Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Spr06

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Liber Proverbiorum.
Quem Hebræi Misle appellant. Caput VI.

Die Sprüche Salomons. Kap. 6


b. (Siebentes Lehrgedicht – V. 19) Niemand übernehme leichtsinnig für einen anderen Bürgschaft (V. 5), oder überlasse sich der Trägheit (V. 11), oder schädige durch trug oder andere weise seinen Nächsten. (V. 19) c. (Achtes Lehrgedicht – V. 35) Höre auf die Vorschriften deiner Eltern (V. 23), damit du, sie befolgend, die Unsittlichkeit (V. 28) und den Ehebruch fliehest, die überaus schlimme Folgen haben.

1. Fili mi, si spoponderis pro amico tuo, defixisti apud extraneum manum tuam,
2. Illaqueatus es verbis oris tui, et captus propriis sermonibus.

3. Fac ergo quod dico fili mi, et temetipsum libera: quia incidisti in manum proximi tui. Discurre, festina, suscita amicum tuum:
4. Ne dederis somnum oculis tuis, nec dormitent palpebræ tuæ.
5. Eruere quasi damula de manu, et quasi avis de manu aucupis.

6. Vade ad formicam o piger, et considera vias ejus, et disce sapientiam:
7. Quæ cum non habeat ducem, nec præceptorem, nec principem,
8. Parat in æstate cibum sibi, et congregat in messe quod comedat.

9. Usquequo piger dormies? Quando consurges e somno tuo?

10. Paululum dormies, paululum dormitabis, paululum conseres manus ut dormias:
11. Et veniet tibi quasi viator, egestas, et pauperies quasi vir armatus. Si vero impiger fueris, veniet ut fons messis tua, et egestas longe fugiet a te.


12. Homo apostata, vir inutilis, graditur ore perverso,

13. Annuit oculis, terit pede, digito loquitur,
14. Pravo corde machinatur malum, et omni tempore jurgia seminat.
15. Huic extemplo veniet perditio sua, et subito conteretur, nec habebit ultra medicinam.

16. Sex sunt, quæ odit Dominus, et septimum detestatur anima ejus:

17. Oculos sublimes, linguam mendacem, manus effundentes innoxium sanguinem.
18. Cor machinans cogitationes pessimas, pedes veloces ad currendum in malum,
19. Proferentem mendacia testem fallacem, et eum, qui seminat inter fratres discordias.
20. Conserva fili mi præcepta patris tui, et ne dimittas legem matris tuæ.

21. Liga ea in corde tuo jugiter, et circumda gutturi tuo.
22. Cum ambulaveris, gradiantur tecum: cum dormieris, custodiant te, et evigilans loquere cum eis.
23. Quia mandatum lucerna est, et lex lux, et via vitæ increpatio disciplinæ:

24. Ut custodiant te a muliere mala, et a blanda lingua extraneæ.

25. Non concupiscat pulchritudinem ejus cor tuum, nec capiaris nutibus illius:
26. Pretium enim scorti vix est unius panis: mulier autem viri pretiosam animam capit.
27. Numquid potest homo abscondere ignem in sinu suo, ut vestimenta illius non ardeant?
28. Aut ambulare super prunas, ut non comburantur plantæ ejus?
29. Sic qui ingreditur ad mulierem proximi sui, non erit mundus cum tetigerit eam.
30. Non grandis est culpa, cum quis furatus fuerit: furatur enim ut esurientem impleat animam:
31. Deprehensus quoque reddet septuplum, et omnem substantiam domus suæ tradet.
32. Qui autem adulter est, propter cordis inopiam perdet animam suam:

33. Turpitudinem et ignominiam congregat sibi, et opprobrium illius non delebitur.
34. Quia zelus et furor viri non parcet in die vindictæ,
35. Nec acquiescet cujusquam precibus, nec suscipiet pro redemptione dona plurima.


1. Mein Sohn! hast du dich für deinen Freund1 verbürgt, hast du einem Fremden2 deinen Handschlag gegeben,
2. so bist du durch die Worte deines eigenen Mundes gebunden und gehalten durch dein eigenes Versprechen.
3. Tue denn das, was ich dir sage, mein Sohn! und mache dich frei; denn du bist in die Gewalt deines Nächsten geraten. Lauf, eile, wecke deinen Freund auf!3
4. Gönne deinen Augen keinen Schlaf noch lass deine Augenlider schlummern!4
5. Reiß dich los wie eine Gazelle aus der Gewalt und wie ein Vogel aus der Hand des Vogelstellers.5
6. Gehe zur Ameise hin, Fauler! und siehe ihre Wege an und lerne Weisheit.6
7. Obwohl sie keinen Führer noch Lehrmeister noch Gebieter hat,7
8. schafft sie sich doch im Sommer ihre Speise und sammelt in der Ernte ihre Nahrung ein.8
9. Wielange, Fauler! willst du schlafen? Wann wirst du aufstehen von deinem Schlafe?9
10. Schlafe noch ein wenig, schlummere noch ein wenig, lege noch ein wenig die Hände zusammen, um zu ruhen,10 [Spr 24,33]
11. so wird die Armut über dich kommen wie ein rüstig Schreitender und der Mangel wie ein bewaffneter Mann.11 Bist du aber unverdrossen, so wird deine Ernte wie ein Quell sein, und der Mangel weit von dir fliehen.12
12. Ein abtrünniger Mensch,13 ein heilloser Mann ist, wer wandelt mit trügerischem Munde;
13. wer mit den Augen blinzelt, mit dem Fuße tritt,14 mit dem Finger redet,15
14. mit boshaftem Herzen auf Böses sinnt16 und alle Zeit Händel stiftet.
15. Plötzlich wird das Verderben über ihn hereinbrechen und unversehens wird er zerschmettert werden und es wird kein Heilmittel mehr für ihn geben.
16. Sechs Dinge sind es, welche der Herr hasst, und das siebente17 verabscheut seine Seele:
17. Stolze Augen,18 lügenhafte Zungen, Hände, welche unschuldiges Blut vergießen,19

18. ein Herz, welches Gedanken des Unheils ersinnt, Füße, welche behende zum Bösen eilen,
19. einen falschen Zeugen, der Lügen vorbringt, und den, der zwischen Brüdern Zwietracht sät.20
20. Bewahre, mein Sohn!21 die Gebote deines Vaters und weiche nicht ab von den Weisungen deiner Mutter.22
21. Binde sie immer auf dein Herz und lege sie dir um den Hals!
22. Wenn du gehst, mögen sie mit dir gehen; wenn du schläfst, dich bewachen, und wenn du erwachst, rede mit ihnen.23
23. Denn das Gebot ist eine Leuchte und die Weisung ein Licht und die Rüge der Zucht der Weg zum Leben,
24. damit sie dich vor einem bösen Weibe24 bewahren und vor der schmeichlerischen Zunge einer Fremden.
25. Lass dich nicht nach ihrer Schönheit in deinem Herzen gelüsten noch dich durch ihre Winke25 fangen,
26. denn eine Buhlerin ist kaum einen Laib Brotes wert,26 ein Eheweib aber erjagt des Mannes kostbare Seele.27
27. Kann wohl jemand Feuer in seinem Busen bergen,28 ohne dass seine Kleider brennen?
28. Oder auf glühenden Kohlen gehen, ohne dass seine Fußsohlen verbrannt werden?
29. So bleibt der, welcher zu seines Nächsten Weib geht, nicht rein, wenn er sie berührt.29
30. Es ist die Schuld so groß nicht, wenn jemand stiehlt;30 er stiehlt ja, sein Begehren zu stillen, da er hungert,
31. und doch muss er es siebenfach31 ersetzen, wenn er ertappt wird, und die ganze Habe seines Hauses hergeben.32
32. Wer aber ein Ehebrecher ist, bringt sich selbst durch die Torheit seines Herzens ins Verderben.33
33. Er sammelt sich Unehre34 und Schande und seine Schmach ist unauslöschlich,

34. denn die Eifersucht und der Grimm des Mannes schont nicht am Tage der Rache,
35. noch lässt er sich von jemand erbitten und nimmt keine Gaben als Lösegeld, wenn sie auch noch so reichlich sind.35


Fußnote

Kap. 6 (1) Hebr.: Nächsten. - (2) Es ist derselbe, der im ersten Gliede Nächster heißt: für einen anderen. Durch seine Bürgschaft tritt der Bürge in die Verpflichtung des Schuldners gegenüber dem Gläubiger. Es erging ihm, im Falle jener zahlungsunfähig war, wie sonst dem Schuldner. Vergl. [2Koe 4,1, Mt 18,25]. - (3) Hebr.: Gehe hin, wirf dich nieder und bestürme deinen Nächsten, er möge seiner Verpflichtung nachkommen. - (4) Bildlich: Ohne Ruhe und Rast suche dich frei zu machen. - (5) Bilder eines mit Hast und Anstrengung sich befreien Wollenden. - (6) Beherzige das Beispiel der Ameise. - (7) Vergl. [Spr 30,27]. - (8) Septuag. hat hier und V. 11 einige Zusätze. - (9) Willst du nie aufstehen? - (10) Im Hebr. tritt ein Wechsel der Person ein. Die Antwort des Faulen wird nachgeahmt: Ein wenig schlafen usw.: die Hände (Arme, die sich zur Arbeit regen sollten) zusammenlegen, ist Zurüstung zum Schlafen. - (11) Wie ein umherstreichender Räuber. Vergl. [Spr 24,34]. - (12) Dieser Preis des Arbeitsamen ist aus der Septuag. genommen. Er stört den Zusammenhang. - (13) Hebr.: ein nichtsnutziger Mensch, Kind Belials. - (14) Scharrt (sich dadurch trügerisch verständigend). - (15) Zeichen gibt. - (16) Hebr.: In dessen Herz Verkehrtheit ist, der zu jeder Zeit Böses sinnt und Händel stiftet. Hebr.: Darum wird plötzlich. - (17) Der Parallelismus des Ausdruckes ist durch die aufeinander unmittelbar folgenden Zahlen ersetzt. - (18) Die Organe stehen für die Eigenschaften, deren Sitz oder Diener sie sind. - (19) Alle drei Bezeichnungen gehören demselben Subjekte an. - (20) Die Ordnung ist nicht ganz die in V. 12-14 innegehaltene. Beide Male aber schließt das Zankanstiften die Reihe. - (21) Ähnliche Eingänge [Spr 5,1.2] und [Spr 7,1-5]. - (22) Vergl. zu diesem Verse [Spr 1,8]. - (23) Hebr.: mögen sie dich leiten, und wenn du erwachst, dich anreden. In allen Lebenslagen sind sie dir hilfreich. Gehen: handeln, schlafen: ruhiger Genuss. - (24) Eigentlich: Weib des Bösen, der Schlechtigkeit. - (25) Hebr.: mit ihren Wimpern (mit denen sie liebäugelt und Blicke zuwirft). Die Wimpern werden mit den Fäden eines Netzes verglichen, wie [Koh 12,3] mit den Gittern eines Fensters. - (26) Nach dem Hebr. ist der Text der Vulg. zu erklären: sie begnügt sich schwerlich mit einem Laibe Brotes. Das Hebr. wird meist übersetzt: Denn durch ein Blutweib (kommt man) bis auf einen Laib Brot. Ein Laib Brot ist das Geringste. - (27) Die Seele dessen, den sie verlockt. - (28) Hebr.: holen. Wohl Vergleich: Wie niemand Feuer in seinem Busen holen kann, so bleibt nicht usw. (V. 29) - (29) Keiner, der sie berührt, bleibt ungestraft. - (30) Der hebr. Text ist kaum sicher. Der Sinn desselben ist wohl: Selbst wer aus Hunger stiehlt, muss es büßen, wie viel mehr der, welcher aus Übermut seinen Hunger und Durst an einem fremden Weibe stillt. - (31) Der Höchste im Gesetze vorgeschriebene Ersatz war ein fünffacher. [2Mos 21,37], vergl. [Lk 19,8] Sieben ist wohl hier eine runde Zahl, da das zweite Versglied selbst den Verlust des ganzen Vermögens als möglich hinstellt. - (32) Ein Diebstahl kann durch Ersatz gesühnt werden seitens des Ertappten, der beleidigte Ehemann aber besteht auf der gerichtlichen Bestrafung des Ehebrechers. - (33) Hebr.: Jemand, der sich selbst ins verderben stürzen will, tut solches. - (34) Hebr.: Schläge (durch den Ehemann). - (35) Keinerlei Lösegeld kann ihn günstig stimmen, er gibt sich nicht zufrieden, ob du ihm auch viel geben wolltest. – Noch vor der Gerichtsverhandlung war eine Einigung möglich.

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