Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Joh09: Unterschied zwischen den Versionen
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<center> Am nächsten Sabbat heilt Jesus einen Blindgeborenen. ( | <center> Am nächsten Sabbat heilt Jesus einen Blindgeborenen. (V. 12) Die Pharisäer wollen das Wunder nicht anerkennen und stoßen den Geheilten aus der Synagoge. </center> | ||
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Kap. 9 ('''1''') Dies Ereignis folgte unmittelbar nach dem zuvor erzählten (Orig., Cyr.). Nicht zufällig lenkt Jesus seine Schritte dorthin, wo der Blinde ist, wohl vor dem Tempel. - ('''2''') Der Blindgeborene ist das Bild der Heiden. - ('''3''') Alle Übel galten bei den Juden als Folgen eigener oder fremder Sünden. Der Blinde aber hätte schon im Mutterleibe gesündigt? Warum stellen die Jünger eine solche Frage? Wohl in Erinnerung an den Gelähmten [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Mt09|Mt 9,2]]'']. Im vorliegenden Falle trägt weder er die Schuld, noch seine Eltern, noch die Erbsünde. - ('''4''') Deshalb ist er blind geboren, denn usw. - ('''5''') Die Wunderkräfte Gottes sollen sich an ihm offenbaren. An anderen wird Gottes Zweck in anderer Weise erreicht. Stets muss das Böse zur Förderung des Guten beitragen, ob auch die Menschen den Zusammenhang nicht sehen. Dem Blindgeborenen wird sein Unglück zum Glücke, denn die leibliche Heilung macht seinen Geist dem Licht zugänglich, während die sehenden Juden geistig blind bleiben (Chrys.). - ('''6''') Der Heiland will im Folgenden nun von seiner Wirksamkeit als des vom Vater Gesandten ein Beispiel geben. - ('''7''') Solange es der Vater für angemessen hält: die Lebenszeit (Cyr.). Mit dem Tode des Heilandes ist das Heilswerk in sich vollbracht, und niemand kann an die Stelle des Herrn treten; nur eine Aneignung des Himmels kann statthaben. - ('''8''') Urheber des natürlichen und geistigen Lichtes. Indem der Heiland dem Blindgeborenen das natürliche Licht verleiht, gibt er ein Vorbild für das geistige Licht, dem sich die Juden öffnen sollen, so lange es bei ihnen ist. Nur durch ihn allein ist das ewige Licht zu erlangen (Aug.). - ('''9''') Dies Mittel ist an sich eher zweckwidrig. Jesus will zeigen, dass solche Handlungen zu einem solchen Zwecke am Sabbat vorgenommen werden können und die heil. Sakramente vorbilden, [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:4Koe05|4Koe 5,1ff]]''] in Naaman. - ('''10''') [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes08|Jes 8,6]]''] wird Siloam eine Quelle, [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Neh03|Neh 3,15]]''] ein Teich genannt, am Südende Jerusalems gelegen. Der im Evangelium erwähnte Teich war wahrscheinlich in einen Felsen gehauen. Der heil. Johannes erklärt den Namen typisch: der Gesandte, ein Vorbild Christi, der im höchsten Sinne der „Gesandte“ Gottes ist (Cyr., Chrys., Aug.). – ('''11''') Dieses Hingehen und Waschen beweist seinen Glauben, da er wohl wusste, dass solche Mittel an sich nicht helfen. – ('''12''') Nach Haus, wie | Kap. 9 ('''1''') Dies Ereignis folgte unmittelbar nach dem zuvor erzählten (Orig., Cyr.). Nicht zufällig lenkt Jesus seine Schritte dorthin, wo der Blinde ist, wohl vor dem Tempel. - ('''2''') Der Blindgeborene ist das Bild der Heiden. - ('''3''') Alle Übel galten bei den Juden als Folgen eigener oder fremder Sünden. Der Blinde aber hätte schon im Mutterleibe gesündigt? Warum stellen die Jünger eine solche Frage? Wohl in Erinnerung an den Gelähmten [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Mt09|Mt 9,2]]'']. Im vorliegenden Falle trägt weder er die Schuld, noch seine Eltern, noch die Erbsünde. - ('''4''') Deshalb ist er blind geboren, denn usw. - ('''5''') Die Wunderkräfte Gottes sollen sich an ihm offenbaren. An anderen wird Gottes Zweck in anderer Weise erreicht. Stets muss das Böse zur Förderung des Guten beitragen, ob auch die Menschen den Zusammenhang nicht sehen. Dem Blindgeborenen wird sein Unglück zum Glücke, denn die leibliche Heilung macht seinen Geist dem Licht zugänglich, während die sehenden Juden geistig blind bleiben (Chrys.). - ('''6''') Der Heiland will im Folgenden nun von seiner Wirksamkeit als des vom Vater Gesandten ein Beispiel geben. - ('''7''') Solange es der Vater für angemessen hält: die Lebenszeit (Cyr.). Mit dem Tode des Heilandes ist das Heilswerk in sich vollbracht, und niemand kann an die Stelle des Herrn treten; nur eine Aneignung des Himmels kann statthaben. - ('''8''') Urheber des natürlichen und geistigen Lichtes. Indem der Heiland dem Blindgeborenen das natürliche Licht verleiht, gibt er ein Vorbild für das geistige Licht, dem sich die Juden öffnen sollen, so lange es bei ihnen ist. Nur durch ihn allein ist das ewige Licht zu erlangen (Aug.). - ('''9''') Dies Mittel ist an sich eher zweckwidrig. Jesus will zeigen, dass solche Handlungen zu einem solchen Zwecke am Sabbat vorgenommen werden können und die heil. Sakramente vorbilden, [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:4Koe05|4Koe 5,1ff]]''] in Naaman. - ('''10''') [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes08|Jes 8,6]]''] wird Siloam eine Quelle, [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Neh03|Neh 3,15]]''] ein Teich genannt, am Südende Jerusalems gelegen. Der im Evangelium erwähnte Teich war wahrscheinlich in einen Felsen gehauen. Der heil. Johannes erklärt den Namen typisch: der Gesandte, ein Vorbild Christi, der im höchsten Sinne der „Gesandte“ Gottes ist (Cyr., Chrys., Aug.). – ('''11''') Dieses Hingehen und Waschen beweist seinen Glauben, da er wohl wusste, dass solche Mittel an sich nicht helfen. – ('''12''') Nach Haus, wie V. 8 zeigt. - ('''13''') Da er ein Bettler war, bot er häufig Gelegenheit ihn zu sehen. - ('''14''') Der Streit der Juden erhebt das Wunder über jeden Zweifel. - ('''15''') Wie also, wenn du wirklich der blindgeborene Bettler bist? - ('''16''') Die Nachbarn haben aus Pflichteifer oder aus Furcht bei dem hohen Rat Anzeige erstattet. Der Blinde hatte nicht um Heilung gebeten, darum muss er sich allmählich in die Sachlage hineinfinden. Zuerst nennt er den Heiland jenen Menschen, dann einen Diener Gottes (B. 31), endlich den Messias (B. 36). - ('''17''') Die Frage der Juden verrät bereits eine feindselige Stimmung (Cyr., Chrys.), denn da sie Jesus gut kannten, wozu wollen sie wissen, wo er ist? - ('''18''') Es ist nicht der hohe Rat zu verstehen, denn dieser hielt am Sabbat keine Sitzungen, sondern ein Conventikel von Pharisäern. - ('''19''') Der Geheilte antwortet kurz, weil der Tatbestand den Pharisäern bereits bekannt ist. - ('''20''') Nach der lächerlich strengen Gesetzesauslegung der Pharisäer war die Handlung des Herrn (V. 6) eine Sabbatverletzung. - ('''21''') Der Streit nötigt die Pharisäer, sich wieder an den Geheilten zu wenden, um von ihm ein Urteil über Jesus zu erlangen. Die Antwort des Geheilten verwandelt die Frage der besser Gesinnten in die richtige Aussage (Cyr.). - ('''22''') Die Pharisäer haben von vornherein nur nach einem Anklagepunkt gesucht, um aus demselben die Verletzung des Sabbatgebotes zu beweisen. Da der Geheilte nicht nach ihrem Wunsche aussagt, wollen sie ihm nicht glauben und schlagen einen anderen Weg ein. - ('''23''') Zwei Fragen: Euer Sohn ist angeblich blind geboren? (Sie bekunden von vornherein ihr Misstrauen.) Er ist geheilt worden? - ('''24''') Die Eltern bejahen die erste Frage, der zweiten weichen sie zweimal aus, aus Furcht vor den Juden. Fraget unseren Sohn, über die Heilung kann niemand besser Auskunft geben als er selbst. - ('''25''') Die Pharisäer suchen tyrannisch jeden Glauben zu unterdrücken. Seit der Rückkehr aus der Gefangenschaft war an die Stelle des früheren Bannes der Synagogenbann, der Ausschluß aus der gottesdienstlichen Versammlung getreten [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Esr10|Esr 10,8]]'']. Man unterschied einen niederen, auf dreißig Tage, und den von der Gemeindevertretung zu verhängenden höheren. - ('''26''') Der Sohn wird wieder herbeigerufen, das eingeschüchterte Wesen der Eltern soll auf ihn einwirken. „Gib Gott die Ehre!“ Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jos07|Jos 7,19]]'']. Ehre den wahren Gott durch wahrhaftige Aussage. Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist; ein Sünder aber kann nicht Wunder wirken, also hat er keine gewirkt. Gestehe also, dass du nicht von ihm geheilt worden bist. - ('''27''') Der Geheilte antwortet ausweichend, um die Juden nicht zu reizen (Chrys.). - ('''28''') Den Gründen der Pharisäer stellt der Geheilte die Tatsache entgegen. Deshalb kehren die Feinde des Herrn zu ihren früheren Fragen V. 15 zurück, in der Hoffnung, den Geheilten durch vieles Fragen irre zu machen. Dieser indes bleibt unerschütterlich. - ('''29''') Ihr fraget so sorgfältig, als ob ihr seine Jünger werden wolltet, wie ich und andere (Chrys., Cyr., Aug.). - ('''30''') Der Geheilte redet ironisch (Theoph.). - ('''31''') Die Zumutung, Jünger Jesu zu werden, schien ihnen eine schwere Beleidigung. Sie nennen ihn einen Jünger Jesu, weil er für den Heiland redet. - ('''32''') Du unwissender Mensch! Tatsächlich sind sie freilich von Moses abgefallen. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Joh05|Joh 5,45ff]]'']. - ('''33''') Dass Moses von Gott war, wissen wir bestimmt; woher Jesus ist, wissen wir nicht. - ('''34''') Der Geheilte wird eifriger. - ('''35''') Der Geheilte stellt diesen Satz als sicher und zugestanden voraus, wohl mit Rücksicht auf B. 16, B. 19ff. Nun aber hat Jesus das unerhörte Wunder getan, einen Blindgeborenen zu heilen, und zwar durch ein Gebet, das Gott erhört hat. Zu dem ersten Satze ist freilich zu bemerken, dass auch die Propheten Sünder sind, und dass, wenn der Ausspruch ganz ohne Beschränkung gelten sollte, der Sünder nicht einmal um Verzeihung seiner Sünden bitten dürfte (Aug.). Zudem, ist auch jeder Bittende ein Büßer, so ist er doch Sünder (Theoph.). Die Worte des Blindgeborenen enthalten also insofern eine Wahrheit, als sie aussagen, der Sünder bleibe ohne Erhörung, wenn er eben als Sünder, d. i. als hartnäckiger Sünder in sündlicher Absicht [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes59|Jes 59,1.2]]''] betet (Thom.). - ('''36''') Folgerung aus der Voraussetzung: Es ist ein Wunder geschehen und konnte nur von jemand gewirkt werden, der mit Gott in inniger Verbindung und Freundschaft steht. - ('''37''') Anwendung des B. 2 genannten Vorurteiles (Cyr., Chrys.). Dein eigener Leib, der Mangel des Augenlichtes, gibt ja gegen dich Zeugnis (Thom.). - ('''38''') Du Blindgeborener willst uns belehren? Das gestatten wir niemand, am allerwnigsten aber einem so offenbaren Sünder! - ('''39''') Sie werfen ihn aus dem Hause (Cyr., Aug.), der Mann folgt wohl. - ('''40''') Nach einiger Zeit. - ('''41''') Nicht rein zufällig, doch ohne ihn gerade zu suchen. - ('''42''') Auch von dem geistigen Auge des Geheilten soll nun der Schleier sinken. Er sollte Jesus sehen (B. 37) nicht mehr als den bloßen Freund Gottes (B.31), sondern als den Sohn Gottes, den Erlöser Israels. - ('''43''') Der Geheilte ahnt wohl bereits, wer Christus ist, aber er weiß es noch nicht. - ('''44''') Und du schaust ihn jetzt (Euth.). - ('''45''') Das Gericht ist die Scheidung in Gläubige und Freunde, und in Ungläubige und Feinde Christi. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Lk02|Lk 2,34]]'']. Mithin widerspricht dies Wort nicht dem [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Joh03|Joh 3,17]]''] und [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Joh08|Joh 8,15]]''] Gesagten. Im Griech. Wird zwischen dem Scheidungsgerichte und der Verdammnis durch unter sich verschiedene Worte unterschieden. - ('''46''') Jesus bringt das Beispiel der leiblichen Blindheit zur Anwendung auf die geistige Blindheit der Umgebung. Die nichts Sehenden sind diejenigen, welche fühlen und wissen, dass sie die Wahrheit nicht besitzen, die geistig Armen [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Mt05|Mt 5,3]]'']; die Sehenden sind diejenigen, welche zu sehen vermeinen, aber in der Tat die Wahrheit nicht besitzen. Diese sollen nicht nur zur Wahrheit nicht gelangen, sondern selbst den Schein der Wahrheit verlieren und durch ihre Schuld für die Aufnahme der Wahrheit unfähig werden. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes06|Jes 6,9]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Mt13|Mt 13,14]]''] - ('''47''') Gehören etwa auch wir zu denen, die aus Sehenden Blinde werden? - ('''48''') Wenn ihr wirklich jene Kenntnis nicht besäßet, welche die, die guten Willens sind, zu mir führt, wäret ihr ohne Sünde. Nun aber gesteht ihr selbst, dass ihr jene Kenntnis habt (die Kenntnis der Schrift, die auf Christus hinweist) und dennoch glaubt ihr nicht. Wie die leibliche Blindheit keine Sünde ist, so kann auch die geistige vielleicht nach Zeit und Umständen schuldlos sein; herrscht aber die Blindheit der Sünde in einem Herzen und verschließt sich jemand um derselben willen in hochmütiger Einbildung, er sei sehend, gegen die Wahrheit, so findet er nicht Vergebung (Cyr., Theoph.). | ||
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Version vom 20. März 2013, 12:08 Uhr
Sanctum Jesu Christi Evangelium secundum Joannem
Das heilige Evangelium Jesu Christi nach Johannes - Kap. 9
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1.Et præteriens Jesus vidit hominem cæcum a nativitate: 2. Et interrogaverunt eum discipuli ejus: Rabbi, quis peccavit, hic, aut parentes ejus, ut cæcus nasceretur? 7. Et dixit ei: Vade, lava in natatoria Siloe (quod interpretatur Missus). Abiit ergo, et lavit, et venit videns. 8. Itaque vicini, et qui viderant eum prius quia mendicus erat, dicebant: Nonne hic est, qui sedebat, et mendicabat? Alii dicebant: Quia hic est.
18. Non crediderunt ergo Judæi de illo, quia cæcus fuisset et vidisset, donec vocaverunt parentes ejus, qui viderat: 22. Hæc dixerunt parentes ejus, quoniam timebant Judæos: jam enim conspiraverant Judæi, ut si quis eum confiteretur esse Christum, extra synagogam fieret. 27. Respondit eis: Dixi vobis jam, et audistis: quid iterum vultis audire? Numquid et vos vultis discipuli ejus fieri? 28. Maledixerunt ergo ei, et dixerunt: Tu discipulus illius sis: nos autem Moysi discipuli sumus. 33. Nisi esset hic a Deo, non poterat facere quidquam. 35. Audivit Jesus quia ejecerunt eum foras: et cum invenisset eum, dixit ei: Tu credis in Filium Dei? 40. Et audierunt quidam ex Pharisæis, qui cum ipso erant, et dixerunt ei: Numquid et nos cæci sumus? |
1.Und als Jesus vorüberging,1 sah er einen Menschen, der von Geburt an blind war.2 |
Fußnote
Kap. 9 (1) Dies Ereignis folgte unmittelbar nach dem zuvor erzählten (Orig., Cyr.). Nicht zufällig lenkt Jesus seine Schritte dorthin, wo der Blinde ist, wohl vor dem Tempel. - (2) Der Blindgeborene ist das Bild der Heiden. - (3) Alle Übel galten bei den Juden als Folgen eigener oder fremder Sünden. Der Blinde aber hätte schon im Mutterleibe gesündigt? Warum stellen die Jünger eine solche Frage? Wohl in Erinnerung an den Gelähmten [Mt 9,2]. Im vorliegenden Falle trägt weder er die Schuld, noch seine Eltern, noch die Erbsünde. - (4) Deshalb ist er blind geboren, denn usw. - (5) Die Wunderkräfte Gottes sollen sich an ihm offenbaren. An anderen wird Gottes Zweck in anderer Weise erreicht. Stets muss das Böse zur Förderung des Guten beitragen, ob auch die Menschen den Zusammenhang nicht sehen. Dem Blindgeborenen wird sein Unglück zum Glücke, denn die leibliche Heilung macht seinen Geist dem Licht zugänglich, während die sehenden Juden geistig blind bleiben (Chrys.). - (6) Der Heiland will im Folgenden nun von seiner Wirksamkeit als des vom Vater Gesandten ein Beispiel geben. - (7) Solange es der Vater für angemessen hält: die Lebenszeit (Cyr.). Mit dem Tode des Heilandes ist das Heilswerk in sich vollbracht, und niemand kann an die Stelle des Herrn treten; nur eine Aneignung des Himmels kann statthaben. - (8) Urheber des natürlichen und geistigen Lichtes. Indem der Heiland dem Blindgeborenen das natürliche Licht verleiht, gibt er ein Vorbild für das geistige Licht, dem sich die Juden öffnen sollen, so lange es bei ihnen ist. Nur durch ihn allein ist das ewige Licht zu erlangen (Aug.). - (9) Dies Mittel ist an sich eher zweckwidrig. Jesus will zeigen, dass solche Handlungen zu einem solchen Zwecke am Sabbat vorgenommen werden können und die heil. Sakramente vorbilden, [4Koe 5,1ff] in Naaman. - (10) [Jes 8,6] wird Siloam eine Quelle, [Neh 3,15] ein Teich genannt, am Südende Jerusalems gelegen. Der im Evangelium erwähnte Teich war wahrscheinlich in einen Felsen gehauen. Der heil. Johannes erklärt den Namen typisch: der Gesandte, ein Vorbild Christi, der im höchsten Sinne der „Gesandte“ Gottes ist (Cyr., Chrys., Aug.). – (11) Dieses Hingehen und Waschen beweist seinen Glauben, da er wohl wusste, dass solche Mittel an sich nicht helfen. – (12) Nach Haus, wie V. 8 zeigt. - (13) Da er ein Bettler war, bot er häufig Gelegenheit ihn zu sehen. - (14) Der Streit der Juden erhebt das Wunder über jeden Zweifel. - (15) Wie also, wenn du wirklich der blindgeborene Bettler bist? - (16) Die Nachbarn haben aus Pflichteifer oder aus Furcht bei dem hohen Rat Anzeige erstattet. Der Blinde hatte nicht um Heilung gebeten, darum muss er sich allmählich in die Sachlage hineinfinden. Zuerst nennt er den Heiland jenen Menschen, dann einen Diener Gottes (B. 31), endlich den Messias (B. 36). - (17) Die Frage der Juden verrät bereits eine feindselige Stimmung (Cyr., Chrys.), denn da sie Jesus gut kannten, wozu wollen sie wissen, wo er ist? - (18) Es ist nicht der hohe Rat zu verstehen, denn dieser hielt am Sabbat keine Sitzungen, sondern ein Conventikel von Pharisäern. - (19) Der Geheilte antwortet kurz, weil der Tatbestand den Pharisäern bereits bekannt ist. - (20) Nach der lächerlich strengen Gesetzesauslegung der Pharisäer war die Handlung des Herrn (V. 6) eine Sabbatverletzung. - (21) Der Streit nötigt die Pharisäer, sich wieder an den Geheilten zu wenden, um von ihm ein Urteil über Jesus zu erlangen. Die Antwort des Geheilten verwandelt die Frage der besser Gesinnten in die richtige Aussage (Cyr.). - (22) Die Pharisäer haben von vornherein nur nach einem Anklagepunkt gesucht, um aus demselben die Verletzung des Sabbatgebotes zu beweisen. Da der Geheilte nicht nach ihrem Wunsche aussagt, wollen sie ihm nicht glauben und schlagen einen anderen Weg ein. - (23) Zwei Fragen: Euer Sohn ist angeblich blind geboren? (Sie bekunden von vornherein ihr Misstrauen.) Er ist geheilt worden? - (24) Die Eltern bejahen die erste Frage, der zweiten weichen sie zweimal aus, aus Furcht vor den Juden. Fraget unseren Sohn, über die Heilung kann niemand besser Auskunft geben als er selbst. - (25) Die Pharisäer suchen tyrannisch jeden Glauben zu unterdrücken. Seit der Rückkehr aus der Gefangenschaft war an die Stelle des früheren Bannes der Synagogenbann, der Ausschluß aus der gottesdienstlichen Versammlung getreten [Esr 10,8]. Man unterschied einen niederen, auf dreißig Tage, und den von der Gemeindevertretung zu verhängenden höheren. - (26) Der Sohn wird wieder herbeigerufen, das eingeschüchterte Wesen der Eltern soll auf ihn einwirken. „Gib Gott die Ehre!“ Vergl. [Jos 7,19]. Ehre den wahren Gott durch wahrhaftige Aussage. Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist; ein Sünder aber kann nicht Wunder wirken, also hat er keine gewirkt. Gestehe also, dass du nicht von ihm geheilt worden bist. - (27) Der Geheilte antwortet ausweichend, um die Juden nicht zu reizen (Chrys.). - (28) Den Gründen der Pharisäer stellt der Geheilte die Tatsache entgegen. Deshalb kehren die Feinde des Herrn zu ihren früheren Fragen V. 15 zurück, in der Hoffnung, den Geheilten durch vieles Fragen irre zu machen. Dieser indes bleibt unerschütterlich. - (29) Ihr fraget so sorgfältig, als ob ihr seine Jünger werden wolltet, wie ich und andere (Chrys., Cyr., Aug.). - (30) Der Geheilte redet ironisch (Theoph.). - (31) Die Zumutung, Jünger Jesu zu werden, schien ihnen eine schwere Beleidigung. Sie nennen ihn einen Jünger Jesu, weil er für den Heiland redet. - (32) Du unwissender Mensch! Tatsächlich sind sie freilich von Moses abgefallen. Vergl. [Joh 5,45ff]. - (33) Dass Moses von Gott war, wissen wir bestimmt; woher Jesus ist, wissen wir nicht. - (34) Der Geheilte wird eifriger. - (35) Der Geheilte stellt diesen Satz als sicher und zugestanden voraus, wohl mit Rücksicht auf B. 16, B. 19ff. Nun aber hat Jesus das unerhörte Wunder getan, einen Blindgeborenen zu heilen, und zwar durch ein Gebet, das Gott erhört hat. Zu dem ersten Satze ist freilich zu bemerken, dass auch die Propheten Sünder sind, und dass, wenn der Ausspruch ganz ohne Beschränkung gelten sollte, der Sünder nicht einmal um Verzeihung seiner Sünden bitten dürfte (Aug.). Zudem, ist auch jeder Bittende ein Büßer, so ist er doch Sünder (Theoph.). Die Worte des Blindgeborenen enthalten also insofern eine Wahrheit, als sie aussagen, der Sünder bleibe ohne Erhörung, wenn er eben als Sünder, d. i. als hartnäckiger Sünder in sündlicher Absicht [Jes 59,1.2] betet (Thom.). - (36) Folgerung aus der Voraussetzung: Es ist ein Wunder geschehen und konnte nur von jemand gewirkt werden, der mit Gott in inniger Verbindung und Freundschaft steht. - (37) Anwendung des B. 2 genannten Vorurteiles (Cyr., Chrys.). Dein eigener Leib, der Mangel des Augenlichtes, gibt ja gegen dich Zeugnis (Thom.). - (38) Du Blindgeborener willst uns belehren? Das gestatten wir niemand, am allerwnigsten aber einem so offenbaren Sünder! - (39) Sie werfen ihn aus dem Hause (Cyr., Aug.), der Mann folgt wohl. - (40) Nach einiger Zeit. - (41) Nicht rein zufällig, doch ohne ihn gerade zu suchen. - (42) Auch von dem geistigen Auge des Geheilten soll nun der Schleier sinken. Er sollte Jesus sehen (B. 37) nicht mehr als den bloßen Freund Gottes (B.31), sondern als den Sohn Gottes, den Erlöser Israels. - (43) Der Geheilte ahnt wohl bereits, wer Christus ist, aber er weiß es noch nicht. - (44) Und du schaust ihn jetzt (Euth.). - (45) Das Gericht ist die Scheidung in Gläubige und Freunde, und in Ungläubige und Feinde Christi. [Lk 2,34]. Mithin widerspricht dies Wort nicht dem [Joh 3,17] und [Joh 8,15] Gesagten. Im Griech. Wird zwischen dem Scheidungsgerichte und der Verdammnis durch unter sich verschiedene Worte unterschieden. - (46) Jesus bringt das Beispiel der leiblichen Blindheit zur Anwendung auf die geistige Blindheit der Umgebung. Die nichts Sehenden sind diejenigen, welche fühlen und wissen, dass sie die Wahrheit nicht besitzen, die geistig Armen [Mt 5,3]; die Sehenden sind diejenigen, welche zu sehen vermeinen, aber in der Tat die Wahrheit nicht besitzen. Diese sollen nicht nur zur Wahrheit nicht gelangen, sondern selbst den Schein der Wahrheit verlieren und durch ihre Schuld für die Aufnahme der Wahrheit unfähig werden. Vergl. [Jes 6,9, Mt 13,14] - (47) Gehören etwa auch wir zu denen, die aus Sehenden Blinde werden? - (48) Wenn ihr wirklich jene Kenntnis nicht besäßet, welche die, die guten Willens sind, zu mir führt, wäret ihr ohne Sünde. Nun aber gesteht ihr selbst, dass ihr jene Kenntnis habt (die Kenntnis der Schrift, die auf Christus hinweist) und dennoch glaubt ihr nicht. Wie die leibliche Blindheit keine Sünde ist, so kann auch die geistige vielleicht nach Zeit und Umständen schuldlos sein; herrscht aber die Blindheit der Sünde in einem Herzen und verschließt sich jemand um derselben willen in hochmütiger Einbildung, er sei sehend, gegen die Wahrheit, so findet er nicht Vergebung (Cyr., Theoph.).
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