Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Jak03

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Epistola Catholica beati Jacobi Apostoli.

Derkatholische Brief des heiligen Apostels Jakobus Kap. 3


II. Der Apostel mahnt die Christen, sich nicht um das Lehramt zu beeifern. (3,1 – 4,12): 1. Die vielen und großen Gefahren der Zunge (V. 1 – 12) a) In vielen Dingen verfehlen wir uns alle, besonders mit der Zunge. Ist diese auch ein kleines Glied, so kann sie doch Großes bewirken: wie Pferd und Schiff durch kleine Mittel geleitet werden und ein kleiner Funke einen großen Brand entzündet, so befleckt die Zunge zuweilen den ganzen Menschen. (V. 6) b) Der Mensch, der selbst die wildesten Tiere zu bändigen vermag, ist außer Stande, seine Zunge zu bezähmen. (V. 8) c) Der Christ aber, der mit seiner Zunge Gott verherrlicht, muss sich um so mehr hüten, mit diesem Gliede Menschen in´s Verderben zu stürzen. (V. 12) 2. Die Sucht, als Lehrer unter den Christen aufzutreten, entspringt dem Mangel wahrer Weisheit. (V. 13 – 18) a) Denn nach dem Lehramte trachten beweist Mangel an Milde wie an anderen Eigenschaften der Weisheit, und ein Herz voll bitteren Zankes und voll Eifersucht. (V. 16) b) Eigenschaften der wahren Weisheit und Gerechtigkeit.

1. Nolite plures magistri fieri fratres mei, scientes quoniam majus judicium sumitis.
2. In multis enim offendimus omnes. Si quis in verbo non offendit: hic perfectus est vir, potest etiam freno circumducere totum corpus.
3. Si autem equis frena in ora mittimus ad consentiendum nobis, et omne corpus illorum circumferimus.
4. Ecce et naves, cum magnæ sint, et a ventis validis minentur, circumferuntur a modico gubernaculo ubi impetus dirigentis voluerit.
5. Ita et lingua modicum quidem membrum est, et magna exaltat. Ecce quantus ignis quam magnam silvam incendit!

6. Et lingua ignis est, universitas iniquitatis. Lingua constituitur in membris nostris, quæ maculat totum corpus, et inflammat rotam nativitatis nostræ inflammata a gehenna.

7. Omnis enim natura bestiarum, et volucrum, et serpentium, et ceterorum domantur, et domita sunt a natura humana:
8. Linguam autem nullus hominum domare potest: inquietum malum, plena veneno mortifero.
9. In ipsa benedicimus Deum et Patrem: et in ipsa maledicimus homines, qui ad similitudinem Dei facti sunt.

10. Ex ipso ore procedit benedictio, et maledictio. Non oportet, fratres mei, hæc ita fieri.
11. Numquid fons de eodem foramine emanat dulcem, et amaram aquam?

12. Numquid potest, fratres mei, ficus uvas facere, aut vitis ficus? Sic neque salsa dulcem potest facere aquam.

13. Quis sapiens, et disciplinatus inter vos? Ostendat ex bona conversatione operationem suam in mansuetudine sapientiæ.
14. Quod si zelum amarum habetis, et contentiones sint in cordibus vestris: nolite gloriari, et mendaces esse adversus veritatem.
15. Non est enim ista sapientia desursum descendens: sed terrena, animalis, diabolica.
16. Ubi enim zelus et contentio: ibi inconstantia, et omne opus pravum.
17. Quæ autem desursum est sapientia, primum quidem pudica est, deinde pacifica, modesta, suadibilis, bonis consentiens, plena misericordia, et fructibus bonis, non judicans, sine simulatione.
18. Fructus autem justitiæ, in pace seminatur, facientibus pacem.


1. Meine Brüder!1 werdet nicht2 zahlreich Lehrer, da ihr wisset, dass ihr ein strengeres Gericht auf euch ladet.
2. Denn vielfach fehlen wir alle;3 wer im Worte nicht fehlt, der ist ein vollkommener4 Mann; er vermag auch den ganzen Leib5 zu zügeln.
3. Wenn wir den Pferden Zäume in´s Maul6 legen, dass sie uns folgsam seien, so lenken wir auch ihren ganzen Leib.
4. Sehet,7 auch die Schiffe, so groß sie sind, und obgleich von heftigen Winden getrieben,8 werden von einem kleinen Steuerruder gelenkt, wohin irgend der Wille des Steuernden will.
5. So ist auch die Zunge zwar ein kleines Glied, und tut doch gewaltig mit großen Dingen.9 Sehet, ein wie kleines Feuer, welch großen Wald zündet es an!
6. Auch die Zunge ist ein Feuer,10 die Welt der Ungerechtigkeit. Die Zunge steht da unter unsern Gliedern als die, welche den ganzen Leib befleckt und das Rad unseres Lebens in Flammen setzt, selbst entzündet von der Hölle.11
7. Denn die Natur aller wilden Tiere, und Vögel, und Schlangen, und der übrigen Tiere wird gezähmt und ist gezähmt worden von der menschlichen Natur;12
8. die Zunge aber vermag kein Mensch zu zähmen,13 dies nimmer müde Übel,14 tödlichen Giftes voll.
9. Mit ihr preisen wir15 Gott und den Vater;16 und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die nach dem Ebenbilde Gottes gemacht sind.17
10. Aus einem und demselben Munde geht Segen und Fluch hervor. Nicht ziemt sich, meine Brüder! dass dies also geschehe.18
11. Lässt etwas die Quelle aus einer und derselben Öffnung süßes und bitteres Wasser hervorsprudeln?19
12. Kann wohl, meine Brüder! der Feigenbaum Trauben hervorbringen, oder der Weinstock Feigen tragen? So kann auch die Salzquelle kein süßes Wasser geben.20
13. Wer ist unter euch weise und verständnisreich?21 Er zeige an seinem guten Wandel sein Wirken in der Sanftmut der Weisheit.
14. Wenn ihr aber bittere Eifersucht habt und Parteilichkeit22 in euren Herzen23 ist, so rühmet euch nicht und lüget nicht wider die Wahrheit.
15. Denn diese Weisheit24 ist keine, die von oben25 herabkommt, sondern eine irdische,26 selbstische, teuflische.27
16. Denn wo Eifersucht und Parteisucht ist, da ist Unordnung und jegliches böse Tun.
17. Die Weisheit aber, welche von oben ist,28 ist erstlich lauter, dann friedfertig, bescheiden, nachgiebig, dem Guten zustimmend, voll Erbarmen und guter Früchte, nicht parteiisch, ohne Heuchelei.
18. Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden gesäet bei denen, welche Frieden üben.29

Fußnote

Kap. 3 (1) Der Tadel bezieht sich auf den Fehler, den auch Paulus [Roem 2,17ff] an den Juden rügt, nur dass bei denen, an welche Jakobus schreibt, zu dem Gesetze der Glaube hinzugetreten und vielen auch etwas Äußerliches geworden waren. - (2) Dränget euch nicht herzu. Wie in der jüdischen Synagoge mit Erlaubnis des Vorstehers einzelne reden durften, vergl. [Lk 4,16ff], so war es auch in der christlichen Gemeinde. Vergl. [1Kor 14]. - (3) Der Apostel schließt sich aus Demut ein. Alle fehlen durch lässliche Sünde. Konzil von Trient Sitz 6 Kann. 23: „Wenn jemand sagt, er könne durch das ganze Leben alle Sünden, selbst auch die lässlichen meiden, es sei denn etwa durch besondere Gnadenverleihung von Gott, wie die Kirche von der heil. Jungfrau annimmt, der sei ausgeschlossen.“ - (4) Ein sittlich vollkommener Mann. - (5) Im Gegensatz zum Geiste, der den Leib zügeln soll. Ähnlich Paulus [Roem 6,12.13.19, Roem 7,23, 1Kor 9,27] Nur wer vollkommen die Herrschaft über sich selbst erlangt hat, eignet sich als Lehrer. - (6) Vergleichungspunkte: Mäuler – beherrschen, und V. 2: Zunge – im Zaume halten. - (7) Wie kleine Dinge große Wirkungen haben. - (8) Wer seine Zunge nicht bändigt, ist wie ein Reiter auf einem wilden Pferde ohne Zügel, wie ein Mensch auf stürmischem Meere in einem Schiffe ohne Steuerruder. - (9) In den meisten Handschriften steht in dem lateinischen texte nicht exaltat sondern exsultat. - (10) Hier im schlimmen Sinne. - (11) Das menschliche Leben ist ein Rad, das von unserer Geburt bis zum Tode um sich selbst kreisend forteilt. Die Zunge ist gleichsam die Mitte des Rades, und von den Flammen der Hölle entzündet und genährt, wirkt sie, den ganzen Leib befleckend und das Leben von Anfang bis zu Ende in Brand setzend. Ehe die Leidenschaft sich anderweit betätigt, pflegt sie sich in der Rede zu offenbaren. - (12) Die Einteilung der Tiere in vier Klassen entspricht der [1Mos 9,2] angegebenen Ordnung. Von der ehemaligen Herrschaft über die Tiere, welche Gott einst den Menschen verliehen [1Mos 1,28, Ps 8,7], ist nur noch dies geblieben, dass er die Tiere bändigen kann. - (13) Der Apostel sagt nicht: Keiner kann die Zunge bändigen, sondern: Kein Mensch kann die Zunge bändigen, damit wir, wenn Gott uns dies verleiht, seine Gnade bekennen. (Aug.) - (14) Nicht Sünde, wie das Gift an sich nicht Tod ist, sondern voll des totbringenden Giftes. - (15) Nicht die Zunge, sondern wir. Die Zunge ist ein Mittel, das sich ebenso leicht der Begierde, wie dem Lobpreise anbequemt, den widersprechendsten Dingen. - (16) Gott, der unser Vater ist. - (17) So fällt der Fluch gleichsam auf Gott zurück. - (18) Darf man also nie einen Fluch aussprechen? Ja, wenn der Christ nicht in seinem, sondern in Gottes Namen redet. - (19) Das bittere Wasser ist ein Bild des Fluches, das süße des Segens. - (20) Das erste Beispiel (V. 10) weist auf die sittliche Verwerflichkeit hin, das andere auf das Unmögliche solchen Verhaltens, da kein Ding etwas seiner Natur Widersprechendes hervorbringen kann. Spricht der Mund dennoch Segen und Fluch aus, so ist der Segen ein erheuchelter. - (21) So die Septuag [5Mos 1,13, 5Mos 4,6]. Weise ist, wer in göttlichen Dingen einsichtig ist; verständnisreich, wer die göttliche Wahrheit auf das Leben anzuwenden vermag. Ein solcher zeige dies durch werktätigen, guten Wandel (nicht nur durch Worte) und in sanftmütiger Weisheit. Die Grundeigenschaft der Weisheit ist Leidenschaftslosigkeit, Sanftmut des Herrn, denn die christliche Weisheit ist nicht ein Erfolg der Vernunft, sondern der Gnade. Ohne diese Eigenschaften dränge sich niemand zum Lehramte. - (22) Fehlt euch die Sanftmut, so rühmet euch nicht der Weisheit. Der Apostel redet jetzt seine Leser direkt an. Bitter nennt er den Eifer wohl mit Rückbeziehung auf V. 11. - (23) Während eure Zunge sich der Wahrheit rühmt. - (24) Die in V. 14 beschriebene. - (25) Vergl. [Jak 1,17]. - (26) Gegensatz: von oben herabkommend. - (27) Steigerung - (28) Diese sieben Eigenschaften sind von den Wirkungen hergenommen, welche die göttliche Weisheit hervorbringt und die ihr eigenstes Wesen offenbaren. Lauter: frei von unlauterem Wesen. Hierauf werden zuerst drei genannt, welche sich gegen die Eifersucht und Parteisucht richten. „Dem Guten zustimmend“ fehlt in den besten griech. Handschriften. – Gute Früchte sind die Erweise werktätiger Liebe. (Gegensatz V. 16: jede böse Tat.) - (29) Der Same, der die Frucht bildet, wird wieder gesät; die Frucht ist die Gerechtigkeit. Nur dem Friedfertigen erwächst aus der Aussaat der Gerechtigkeit, die sie üben, die Frucht der Gerechtigkeit. V. 17 entspricht dem V. 15, V. 18 dem V. 16.

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