Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Klagel03

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Threni, id est lamentationes Jeremiæ prophetæ.. Caput III.

Threni, das ist Klagelieder des Propheten Jeremias. Kap. 3


3. Drittes Klagelied. (Kap. 3) A. Die vielfachen Heimsuchungen. (V. 18) B. Grund der Hoffnung. (V. 39) C. Gottes Erbarmen ist anzurufen.

ALEPH.
1. Ego vir videns paupertatem meam in virga indignationis ejus.
ALEPH.
2. Me minavit, et adduxit in tenebras, et non in lucem.
ALEPH.
3. Tantum in me vertit, et convertit manum suam tota die.
BETH.
4. Vetustam fecit pellem meam, et carnem meam, contrivit ossa mea.
BETH.
5. Ædificavit in gyro meo, et circumdedit me felle, et labore.
BETH.
6. In tenebrosis collocavit me, quasi mortuos sempiternos.
GHIMEL.
7. Circumædificavit adversum me, ut non egrediar: aggravavit compedem meum.
GHIMEL.
8. Sed et cum clamavero, et rogavero, exclusit orationem meam.
GHIMEL.
9. Conclusit vias meas lapidibus quadris, semitas meas subvertit.
DALETH.
10. Ursus insidians factus est mihi: leo in absconditis.
DALETH.
11. Semitas meas subvertit, et confregit me: posuit me desolatam.
DALETH.
12. Tetendit arcum suum, et posuit me quasi signum ad sagittam.
HE.
13. Misit in renibus meis filias pharetræ suæ.
HE.
14. Factus sum in derisum omni populo meo, canticum eorum tota die.

HE.
15. Replevit me amaritudinibus, inebriavit me absynthio.
VAU.
16. Et fregit ad numerum dentes meos, cibavit me cinere.
VAU.
17. Et repulsa est a pace anima mea, oblitus sum bonorum.
VAU.
18. Et dixi: Periit finis meus, et spes mea a Domino.

ZAIN.
19. Recordare paupertatis, et transgressionis meæ, absynthii, et fellis.
ZAIN.
20. Memoria memor ero, et tabescet in me anima mea.
ZAIN.
21. Hæc recolens in corde meo, ideo sperabo.
HETH.
22. Misericordiæ Domini quia non sumus consumpti: quia non defecerunt miserationes ejus.
HETH.
23. Novi diluculo, multa est fides tua.
HETH.
24. Pars mea Dominus, dixit anima mea: propterea exspectabo eum.
TETH.
25. Bonus est Dominus sperantibus in eum, animæ quærenti illum.

TETH.
26. Bonum est præstolari cum silentio salutare Dei.
TETH.
27. Bonum est viro, cum portaverit jugum ab adolescentia sua.
JOD.
28. Sedebit solitarius, et tacebit: quia levavit super se.
JOD.
29. Ponet in pulvere os suum, si forte sit spes.
JOD.
30. Dabit percutienti se maxillam, saturabitur opprobriis.
CAPH.
31. Quia non repellet in sempiternum Dominus.
CAPH.
32. Quia si abjecit, et miserebitur secundum multitudinem misericordiarum suarum.
CAPH.
33. Non enim humiliavit ex corde suo, et abjecit filios hominum,
LAMED.
34. Ut contereret sub pedibus suis omnes vinctos terræ,
LAMED.
35. Ut declinaret judicium viri in conspectu vultus Altissimi.
LAMED.
36. Ut perverteret hominem in judicio suo, Dominus ignoravit.
MEM.
37. Quis est iste, qui dixit ut fieret Domino non jubente?

MEM.
38. Ex ore Altissimi non egredientur nec mala nec bona?
MEM.
39. Quid murmuravit homo vivens, vir pro peccatis suis?
NUN.
40. Scrutemur vias nostras, et quæramus, et revertamur ad Dominum.
NUN.
41. Levemus corda nostra cum manibus ad Dominum in cœlos.
NUN.
42. Nos inique egimus, et ad iracundiam provocavimus: idcirco tu inexorabilis es.
SAMECH.
43. Operuisti in furore, et percussisti nos: occidisti, nec pepercisti.
SAMECH.
44. Opposuisti nubem tibi, ne transeat oratio.
SAMECH.
45. Eradicationem, et abjectionem posuisti me in medio populorum.
PHE.
46. Aperuerunt super nos os suum omnes inimici.
PHE.
47. Formido, et laqueus facta est nobis vaticinatio, et contritio.
PHE.
48. Divisiones aquarum deduxit oculus meus, in contritione filiæ populi mei.

AIN.
49. Oculus meus afflictus est, nec tacuit, eo quod non esset requies,
AIN.
50. Donec respiceret et videret Dominus de cœlis.
AIN.
51. Oculus meus deprædatus est animam meam in cunctis filiabus urbis meæ.
SADE.
52. Venatione ceperunt me quasi avem inimici mei gratis.

SADE.
53. Lapsa est in lacum vita mea, et posuerunt lapidem super me.
SADE.
54. Inundaverunt aquæ super caput meum: dixi: Perii.

COPH.
55. Invocavi nomen tuum Domine de lacu novissimo.
COPH.
56. Vocem meam audisti: ne avertas aurem tuam a singultu meo, et clamoribus.
COPH.
57. Appropinquasti in die, quando invocavi te: dixisti: Ne timeas.
RES.
58. Judicasti Domine causam animæ meæ, redemptor vitæ meæ.
RES.
59. Vidisti Domine iniquitatem illorum adversum me: judica judicium meum.
RES.
60. Vidisti omnem furorem, universas cogitationes eorum adversum me:
SIN.
61. Audisti opprobrium eorum Domine, omnes cogitationes eorum adversum me:
SIN.
62. Labia insurgentium mihi, et meditationes eorum adversum me tota die.
SIN.
63. Sessionem eorum, et resurrectionem eorum vide, ego sum psalmus eorum.
THAU.
64. Reddes eis vicem Domine juxta opera manuum suarum.
THAU.
65. Dabis eis scutum cordis laborem tuum.
THAU.
66. Persequeris in furore, et conteres eos sub cœlis Domine.



Aleph.
1. Ich bin der Mann, der sein Elend sah unter Seines Grimmes Rute.
Aleph.
2. Mich1 drängte er und führte mich in Finsternis und nicht zum Lichte.
Aleph.
3. Nur wider mich wendet er immer aufs neue seine Hand den ganzen Tag.
Beth.
4. Er machte meine Haut und mein Fleisch altern,2 zermalmte mein Gebein.
Beth.
5. Ringsum umbaute er mich und umgab mich mit Galle und Mühsal.3
Beth.
6. Er versetzte mich in Finsternis, gleich den auf ewig Toten.
Ghimel.
7. Ringsum hat er mich ummauert, dass ich nicht entkommen kann; er hat meine Fesseln schwer gemacht.4
Ghimel.
8. Wenn ich auch rufe und bitte, er weist mein Gebet ab.5
Ghimel.
9. Er hat meine Wege mit Quadersteinen versperrt, meine Pfade verstört.6
Daleth.
10. Ein lauernder Bär ist er mir geworden, ein Löwe im Hinterhalt.7
Daleth.
11. Er hat meine Pfade in die Irre geleitet und mich zermalmt, hat mich trostlos gemacht.8
Daleth.
12. Er hat seinen Bogen gespannt und mich als Ziel für den Pfeil ausgestellt.9
He.
13. Er ließ in meine Nieren seines Köchers Töchter10 dringen.
He.
14. Ich ward zum Gespött für mein ganzes Volk, ihr Spottlied den ganzen Tag.11
He.
15. Er sättigte mich mit Bitterkeiten und tränkte mich mit Wermut.12
Vau.
16. Er zerbrach mir die Zähne der Reihe nach, speiste mich mit Asche.13
Vau.
17. Verstoßen ist aus dem Frieden meine Seele,14 vergessen habe ich des Glückes.15
Vau.
18. Da sprach ich: Verloren ist mein Ziel, dahin meine Hoffnung auf den Herrn!16
Zain.
19. Gedenke meines Elends und meiner Verlassenheit, des Wermuts und der Galle!17
Zain.
20. Immer denke ich daran und meine Seele schmachtet in mir hin.18
Zain.
21. Dies19 will ich in meinem Herzen überdenken und daraufhin will ich hoffen.
Heth.
22. Gnadenerweisungen des Herrn sind es, dass wir nicht ganz vernichtet sind,20 denn seine Erbarmungen bleiben nicht aus.
Heth.
23. Neu sind sie an jedem Morgen, groß ist deine Treue.21
Heth.
24. Der Herr ist mein Anteil, spricht meine Seele, darum will ich auf ihn hoffen.
Teth.
25. Gütig ist der Herr gegen die, die auf ihn hoffen, gegen die Seele, welche ihn sucht.22
Teth.
26. Gut ist es, schweigend auf die Hilfe Gottes zu harren.23
Teth.
27. Gut ist es einem Manne, wenn er das Joch von seiner Jugend an trägt.
Jod.
28. Er wird einsam sitzen und schweigen, denn es ist ihm auferlegt.24
Jod.
29. Er berühre mit seinem Munde den Staub, vielleicht ist noch Hoffnung!
Jod.
30. Er biete seine Wange dem dar, der ihn schlägt, werde ersättigt mit Schmach.25
Kaph.
31. Denn nicht auf ewig verstößt der Herr.26
Kaph.
32. Denn wenn er auch verstieß,27 so erbarmt er sich doch nach der Fülle seiner Gnaden.
Kaph.
33. Denn nicht aus Lust beugt er nieder und verstößt28 er die Menschenkinder,
Lamed.
34. wie man unter seine Füße alle Gefangenen der Erde tritt,29
Lamed.
35. wie man das Recht eines Mannes beugt vor dem Angesichte des Allerhöchsten
Lamed.
36. und eines Menschen Sache verkehrt, solches kennt der Herr nicht.30
Mem.
37. Wer ist es, der je sprach, dass etwas geschehen solle, ohne dass der Herr es geboten? [Amos 3,6]
Mem.
38. Geht nicht aus dem Munde des Allerhöchsten das Üble und das Gute hervor?31
Mem.
39. Was klagt also ein Mensch, so lange er lebt, ein jeder über seine Sünden?32
Nun.
40. Lasset uns unsern Wandel prüfen und erforschen und zu dem Herrn umkehren!
Nun.
41. Lasset uns unsere Herzen und unsere Hände erheben zu dem Herrn im Himmel!
Nun.
42. Wir haben gesündigt und zum Zorne gereizt, darum bist du unerbittlich.33
Samech.
43. Du hast dich in Grimm verhüllt und uns geschlagen,34 getötet ohne Schonung.
Samech.
44. Du hast dich mit einer Wolke umhüllt, damit kein Gebet hindurchdringe.35
Samech.
45. Zu Kehricht und Auswurf hast du mich gemacht in Mitte der Völker.36
Phe.
46. Es sperren gegen uns ihren Mund auf alle Feinde.37
Phe.
47. Schrecken und Schlinge ward uns Weissagung38 und Verderben.
Phe.
48. Wasserbäche vergießen meine Augen über das Verderben der Tochter meines Volkes.
Ain.
49. Mein Auge ist betrübt und hört nicht auf zu weinen, weil keine Linderung eintritt,39
Ain.
50. Bis der Herr vom Himmel herabschaut und dareinsieht.
Ain.
51. Mein Auge hat mir die Seele genommen40 ob aller Töchter meiner Stadt.41
Sade.
52. Es machten Jagd auf mich und fingen mich wie einen Vogel die, welche meine Feinde ohne Ursache waren.42
Sade.
53. In die Grube ward mein Leben versenkt, sie wälzten einen Stein über mich.43
Sade.
54. Es strömten die Wasser über mein Haupt zusammen, ich sprach: Ich bin verloren!
Koph.
55. Ich rief deinen Namen an, o Herr! aus tiefster Grube.
Koph.
56. Du hörtest mein Rufen: O wende dein Ohr nicht ab von meinem Seufzen und von meinen Klagen!
Koph.
57. Du warst mir nahe am Tage, da ich dich anrief; du sprachst: Fürchte dich nicht!44
Resch.
58. Du führtest, Herr! die Sache meiner Seele, Erlöser meines Lebens!45
Resch.
59. Du hast gesehen, Herr! wie sie mir Unrecht taten; schaffe mir Recht!
Resch.
60. Du hast all ihren Grimm46 gesehen, alle ihre Anschläge wider mich,
Sin.
61. Du hast ihr Schmähen gehört, o Herr, alle ihre Anschläge wider mich,
Sin.
62. die Reden meiner Widersacher und ihr Trachten wider mich den ganzen Tag.
Sin.
63. Sie mögen sitzen oder aufstehen,47 siehe,48 so bin ich ihr Spottlied.
Thau.
64. Vergilt ihnen, Herr! nach den Werken ihrer Hände.
Thau.
65. Gib wie einen Schild49 um ihr Herz Bedrängnis von dir.50
Thau.
66. Verfolge sie mit Grimm und tilge sie hinweg unter dem Himmel, o Herr!51


Fußnote

Kap. 3 (1) Er hat das Unglück nicht allein vorhergesagt, sondern auch geschaut und erfahren. Deshalb steht mich mit Nachdruck voran. Ja, ihn allein züchtigt der Herr. (V. 3) - (2) Hebr.: Er schädigte (vernichtete) mir Fleisch und Haut. – Ja, noch mehr peinigte Gott ihn, er zerbrach dem Propheten die Gebeine. - (3) Aus Gift und Mühsal hat Gott gleichsam ein Gefängnis um ihn erbaut. Zu diesen Peinen kommt so dichte Finsternis hinzu, dass diese aus der Unterwelt heraufgeholt scheint. - (4) Mit schweren Fesseln belastet. - (5) In den tiefen Kerker gebannt, hat er keine Hoffnung, aus demselben je frei zu werden; ja Gott hat selbst seinem Flehen einen Riegel vorgeschoben, dass dasselbe nicht bis zu ihm dringe. Er soll die Heimsuchung eine Zeit hindurch ohne Milderung tragen. - (6) Ungangbar gemacht, daher die Hindernisse unbezwinglich, so dass er dem vollen Angriffe des Unglückes ausgesetzt ist. - (7) Wunde fügt Gott auf Wunde und gibt ihn dem Hohne der Feinde preis. Der Bär ist das Bild der Grausamkeit, der Löwe der Kraft, des Schreckens. - (8) Hebr.: er machte Wege irre (trieb euch vom rechten Wege herunter) und zerzauste und machte mich zunichte. - (9) Mit dieser Verwundung nicht zufrieden, spannt Gott seinen Bogen und durchbohrt ihn immer von neuem. Wie furchtbar er durchbohrt ist, sagt V. 13. - (10) Vergl. [Job 41,20]. - (11) So zerfleischt und zerrissen, fand er kein Mitleid. Vergl. [Jer 20,7]. Jeremias schildert die Strafe seines Volkes. Deshalb passt die hebr. Lesart: „für mein Volk“ nicht recht. Vielleicht kann verbessert werden: allen Völkern, wie die syr. Übersetzung liest. - (12) Vergl. [Jer 9,15]. - (13) Hebr.: Er zermalmte mit Kieselsteinen meine Zähne, überschüttete mich mit Asche. – Er gab mir steinhartes Brot zu essen, das wie Kieselstein war. Vergl. [Ps 101,10]. Zum Zeichen der höchsten Trauer ist er gleichsam in Asche vergraben. - (14) Hebr.: Alle Lebenskraft. - (15) Keine Hoffnung auf Besserung ist mir geblieben. - (16) Nachdem der Prophet hier den Höhepunkt der Schilderung des Elendes erreicht, lenkt sein Klagelied in folgende Verse mit wunderbarer Schönheit ein in das Gebet der Demut und des kindlichen Vertrauens. Vergl. [Ps 72,13]. - (17) Die ihm gleichsam Speise und Trank sind. (V. 15) - (18) Aber gerade die Überfülle des Leidens gewährt ihm die Hoffnung, dass Gott sich erbarmen wird, da seine Verheißungen nicht zulassen, dass das Volk auf immer verworfen werde. - (19) Dies: die in Anm. 18 bezeichnete Hoffnung. - (20) Die Barmherzigkeit des Herrn hat es bewirkt, dass wir noch nicht gänzlich untergegangen sind, und dass wir noch leben, ist ein Unterpfand seiner Erbarmungen, das uns zeigt, dass er sie uns nie gänzlich entziehen wird. (Der Verheißung [Jer 4,27] entsprechend.) - (21) Wie das Licht des Tages uns täglich gebracht wird, so erscheinen die Erbarmungen Gottes an jedem Tage neu und unerschöpflich, weil Gottes Treue groß und reich ist, sie, die gleichsam die Quelle und der unendlich große Schatz ist, aus dem uns immer neue Gnaden zuteil werden. - (22) Wer auf den Herrn seine Hoffnung setzt, ihn um Hilfe anfleht, wird seiner Erbarmung teilhaftig. Diese Erwägung nährt die Hoffnung des Propheten, wie die andere (V. 26): Wer seine Hoffnung auf Gott setzt, erwartet ohne Ungeduld und Murren die Rettung aus der Heimsuchung und unterwirft sich voll Gottes Willen, damit dieser ihm helfe zu der ihm wohlgefälligen Zeit. - (23) Den besten Weg zu dieser Geduld gibt V. 27 an: Wer das Joch des Herrn (der Furcht des Herrn, des Gehorsams gegen sein Gesetz und seine Gebote, das Joch der Widerwärtigkeiten) von Jugend auf gewöhnt ist zu tragen und alle Anmutungen des Herzens zu beherrschen, die bösen Begierden erstickend, die Tugenden pflegend und zur Vollkommenheit führend, der wird auch jetzt den Züchtigungen Gottes sich mit Geduld unterwerfen. - (24) Ein solcher wahrt die Ruhe des Herzens in Kümmernissen, er flieht die Menge und erwartet ohne Ungeduld, dass Gott zu seiner Zeit das Joch, welches er ihm auferlegt, wegnehme. Hebr.: Wenn er ihm Lasten auferlegt. - (25) Seine Hoffnung ist eine außerordentliche und erhabene, denn er trägt mit Geduld Beschimpfungen. So also soll das Volk Beschimpfungen und Bedrückungen ertragen, welche Gottes gerechtes Gericht ihm für seine Sünden auferlegt. Eine solche Geduld wird ihm hohe Güter bringen, wie V. 26 – 28 zeigt und das Folgende darlegt. - (26) Wie soll man aus dem Glauben leben inmitten der Heimsuchungen? Erstlich ist es ganz gewiss, dass Gott das Volk, das er auserwählt hat, nicht auf ewig verstößt; sodann, sucht er es heim, so ist es unzweifelhaft, dass er sich wieder erbarmt und zwar so, dass seine Erbarmung die Heimsuchung weit übertrifft, straft und züchtigt doch Gott nicht aus Lust, sondern nur gleichsam gezwungen und gegen seinen Willen, dem es ureigen ist, sich zu erbarmen und Gutes zu erweisen. Vergl. [Weish 11,24-27]. Wenn also jemand von Herzen bereut, ist Gott stets bereit, zu schonen. - (27) Hebr.: Fügt er auch Schläge zu, betrübt er auch. - (28) Hebr.: betrübt er. - (29) Auch das ist ein Trost im Unglück, dass nichts geschehen kann als mit Gottes Zulassung. - (30) Hebr.: Sieht wohl der Herr nicht darauf? Weiß Gott es etwa nicht, wenn die Gefangenen mit Füßen getreten werden, wenn vor seinen Augen das Recht gebeugt wird, wenn die Menschen im Gerichte betrogen und unterdrückt werden? Ja, also lässt er die Unbill zu. - (31) Gott, der gerechte Rächer des Unrechtes, sendet Strafen zur Züchtigung für die Sünden. Er hat die Zerstörung der Stadt zugelassen, aber gerade darin, dass Gott es ist, der den Feinden die Macht verliehen, ist ein Grund zum Troste, denn er lenkt alles, was uns trifft, uns zum Heile. - (32) So lange er noch der Gnade und des Wohlwollens, die der Herr den lebenden gewährt, teilhaftig werden kann, darf er nicht klagen, es sei denn über seine Sünden, die wahre Ursache aller Übel und das einzige Übel, das nichts als Übel ist. Hebr.: was seufzt der Mensch im Leben? (Es seufze) ein jeder über seine Sünden. - (33) Hebr.: O wir sündigten und waren empörerisch, und du hast nicht verziehen. – Was Jeremias vor dem Eintritt des Unglückes so oft ans Herz gelegt, mahnt er auch jetzt, nachdem sie erfahren, wie böse und bitter es ist, den Herrn zu verlassen: Kehret zu Gott zurück! - (34) Nachdem sie ihre Sünden bekannt, sollen sie die Heimsuchungen Gottes aufzählen, wie Gott nicht verziehen, um ihn so zur Milde zu bewegen. - (35) Hebr.: Du hast dich in Zorn gehüllt und uns verfolgt. Zur Zeit, wo Gott Verzeihung gewähren wollte, wollten sie ihn nicht suchen, darum will er sie auch nachher nicht erhören. Vergl [Jer 2,27.28]. - (36) Einst geschah dies den Feinden [Ps 17,43], jetzt widerfährt es dem Volke Gottes. - (37) Vergl. [Klagel 2,16]. - (38) Hebr.: Verwüstung. Das Lateinische lässt sich erklären: Falsche Weissagung, die uns Verderben brachte. - (39) Solange will er weinen, bis dies geschieht. - (40) Auch in V. 51 erklärt er, wie reichlich seine Tränen flossen. Hebr.: Mein Auge tut meiner Seele weh. Anstatt den Schmerz zu mildern, wie es sonst geschieht, haben die Tränen ihn gemehrt und gesteigert. Vulgata: Der Schmerz hat wie ein Räuber meine Seele, mein Leben, alle Lebenskraft geraubt. - (41) Werden nicht einmal die Jungfrauen geschont, so ist dies der Gipfelpunkt aller Übel. - (42) Der Untergang ist über die Juden von Gott verhängt für ihre Sünden, nicht von den Chaldäern für diesen angetanes Unrecht herbeigeführt. So haben die Feinde denn alles Maß der Rache überschritten. - (43) Damit ich nicht entkommen könne. So sank ich tiefer und tiefer, bis die Wasser mein Haupt überstiegen und ich schon erstickt zu werden glaubte. Anspielung auf [Jer 38,6]. Das Volk befindet sich in einer Lage, aus der keine menschliche Hilfe es reißen kann. Deshalb ist zu Gott zu fliehen. - (44) [Jer 30,11; Jer 46,27.28]. Ebenso [Jes 41,10] u.a. - (45) Hebr.: Verteidigt hast du, o Herr, die Sache meiner Seele, hast erlöst mein Leben. - (46) Hebr.: Rachgier. - (47) Bezeichnung aller Lebenstätigkeit: Ruhen und Handeln. - (48) Wende deinen Anblick darauf. - (49) Hebr.: Gib ihnen (wie es ihre Werke verdienen) eine Decke über ihr Herz – nämlich dass sie blind in ihr Verderben stürzen. - (50) Hebr.: Dein Fluch über sie! - (51) Hebr.: unter des Herrn Himmel weg: so dass sie, die nun unter dem Himmel des Herrn sind, von diesem Orte weggerissen werden. Dieser Wunsch ist von demselben Sinne zu fassen, wie wir jetzt beten: dass du die Feinde deiner Kirche demütigen wollest! Vergl. auch [Jer 18,21ff]. - Weitere Kapitel: 01 | 02 | 04 | 05 |

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