Thessalonicher

Aus Vulgata
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Der Thessalonicherbrief ist in zwei Bücher verfasst:

Thessalonich, jetzt Saloniki genannt, war die bedeutendste Stadt Macedoniens. Der größere Teil seiner Bewohner waren Griechen und Römer, doch hatte der blühende Handel der Stadt auch viele Juden dorthin gelockt. Von Philippi, wo Paulus seine erste Missionstätigkeit in Europa begonnen, auf Anstiften der Juden vertrieben, war der Apostel im Jahre 52 nach Thessalonich gekommen. Hier lehrte er zumeist in der Synagoge, bis ihn der Unglaube der Mehrzahl der Juden zwang, sich an die Proselyten und Heiden zu wenden. Vergl. [1Thes 1,9]. In wenigen Wochen war eine christliche Gemeinde gesammelt. Voll Wut darüber erregten die Juden einen Aufruhr, welcher den heiligen Paulus nötigte, die Stadt zu verlassen und sich nach Athen zu begeben. [Apg 17,5-15] Von da aus [1Thes 3,1.2] schickte er, voll Besorgnis um den Zustand der neugegründeten Gemeinde, den Timotheus nach Thessalonich, sie zu stärken. Dieser kam bald wieder zurück, fand aber den Apostel nicht mehr in Athen, sondern in Korinth. [Apg 18,1] Paulus vernahm von ihm manches Erfreuliche über den Eifer der Neubekehrten für das Christentum, ihre Standhaftigkeit im Glauben und ihre tätige Nächstenliebe [1Thes 3,6, 1Thes 4,9], aber auch Betrübendes. Einige der neubekehrten Christen hatten großen Hang zu Ausschweifungen und zu Betrügereien [1Thes 4,3], andere ergaben sich dem Müßiggange [1Thes 4,11]; dazu waren über die Wiederkunft Christi und die Auferstehung irrige Lehren in der Gemeinde verbreitet worden. Selbst die eigene Person des Apostels scheinen die Juden verdächtigt zu haben, als hätte er aus Ruhmsucht oder Habgier falsche Lehren verbreitet und überlasse nun die Bekehrten ihrem Schicksale. Wegen dieses Zustandes der Gemeinde sandte Paulus von Korinth aus noch im Jahre 53 nach Christus den ersten Brief an die Thessalonicher.
Bald nachdem der erste Brief des Apostels nach Thessalonich gelangt war, erfuhr er, welchen Eindruck derselbe gemacht. Der Glaube der Christen war trotz aller Anfeindungen fester geworden und die brüderliche Liebe war emporgeblüht, aber eine neue Verwirrung erfüllte die Gemüter, da viele meinten, die Ankunft des Herrn stehe unmittelbar bevor. Ja, man zeigte selbst einen unterschobenen, erdichteten Brief des Apostels vor, der diese Äußerungen bestätigen sollte. Dies gab demselben, wahrscheinlich noch in demselben Jahre 53 oder Anfang 54, ein volles Jahr, seitdem er die Gemeinde von Thessalonich verlassen, Veranlassung, den zweiten Brief an die Thessalonicher zu schreiben.