Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes45: Unterschied zwischen den Versionen
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Kap. 45 ('''1''') Cyrus ist der einzige Heidenkönig, der den theokratischen Namen Christus, gesalbter, trägt. Er heißt so, weil sein Beruf und seine Aufgabe theokratischen Charakter hat: er ist berufen und von Gottes wegen eingesetzt zum König, um Gottes Willen an den Heiden und an Israel zu vollbringen, Israel zu befreien. Wie also in der Befreiung aus Babylon Vorspiel und Vorbild des Messiaswerkes ist, so wird auch im Namen selbst die typische Bedeutung und die gottgewollte Stellung des Cyrus zu Israel kundgegeben. - ('''2''') Die Hand erfassen ist stärken, wirksam befähigen. - ('''3''') Sie ohnmächtig und wehrlos zu machen. - ('''4''') Türen und Tore der Festungen öffnet der Herr vor ihm, und was er öffnet, soll und kann niemand schließen: Cyrus wird unwiderstehlich sein. - ('''5''') Wie einst vor den Israeliten in der Wüste. - ('''6''') Der Herr wird selbst die Schwierigkeiten entfernen, welche die Natur und die Kunst oder List der Menschen ihm entgegenstellt. Die ehernen Tore und eisernen Riegel erinnern an Babylon mit seinen hundert Toren aus Erz. - ('''7''') Schätze, die im Dunkel unterirdischer Gewölbe du in ganz geheimen Verstecken aufbewahrt werden. - ('''8''') Den Namen des Messias und das Amt des Befreiers. Diese Züge der Ähnlichkeit mit dem Erlöser hat der Herr ihm von vornherein aufgeprägt. Hebr.: Ich benenne dich, d.i. ich habe deinen Namen vorherverkündet. - ('''9''') Die Wahl Gottes war ein reiner Gnadenakt. - ('''10''') Ein erneuter und kräftiger Hinweis auf Gottes Walten in der Weltgeschichte, das gerade durch die Prophetie über Cyrus und Israels Geschicke so klar aufgezeigt wird. - ('''11''') Die Erkenntnis Gottes soll eine allgemeine werden, die Anbahnung derselben gehört mit zu den Zwecken der durch Cyrus zu vollbringenden Taten. Dem bunten Gewirre des Heidentumes und dem Dualismus der zoroastrischen Lehre tritt hier der Herr als der eine entgegen, der in der natürlichen Ordnung Licht und Finsternis, den Wechsel der Zeit, Entstehen und Vergehen, Leben und Tod beherrscht, und in der moralischen Ordnung, Belohnung und Strafe, Segen und Fluch, Glück und Unglück mit gleicher Weisheit und Gerechtigkeit austeilt, der somit in Wahrheit als der ausschließlich eine Herrscher über Natur- und Menschenwelt thront. Es gibt also, das lehrt der Absichtssatz V. 6, Momente in der Weltgeschichte, in denen die Erkenntnis des allwaltenden Gottes sichtbarer und mächtiger als sonst sich den Völkern aufdrängt; eine solche Stunde der Gnade schlug mit dem Auftreten des Cyrus als Befreier Israels. - ('''12''') Hebr. abstrakt: Gerechtigkeit, Heil. Der Prophet fleht um die Verwirklichung des göttlichen Planes, nach welchem Gerechtigkeit, Heil, d.i. der von Gott gewollte, segenbringende Zustand, allen zuteil werden soll. Die Innigkeit der Bitte spricht sich ebenso tief als ergreifend aus in der flehentlichen Hinwendung zum Himmel und zu den Wolken, die, wie sie sonst erquickenden Tau und befruchtenden Regen spenden, nun endlich auch den Tau und Segen für die geistige Natur und möchten zukommen lassen, und an die Bitte an die Erde, neben anderen Früchten diese kostbarste Frucht des Heils uns zu tragen. Möchte der Himmel bald seine Gabe spenden und die Erde sie bereitwillig aufnehmen und zu reichen Früchten zeitigen! Obgleich also dem Zusammenhange und dem hebr. Wortlaute nach die Stelle nicht direkt und geradezu die Person des Messias erfleht, ist sie doch der unmittelbare Ausdruck der Sehnsucht nach dem Werke und dem Heile des Messias, und zwar der vollgültige. Denn obgleich der Wunsch durch die Schilderung der Bedeutung und ideellen Tragweite des Werkes des Cyrus angeregt wird, so ist es doch ebenso klar, dass nicht das Werk der Cyrus an sich, sondern der durch dasselbe anzubahnende Zweck (V. 4, 6) nicht in seinen Anfängen, sondern in seiner großartigen Vollendung, Inhalt und Gegenstand der Bitte ausmacht. In seiner Vollendung: denn Tau und Regen des Himmels, Öffnen und Sprossen der Erde, also das Zusammenwirken der reichlichen Tätigkeit von Himmel und Erde besagen die Fülle des Heiles, die Fülle der Gerechtigkeit. Diese Bitte um das Messiasheil, die auch das Auftreten des Cyrus insofern miterfleht, als die Bitte um die Vollendung naturnotwendig die Anfänge und allmähliche Anbahnung miteinbegreift, zeigt, wie oben der Name Maschias, dass dem Seher das Werk des Cyrus als Typus und Symbol vorschwebt, dass in seiner Anschauung ein ideeller Grund beide eint, dass ihm beide als auf ein Ziel gerichtet erscheinen. So ist auch klar, dass die Vulgata mit ihrer konkreten Fassung von dem Sinne des Originals tatsächlich nicht abweicht. - ('''13''') Hebr.: mögen sprossen lassen nämlich die Himmel, die Erde befruchtend. - ('''14''') Antwort Gottes auf en Sehnsuchtsruf des Sehers. Diese Antwort wird im Folgenden fortgeführt: Wer könnte denn Gott hindern? Wehe dem, der solches versuchte! - ('''15''') Bild der Winzigkeit und Bedeutungslosigkeit und Machtlosigkeit des einzelnen, der seinem Schöpfer gegenüber nur ist wie ein Scherbe vor den Tausenden und Millionen von Scherben oder Erdgefäßen. - ('''16''') Die Rede wird durch den Übergang in die zweite Person belebter: Dein Werk, o Mensch. - ('''17''') Ähnlich wäre es, wollte jemand glauben, es stehe Gott keine Macht zu Gebote, sein herrliches Versprechen einzulösen. - ('''18''') Der Sohn kann und darf die ehelichen Rechte der Eltern nicht einschränken wollen, ebenso wenig kann und darf der schwache Mensch den Plänen und der Erbarmung eine nach menschlichem Gutdünken gezogene Grenze setzen. Jene, welche in einseitigem Nationalismus befangen, die Ausdehnung der erbarmenden und erhebenden Liebe Gottes auf die Heiden hemmen wollen, werden getadelt. Gottes Macht soll, wie seine freie, an keine Nationalität gebundene Güte anerkannt werden. Es ist also in V. 10 einschlußweise die Verdammung jener Juden als Gottes Widersacher grundgelegt, die zwar eine Erlösung wollen, aber nur eine nach jüdischen nationalen Gesichtspunkten, Vorurteilen und Voreingenommenheiten beschränkte oder eingerichtete. - ('''19''') Die Titel, welche der Herr sich gibt, und die, mit denen er sein Volk nennt, enthalten zugleich die vollgültige Begründung, warum er helfend eingreifen werde, die Seinen ihm also alles im Vertrauen anheimstellen sollen. Israel soll und wird das vorgesteckte Ziel erreichen. So lautete die Mahnung und der Trost für die Stunde der Bedrängnis, und der so spricht, hat auch die Macht, mithin also alles Recht, Vertrauen und Hingabe zu fordern. Beweis dafür V. 12. - ('''20''') Die Erde und ihre Bewohner, die Himmel und alle Sternheere kann Gott als Beweise und Zeugen seiner Macht anführen. Dieser Gott ruft und leitet den Cyrus, daher mg Israel auch bei der Heimsuchung anderer Völker voll Zuversicht bleiben. - ('''21''') Zum Diener der Gerechtigkeit, jenes Zustandes, der Gottes Gnadenabsichten und Verheißungen und der Bestimmung des Volkes entspricht. – Derselbe Gedanke [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes44|Jes 44,28]]''] und [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes45|Jes 45,1]]'']. - ('''22''') In der Unentgeltlichkeit der Loslassung liegt ein steigerndes Moment für die Erkennbarkeit des göttlichen Waltens. - ('''23''') An die grundlegende Tatsache reiht sich, wie oben, das große herrliche Ziel, zu dem jene Tatsache ideell hinstrebt, für die sie ein erster Schritt, eine erste Stufe ist. Die Völker erkennen und bekennen den in Israel waltenden Gott und schließen sich in demütiger Unterwerfung an das Gottesvolk an. - ('''24''') Angeredet ist die Gemeinde Israel. Saba ist nach Josephus der alte Name für das berühmte Maroė, das von alters her der Stapelplatz des afrikanischen Karawanenhandels war. Die hier genannten drei Länder werden auch sonst genannt zur Bezeichnung des Messianischen Weltreiches. - ('''25''') Die Häufung der Ausdrücke besagt die Innigkeit des Anschlusses. Die Fesseln symbolisieren das Dienstverhältnis, dem sie sich voll und ganz hingeben: in den an Israel kundgewordenen Wirkungen und Großtaten erkennen sie den Herrn und ersehen aus denselben erstlich, dass er sich als Sphäre seiner Betätigung Israel erwählt, zweitens, dass außer Israel eine derartige Gottesoffenbarung nicht stattfindet (Hebr.: dass der Gott Israels der einzige ist). - ('''26''') Still, unscheinbar, dem Blicke des Menschen verborgen sind Gottes Wege, aber erscheinen dann umso wunderbarer, wenn man ihr stilles Walten und ihre allmähliche Anbahnung von fernher betrachtet. Weil in den Völkern diese Überzeugung Leben gewonnen, hängen sie mit der V. 14 geschilderten Verehrung am Volke Gottes. - ('''27''') V. 16, 17 zeigen zusammenfassend den durch Gottes Taten erreichten Erfolg: die Vernichtung der Götzen und Götzendiener und die Herrlichkeit Israels. Ewiges Heil ist im Herrn, weil er allein der allmächtige Gott ist. - ('''28''') In der Schöpfertätigkeit Gottes ist die Zusage gegeben, dass Gott die Dinge zu der ihrem Wesen entsprechenden Bestimmung führen will. Dieser allgemeine Satz wird hier speziell auf das Land, Palästina, angewendet. Es war nicht zur Wüste vom Herrn gebildet, es hatte seine besondere Bedeutung für die gedeihliche Entwicklung des israelitischen Volkes, und diese soll ihm wieder zurückgestellt werden. – Dies ist in neuer Weise die Zusage der Rückkehr aus Babylon und des Wiederaufbaues der Theokratie als der Vorbereitung für Israels Weltaufgabe. - ('''29''') Hat sich Gottes Absicht schon im Schöpferwillen kundgegeben und ist dieser in sich schon eine Bürgschaft für die Verwirklichung, weil dessen Herrn Wille Allmacht ist, so kommt noch eine fernere, glänzendere Bestätigung aus der ausdrücklichen und klaren Zusage, die von Gott an Israel erging. - ('''30''') Anspielung auf das Unwesen heidnischer Mantik, besonders der Nekromantie. - ('''31''') Suchet man den Herrn aufrichtigen Herzens, so sind große Verheißungen daran geknüpft, denn sein Wesen ist Gerechtigkeit und Recht, und seine Offenbarung und sein Wille zielt auf deren Verwirklichung. - ('''32''') Die Götzendiener, weit entfernt von den toten Götzen Hilfe zu erlangen, müssen sich selbst mit diesen, mit dem Fortbringen und Schützen ihrer Bilder, müde schleppen. - ('''33''') Die Tatsache der Prophetie, die längst bekannt war und sich jetzt erfüllt, ist wiederum der siegreiche Gottesbeweis. Durch diesen ist zugleich erhärtet, was V. 17 besagte, dass allein in Gott Heil ist. - ('''34''') Gnadenruf, der die Gerichtsszenen [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes41|Jes 41,1]]''] begleitet und in neuer Weise das Ziel des Völkergerichtes und der bisher geschilderten Veranstaltungen Gottes ausspricht. - ('''35''') Hierin besteht diese Gerechtigkeitssatzung, dieses unfehlbar wirksame Wort: äußere Huldigung der Anbetung, mit der sich das Bekenntnis der Zunge als das Zeugnis der innersten Herzensgesinnung verbindet. - ('''36''') Der Herr ist lebendig anerkannt als Quelle und Born der „Gerechtigkeiten“, die dem einzelnen nur durch ihn zukommen, als Hort und Inbegriff aller Macht und Stärke, bei dem also ewiges, unverlierbares Heil zu finden ist. Wem diese Erkenntnis aufgeht, der kommt zum Herrn, schließt sich ihm an; die Widerstrebenden ereilt Beschämung und Untergang. Gott ist wie die Quelle des Heiles, so allein der wahre und einzige Ruhm Israels. | |||
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Version vom 2. September 2019, 10:59 Uhr
Prophetia Isaiiæ. Caput LXV.
Prophezeiung des Isaias Kap. 45
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1. Hæc dicit Dominus christo meo Cyro, cujus apprehendi dexteram, ut subjiciam ante faciem ejus gentes, et dorsa regum vertam, et aperiam corum eo januas, et portæ non claudentur. 2. Ego ante te ibo: et gloriosos terræ humiliabo: portas æreas conteram, et vectes ferreos confringam. 3. Et dabo tibi thesauros absconditos et arcana secretorum: ut scias quia ego Dominus, qui voco nomen tuum, Deus Israel. 5. Ego Dominus, et non est amplius: extra me non est Deus: accinxi te, et non cognovisti me: 7. Formans lucem, et creans tenebras, faciens pacem, et creans malum: ego Dominus faciens omnia hæc. 9. Væ qui contradicit fictori suo, testa de samiis terræ: numquid dicet lutum figulo suo: Quid facis, et opus tuum absque manibus est?
11. Hæc dicit Dominus sanctus Israel plastes ejus: Ventura interrogate me, super filios meos, et super opus manuum mearum mandate mihi. 12. Ego feci terram, et hominem super eam creavi ego: manus meæ tetenderunt cœlos, et omni militiæ eorum mandavi. 15. Vere tu es Deus absconditus, Deus Israel salvator. 20. Congregamini, et venite, et accedite simul qui salvati estis ex gentibus: nescierunt qui levant lignum sculpturæ suæ: et rogant Deum non salvantem. 25. Ergo in Domino, dicet, meæ sunt justitiæ et imperium: ad eum venient, et confundentur omnes qui repugnant ei.
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1. So spricht der Herr zu meinem Gesalbten,1 Cyrus, dessen Rechte ich erfasse,2 um Völker vor ihm niederzuwerfen und die Rücken der Könige zu beugen3 und Pforten vor ihm zu öffnen, und die Tore sollen nicht geschlossen werden.4
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Fußnote
Kap. 45 (1) Cyrus ist der einzige Heidenkönig, der den theokratischen Namen Christus, gesalbter, trägt. Er heißt so, weil sein Beruf und seine Aufgabe theokratischen Charakter hat: er ist berufen und von Gottes wegen eingesetzt zum König, um Gottes Willen an den Heiden und an Israel zu vollbringen, Israel zu befreien. Wie also in der Befreiung aus Babylon Vorspiel und Vorbild des Messiaswerkes ist, so wird auch im Namen selbst die typische Bedeutung und die gottgewollte Stellung des Cyrus zu Israel kundgegeben. - (2) Die Hand erfassen ist stärken, wirksam befähigen. - (3) Sie ohnmächtig und wehrlos zu machen. - (4) Türen und Tore der Festungen öffnet der Herr vor ihm, und was er öffnet, soll und kann niemand schließen: Cyrus wird unwiderstehlich sein. - (5) Wie einst vor den Israeliten in der Wüste. - (6) Der Herr wird selbst die Schwierigkeiten entfernen, welche die Natur und die Kunst oder List der Menschen ihm entgegenstellt. Die ehernen Tore und eisernen Riegel erinnern an Babylon mit seinen hundert Toren aus Erz. - (7) Schätze, die im Dunkel unterirdischer Gewölbe du in ganz geheimen Verstecken aufbewahrt werden. - (8) Den Namen des Messias und das Amt des Befreiers. Diese Züge der Ähnlichkeit mit dem Erlöser hat der Herr ihm von vornherein aufgeprägt. Hebr.: Ich benenne dich, d.i. ich habe deinen Namen vorherverkündet. - (9) Die Wahl Gottes war ein reiner Gnadenakt. - (10) Ein erneuter und kräftiger Hinweis auf Gottes Walten in der Weltgeschichte, das gerade durch die Prophetie über Cyrus und Israels Geschicke so klar aufgezeigt wird. - (11) Die Erkenntnis Gottes soll eine allgemeine werden, die Anbahnung derselben gehört mit zu den Zwecken der durch Cyrus zu vollbringenden Taten. Dem bunten Gewirre des Heidentumes und dem Dualismus der zoroastrischen Lehre tritt hier der Herr als der eine entgegen, der in der natürlichen Ordnung Licht und Finsternis, den Wechsel der Zeit, Entstehen und Vergehen, Leben und Tod beherrscht, und in der moralischen Ordnung, Belohnung und Strafe, Segen und Fluch, Glück und Unglück mit gleicher Weisheit und Gerechtigkeit austeilt, der somit in Wahrheit als der ausschließlich eine Herrscher über Natur- und Menschenwelt thront. Es gibt also, das lehrt der Absichtssatz V. 6, Momente in der Weltgeschichte, in denen die Erkenntnis des allwaltenden Gottes sichtbarer und mächtiger als sonst sich den Völkern aufdrängt; eine solche Stunde der Gnade schlug mit dem Auftreten des Cyrus als Befreier Israels. - (12) Hebr. abstrakt: Gerechtigkeit, Heil. Der Prophet fleht um die Verwirklichung des göttlichen Planes, nach welchem Gerechtigkeit, Heil, d.i. der von Gott gewollte, segenbringende Zustand, allen zuteil werden soll. Die Innigkeit der Bitte spricht sich ebenso tief als ergreifend aus in der flehentlichen Hinwendung zum Himmel und zu den Wolken, die, wie sie sonst erquickenden Tau und befruchtenden Regen spenden, nun endlich auch den Tau und Segen für die geistige Natur und möchten zukommen lassen, und an die Bitte an die Erde, neben anderen Früchten diese kostbarste Frucht des Heils uns zu tragen. Möchte der Himmel bald seine Gabe spenden und die Erde sie bereitwillig aufnehmen und zu reichen Früchten zeitigen! Obgleich also dem Zusammenhange und dem hebr. Wortlaute nach die Stelle nicht direkt und geradezu die Person des Messias erfleht, ist sie doch der unmittelbare Ausdruck der Sehnsucht nach dem Werke und dem Heile des Messias, und zwar der vollgültige. Denn obgleich der Wunsch durch die Schilderung der Bedeutung und ideellen Tragweite des Werkes des Cyrus angeregt wird, so ist es doch ebenso klar, dass nicht das Werk der Cyrus an sich, sondern der durch dasselbe anzubahnende Zweck (V. 4, 6) nicht in seinen Anfängen, sondern in seiner großartigen Vollendung, Inhalt und Gegenstand der Bitte ausmacht. In seiner Vollendung: denn Tau und Regen des Himmels, Öffnen und Sprossen der Erde, also das Zusammenwirken der reichlichen Tätigkeit von Himmel und Erde besagen die Fülle des Heiles, die Fülle der Gerechtigkeit. Diese Bitte um das Messiasheil, die auch das Auftreten des Cyrus insofern miterfleht, als die Bitte um die Vollendung naturnotwendig die Anfänge und allmähliche Anbahnung miteinbegreift, zeigt, wie oben der Name Maschias, dass dem Seher das Werk des Cyrus als Typus und Symbol vorschwebt, dass in seiner Anschauung ein ideeller Grund beide eint, dass ihm beide als auf ein Ziel gerichtet erscheinen. So ist auch klar, dass die Vulgata mit ihrer konkreten Fassung von dem Sinne des Originals tatsächlich nicht abweicht. - (13) Hebr.: mögen sprossen lassen nämlich die Himmel, die Erde befruchtend. - (14) Antwort Gottes auf en Sehnsuchtsruf des Sehers. Diese Antwort wird im Folgenden fortgeführt: Wer könnte denn Gott hindern? Wehe dem, der solches versuchte! - (15) Bild der Winzigkeit und Bedeutungslosigkeit und Machtlosigkeit des einzelnen, der seinem Schöpfer gegenüber nur ist wie ein Scherbe vor den Tausenden und Millionen von Scherben oder Erdgefäßen. - (16) Die Rede wird durch den Übergang in die zweite Person belebter: Dein Werk, o Mensch. - (17) Ähnlich wäre es, wollte jemand glauben, es stehe Gott keine Macht zu Gebote, sein herrliches Versprechen einzulösen. - (18) Der Sohn kann und darf die ehelichen Rechte der Eltern nicht einschränken wollen, ebenso wenig kann und darf der schwache Mensch den Plänen und der Erbarmung eine nach menschlichem Gutdünken gezogene Grenze setzen. Jene, welche in einseitigem Nationalismus befangen, die Ausdehnung der erbarmenden und erhebenden Liebe Gottes auf die Heiden hemmen wollen, werden getadelt. Gottes Macht soll, wie seine freie, an keine Nationalität gebundene Güte anerkannt werden. Es ist also in V. 10 einschlußweise die Verdammung jener Juden als Gottes Widersacher grundgelegt, die zwar eine Erlösung wollen, aber nur eine nach jüdischen nationalen Gesichtspunkten, Vorurteilen und Voreingenommenheiten beschränkte oder eingerichtete. - (19) Die Titel, welche der Herr sich gibt, und die, mit denen er sein Volk nennt, enthalten zugleich die vollgültige Begründung, warum er helfend eingreifen werde, die Seinen ihm also alles im Vertrauen anheimstellen sollen. Israel soll und wird das vorgesteckte Ziel erreichen. So lautete die Mahnung und der Trost für die Stunde der Bedrängnis, und der so spricht, hat auch die Macht, mithin also alles Recht, Vertrauen und Hingabe zu fordern. Beweis dafür V. 12. - (20) Die Erde und ihre Bewohner, die Himmel und alle Sternheere kann Gott als Beweise und Zeugen seiner Macht anführen. Dieser Gott ruft und leitet den Cyrus, daher mg Israel auch bei der Heimsuchung anderer Völker voll Zuversicht bleiben. - (21) Zum Diener der Gerechtigkeit, jenes Zustandes, der Gottes Gnadenabsichten und Verheißungen und der Bestimmung des Volkes entspricht. – Derselbe Gedanke [Jes 44,28] und [Jes 45,1]. - (22) In der Unentgeltlichkeit der Loslassung liegt ein steigerndes Moment für die Erkennbarkeit des göttlichen Waltens. - (23) An die grundlegende Tatsache reiht sich, wie oben, das große herrliche Ziel, zu dem jene Tatsache ideell hinstrebt, für die sie ein erster Schritt, eine erste Stufe ist. Die Völker erkennen und bekennen den in Israel waltenden Gott und schließen sich in demütiger Unterwerfung an das Gottesvolk an. - (24) Angeredet ist die Gemeinde Israel. Saba ist nach Josephus der alte Name für das berühmte Maroė, das von alters her der Stapelplatz des afrikanischen Karawanenhandels war. Die hier genannten drei Länder werden auch sonst genannt zur Bezeichnung des Messianischen Weltreiches. - (25) Die Häufung der Ausdrücke besagt die Innigkeit des Anschlusses. Die Fesseln symbolisieren das Dienstverhältnis, dem sie sich voll und ganz hingeben: in den an Israel kundgewordenen Wirkungen und Großtaten erkennen sie den Herrn und ersehen aus denselben erstlich, dass er sich als Sphäre seiner Betätigung Israel erwählt, zweitens, dass außer Israel eine derartige Gottesoffenbarung nicht stattfindet (Hebr.: dass der Gott Israels der einzige ist). - (26) Still, unscheinbar, dem Blicke des Menschen verborgen sind Gottes Wege, aber erscheinen dann umso wunderbarer, wenn man ihr stilles Walten und ihre allmähliche Anbahnung von fernher betrachtet. Weil in den Völkern diese Überzeugung Leben gewonnen, hängen sie mit der V. 14 geschilderten Verehrung am Volke Gottes. - (27) V. 16, 17 zeigen zusammenfassend den durch Gottes Taten erreichten Erfolg: die Vernichtung der Götzen und Götzendiener und die Herrlichkeit Israels. Ewiges Heil ist im Herrn, weil er allein der allmächtige Gott ist. - (28) In der Schöpfertätigkeit Gottes ist die Zusage gegeben, dass Gott die Dinge zu der ihrem Wesen entsprechenden Bestimmung führen will. Dieser allgemeine Satz wird hier speziell auf das Land, Palästina, angewendet. Es war nicht zur Wüste vom Herrn gebildet, es hatte seine besondere Bedeutung für die gedeihliche Entwicklung des israelitischen Volkes, und diese soll ihm wieder zurückgestellt werden. – Dies ist in neuer Weise die Zusage der Rückkehr aus Babylon und des Wiederaufbaues der Theokratie als der Vorbereitung für Israels Weltaufgabe. - (29) Hat sich Gottes Absicht schon im Schöpferwillen kundgegeben und ist dieser in sich schon eine Bürgschaft für die Verwirklichung, weil dessen Herrn Wille Allmacht ist, so kommt noch eine fernere, glänzendere Bestätigung aus der ausdrücklichen und klaren Zusage, die von Gott an Israel erging. - (30) Anspielung auf das Unwesen heidnischer Mantik, besonders der Nekromantie. - (31) Suchet man den Herrn aufrichtigen Herzens, so sind große Verheißungen daran geknüpft, denn sein Wesen ist Gerechtigkeit und Recht, und seine Offenbarung und sein Wille zielt auf deren Verwirklichung. - (32) Die Götzendiener, weit entfernt von den toten Götzen Hilfe zu erlangen, müssen sich selbst mit diesen, mit dem Fortbringen und Schützen ihrer Bilder, müde schleppen. - (33) Die Tatsache der Prophetie, die längst bekannt war und sich jetzt erfüllt, ist wiederum der siegreiche Gottesbeweis. Durch diesen ist zugleich erhärtet, was V. 17 besagte, dass allein in Gott Heil ist. - (34) Gnadenruf, der die Gerichtsszenen [Jes 41,1] begleitet und in neuer Weise das Ziel des Völkergerichtes und der bisher geschilderten Veranstaltungen Gottes ausspricht. - (35) Hierin besteht diese Gerechtigkeitssatzung, dieses unfehlbar wirksame Wort: äußere Huldigung der Anbetung, mit der sich das Bekenntnis der Zunge als das Zeugnis der innersten Herzensgesinnung verbindet. - (36) Der Herr ist lebendig anerkannt als Quelle und Born der „Gerechtigkeiten“, die dem einzelnen nur durch ihn zukommen, als Hort und Inbegriff aller Macht und Stärke, bei dem also ewiges, unverlierbares Heil zu finden ist. Wem diese Erkenntnis aufgeht, der kommt zum Herrn, schließt sich ihm an; die Widerstrebenden ereilt Beschämung und Untergang. Gott ist wie die Quelle des Heiles, so allein der wahre und einzige Ruhm Israels. - Weitere Kapitel: 01 | 02 | 03 | 04 | 05 | 06 | 07 | 08 | 09 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | 35 | 36 | 37 | 38 | 39 | 40 | 41 | 42 | 43 | 44 | 46 | 47 | 48 | 49 | 50 | 51 | 52 | 53 | 54 | 55 | 56 | 57 | 58 | 59 | 60 | 61 | 62 | 63 | 64 | 65 | 66 |
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