Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job32

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Liber Job Caput XXXII.

Das Buch Job. Kap. 32


III. Reden Elius, in welchen dieser zeigt, dass Gott den Frommen bisweilen Heimsuchungen zusendet als Heilsmittel, und nicht allein den Irrtum der drei Freunde, sondern auch einige Worte Jobs tadelt und berichtigt. (32,1-37,24) Geschichtliche Einleitung (V. 1-6), in der Herkunft und Stand Elius sowie die Ursache angegeben wird, warum der Jüngling, sich aus dem Kreise der Umstehenden erhebend, sich in den Streit einmischt. 1. Erste Rede. Eliu beschuldigt die Freunde Jobs der Torheit, Job der Unehrerbietigkeit gegen Gott und belehrt sie, dass Gott bisweilen über die Frommen Heimsuchungen verhängt, sie zu höherer Vollkommenheit zu erheben und von Unvollkommenheiten frei zu machen. (32,6 – 33,33) a. Eliu wendet sich zuerst an die drei Freunde; ihre Torheit habe ihn genötigt, seinerseits das Wort zu ergreifen (V. 6-22): Bis hierher habe er geschwiegen, um als Jüngling auf die Weisheit der Greise zu hören, aber da er sehe, dass die Weisheit nicht von der Zahl der Jahre, sondern von der göttlichen Eingebung abhänge, fühle er sich angetrieben, jetzt die seinige vorzubringen. (V. 10) – Aufmerksam habe er ihrem Streite zugehört, doch gesehen, dass sie weder Job widerlegen konnten noch auf seine Frage die gebührende Antwort geben. (V. 13) So wollte er denn Job auf einem andern Wege als sie, die zum Stillschweigen gebracht sind, angreifen, einzig von der Liebe zur Wahrheit geführt und gleichsam fortgerissen.

1. Omiserunt autem tres viri isti respondere Job, eo quod justus sibi videretur.
2. Et iratus, indignatusque est Eliu filius Barachel Buzites, de cognatione Ram: iratus est autem adversum Job, eo quod justum se esse diceret coram Deo.
3. Porro adversum amicos ejus indignatus est, eo quod non invenissent responsionem rationabilem, sed tantummodo condemnassent Job.
4. Igitur Eliu exspectavit Job loquentem: eo quod seniores essent qui loquebantur.
5. Cum autem vidisset quod tres respondere non potuissent, iratus est vehementer.
6. Respondensque Eliu filius Barachel Buzites, dixit:
Junior sum tempore, vos autem antiquiores, idcirco demisso capite, veritus sum vobis indicare meam sententiam.
7. Sperabam enim quod ætas prolixior loqueretur, et annorum multitudo doceret sapientiam,
8. Sed, ut video, Spiritus est in hominibus, et inspiratio Omnipotentis dat intelligentiam.
9. Non sunt longævi sapientes, nec senes intelligunt judicium.
10. Ideo dicam: Audite me, ostendam vobis etiam ego meam sapientiam.
11. Exspectavi enim sermones vestros, audivi prudentiam vestram, donec disceptaremini sermonibus:
12. Et donec putabam vos aliquid dicere, considerabam: sed, ut video, non est qui possit arguere Job, et respondere ex vobis sermonibus ejus.
13. Ne forte dicatis: Invenimus sapientiam, Deus projecit eum, non homo.

14. Nihil locutus est mihi, et ego non secundum sermones vestros respondebo illi.
15. Extimuerunt, nec responderunt ultra, abstuleruntque a se eloquia.

16. Quoniam igitur exspectavi, et non sunt locuti: steterunt, nec ultra responderunt:
17. Respondebo et ego partem meam, et ostendam scientiam meam.
18. Plenus sum enim sermonibus, et coarctat me spiritus uteri mei.
19. En venter meus quasi mustum absque spiraculo, quod lagunculas novas disrumpit.
20. Loquar, et respirabo paululum: aperiam labia mea, et respondebo.

21. Non accipiam personam viri, et Deum homini non æquabo.

22. Nescio enim quamdiu subsistam, et si post modicum tollat me Factor meus.


1. Jene drei Männer aber antworteten Job nicht mehr, weil er sich für gerecht hielt.1
2. Und Eliu,2 der Sohn Barachels, der Buziter, vom Geschlechte Ram,3 ward zornig und ergrimmte über Job, weil dieser sich für gerecht vor Gott erklärte,
3. und er zürnte über seine Freunde, weil sie keine verständige Entgegnung gefunden, sondern Job nur verdammt hatten.

4. Eliu aber hatte gewartet, so lange Job redete; denn die, welche redeten, waren älter.
5. Als er aber sah, dass die drei nicht entgegnen konnten, ward er sehr zornig.4

6. Und Eliu, der Sohn Barachels, der Buziter, begann und sprach: Ich bin jünger an Jahren, ihr aber seid älter; darum senkte ich das Haupt und scheute mich, euch meine Meinung kundzugeben.
7. Denn ich hoffte, das reifere Alter werde reden und die Menge der Jahre Weisheit lehren.5
8. Allein, wie ich sehe, ist es der Geist in dem Menschen und die Eingebung des Allmächtigen, die Einsicht gibt.6
9. Nicht die Bejahrten sind die Weisen und nicht die Greise sehen das Rechte ein.7
10. Darum will ich reden: Höret mich, auch ich will euch meine Weisheit kundgeben!
11. Denn ich habe auf eure Reden gewartet, auf eure Weisheit gehorcht, bis ihr den Streit entschieden hättet,
12. und hatte acht, solange ich glaubte, ihr würdet etwas sagen; doch wie ich sehe, ist keiner von euch, der Job überführen8 und auf seine Reden antworten könnte.
13. Saget nicht etwa: Wir haben die Weisheit gefunden, Gott hat ihn niedergeworfen, nicht ein Mensch!9
14. Er hat zu mir nichts geredet10 und ich will ihm nicht nach euern Reden entgegnen.
15. Sie sind erschrocken und entgegnen nichts mehr und haben sich selbst die Rede entzogen.
16. Da ich also wartete und sie nicht redeten, inne hielten und nicht weiter antworteten,
17. so will auch ich meinen Teil antworten und zeigen, was ich weiß.11
18. Denn ich bin voll von Reden und der Geist beengt mich in meinem Innern.
19. Sehet, mein Inneres ist wie Most, der kein Lustloch hat, der neue Flaschen12 sprengt.
20. Ich will reden und mir ein wenig Luft machen, will meine Lippen auftun und antworten.
21. Ich werde keines Menschen Partei nehmen und werde Gott dem Menschen nicht gleichstellen,13
22. denn ich weiß nicht, wie lange ich da sein werde und ob nicht über ein Kleines mein Schöpfer mich hinwegnimmt!


Fußnote

Kap. 32 (1) Job hat gezeigt, dass Gottes Absichten, wenn er den Menschen heimsucht, in seiner Weisheit verborgen liegen. Seine Klagen haben aber auch zugleich bewiesen, dass diese Antwort allein dem Herzen noch nicht genügt. Wollte der Verfasser sein Gedicht nicht ohne befriedigenden Schluss lassen, so musste noch eine andere Antwort folgen. Die Antwort Gottes [Job 38ff] kann nicht als solche gelten, da sie einzig darauf hinweist, dass Gottes Majestät und Weisheit die Leiden nicht ohne bestimmte Absicht verhängt. Wie sehr es aber den Menschen darnach verlangt, gerade diese im einzelnen zu kennen, hat Job gezeigt. Der Leser, wenngleich nicht die Streitenden, kennt allerdings eine aus dem Prolog: Um des Gerechten Tugend zu prüfen und zu erweisen. Da dies indes nicht allgemein die einzige ist, da zudem auch die Streitenden zur rechten Erkenntnis durchdringen mussten, wird ein vierter Freund eingeführt, Eliu, um das Rätsel zu lösen. Eliu tadelt, was Job in allzu heftiger Weise gesagt, und schränkt zu allgemein gehaltene Sätze ein. Sodann löst er die Frage dahin, dass die Gerechten bewahrt bleiben und in der Tugend und Weisheit fortschreiten. Wie wahr diese Lösung ist, hat uns der Heiland gezeigt, wenngleich der Herr noch einen dem Neuen Testamente eigenen Grund hinzufügt: damit wir seinem Bilde ähnlich werden. Doch soweit das Alte Testament die Frage lösen konnte, geschieht es von Eliu, dessen Behauptungen deshalb von Gott bestätigt werden. - (2) Die Verse 1-3 sind eine historische Zwischenbemerkung des Verfassers, dem Prolog und Epilog gleichgeordnet, und geben die Veranlassung zu Elius Reden. Die drei Freunde sind bei ihrer Meinung geblieben, ein Jüngling hat längst erkannt, wo Job in seiner Verteidigung gefehlt und wie die Freunde irren. Beides zurecht zu stellen ist seine Aufgabe. - (3) Diese Angaben tragen zur Sache bei. Eliu: Mein Gott selbst. Barachel: Segne, Gott. Buz hieß auch einer der Neffen Abrahams [1Mos 22,21], und ein solcher Stamm wird bei Jeremias [Jer 25,23] erwähnt. - (4) Schweigen du reden empfehlen Eliu gleichmäßig. - (5) Greise reden wegen ihres Alters gesetzter und wegen ihrer Erfahrung weiser. - (6) Ich sehe, dass euch mit dem Alter nicht auch sogleich die Weisheit gekommen ist, sondern dass die Gnade des göttlichen Geistes erfordert wird, die kein Lebensalter abwartet. Seine Rede entspringt also göttlicher Eingebung. - (7) Was Recht ist, sieht man nicht dadurch allein schon immer ein, dass man alt ist. Gottes Geist weht, wo er will. Wohl zeichnet auch Job sich durch Tugenden aus, doch ist ihm diese Gnadengabe nicht zuteil geworden. Vielleicht wollte Gott auch darauf hinweisen, dass nicht in der Vergangenheit, sondern von einer zukünftigen Offenbarung eine tiefere Erkenntnis zu erwarten ist. - (8) Seine Klagen wirksam zurückweisen und seinen Fragen Antwort geben. - (9) Saget nicht: Wir haben wirklich Weisheit gegen Job vorgebracht und ihn widerlegt, wenn er es auch nicht zugebe, und der Beweis dafür liege darin, dass ja Gott selbst ihn widerlege, indem er ihn mit schweren Leiden züchtige und damit seine schwere Schuld bezeuge. - (10) Meine Gründe hat Job durch seine Worte nicht widerlegt. - (11) Jugendliche Redeweise. (V. 15-17) - (12) Der Geist, der in mir ist, treibt mich heftig an, als Verteidiger der Wahrheit aufzutreten. Flaschen hebr. Schläuche. - (13) Ich werde nicht zulassen, dass Gott von Job wie ein Mensch zur Rechtfertigung herausgefordert werde. Hebr.: Ich werde auch keinem Menschen schmeicheln, denn ich weiß nicht, ob nicht Gott mich bald vor sein Gericht beriefe.

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