Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Est04

Aus Vulgata
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Liber Esther. Caput IV.

Das Buch Esther Kap. 4


II. Mardochäus und Esther suchen den Untergang von ihrem Volke abzuwenden. (Kap. 4, V. 1-17) [15,1-3; 13,8 – 14,19] 1. Mardochäus überredet Esther, beim Könige für ihr Volk einzutreten. (V. 16) [Est 15,1-3] A. Der Erlass des Königs setzt Mardochäus und das ganze Volk in Schrecken. Esther erhält ein Exemplar des Erlasses und wird aufgefordert, für ihr Volk den König anzuflehen. (V. 8) [Est 15,1-3] B. Anfangs trägt Esther Bedenken, weil niemand ungerufen vor dem Könige erscheinen dürfe. (V. 11) Dann verheißt sie, sich zum Könige zu begeben, wenn nur die Juden durch ein dreitägiges Fasten Gott gewinnen. (V. 16) 2. Mardochäus und Esther flehen Gott um Erbarmen an. (V. 17) [13,8 – 14,19]

1. Quæ cum audisset Mardochæus, scidit vestimenta sua, et indutus est sacco, spargens cinerem capiti: et in platea mediæ civitatis voce magna clamabat, ostendens amaritudinem animi sui,

2. Et hoc ejulatu usque ad fores palatii gradiens. Non enim erat licitum indutum sacco aulam regis intrare.

3. In omnibus quoque provinciis, oppidis, ac locis, ad quæ crudele regis dogma pervenerat, planctus ingens erat apud Judæos, jejunium, ululatus, et fletus, sacco et cinere multis pro strato utentibus.
4. Ingressæ autem sunt puellæ Esther et eunuchi, nuntiaveruntque ei. Quod audiens consternata est: et vestem misit, ut ablato sacco induerunt eum: quam accipere noluit.

5. Accitoque Athach eunucho, quem rex ministrum ei dederat, præcepit ei ut iret ad Mardochæum, et disceret ab eo cur hoc faceret.

6. Egressusque Athach, ivit ad Mardochæum stantem in platea civitatis, ante ostium palatii:
7. Qui indicavit ei omnia, quæ acciderant, quomodo Aman promisisset, ut in thesaurus regis pro Judæorum nece inferret argentum.
8. Exemplar quoque edicti, quod pendebat in Susan, dedit ei, ut reginæ ostenderet, et moneret eam, ut intraret ad regem, et deprecaretur eum pro populo suo.
9. Regressus Athach, nuntiavit Esther omnia, quæ Mardochæo:
10. Quæ respondit ei, et jussit ut diceret Mardochæo:
11. Omnes servi regis, et cunctæ, quæ sub ditione ejus sunt, norunt provinciæ, quod sive vir, sive mulier non vocatus, interius atrium regis intraverit, absque ulla cunctatione statim interficiatur: nisi forte rex auream virgam ad eum tetenderit pro signo clementiæ, atque ita possit vivere. Ego igitur quomodo ad regem intrare potero, quæ triginta jam diebus non sum vocata ad eum?
12. Quod cum audisset Mardochæus,
13. Rursum mandavit Esther, dicens: Ne putes quod animam tuam tantum liberes, quia in domo regis es præ cunctis Judæis:
14. Si enim nunc silueris, per aliam occasionem liberabuntur Judæi: et tu, et domus patris tui peribitis. Et quis novit utrum idcirco ad regnum veneris, ut in tali tempore parareris?

15. Rursumque Esther hæc Mardochæo verba mandavit:
16. Vade et congrega omnes Judæos, quos in Susan repereris, et orate pro me. Non comedatis, et non bibatis tribus diebus, et tribus noctibus: et ego cum ancillis meis similiter jejunabo, et tunc ingrediar ad regem contra legem faciens, non vocata, tradensque me morti et periculo.
17. Ivit itaque Mardochæus, et fecit omnia, quæ ei Esther præceperat.


1. Als Mardochäus dies1 erfahren hatte, zerriss er seine Kleider, legte ein Trauergewand an, streute Asche auf sein Haupt und schrie mit lauter Stimme auf der Straße mitten in der Stadt, die Bitterkeit seines Herzens kundgebend,2
2. und kam so weherufend bis vor die Pforten des Palastes; denn den Hof des Königs zu betreten war niemanden erlaubt, der mit einem Trauergewande bekleidet war.3
3. Auch in allen Ländern, Städten und Orten, zu denen der grausame Befehl des Könige hingelangte, war bei den Juden großes Klagen und Fasten und Weherufen und Weinen und viele wählten Sack und Asche statt des Lagers.4
4. Da kamen die Diener der Esther und ihre Kämmerlinge und teilten es5 ihr mit. Als sie es hörte, erschrak sie sehr und sandte ein Kleid, das sie ihm anlegen sollten, nachdem er das Trauerkleid ausgezogen;6 aber er wollte es nicht annehmen.7
5. Sie berief also den Kämmerling Athach, den der König ihr zu ihrem Dienste gegeben hatte, und befahl ihm, zu Mardochäus zu gehen, um von ihm in Erfahrung zu bringen, warum er dies tue.
6. Athach ging hinaus und kam zu Mardochäus, der auf der Straße der Stadt vor dem Tore des Palastes stand.
7. Dieser teilte ihm alles mit, was sich zugetragen, wie Aman verheißen habe, für die Ermordung der Juden Silber in die Schatzkammer des Königs zu liefern.8
8. Dazu gab er ihm eine Abschrift des Erlasses, der in Susan angeschlagen war, um sie der Königin zu zeigen und in sie zu dringen, dass sie zu dem Könige gehen und ihn für ihr Volk um Gnade bitten möchte.
9. Athach kam zurück und berichtete Esther alles, was Mardochäus gesagt hatte.
10. Sie antwortete und befahl ihm, dem Mardochäus zu sagen:
11. Alle Diener des Königs und alle Länder, welche unter seiner Herrschaft stehen, wissen, dass jeder, es sei Mann oder Frau, der den inneren Hof des Königs9 betritt, ohne gerufen zu sein, ohne Verzug alsbald des Todes ist; es sei denn, dass der König zum Zeichen der Gnade sein goldenes Zepter gegen ihn ausstreckt, alsdann bleibt er am Leben. Wie werde ich also zu dem Könige gehen können, da ich schon dreißig Tage nicht zu ihm gerufen worden bin?10
12. Als Mardochäus dies hörte,
13. ließ er Esther wiederum sagen: Glaube nicht, dass du allein vor allen Juden ein Leben retten werdest, weil du im Hause des Königs bist;
14. denn wenn du jetzt schweigst, wird den Juden durch andere Umstände Befreiung werden, du aber wirst samt deines Vaters Haus umkommen.11 Und wer weiß, ob du nicht darum zur königlichen Würde gelangt bist, um in solcher Zeit bereit zu sein?
15. Da ließ Esther dem Mardochäus diese Worte erwidern:
16. Gehe hin, versammle alle Juden in Susan, die du findest, und betet12 für mich. Esset und trinket drei Tage und drei Nächte13 nicht, auch ich will mit meinen Dienerinnen ebenso fasten und dann will ich zu dem Könige gehen, obwohl wider das Gesetz, ungerufen und mich der Todesgefahr preisgeben.
17. Da ging Mardochäus von dannen und tat alles, was ihm Esther aufgetragen hatte.

Fußnote

Kap. 4 (1) Hebr.: alles erfuhr, was geschehen war, also dass Edikt, die Verhandlung zwischen dem Könige und Aman und die ihn betreffende Ursache. - (2) Das Schreien auf der Straße war persische Trauersitte. - (3) Trauer mochte als Verunreinigung gelten. - (4) Vergl. [Jes 58,5]. - (5) Mardochäus Gebahren. Sie mussten also von seiner Verwandtschaft mit Esther wissen. - (6) Damit er in den Vorhof des Palastes eintreten könnte. - (7) So ahnte sie, dass das Kleid Schlimmeres als nur Privattrauer bedeutete. - (8) Esther soll wissen, dass von Seiten der Juden keine Verschuldung vorliegt. - (9) Von dort aus war der König wohl, auf seinem Thron sitzend, sichtbar. - (10) Esther wollte sich nicht melden lassen, weil sie, früher oft zum König gerufen, schon einen ganzen Monat lang nicht vor ihm erschienen war. Wurde ihre Meldung zurückgewiesen, so gab es kein Mittel mehr, zum Könige zu gelangen; wurde sie vorgelassen, so hätte sie sofort ihre Bitte vortragen müssen, ohne erst einen günstigen Augenblick abwarten zu können. - (11) Das Volk der Juden hat von Gott die Verheißung, dass es nicht untergehen wird, nicht so du. - (12) Hebr.: Fastet. - (13) Jeder angefangene wird für einen vollen Tag gerechnet (vergl. [Mt 12,40]): haltet ein Fasten, das in den dritten Tag hineinreicht. Nach [Est 5,1] begab sich Esther am dritten Tage zum Könige, also dauerte Esthers Fasten einen Tag und zwei Nächte.


- Weitere Kapitel: 01 | 02 | 03 05 | 06 | 07 | 08 | 09 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 |

Diese Kategorie enthält zurzeit keine Seiten oder Medien.