Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job13

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Liber Job Caput XIII.

Das Buch Job. Kap. 13


Da er dies, durch die Erfahrung belehrt, wisse (V. 2), mögen die Freunde schweigen, daamit sie nicht durch den Versuch, Gott mit Lügen zu verteidigen, dessen Zorn erregen. (V. 12) Sich an Gott wendend (13,13 - 14,22), bekennt Job, dass er sein ganzes Vertrauen auf den Herrn setze, (V. 19) da er vertraue, von diesem im Gericht freigesprochen zu werden, wenn er nur nicht von dessen Majestät erdrückt werde. (V. 22) Er fleht Gott um Erbarmen an, die elende Lage beschreibend, in der er sich befindet.

1. Ecce omnia hæc vidit oculus meus, et audivit auris mea, et intellexi singular.
2. Secundum scientiam vestram et ego novi: nec inferior vestri sum.
3. Sed tamen ad Omnipotentem loquar, et disputare cum Deo cupio:
4. Prius vos ostendens fabricators mendacii, et cultores perversorum dogmatum.
5. Atque utinam taceretis, ut putaremini esse sapientes.
6. Audite ergo correptionem meam, et judicium labiorum meorum attendite.
7. Numquid Deus indiget vestro mendacio, ut pro illo loquamini dolos?
8. Numquid faciem ejus accipitis, et pro Deo judicare nitimini?

9. Aut placebit ei quem celare nihil potest? aut decipietur ut homo, vestris fraudulentiis?

10. Ipse vos arguet, quoniam in abscondito faciem ejus accipitis.
11. Statim ut se commoverit, turbabit vos, et terror ejus irruet super vos.

12. Memoria vestra comparabitur cineri, et redigentur in lutum cervices vestræ.
13. Tacete paulisper ut loquar quodcumque mihi mens suggesserit.
14. Quare lacero carnes meas dentibus meis, et animam meam porto in manibus meis?
15. Etiam si occiderit me, in ipso sperabo: verumtamen vias meas in conspectu ejus arguam.
16. Et ipse erit salvator meus: non enim veniet in conspectu ejus omnis hypocrita.
17. Audite sermonem meum, et ænigmata percipite auribus vestris.
18. Si fuero judicatus, scio quod justus inveniar.
19. Quis est qui judicetur mecum? Veniat: quare tacens consumer?

20. Duo tantum ne facias mihi, et tunc a facie tua non abscondar:

21. Manum tuam longe fac a me, et formido tua non me terreat.
22. Voca me, et ego respondebo tibi: aut certe loquar, et tu responde mihi.

23. Quantas habeo iniquitates et peccata, scelera mea et delicta ostende mihi.
24. Cur faciem tuam abscondis, et arbitraris me inimicum tuum?
25. Contra folium, quod vento rapitur, ostendis potentiam tuam, et stipulam siccam persequeris:
26. Scribis enim contra me amaritudines, et consumer me vis peccatis adolescentiæ meæ.
27. Posuisti in nervo pedem meum, et observasti omnes semitas meas, et vestigia pedum meorum considerasti:
28. Qui quasi putredo consumendus sum, et quasi vestimentum, quod comeditur a tinea.

1. Sehet, dies alles hat mein Auge gesehen und mein Ohr gehört1 und jegliches habe ich verstanden.
2. Was ihr wisset, weiß auch ich und ich stehe nicht hinter euch zurück.2
3. Doch ich möchte zu dem Allmächtigen reden und wünsche mit Gott zu rechten,3
4. indem ich euch vorher als Lügenschmiede erweise und als Verehrer verkehrter Lehren.4
5. Hättet ihr doch geschwiegen, dass ihr für weise gelten könntet!5
6. Höret denn meine Zurechtweisung und habet acht auf das Urteil meiner Lippen!6
7. Bedarf Gott wohl eurer Lüge, dass ihr für den Trug redet?7
8. Wollt ihr für ihn Partei nehmen und bemüht ihr euch, zu Gunsten Gottes zu richten?8
9. Oder wird er es billigen, vor dem sich nichts verbergen kann? Oder wird er wie ein Mensch durch euer Trugspiel getäuscht werden?9
10. Er wird euch strafen, weil ihr insgeheim10 für ihn Partei nehmt.
11. Sobald er sich erhebt, wird er euch in Verwirrung setzen und sein Schrecken wird auf euch fallen.11
12. Euer Andenken wird der Asche gleich werden, und eure Nacken werden in den Staub gebeugt werden.12
13. Schweiget ein wenig, dass ich rede, was immer das Herz mir eingibt.13
14. Warum zerreiße ich mein Fleisch mit meinen Zähnen und trage meine Seele in meinen Händen?14
15. Auch wenn er mich tötet, werde ich auf ihn hoffen; jedoch meinen Wandel werde ich vor seinem Angesichte dartun.15
16. Und er selbst wird mein Retter sein, denn kein Heuchler kommt vor sein Angesicht.
17. So höret meine Rede und vernehmet das Rätselhafte mit euren Ohren!16
18. Werde ich gerichtet, so weiß ich, dass ich gerecht erfunden werde.17
19. Wer ist´s, der mit mir zu Gericht gehen will? Er komme! Warum sollte ich schweigend zugrunde gehen?18
20. Nur zweierlei tue mir nicht an,19 alsdann werde ich mich nicht vor deinem Antlitze verbergen:
21. Ziehe deine Hand20 weit von mir zurück und dein Schrecken21 ängstige mich nicht.
22. Rufe mich, und ich werde dir Antwort geben, oder ich werde reden, und du erwidere mir.22
23. Wieviel sind meiner Missetaten und Sünden? Meine Frevel und Vergehen zeige mir!23
24. Warum verbirgst du dein Antlitz24 und erachtest mich als deinen Feind?
25. An einem Blatte, das vom Winde verweht wird, zeigst du deine Macht und einen dürren Halm verfolgst du;25
26. denn du schreibst26 wider mich Bitterkeiten als Urteil und willst mich wegen der Sünden meiner Jugend verderben.27
27. Du hast meinen Fuß in den Block gelegt und alle meine Wege beobachtet und auf die Schritte meiner Füße geschaut,28
28. der ich wie Moder vergehen soll und wie ein Kleid, das von den Motten zerfressen wird.29


Fußnote

Kap. 13 (1) Beschluss der Aufzählung. Er hat die Schöpfung betrachtet [Job 12,7-10] und die Aussprüche der Weisen gehört [Job 12,13ff], sich so eine rechte Vorstellung von Gottes Weltregierung zu bilden. Seine Freunde haben an die Erfahrung appelliert [Job 5,27, Job 8,8], diese steht auf Jobs Seite. - (2) Wiederholung des Anfanges [Job 12,3]. Er muss sich an jemand anderen wenden, will er seine Lage gehörig gewürdigt sehen. - (3) Da er von den Freunden keine gerechte Beurteilung zu erwarten hat, kann er nur den Wunsch, mit Gott zu rechten, den Sophar so hart getadelt [Job 11,5], aufs neue aussprechen. - (4) Hebr.: doch ihr seid nur Lügenschmiede (eure Darlegungen sind lügenhaft) und nichtige Ärzte alle seid ihr (ihr mehrt nur meine Leiden). - (5) Vergl. [Spr 17,28]. Torheit war es, den Leidenden zu beschimpfen, Torheit, en Elenden durch Vorhaltungen über den Zorn Gottes zur Verzweiflung zu versuchen. - (6) Beweis, dass ihr Schweigen besser gewesen wäre als ihr bisheriges Reden. - (7) Es müsste mit seiner Gerechtigkeit schlimm stehen, wären zu seiner Rechtfertigung so boshafte Lügen notwendig. - (8) Wie Schiedsrichter euch zwischen mich und Gott stellend, gebt ihr in falschem Eifer Gott im Voraus dadurch Recht, dass ihr mich ungerecht behandelt. - (9) Hebr.: Wird es gut sein, wenn er euch durchforscht, und könnt ihr, wie man Menschen täuscht, ihn täuschen? - (10) Nach außen tragt ihr ja Billigkeitssinn zur Schau, als ob ihr nur die Wahrheit suchtet, und im Herzen schaut ihr auf Gott, ihm ungerecht beizustehen. - (11) Jetzt scheint Gott zu schweigen, aber plötzlich wird er sich erheben und strafen. - (12) Hebr.: Eure Gedenksprüche sind nur Aschensprüche (deren Gehalt wie Asche zerstiebt) und eure Wehren (die gegen mich vorgebrachten Gründe) nur Wehren aus Lehm. - (13) Hebr.: Schweiget, lasset mich reden; es komme über mich, was da wolle! – Es ist ein Zeugnis seiner Unschuld und zugleich der Maßstab, und nach dem die folgenden Klagen zu beurteilen sind. - (14) Die Seele in die Hand legen, in den Händen tragen heißt sich rücksichtslos der äußersten Gefahr aussetzen. [1Sam 19,5, 1Sam 28,21] Den gleichen Sinn muss wegen des Parallelismus der erste Teil haben. Nach der Vulg.: mich als Beute preisgeben. Dem Hebräischen liegt vielmehr ein anderer Gedanke zugrunde: Warum soll ich auf Erhaltung meines Lebens bedacht sein, wie ein Raubtier auf Erhaltung seiner Beute? - (15) Hebr.: Siehe, er wird mich töten, ich habe keine Hoffnung, nur meine Wege will ich ihm ins Angesicht beweisen. Vulg.: Gott will mich töten, ich freue mich auf den Tod und sehe darum Gott mit Sehnsucht entgegen; nur werde ich vor ihm zeigen, dass mein Wandel recht war. - (16) Da diese Versicherung der Meinung der Freunde stracks entgegengesetzt ist, fürchtet er, sie möchten ihn nicht gern oder gar nicht hören wollen. Das Rätselhafte ist, dass er ohne schwere Schuld schwer leidet. - (17) Hebr.: Sehet doch, bereitet habe ich den Rechtsstreit, ich weiß usw. - (18) Hebr. besser: Wer ist´s, der mich überführen kann? Ja, dann wollte ich verstummen und sterben. - (19) Um seine Unschuld wirklich dartun zu können, wünschte Job zweierlei: Zuerst dass Gott sein leiden etwa erleichtern möchte, sodann, dass er ihm nicht als allmächtiger Schöpfer, sondern nach Art eines Menschen gegenübertrete. - (20) Die Leiden, die du mir aufgelegt hast. - (21) Den Schrecken deiner Majestät und Heiligkeit, im Vergleich zu der niemand gerecht ist. Richte mich nach dem gewöhnlichen Maße. - (22) Er überlässt Gott die Wahl, Job Vorhaltungen zu machen oder aber diesem zu antworten, ein Zeichen seines guten Gewissens. So will er seine Freunde zu einer besseren Meinung bewegen. - (23) Nach einer Pause nimmt er die Rolle des Anklägers an: Ich weiß, dass ich nach dem gewöhnlichen Maßstabe der Gerechtigkeit keines Verbrechens schuldig bin. Warum also behandelst du mich als Feind? - (24) Da ihm Gott keine großen Sünden vorhält und sein Gewissen ihn von solchen freispricht, ist ihm die Ursache seines Leidens um so unbegreiflicher und sein Verlangen sie zu kennen desto größer. Gottes Angesicht ist seine Gnade, das Angesicht abwenden oder verbergen Zorn zeigen. - (25) Der Vergleich soll Gott zum Erbarmen rühren. - (26) In gerichtlichem Entscheid, gegen den es keinen Widerstand gibt. Wiederum durchforscht Job sein Gewissen und geht auch in sein früheres Leben zurück. - (27) Hebr.: und lässt mich meiner Jugend Sünden erben – oder vielmehr die Strafen derselben. Dies ward als eine besondere Züchtigung angesehen. Vergl. [Ps 24,7]. - (28) Hebr.: Und um meiner Füße Sohlen Schranken gezogen. - (29) Ich kann nicht entfliehen, denn bereits fault mein Leib und zerfällt. Insofern die gebrauchten Bilder die menschliche Gebrechlichkeit überhaupt darstellen, bereiten ihm diese den Weg zu einer allgemeinen Schilderung des menschlichen Elendes.

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