftigem Eifer handle; hier zeigt er, dass, wenn er selbst nach ihrer Meinung töricht handeln sollte, jene ihn ertragen müssten (Thom.). - (19) Das Beiwort: „wie“ zeigt, dass das Rühmen des Apostels nur nach äußerem Scheine dem der Menschen ähnlich sei, welche Gottes Gebote über demselben vernachlässigen. - (20) Nach dem Fleische rühmt sich, wer sich seines vornehmen Standes oder anderer äußerer Dinge rühmt. - (21) Der heil. Paulus ward umso mehr veranlasst, seine Gegner nachzuahmen, als er sah, wie die Korinther ihrer Weisheit gemäß jene Torheit liebten. Die Worte sind ironisch. - (22) Wie herrschsüchtig, habgierig, listig, stolz als Kinder Abrahams und gewalttätig müssen die falschen Apostel gewesen sein! Paulus hingegen hatte die Korinther stets als Vater, nicht als Herr behandelt [2Kor 1,23], sich von Eifer ganz für sie aufgezehrt [2Kor 12,15] und für ihr Heil besorgt [2Kor 7,12], das Evangelium umsonst verkündet. [1Kor 9,1ff] Frei von aller List hatte er das Wort Gottes auch nicht verfälscht. [2Kor 4,2] In allen diesen Dingen, welche die Korinther so gern von den falschen Aposteln ertragen, lässt Paulus ihnen Vorrang zu. - (23) Der Apostel fährt in seiner ironischen Sprechweise fort: Zu meine Schande gestehe ich, dass ich in allen diesen Dingen hinter den falschen Aposteln zurückgeblieben bin, wie die Gegner sagen. Freilich wagten dieselben nicht, sich dessen offen zu rühmen; doch welcher guten Sache jemand sich rühmt, dieser kann sich auch der Apostel rühmen. - (24) Selbst im Falle der Notwendigkeit von sich etwas Großes sagen, nennt der Apostel Torheit, um uns zu zeigen, wie sehr alles Rühmen zu fliehen ist (Chrys.). - (25) Zweier Vorzüge rühmten die falschen Apostel sich besonders: ihrer jüdischen Abstammung und ihrer apostolischen Würde. Das erstere scheint dem Apostel keine lange Erörterung zu verdienen. Hebräer: Name der Nation, der sie von allen anderen Völkern unterscheidet. Israeliten: auserwähltes Volk Gottes, Bezeichnung der Religion. Nachkommen Abrahams: Anrecht auf die messianischen Verheißungen besitzend. - (26) Lukas hat nur einer Gefangenschaft vor der Abfassung dieses Briefes berichtet [Apg 16,23]; der heilige Klemens von Rom bezeugt, dass der Apostel sieben Male in Fesseln geworfen ward, wohl diejenigen mit eingerechnet, welche er von Jerusalem nach Cäsarea und Rom trug. [Apg 22,23ff] - (27) Das Gesetz gestattete nur vierzig Streiche. Um jede Verletzung desselben zu verhüten, schrieben die Pharisäer vor, einen Streich weniger zu geben. Auf die Absicht des Gesetzgebers zu achten, kam ihnen freilich nicht in den Sinn, weshalb die Geißelung bisweilen mit dem Tode des Bestraften endete. Lukas berichtet keine von den durch die Juden vollzogenen Geißelungen, nur eine von den drei seitens der Heiden vorgenommenen. [Apg 16,22] Warum der heil. Paulus sich nicht auch bei den beiden anderen Geißelungen auf sein römisches Bürgerrecht berufen, wissen wir nicht. Die Steinigung erlitt der Apostel auf seiner ersten Missionsreise in Lystra. [Apg 14,18] Die drei Schiffbrüche übergeht Lukas, denn der von ihm erwähnte [Apg 27,41ff] fällt etwa drei Jahre nach Abfassung dieses Briefes. Was die Worte: „ einen Tag und eine Nacht bin ich in der Meerestiefe gewesen“ andeuten, ist nicht klar. Der heil. Chrys. u. a. nehmen an, dass Paulus, nachdem das Schiff zerschellt, einen Tag und eine Nacht von den Wogen umhergetrieben ward, bis ein anderes Schiff ihn aufnahm; wenige fassen den Ausdruck ganz wörtlich und nehmen ein Wunder an. - (28) Drei große Missionsreisen und zwei Reisen nach Jerusalem werden in der Apostelgeschichte erwähnt. Zu diesen kommt die Reise nach Arabien [Gal 1,17], nach Illyrien [Roem 15,9], die zweite Reise nach Achaja [2Kor 13,1], und vielleicht auch andere kleine Reisen. Lukas hat einzig die Ausbreitung der Kirche unter den Heiden vor Augen, und lässt deshalb weg, was die ungläubigen Juden und Heiden in Asien, Macedonien und Achaja taten, um die Predigt des heil. Paulus zu behindern. - (29) Es sind dies Beschwerden, welche größtenteils aus seiner Armut herrührten. - (30) Der Apostel zählt die Schwierigkeiten auf, welche ihm die Leitung der von ihm gestifteten Kirchen verursacht. Zwei Beispiele erklären dies weiter im folgenden Verse. - (31) Der Apostel glaubte seiner Pflicht nicht genügt zu haben, wenn er durch seine tausendfältigen Mühen nur Söhne in Christus zeugte, sondern er wollte sie auch als Söhne nähren, als Vater erziehen, als Lehrer unterrichten. Das Wort brennen drückt einen ungeheuren Schmerz aus. Alle übrigen Widrigkeiten vermochten nicht seinen inneren Frieden zu stören; was er aber durch das Ärgernis an den schwachen Brüdern litt, zerriss sein Herz (Chrys.). - (32) Was der Apostel in wenigen Jahren gelitten, schien die Kräfte eines einzelnen Menschen zu übersteigen. Der Apostel bestätigt die Wahrheit des Erzählten mit einem Eide und mahnt zugleich, dass er die Beweise seiner Schwachheit nicht ohne Grund angeführt hat. Die glorreichen Früchte seiner Tätigkeit standen in so zahlreichen von ihm gegründeten Gemeinden vor Augen; indem er also auf seine Schwachheiten hinwies, zeigte er zugleich, wie groß die göttliche Kraft gewesen sein musste, die solches vollbracht. - (33) Zur Bekräftigung dessen, was in der vorhergehenden Anmerkung als die Absicht des heil. Paulus bezeichnet ist, führt er den Beweis seiner Schwäche an, mit der er sein Amt begonnen, und die gleichsam ein Vorzeichen der Beschwerden und Verfolgungen war, welche ihn in seiner ganzen Tätigkeit erwarteten. Vergl. [Apg 9,23ff].

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