Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Weish07: Unterschied zwischen den Versionen
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<center> 1. Wie hat Salomon selbst die Weisheit erlangt? (7,1 – 9,19) a. Ein Mensch ist dem anderen gleich, also hat Salomon die Weisheit nicht von Natur (V. 6), sondern erflehte sie | <center> 1. Wie hat Salomon selbst die Weisheit erlangt? (7,1 – 9,19) a. Ein Mensch ist dem anderen gleich, also hat Salomon die Weisheit nicht von Natur (V. 6), sondern erflehte sie als eine über alles begehrenswerte Sache von Gott und erlangte mit ihr alles. (V. 10) b. Bitte an Gott um die Gnade, würdig von der Weisheit reden zu können (V. 21), und Beschreibung derselben nach ihren Eigenschaften und Früchten. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Weish08|Weish 8,1]]'']</center> | ||
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1. Sum quidem et ego mortalis homo, similis omnibus, et ex genere terreni illius, qui prior factus est, et in ventre matris figuratus sum caro. <br/> | 1. Sum quidem et ego mortalis homo, similis omnibus, et ex genere terreni illius, qui prior factus est, et in ventre matris figuratus sum caro. <br/> | ||
2. Decem mensium tempore coagulatus sum in sanguine ex semine hominis, et | 2. Decem mensium tempore coagulatus sum in sanguine ex semine hominis, et delectamento somni conveniente. <br/> | ||
3. Et ego natus accepi communem | 3. Et ego natus accepi communem aërem, et in similiter factam decidi terram, et primam vocem similem omnibus emisi plorans: <br/> | ||
4. In involumentis nutritus sum, et curis magnis. <br/> | 4. In involumentis nutritus sum, et curis magnis. <br/> | ||
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23. Humanus, benignus, stabilis, certus, securus, omnem habens virtutem, omnia prospiciens, et qui capiat omnes spiritus: intelligibilis, mundus, subtilis. <br/> | 23. Humanus, benignus, stabilis, certus, securus, omnem habens virtutem, omnia prospiciens, et qui capiat omnes spiritus: intelligibilis, mundus, subtilis. <br/> | ||
24. Omnibus enim mobilibus mobilior est sapientia: attingit autem ubique propter suam munditiam. <br/> | 24. Omnibus enim mobilibus mobilior est sapientia: attingit autem ubique propter suam munditiam. <br/> | ||
25. Vapor est enim virtutis Dei, et emanatio quædam est claritatis omnipotentis Dei sincera: et ideo nihil | 25. Vapor est enim virtutis Dei, et emanatio quædam est claritatis omnipotentis Dei sincera: et ideo nihil inquinatum in eam incurrit. <br/> | ||
26. Candor est enim lucis æternæ, et speculum sine macula Dei majestatis, et imago bonitatis illius. <br/> | 26. Candor est enim lucis æternæ, et speculum sine macula Dei majestatis, et imago bonitatis illius. <br/> | ||
27. Et cum | 27. Et cum sit una, omnia potest: et in se permanens omnia innovat, et per nationes in animas sanctas se transfert, amicos Dei et prophetas constituit. <br/> | ||
28. Neminem enim diligit Deus, nisi eum, qui cum | 28. Neminem enim diligit Deus, nisi eum, qui cum sapientia inhabitat. <br/> | ||
29. Est enim hæc speciosior sole, et super omnem dispositionem stellarum, luci comparata invenitur prior. <br/> | 29. Est enim hæc speciosior sole, et super omnem dispositionem stellarum, luci comparata invenitur prior. <br/> | ||
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7. Darum betete ich<sup>10</sup> und es ward mir Einsicht gegeben, ich rief und der Geist der Weisheit<sup>11</sup> kam über mich. <br/> | 7. Darum betete ich<sup>10</sup> und es ward mir Einsicht gegeben, ich rief und der Geist der Weisheit<sup>11</sup> kam über mich. <br/> | ||
8. Und ich gab ihr den Vorzug vor Königreichen<sup>12</sup> und Thronen und Reichtum hielt ich für nichts im Vergleich mit ihr. <br/> | 8. Und ich gab ihr den Vorzug vor Königreichen<sup>12</sup> und Thronen und Reichtum hielt ich für nichts im Vergleich mit ihr. <br/> | ||
9. Auch stellte ich ihr nicht kostbares Gestein gleich, denn alles Gold ist im Vergleich mit ihr | 9. Auch stellte ich ihr nicht kostbares Gestein gleich, denn alles Gold ist im Vergleich mit ihr ein wenig Sand und wie Kot wird das Silber neben ihr geachtet. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job28|Job 28,15]]''] <br/> | ||
10. Mehr als Gesundheit und Schönheit liebte ich sie und zog es vor, sie zum Lichte zu haben, denn ihr Glanz ist unauslöschlich. <br/> | 10. Mehr als Gesundheit und Schönheit liebte ich sie und zog es vor, sie zum Lichte zu haben, denn ihr Glanz ist unauslöschlich. <br/> | ||
11. Es kam mir aber alles Gute zugleich mit ihr<sup>13</sup> und unzählbarer Wohlstand durch ihre Hand. <br/> | 11. Es kam mir aber alles Gute zugleich mit ihr<sup>13</sup> und unzählbarer Wohlstand durch ihre Hand. <br/> | ||
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===Fußnote=== | ===Fußnote=== | ||
Kap. 7 ('''1''') Also von geringer Herkunft. - ('''2''') Fleisch bedeutet den ganzen Menschen mit der Nebenbedeutung der Schwäche und Niedrigkeit. - ('''3''') Gewöhnliche Zeitbestimmung der Schwangerschaft. - ('''4''') Nicht physiologische Erklärung, sondern bildliche Darstellung des unbegreiflichen Prozesses. - ('''5''') Alle demütigenden Umstände der Geburt des Menschen waren auch bei mir vorhanden. - ('''6''') Keine besondere Luft. - ('''7''') Nach anderen: die von allen dasselbe leidet. Das Fallen auf die Erde ist Bild äußerster Hilflosigkeit. - ('''8''') Als Ausdruck des gegenwärtigen Elendes und Vorbedeutung des zukünftigen. - ('''9''') Kennzeichen der Hilflosigkeit und des demütigend niedrigen Zustandes des Kindes. - ('''10''') Durch die Gabe der Natur hatte er keine Weisheit, als König bedurfte er derselben, darum bat er darum. - ('''11''') Die Weisheit ist mehr als die Einsicht. Mein Geist dachte nun gleichsam nichts als Weisheit. – Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Koe03|1Koe 3,6ff]]'']. - ('''12''') Griech. Zeptern. Salomon, der redend eingeführt wird, stellte die Weisheit höher als äußere Glücksgüter (Herrschaft V. 8, Reichtum V. 9), ja auch als Gesundheit und Schönheit und selbst als das Licht der Sonne (V. 10), diese Güter sind keine innerlichen und leicht verlierbar, sie dienen höchstens der Sinnenwelt, die Weisheit aber ist die höchste Vollendung der Seele. - ('''13''') Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Koe03|1Koe 3,11-13]]'']. Auch die Güter, denen ich die Weisheit vorgezogen, kamen mit ihr. - ('''14''') Grund meiner Freude. Deshalb griech.: Die Weisheit ging vor ihnen her, führte sie an und hatte sie im Gefolge. So bekam sie höheren Wert. Vulg.: Ich freute mich über diese Güter, weil ich im Besitze der Weisheit sie recht gebrauchen konnte. - ('''15''') Als ich um Weisheit flehte. - ('''16''') Ohne heimlichen Hintergedanken, dass auch die irdischen Güter kommen würden. So teile ich sie auch mit. - ('''17''') Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Weish06|Weish 6,25]]'']. - ('''18''') Weitere Erklärung des Wortes Reichtum. (V. 13) - ('''19''') Freundschaft gibt der Liebe eine gegenseitige Wiederliebe mit wechselseitiger Mitteilung zu. (Thom.) - ('''20''') Nach anderer Lesart: Möge Gott verleihen. Dies scheint vorzuziehen. - ('''21''') Besonders in der Kunst, anderen die Weisheit mitzuteilen. - ('''22''') Naturphilosophie. - ('''23''') Chronologie und Astronomie. - ('''24''') Zoologie. - ('''25''') Nach einigen Meteorologie, nach anderen Theologie. Das Letztere ist wohl vorzuziehen: der Geister Gewalt. - ('''26''') Psychologie, Pharmazie. - ('''27''') Griech.: Alles, was verborgen und offenbar ist. Das Wort „alles“ ist dem hebr. Sprachgebrauche entsprechend nicht allzusehr zu urgieren. - ('''28''') Gott hat es mich mittelst derselben Weisheit gelehrt, durch die er alles dieses geschaffen. Die göttliche und die geschaffene, menschliche Weisheit im Menschengeiste haben vieles gemeinsam. Indem Gott seine Wesenheit erkennt, erzeugt er die ihm wesensgleiche Weisheit, in der er alles Erkennbare als Nachahmung jener Wesenheit schaut. Nach dem Vorbilde des ewigen Wortes schafft Gott unsere Vernunft und nach den vorbildlichen Ideen die Wesenheit der Dinge. Diese reflektieren sich in unserer Vernunft und so erkennen wir gleichsam reflektiert die Urbilder. - ('''29''') Die Worte können an sich von der Geistigkeit der göttlichen Weisheit verstanden werden. Doch eben weil der Geist in der Weisheit ist und was er hat, von ihr empfangen hat [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Joh16|Joh 16,13]]''], sind alle Vorzüge des Geistes auch (V. 22, 23) zugleich Vorzüge der Weisheit. In diesen Versen soll nun das Wort „die Künstlerin von allem“, die auf Einsicht beruhende Tätigkeit Gottes, weiter erklärt werden. Diese Tätigkeit ist aber Ausdruck dreier Eigenschaften Gottes, seiner Macht, Weisheit und Güte. Je nachdem die eine oder die andere mehr in den Vordergrund tritt, wird das ordnende und schaffende Wirken Gottes in der Welt dem Vater oder dem Sohne oder dem Heiligen Geiste zugeschrieben. Nun wird uns die Weisheit nicht gegeben zu theoretischen Kenntnissen, sondern um unseren Willen zu größerer Liebe und Heiligkeit zu entflammen, darum kann die religiöse Erleuchtung und Belehrung auch dem Heiligen Geiste zugeschrieben werden. Ambrosius und andere heilige Väter verstehen deshalb hier den Ausdruck Geist vom Heiligen Geiste. Demselben werden im Griech. dreimal sieben Eigenschaften beigelegt. Nicht alle Eigenschaften sind wesenbestimmende, einige nur schmückende. - ('''30''') Im Griechischen sind Adjektiva: einsichtsvoll. - ('''31''') Vielfach in seinen Wirkungen. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:1Kor12|1Kor 12,4.12]]'']. - ('''32''') Und so in das Innerste der Dinge eindringender. - ('''33''') Macht beredt. - ('''34''') Durch nichts in der Tätigkeit behindert und vom Vollkommensten zum Niedrigsten herabsteigend. (Thom.) - ('''35''') Unendlich erhaben bleibend über alles Geschaffene, in das er eindringt. - ('''36''') Bestimmt, klar und deutlich. - ('''37''') Von dem niemand etwas leidet, sondern nur Gutes empfängt. - ('''38''') Und so die Geschöpfe machender. - ('''39''') Spezialisierung des vorhergehenden Ausdruckes. - ('''40''') In seinem Wirken und in seinen Wirkungen. - ('''41''') Sich selbst genügender. - ('''42''') Griech.: alles beaufsichtigender. - ('''43''') Deshalb kann die Weisheit auch die undurchdringlichsten Wesen durchdringen, weil sie nicht nur in sich ruht, sondern auch nach außen tätig ist. Der Verfasser hat die göttlichen Vollkommenheiten, deren Ausdruck die Weisheit ist, in einzelne Attribute zerteilt. Der hl. Paulus zitiert V. 26 mit einiger Verkürzung [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Hebr01|Hebr 1,3]]'']. Die heiligen Väter gebrauchen das Bild „Abglanz des Lichtes“ häufig, um die Konsubstantialität des Sohnes mit dem Vater zu beweisen, wie sie (z.B. Ambros., Aug., Greg. Naz., Greg. d. Gr.) auch diese Stelle von der hypostatischen Weisheit, der zweiten Person der Gottheit, verstehen. - ('''44''') Vers 25 und 26 sind beide V. 24 koordiniert und geben den Grund für die Reinheit der Weisheit (ihre Freiheit von aller Unvollkommenheit) an. - ('''45''') Diese Ausdrücke bezeichnen die Weisheit als vollkommen Gott ebenbildlich. - ('''46''') Die höchste Einheit. - ('''47''') Kann das ganze Aussehen der Welt (erlösend) umgestalten. - ('''48''') Besser: von Geschlecht zu Geschlecht. - ('''49''') Die Wirksamkeit der Weisheit in den Seelen ist eine doppelte: sie macht (durch die heiligmachende Gnade) den Menschen zum Freunde Gottes und verleiht zum allgemeinen Wohle noch besondere Gaben. Ein Prophet ist, wer, von Gott erleuchtet, zu den Menschen von ihm in besonderer Weise gesendet wird. Das eine Beispiel steht für alle umsonst verliehenen Gnadengaben. Eine schöne Umschreibung dieser Stelle bietet die Kirche in der | Kap. 7 ('''1''') Also von geringer Herkunft. - ('''2''') Fleisch bedeutet den ganzen Menschen mit der Nebenbedeutung der Schwäche und Niedrigkeit. - ('''3''') Gewöhnliche Zeitbestimmung der Schwangerschaft. - ('''4''') Nicht physiologische Erklärung, sondern bildliche Darstellung des unbegreiflichen Prozesses. - ('''5''') Alle demütigenden Umstände der Geburt des Menschen waren auch bei mir vorhanden. - ('''6''') Keine besondere Luft. - ('''7''') Nach anderen: die von allen dasselbe leidet. Das Fallen auf die Erde ist Bild äußerster Hilflosigkeit. - ('''8''') Als Ausdruck des gegenwärtigen Elendes und Vorbedeutung des zukünftigen. - ('''9''') Kennzeichen der Hilflosigkeit und des demütigend niedrigen Zustandes des Kindes. - ('''10''') Durch die Gabe der Natur hatte er keine Weisheit, als König bedurfte er derselben, darum bat er darum. - ('''11''') Die Weisheit ist mehr als die Einsicht. Mein Geist dachte nun gleichsam nichts als Weisheit. – Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Koe03|1Koe 3,6ff]]'']. - ('''12''') Griech. Zeptern. Salomon, der redend eingeführt wird, stellte die Weisheit höher als äußere Glücksgüter (Herrschaft V. 8, Reichtum V. 9), ja auch als Gesundheit und Schönheit und selbst als das Licht der Sonne (V. 10), diese Güter sind keine innerlichen und leicht verlierbar, sie dienen höchstens der Sinnenwelt, die Weisheit aber ist die höchste Vollendung der Seele. - ('''13''') Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Koe03|1Koe 3,11-13]]'']. Auch die Güter, denen ich die Weisheit vorgezogen, kamen mit ihr. - ('''14''') Grund meiner Freude. Deshalb griech.: Die Weisheit ging vor ihnen her, führte sie an und hatte sie im Gefolge. So bekam sie höheren Wert. Vulg.: Ich freute mich über diese Güter, weil ich im Besitze der Weisheit sie recht gebrauchen konnte. - ('''15''') Als ich um Weisheit flehte. - ('''16''') Ohne heimlichen Hintergedanken, dass auch die irdischen Güter kommen würden. So teile ich sie auch mit. - ('''17''') Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Weish06|Weish 6,25]]'']. - ('''18''') Weitere Erklärung des Wortes Reichtum. (V. 13) - ('''19''') Freundschaft gibt der Liebe eine gegenseitige Wiederliebe mit wechselseitiger Mitteilung zu. (Thom.) - ('''20''') Nach anderer Lesart: Möge Gott verleihen. Dies scheint vorzuziehen. - ('''21''') Besonders in der Kunst, anderen die Weisheit mitzuteilen. - ('''22''') Naturphilosophie. - ('''23''') Chronologie und Astronomie. - ('''24''') Zoologie. - ('''25''') Nach einigen Meteorologie, nach anderen Theologie. Das Letztere ist wohl vorzuziehen: der Geister Gewalt. - ('''26''') Psychologie, Pharmazie. - ('''27''') Griech.: Alles, was verborgen und offenbar ist. Das Wort „alles“ ist dem hebr. Sprachgebrauche entsprechend nicht allzusehr zu urgieren. - ('''28''') Gott hat es mich mittelst derselben Weisheit gelehrt, durch die er alles dieses geschaffen. Die göttliche und die geschaffene, menschliche Weisheit im Menschengeiste haben vieles gemeinsam. Indem Gott seine Wesenheit erkennt, erzeugt er die ihm wesensgleiche Weisheit, in der er alles Erkennbare als Nachahmung jener Wesenheit schaut. Nach dem Vorbilde des ewigen Wortes schafft Gott unsere Vernunft und nach den vorbildlichen Ideen die Wesenheit der Dinge. Diese reflektieren sich in unserer Vernunft und so erkennen wir gleichsam reflektiert die Urbilder. - ('''29''') Die Worte können an sich von der Geistigkeit der göttlichen Weisheit verstanden werden. Doch eben weil der Geist in der Weisheit ist und was er hat, von ihr empfangen hat [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Joh16|Joh 16,13]]''], sind alle Vorzüge des Geistes auch (V. 22, 23) zugleich Vorzüge der Weisheit. In diesen Versen soll nun das Wort „die Künstlerin von allem“, die auf Einsicht beruhende Tätigkeit Gottes, weiter erklärt werden. Diese Tätigkeit ist aber Ausdruck dreier Eigenschaften Gottes, seiner Macht, Weisheit und Güte. Je nachdem die eine oder die andere mehr in den Vordergrund tritt, wird das ordnende und schaffende Wirken Gottes in der Welt dem Vater oder dem Sohne oder dem Heiligen Geiste zugeschrieben. Nun wird uns die Weisheit nicht gegeben zu theoretischen Kenntnissen, sondern um unseren Willen zu größerer Liebe und Heiligkeit zu entflammen, darum kann die religiöse Erleuchtung und Belehrung auch dem Heiligen Geiste zugeschrieben werden. Ambrosius und andere heilige Väter verstehen deshalb hier den Ausdruck Geist vom Heiligen Geiste. Demselben werden im Griech. dreimal sieben Eigenschaften beigelegt. Nicht alle Eigenschaften sind wesenbestimmende, einige nur schmückende. - ('''30''') Im Griechischen sind Adjektiva: einsichtsvoll. - ('''31''') Vielfach in seinen Wirkungen. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:1Kor12|1Kor 12,4.12]]'']. - ('''32''') Und so in das Innerste der Dinge eindringender. - ('''33''') Macht beredt. - ('''34''') Durch nichts in der Tätigkeit behindert und vom Vollkommensten zum Niedrigsten herabsteigend. (Thom.) - ('''35''') Unendlich erhaben bleibend über alles Geschaffene, in das er eindringt. - ('''36''') Bestimmt, klar und deutlich. - ('''37''') Von dem niemand etwas leidet, sondern nur Gutes empfängt. - ('''38''') Und so die Geschöpfe machender. - ('''39''') Spezialisierung des vorhergehenden Ausdruckes. - ('''40''') In seinem Wirken und in seinen Wirkungen. - ('''41''') Sich selbst genügender. - ('''42''') Griech.: alles beaufsichtigender. - ('''43''') Deshalb kann die Weisheit auch die undurchdringlichsten Wesen durchdringen, weil sie nicht nur in sich ruht, sondern auch nach außen tätig ist. Der Verfasser hat die göttlichen Vollkommenheiten, deren Ausdruck die Weisheit ist, in einzelne Attribute zerteilt. Der hl. Paulus zitiert V. 26 mit einiger Verkürzung [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Hebr01|Hebr 1,3]]'']. Die heiligen Väter gebrauchen das Bild „Abglanz des Lichtes“ häufig, um die Konsubstantialität des Sohnes mit dem Vater zu beweisen, wie sie (z.B. Ambros., Aug., Greg. Naz., Greg. d. Gr.) auch diese Stelle von der hypostatischen Weisheit, der zweiten Person der Gottheit, verstehen. - ('''44''') Vers 25 und 26 sind beide V. 24 koordiniert und geben den Grund für die Reinheit der Weisheit (ihre Freiheit von aller Unvollkommenheit) an. - ('''45''') Diese Ausdrücke bezeichnen die Weisheit als vollkommen Gott ebenbildlich. - ('''46''') Die höchste Einheit. - ('''47''') Kann das ganze Aussehen der Welt (erlösend) umgestalten. - ('''48''') Besser: von Geschlecht zu Geschlecht. - ('''49''') Die Wirksamkeit der Weisheit in den Seelen ist eine doppelte: sie macht (durch die heiligmachende Gnade) den Menschen zum Freunde Gottes und verleiht zum allgemeinen Wohle noch besondere Gaben. Ein Prophet ist, wer, von Gott erleuchtet, zu den Menschen von ihm in besonderer Weise gesendet wird. Das eine Beispiel steht für alle umsonst verliehenen Gnadengaben. Eine schöne Umschreibung dieser Stelle bietet die Kirche in der Präfation bei der Diakonatsweihe. - ('''50''') Tritt zu niemanden in ein inniges Freundschaftsverhältnis. - ('''51''') Der göttlichen Weisheit. - ('''52''') Gott liebt die Weisheit wegen ihrer Schönheit und so auch die, welche gleichsam vom Reflexe ihres Strahlenkranzes getroffen werden. - ('''53''') Wie gegen die göttliche nicht, so auch nicht gegen die dem Menschen mitgeteilte Weisheit (Heiligkeit. Bernh.) | ||
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Aktuelle Version vom 3. April 2023, 12:15 Uhr
Liber primus Sapientiæ. Caput VII.
Das Buch der Weisheit Kap. 7
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1. Sum quidem et ego mortalis homo, similis omnibus, et ex genere terreni illius, qui prior factus est, et in ventre matris figuratus sum caro. 4. In involumentis nutritus sum, et curis magnis. 7. Propter hoc optavi, et datus est mihi sensus: et invocavi, et venit in me spiritus sapientiæ: 11. Venerunt autem mihi omnia bona pariter cum illa, et innumerabilis honestas per manus illius, 16. In manu enim illius et nos, et sermones nostri, et omnis sapientia, et operum scientia et disciplina. 21. Et quæcumque sunt absconsa et improvisa, didici: omnium enim artifex docuit me sapientia: 22. Est enim in illa spiritus intelligentiæ, sanctus, unicus, multiplex, subtilis, disertus, mobilis, incoinquinatus, certus, suavis, amans bonum, acutus, quem nihil vetat, benefaciens, 23. Humanus, benignus, stabilis, certus, securus, omnem habens virtutem, omnia prospiciens, et qui capiat omnes spiritus: intelligibilis, mundus, subtilis. 28. Neminem enim diligit Deus, nisi eum, qui cum sapientia inhabitat. 30. Illi enim succedit nox, sapientiam autem non vincit malitia.
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1. Auch ich bin zwar ein sterblicher Mensch, gleich allen, und aus dem Geschlechte jenes erstgeschaffenen Erdensohnes,1 und ward im Mutterleibe zu Fleisch2 gestaltet, [Job 10,10]
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Fußnote
Kap. 7 (1) Also von geringer Herkunft. - (2) Fleisch bedeutet den ganzen Menschen mit der Nebenbedeutung der Schwäche und Niedrigkeit. - (3) Gewöhnliche Zeitbestimmung der Schwangerschaft. - (4) Nicht physiologische Erklärung, sondern bildliche Darstellung des unbegreiflichen Prozesses. - (5) Alle demütigenden Umstände der Geburt des Menschen waren auch bei mir vorhanden. - (6) Keine besondere Luft. - (7) Nach anderen: die von allen dasselbe leidet. Das Fallen auf die Erde ist Bild äußerster Hilflosigkeit. - (8) Als Ausdruck des gegenwärtigen Elendes und Vorbedeutung des zukünftigen. - (9) Kennzeichen der Hilflosigkeit und des demütigend niedrigen Zustandes des Kindes. - (10) Durch die Gabe der Natur hatte er keine Weisheit, als König bedurfte er derselben, darum bat er darum. - (11) Die Weisheit ist mehr als die Einsicht. Mein Geist dachte nun gleichsam nichts als Weisheit. – Vergl. [1Koe 3,6ff]. - (12) Griech. Zeptern. Salomon, der redend eingeführt wird, stellte die Weisheit höher als äußere Glücksgüter (Herrschaft V. 8, Reichtum V. 9), ja auch als Gesundheit und Schönheit und selbst als das Licht der Sonne (V. 10), diese Güter sind keine innerlichen und leicht verlierbar, sie dienen höchstens der Sinnenwelt, die Weisheit aber ist die höchste Vollendung der Seele. - (13) Vergl. [1Koe 3,11-13]. Auch die Güter, denen ich die Weisheit vorgezogen, kamen mit ihr. - (14) Grund meiner Freude. Deshalb griech.: Die Weisheit ging vor ihnen her, führte sie an und hatte sie im Gefolge. So bekam sie höheren Wert. Vulg.: Ich freute mich über diese Güter, weil ich im Besitze der Weisheit sie recht gebrauchen konnte. - (15) Als ich um Weisheit flehte. - (16) Ohne heimlichen Hintergedanken, dass auch die irdischen Güter kommen würden. So teile ich sie auch mit. - (17) Vergl. [Weish 6,25]. - (18) Weitere Erklärung des Wortes Reichtum. (V. 13) - (19) Freundschaft gibt der Liebe eine gegenseitige Wiederliebe mit wechselseitiger Mitteilung zu. (Thom.) - (20) Nach anderer Lesart: Möge Gott verleihen. Dies scheint vorzuziehen. - (21) Besonders in der Kunst, anderen die Weisheit mitzuteilen. - (22) Naturphilosophie. - (23) Chronologie und Astronomie. - (24) Zoologie. - (25) Nach einigen Meteorologie, nach anderen Theologie. Das Letztere ist wohl vorzuziehen: der Geister Gewalt. - (26) Psychologie, Pharmazie. - (27) Griech.: Alles, was verborgen und offenbar ist. Das Wort „alles“ ist dem hebr. Sprachgebrauche entsprechend nicht allzusehr zu urgieren. - (28) Gott hat es mich mittelst derselben Weisheit gelehrt, durch die er alles dieses geschaffen. Die göttliche und die geschaffene, menschliche Weisheit im Menschengeiste haben vieles gemeinsam. Indem Gott seine Wesenheit erkennt, erzeugt er die ihm wesensgleiche Weisheit, in der er alles Erkennbare als Nachahmung jener Wesenheit schaut. Nach dem Vorbilde des ewigen Wortes schafft Gott unsere Vernunft und nach den vorbildlichen Ideen die Wesenheit der Dinge. Diese reflektieren sich in unserer Vernunft und so erkennen wir gleichsam reflektiert die Urbilder. - (29) Die Worte können an sich von der Geistigkeit der göttlichen Weisheit verstanden werden. Doch eben weil der Geist in der Weisheit ist und was er hat, von ihr empfangen hat [Joh 16,13], sind alle Vorzüge des Geistes auch (V. 22, 23) zugleich Vorzüge der Weisheit. In diesen Versen soll nun das Wort „die Künstlerin von allem“, die auf Einsicht beruhende Tätigkeit Gottes, weiter erklärt werden. Diese Tätigkeit ist aber Ausdruck dreier Eigenschaften Gottes, seiner Macht, Weisheit und Güte. Je nachdem die eine oder die andere mehr in den Vordergrund tritt, wird das ordnende und schaffende Wirken Gottes in der Welt dem Vater oder dem Sohne oder dem Heiligen Geiste zugeschrieben. Nun wird uns die Weisheit nicht gegeben zu theoretischen Kenntnissen, sondern um unseren Willen zu größerer Liebe und Heiligkeit zu entflammen, darum kann die religiöse Erleuchtung und Belehrung auch dem Heiligen Geiste zugeschrieben werden. Ambrosius und andere heilige Väter verstehen deshalb hier den Ausdruck Geist vom Heiligen Geiste. Demselben werden im Griech. dreimal sieben Eigenschaften beigelegt. Nicht alle Eigenschaften sind wesenbestimmende, einige nur schmückende. - (30) Im Griechischen sind Adjektiva: einsichtsvoll. - (31) Vielfach in seinen Wirkungen. Vergl. [1Kor 12,4.12]. - (32) Und so in das Innerste der Dinge eindringender. - (33) Macht beredt. - (34) Durch nichts in der Tätigkeit behindert und vom Vollkommensten zum Niedrigsten herabsteigend. (Thom.) - (35) Unendlich erhaben bleibend über alles Geschaffene, in das er eindringt. - (36) Bestimmt, klar und deutlich. - (37) Von dem niemand etwas leidet, sondern nur Gutes empfängt. - (38) Und so die Geschöpfe machender. - (39) Spezialisierung des vorhergehenden Ausdruckes. - (40) In seinem Wirken und in seinen Wirkungen. - (41) Sich selbst genügender. - (42) Griech.: alles beaufsichtigender. - (43) Deshalb kann die Weisheit auch die undurchdringlichsten Wesen durchdringen, weil sie nicht nur in sich ruht, sondern auch nach außen tätig ist. Der Verfasser hat die göttlichen Vollkommenheiten, deren Ausdruck die Weisheit ist, in einzelne Attribute zerteilt. Der hl. Paulus zitiert V. 26 mit einiger Verkürzung [Hebr 1,3]. Die heiligen Väter gebrauchen das Bild „Abglanz des Lichtes“ häufig, um die Konsubstantialität des Sohnes mit dem Vater zu beweisen, wie sie (z.B. Ambros., Aug., Greg. Naz., Greg. d. Gr.) auch diese Stelle von der hypostatischen Weisheit, der zweiten Person der Gottheit, verstehen. - (44) Vers 25 und 26 sind beide V. 24 koordiniert und geben den Grund für die Reinheit der Weisheit (ihre Freiheit von aller Unvollkommenheit) an. - (45) Diese Ausdrücke bezeichnen die Weisheit als vollkommen Gott ebenbildlich. - (46) Die höchste Einheit. - (47) Kann das ganze Aussehen der Welt (erlösend) umgestalten. - (48) Besser: von Geschlecht zu Geschlecht. - (49) Die Wirksamkeit der Weisheit in den Seelen ist eine doppelte: sie macht (durch die heiligmachende Gnade) den Menschen zum Freunde Gottes und verleiht zum allgemeinen Wohle noch besondere Gaben. Ein Prophet ist, wer, von Gott erleuchtet, zu den Menschen von ihm in besonderer Weise gesendet wird. Das eine Beispiel steht für alle umsonst verliehenen Gnadengaben. Eine schöne Umschreibung dieser Stelle bietet die Kirche in der Präfation bei der Diakonatsweihe. - (50) Tritt zu niemanden in ein inniges Freundschaftsverhältnis. - (51) Der göttlichen Weisheit. - (52) Gott liebt die Weisheit wegen ihrer Schönheit und so auch die, welche gleichsam vom Reflexe ihres Strahlenkranzes getroffen werden. - (53) Wie gegen die göttliche nicht, so auch nicht gegen die dem Menschen mitgeteilte Weisheit (Heiligkeit. Bernh.)
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