Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Joh21
Sanctum Jesu Christi Evangelium secundum Joannem
Das heilige Evangelium Jesu Christi nach Johannes - Kap. 21
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1. Postea manifestavit se iterum Jesus discipulis ad mare Tiberiadis. Manifestavit autem sic: |
1. Darnach1 offenbarte sich Jesus2 abermals den Jüngern an dem Meere von Tiberias. Er offenbarte sich aber auf folgende Weise: |
Fußnote
Kap. 21 (1) Dieses Kapitel wurde wohl geschrieben, um die V. 23 angeführte falsche Ansicht zu berichtigen und um in V. 15 – 17 ein Gegengewicht gegen die früher erzählte dreimalige Verleugnung des heil. Petrus zu bieten. - (2) Es heißt nicht: „er erschien“, sondern „er offenbarte sich“, damit so angezeigt werde, dass er nur erschien, wann er wollte. - (3) Die beiden nicht genannten waren wohl nicht Apostel, sonst wären ihre Namen ebenfalls genannt. Diese Offenbarung des Herrn fällt vor [Mk 16,14ff] und [Lk 24,44ff]. - (4) Inzwischen, ehe sie ihr Amt antreten können, wollen die Apostel eine nützliche Beschäftigung haben, vielleicht auch ihren Lebensunterhalt gewinnen. - (5) Der Heiland redet die Jünger an, als wenn er Fische kaufen wollte (Chrys., Euth.). „Kinder“: das hier gebrauchte griechische Wort hat etwa den Sinn, den unser Wort „Leute“ hat. Das eigentliche Kind bedeutende zärtliche Wort hätte ihn zu schnell verraten. - (6) Warum die Jünger den scheinbar so unnützen Rat befolgten, wird verschieden erklärt. Vielleicht taten sie es, weil sie vom Herrn gelernt hatten, die Ratschläge anderer dem eigenen Urteile vorzuziehen. Auch als Prediger und Lehrer sind die Apostel Fischer. Ihr Netz ist das Evangelium und jedes Wort aus Gott. Zur rechten Seite das Netz auswerfen heißt: die wahre, katholische Lehre mit aufrichtiger Gesinnung und reinem Herzen verkünden (Aug.). - (7) Der heil. Johannes hat den Heiland an dem Wunder erkannt, dessen Vorbild ihm noch im Gedächtnis ist. Dazu schärft seine Liebe den Blick, vielleicht auch läßt sich der Herr von ihm leichter erkennen. - (8) Petrus hatte nur das Hüftkleid um. Vergl. [Jes 20,2] und gürtete, wie wohl begierig, unverweilt zu dem Herrn zu kommen, noch eiligst aus Ehrfurcht einen leinenen Überwurf um. - (9) Das Benehmen beider Jünger entspricht ganz ihrem Charakter (Chrys.). - (10) Ein halbes Stadium, etwa 0,1 Kilometer. – (11) Mit welch rührender Sorgfalt bereitet der Herr seinen ermüdeten Jüngern eine Erquickung! Dieselbe ist wohl durch ein Wunder des Herrn gegenwärtig. Bereits in ältester Zeit hob die Kirche die mystische Bedeutung dieses Mahles hervor. Durch die Menschwerdung ist der Sohn Gottes in die Gewässer des Menschengeschlechtes eingesenkt worden, wurde für uns gefangen und in das Feuer der Leiden gelegt (Aug.). Vielleicht ist es auf dies Ereignis zurückzuführen, dass Christus in der alten Kirche so oft unter dem Sinnbilde des Fisches erscheint, wozu beitrug, dass die Anfangsbuchstaben der griechischen Worte: Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser das griechische Wort ergeben, welches Fisch (Ichthys) bedeutet. Das Brot versinnbildet das Lebensbrot im heil. Altarssakramente. - (12) Der heil. Johannes hat die Fische genau nachgezählt; so ward das Wunder umso offenbarer. Einige Väter deuten die Zahl der Fische mystisch. – (13) Als der heil. Petrus zum Apostelamt berufen ward, sollte ihm ein gesegneter Fischfang zu Teil werden. [Lk 5,6]. Nun, da er bestimmt wird, auf Erden an die Stelle des Herrn zu treten (V. 15, V. 17), segnet Jesus wieder seinen Zug, ohne Zweifel, um die gesegnete Wirksamkeit des Apostelfürsten zu bezeichnen, durch welche die Gläubigen in die Kirche eingehen sollen. Das nicht zerrissene Netz wird auf die Einheit der Kirche bezogen - (14) Aus dem Wunder und dem ganzen Verhalten Jesu schlossen sie mit Sicherheit, dass er Herr bei ihnen sei, aber sie hätten gern aus seinem eigenen Munde gehört: „Ich bin es.“ Aus Ehrfurcht wagten sie nicht, diese Erklärung durch eine Frage zu veranlassen. - (15) Der Heiland nahm wohl wie bei der Erscheinung, welche [Lk 24,43] erzählt, am Mahle teil. Wie der Fischfang die Aufnahme der Gläubigen in die Kirche, so sinnbildet das Mahl die zeitliche und ewige Seligkeit der Kirche in Christus. Vergl. [Mt 8,11]. - (16) Johannes spricht hier nur von solchen Erscheinungen, welche mehreren Jüngern zugleich zu Teil geworden waren: die erste am Auferstehungstage [Joh 20,19], die zweite am Sonntage darauf [Joh 20,26ff], die dritte, die hier erzählte, welche zugleich die erste in Galiläa war. - (17) Die Anrede ist die gleiche wie [Joh 1,42, Mt 16,17]. Der Vatername ist beigesetzt, um die Feierlichkeit zu erhöhen. Auch die Wiederholung der Frage trägt dazu bei. - (18) Der Auszeichnung, welche der Heiland ihm verleihen will, soll ein höheres Maß von Liebe entsprechen. Der Heiland fragt, nicht weil er nicht weiß, ob Petrus ihn mehr lieb hat, sondern um die übrigen Apostel aufmerksam zu machen, dass das höchste Hirtenamt auch eine besondere Liebe zum Herrn erfordert. Dass Jesus fragt: Liebst du mich mehr als diese? kann den Aposteln nicht auffallen. Denn wegen des tieferen Falles bei der Verleugnung (Thom.) und wegen des Amtes, mit dem der heil. Petrus bekleidet ward, und der vielfachen Auszeichnungen die ihm schon zu Teil geworden waren, musste eine größere Liebe von ihm erwartet werden. - (19) Mit Zuversicht, aber auch mit Demut flieht Petrus zur Allwissenheit des Herrn vielmehr, als dass er sich auf das Zeugnis seines Gewissens beruft. - (20) Der Heiland ist selbst der gute Hirt [Joh 10,11] der Hirt und Bischof der Seelen [1Petr 2,25], der Oberhirt [Joh 5,4], der große Hirt der Schafe [Hebr 13,20]. Jetzt, da er von dieser Erde scheidet, um heimzugehen zum Vater, überträgt er dem heil. Petrus die Stellvertretung zum Hirtenamte (Ambr.). Lämmer und Schafe bezeichnen zusammen die dem Hirtenstabe des heil. Petrus anvertraute Gemeinschaft der durch Christus Erlösten, die ganze Kirche, welche durch das Blut des Herrn erkauft, immerdar sein eigen bleiben wird. Die Lämmer zuerst und dann die Schafe übergibt Jesus Simon Petrus, weil er ihn zum Hirten der Hirten bestellt hat. Petrus ist Hirte der Lämmer und der Schafe, der Kinder und der Mütter, der Untergebenen und der Vorgesetzten (Euseb.). Das vatikanische Konzil erklärt die Worte des Heilandes (V. 15 – 17) als einen Beweis für den Primat (oberste Regierungsgewalt) des heil. Petrus über die ganze katholische Kirche. (Sitz 4 Kap. 1). - (21) Dreimal richtet der Herr die gleiche Frage an den Apostel, ihn schonend an die dreimalige Verleugnung zu erinnern. Unaufgefordert hatte sich einst Petrus vermessen, opfer- und todesmutiger sein zu wollen als alle anderen Apostel [Joh 13,37, Mt 26,33]; doch seine Furcht war größer gewesen als seine Liebe. Jetzt wird Petrus feierlich aufgefordert, gleichsam in die Hände und in das Herz des Heilandes, welcher ihm seine gesamte Herde zur Leitung übergeben will, das Gelöbnis der Liebe abzulegen. Mit dem Primat der Rechte soll sich in Petrus der Primat der Liebe zu Christus verbinden und ewig verbunden bleiben. Petrus wird traurig ob der Erinnerung an die Verleugnung, und weil diese wiederholten Fragen einen Zweifel auszudrücken scheinen, ob der Apostel den Heiland wirklich liebe. - (22) Deine Liebe zu beweisen, wirst du hinreichend Gelegenheit haben, einmal durch die Hirtensorge für die Meinen und sodann durch den gewaltsamen Tod, den du meinetwegen leiden wirst. - (23) Diese Worte sind der Gegensatz zu den folgenden: „ Ein anderer wird dich gürten“, nämlich der Henker mit Stricken. - (24) „Du wirst deine Hände ausstrecken“, nämlich am Kreuze. So die älteren Erklärer. Zuerst wir der Kreuzestod im Allgemeinen vorausgesagt, dann wird durch den Zusatz: „ein anderer“ usw. beigefügt wie dies geschehen wird (Aug.). Andere: die Hände zum Fesseln ausstrecken, an fremde Gewalt sich hingeben u. a. Vergl. [2Petr 1,14]. Der heil. Johannes kannte übrigens die Erfüllung der Prophezeiung bereits, da der heil. Petrus am 29. Juni 67 am Kreuze den Märtyrertod erlitten hat. - (25) Was der Mensch aus Liebe zu Gott tut oder leidet, verherrlicht den Herrn. - (26) Vermutlich ging der Heiland einige Schritte voran und Petrus folgte. Es war dies eine symbolische Handlung, durch welche angedeutet wurde: folge mir nach, besonders im Leiden und Sterben am Kreuze (Aug., Theod. a.). - (27) Petrus wandte sich zu Johannes zurück, welcher, weil nicht aufgefordert, nicht folgte. Das innige Verhältnis zwischen beiden Jüngern veranlasst den heil. Petrus zur Frage, wie denn der Lieblingsjünger des Herrn werde ausgezeichnet werden (Chrys., Euth.). Soll nicht auch er folgen, und zwar zum Märtyrertode, wie ich? Wie bei dem letzten Abendmahl Johannes für den heil. Petrus den Herrn gefragt hat, so vergilt der Apostelfürst jetzt den Dienst durch eine Frage für Johannes. - (28) Die Lesart so in der heutigen Vulgata scheint einer Unaufmerksamkeit der Abschreiber zu entstammen. Im Griechischen steht: wenn, womit auch einige Itala-Handschriften übereinstimmen sowie auch die Erklärungen des heil. Hieronymus und anderer Väter. - (29) Der Heiland zeigt, dass er Macht hat über Leben und Tod. - (30) Das Wort „dass er bleibe“ hat wegen des Gegensatzes zu dem gewaltsamen Tode des heil. Petrus den Sinn: nicht dem Märtyrertode soll er zugleich mit dir (dies hatte Petrus wohl gewünscht) geweiht werden. – „Bis ich komme“: entweder: bis ich ihn durch einen natürlichen Tod abberufe, oder: wenn ich wollte, dass er bis zu meiner zweiten Ankunft bleibe, was geht es dich an? Du tue das, wozu du berufen bist! - (31) Diese Worte haben bei den Morgenländern nicht den bitteren Tod, der ihnen bei uns eigen ist. - (32) Die Brüder dachten: Nach der zweiten Ankunft Christi stirbt niemand mehr; lebt also Johannes bis dahin, so stirbt er überhaupt nicht. Der Fehler dieser Schlussfolgerung lag darin, dass sie die Worte: „wenn ich will“ so nahmen, als hätte der Heiland gesagt: ich will. Johannes stellt diesen Irrtum richtig, damit man nicht bei seinem Tode sage: er ist trotz der gegenteiligen Voraussage gestorben. V. 24 und besonders V. 25 wird von vielen als nicht johanneisch angesehen. V. 24 kann indes sehr wohl von dem heil. Johannes selbst herrühren; V. 25 ist vielleicht von einem Schüler des Apostels hinzugefügt, bevor das Evangelium den Gläubigen übergeben wurde. Aber auch diese Ansicht ist nur eine nicht der Wahrscheinlichkeit entbehrende, möglicherweise ist auch V. 25 seinem ersten Ursprunge nach johanneisch. - (33) Vergl. [Joh 19,35] - (34) Der Evangelist selbst und seine Schüler. - (35) Der Apostel preist die Erhabenheit und den Wert der Taten Christi in gesteigerter Redeweise. Vergl. Ähnliche Redeweisen [Mt 19,24, 1Mos 22,17] - Weitere Kapitel: 01 | 02 | 03 | 04 | 05 | 06 | 07 | 08 | 09 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 |
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