Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Joh07
Sanctum Jesu Christi Evangelium secundum Joannem
Das heilige Evangelium Jesu Christi nach Johannes - Kap. 7
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1. Post hæc autem ambulabat Jesus in Galilæam, non enim volebat in Judæam ambulare: quia quærebant eum Judæi interficere. 5. Neque enim fratres ejus credebant in eum. 11. Judæi ergo quærebant eum in die festo, et dicebant: Ubi est ille? 20. Quid me quæritis interficere? Respondit turba, et dixit: Dæmonium habes: quis te quærit interficere? 21. Respondit Jesus, et dixit eis: Unum opus feci, et omnes miramini. 22. Propterea Moyses dedit vobis circumcisionem: (non quia ex Moyse est, sed ex patribus) et in sabbato circumciditis hominem. 23. Si circumcisionem accipit homo in sabbato, ut non solvatur lex Moysi: mihi indignamini quia totum hominem sanum feci in sabbato? 24. Nolite judicare secundum faciem, sed justum judicium judicate. 35. Dixerunt ergo Judæi ad semetipsos: Quo hic iturus est, quia non inveniemus eum? numquid in dispersionem gentium iturus est, et docturus gentes? 37. In novissimo autem die magno festivitatis stabat Jesus, et clamabat, dicens: Si quis sitit, veniat ad me, et bibat. 39. Hoc autem dixit de Spiritu, quem accepturi erant credentes in eum: nondum enim erat Spiritus datus, quia Jesus nondum erat glorificatus. 40. Ex illa ergo turba cum audissent hos sermones ejus, dicebant: Hic est vere propheta. 43. Dissensio itaque facta est in turba propter eum. 46. Responderunt ministri: Numquam sic locutus est homo, sicut hic homo. 52. Responderunt, et dixerunt ei: Numquid et tu Galilæus es? Scrutare Scripturas, et vide quia a Galilæa propheta non surgit. |
1. Hierauf1 wandelte Jesus in Galiläa umher; denn in Judäa wollte er nicht umherwandeln, weil ihn die Juden umzubringen suchten. 9. Also sprach er, und blieb in Galiläa. 10. Nachdem aber seine Brüder hinaufgezogen waren,13 ging auch er hinauf zu dem Feste, nicht offenbar, sondern wie14 im Geheimen. 26. Und sehet, er redet freimütig, und sie sagen ihm nichts. Haben etwa die Vorsteher wirklich erkannt, dass er Christus ist?34 |
Fußnote
Kap. 7 (1) Der Evangelist berichtet nun den Aufenthalt des Heilandes in Galiläa. - (2) Der zweite Teil des dritten Jahres der öffentlichen Tätigkeit unseres Herrn vom Oktober bis zum Dezember, vom Laubhüttenfest bis zur Tempelweihe, bis [Joh 10,21] - (3) Das Laubhüttenfest war nicht nach den im vorigen Kapitel erzählten Ereignissen sehr nahe, sondern nachdem der Herr noch ungefähr ein halbes Jahr in Galiläa herumgewandert war. Da in diesen Zeitraum fallenden Ereignisse übergeht der heil. Johannes. Das Laubhüttenfest war ursprünglich ein Erntedankfest [2Mos 23,16], wurde aber später als ein nationales Fest begangen, zu welchem jeder Israelite im Tempel erscheinen musste. Es fiel auf den 15. – 21. Tisri (Oktober). Die Teilnehmer wohnten zum Andenken an die Wohltaten, welche Gott dem Volke in der Wüste gespendet, acht Tage lang in aus Baumzweigen geflochtenen Hütten. - (4) Vier Personen werden als Verwandte des Herrn genannt: Jakob, Joseph (Joses), Judas und Simon, Söhne des Kleophas, Bruders des heil. Joseph. Sicher waren Jakobus und Judas Apostel; ob Simon mit dem Apostel identisch ist, steht nicht ganz fest. Im vorliegenden Verse sind diese vier jedenfalls nicht zu verstehen, sondern andere Verwandte des Herrn. Warum die Verwandten ihn nach Judäa senden wollten, ist nicht ganz klar. Vielleicht suchten sie den Herrn unter irgend einem Vorwande aus Galiläa wegzubringen, denn es war ihnen unangenehm, die ganze Familie dem öffentlichen Aufsehen preisgegeben zu sehen. - (5) Jesus hatte in Galiläa wie im Verborgenen gewirkt. Deine Jünger: die du in Judäa zurückgelassen. [Joh 2,23] - (6) Der großen Masse, welche in Jerusalem zusammenströmt. - (7) Sie haben noch keinen festen Glauben. Nach der Auferstehung indes gehörten sie zu den Gläubigen. [Apg 1,14]. - (8) Der Zeitpunkt, mich öffentlich zu zeigen (Cyr.). Da der Heiland sagt: noch nicht, weist der darauf hin, dass er eine bestimmte Zeit hat. - (9) Ihr könnt ohne Gefahr hinaufgehen nach Jerusalem (Euth.). Der Grund folgt in V. 7. - (10) Sie tun nichts gegen die Welt. – (11) Die Welt kann diejenigen nicht ertragen, welche ihr die Sünden vorhalten. Zudem lässt schon sein heiliges Wirken allein die Werke der Welt in ihrer Bosheit erkennbar werden, wie der Schatten sich vom Lichte abhebt. – (12) Der Heiland sagt nicht: Ich werde überhaupt nicht hinaufgehen, sondern: Ich gehe nicht jetzt hinauf, mit euch, mit dem feierlichen Karawanenzuge, und um mich, wie ihr wollt, als Messias zu erklären. Noch einfacher nach Aug., Thom. u. a.: Ich gehe nicht hinauf zum Festtage. – (13) Nach dem Griechischen: Nachdem aber seine Brüder zum Festtage hinaufgezogen waren, zog auch er hinauf. Es wird nicht gesagt: Er zog zum Festtage hinauf, sondern nur: Er ging nach Jerusalem. Damit fällt jeder Widerspruch gegen V. 8. - (14) Ohne Aufsehen, auch in Jerusalem (Cyr., Euth.), im Gegensatze zum Festgepränge. Die Juden verschmähen die Wohltaten, welche der Messias ihnen bringen möchte. - (15) Die Einwohner von Judäa im Gegensatze zu den Galiläern, insbesondere die Schriftgelehrten, Pharisäer, der hohe Rat und andere Feinde Jesu aus Jerusalem und Judäa werden vom Evangelisten hier und weiterhin so genannt. - (16) Es scheint ihnen selbstverständlich, dass er von dem allgemeinen Wallfahrtsfeste nicht fern bleiben wird, (Cyr.) und deshalb haben wohl auch die „Brüder“ des Herrn verstanden, wenn er sagte, er gehe nicht hinauf, dass die Worte in einem besonderen Sinne galten. - (17) Das Volk ist geteilt, während der größte Teil seiner Führer dem Heilande feindlich gesinnt ist. - (18) Es ist noch keine Entscheidung des hohen Rates gegeben, deshalb halten beide Teile zurück. Unter „niemand“ sind indes nach Chrys., Cyr., Aug., Thom. besonders Freunde Jesu zu verstehen. - (19) Wohl am vierten Tage, obgleich der Heiland bereits früher angekommen sein mochte. - (20) Die Juden, d. i. die Einwohner von Judäa, besonders die Pharisäer und andere Führer, fühlen die Überlegenheit des Herrn, aber ohne deshalb zu besserer Einsicht zu kommen. Wie es scheint, werfen sie ihm selbst vor, dass er die heil. Schrift nach seinem Gutdünken erkläre. - (21) Mein Wissen stammt vom Vater. Christus als Gottes Sohn hat die Wissenschaft vom Vater, auch als Mensch, da er die „eingegossene“ Wissenschaft vom Vater hat. Der Heiland ist als Mensch gesandt (Aug., Ambr., Chrys.). - (22) Wenn ihr das nicht glaubt, dass ich vom Vater die Wissenschaft habe, machet den Versuch, tut den Willen des Vaters und ihr werdet bald durch Erfahrung und innere Erleuchtung erkennen, wie genau meine Lehre mit Gottes Wort übereinstimmt, dass sie also nicht menschlich, sondern göttlich ist (Chrys., Aug.). Der Gehorsam gegen Gott führt zum Glauben, der Glaube zur Erkenntnis. - (23) Stillschweigender Tadel der Juden. Der Heiland gibt zwei Mittel an, durch welche der Mensch zur Erkenntnis kommen kann, dass die Lehre Jesu von Gott ist: Wenn jemand Gottes Willen tun will, wenn der Mensch innere Empfänglichkeit gegen denselben zeigt und bereit ist, ihn auszuführen. Der Wille Gottes ist ganz allgemein von jeder Offenbarung desselben zu verstehen. Mit anderen Worten: Die sittliche Umgestaltung, welche das Leben nach der Lehre Christi im Menschen bewirkt, ist der klarste Beweis für den göttlichen Ursprung dieser Lehre. - (24) Sehet, ob ich meine eigene Ehre suche, denn wenn ich das tue, möget ihr behaupten, dass ich nur aus mir selber rede. Wenn ich aber die Ehre Gottes suche, bin ich wahrhaft Gottes Gesandter, denn nur ein treuer Gesandter vertritt so die Interessen dessen, der ihn gesandt hat. - (25) Ihr klagt mich tatsächlich an, ich sei ein Gesetzesübertreter, weil ich am Sabbat heile (Vergl. V. 21 – 23), aber hat nicht auch euch Moses das Gesetz gegeben, damit ihr es haltet? Als das Gesetz, das sie nicht halten, scheint das fünfte Gebot gemeint zu sein. - (26) Die Pharisäer vernichten den Geist des Gesetzes [Mk 7,6] unter dem Scheine, es äußerlich zu erfüllen. - (27) Der Mordanschlag der Juden gegen Jesus wird als einzelnes, jedoch als furchtbarstes Beispiel ihrer Frevel gegen Gottes Gesetz hervorgehoben. [2Mos 20,13] Ein Teil des Volkes, wohl meist Pilger, halten eine so schreckliche Absicht ihrer geistlichen Vorgesetzten für undenkbar. Ein böser Geist der Schwermut, meinen sie mitleidig, hat das Gemüt des Herrn verdüstert. - (28) Der Heiland antwortet nicht direkt. Es ist etwa zu ergänzen: Gewiss wollt ihr mich töten und zwar wegen eines einzelnen Werkes. Ein Werk: [Joh 5,2-16]. An dieses knüpfte ich die Anklage. Ihr verwundert euch: ihr nehmt Anstoß. Der Heiland macht nicht den einzelnen diesen Vorwurf (da doch viele für ihn günstig gestimmt sind), sondern der Allgemeinheit. - (29) Deshalb, weil ihr an meiner Sabbatheilung Anstoß nehmet, halte ich euch folgendes entgegen: Das Gesetz der Beschneidung (am achten Tag) scheint euch in seiner Heiligkeit [1Mos 17,10] über dem Sabbatgebote zu stehen, und ihr glaubt durch die Vornahme der Beschneidung den Sabbat nicht zu verletzen. - (30) Von der Haltung des Sabbats. - (31) Die Beschneidung heilt nur etwas am Menschen, was das Symbol der verderbten Natur gilt. Ist es erlaubt, dieses am Sabbate zu beseitigen, so ist noch vielmehr die Heilung des ganzen Menschen gestattet. - (32) Die Heilung und der Befehl das Bett nach Hause zu tragen sind nur scheinbar eine Sabbatverletzung und verstoßen nicht gegen den Geist des Gesetzes. - (33) Andere als die V. 20 genannten, wohl Einwohner von Jerusalem. Sie verwundern sich, dass der hohe Rat die gute Gelegenheit nicht benutzt, sondern dem Herrn sogar Gelegenheit verstattet, die angeschuldigte Handlung zu rechtfertigen. - (34) Ist ein Wechsel der Gesinnung eingetreten? Aber an Jesus können doch die Ältesten nicht glauben, dem steht seine Herkunft entgegen. - (35) Woher stammt die Meinung, dass man die Herkunft des Messias nicht kennen werde? Vielleicht aus [Jes 53,2.8, Mic 5,2] (Cyr., Aug.) Aber dann hätten die Juden auf seine Gottheit schließen müssen (Cyr., Aug., Thom.). Sie verwechselten ferner die erste und die zweite Ankunft des Messias und bildeten sich die Meinung, der Messias werde zuerst zum Gerichte zur Bestrafung der Bösen erscheinen, sich inzwischen nur Auserwählten offenbarend. - (36) Der Heiland will durch seine Lehre die falsche Beweisführung zurückweisen, mit welcher jene bestritten, dass er der Messias sei. - (37) Ihr wisst, woher ich als Mensch bin, aber falsch ist, dass ihr vollständig meine Herkunft kennt. (V. 27) Ich bin nicht von mir selbst gekommen, sondern von einem anderen, dieser ist wahrhaft der Sender, also mein Ursprung. Gerade diesen aber kennt ihr nicht. Also ist euer Schluss falsch, dass ich nicht der Messias bin. - (38) V. 27: Niemand weiß. Gegensatz: Ich bin vom Vater, wie ihr aus meinen Taten hättet erkennen können. Er ist wahrhaft, da er die Abraham und den Vätern gegebenen Verheißungen erfüllt. Ihr kennet den Vater nicht voll und ganz, denn nur der Sohn Gottes, der allein die wesenhafte Gotteserkenntnis besitzt, vermag diese Kenntnis zu geben. - (39) Ich kenne ihn wesenhaft, denn ich bin von ihm, aus seiner Wesenheit von Ewigkeit gezeugt und in der Zeit von ihm in die Welt gesendet, der Gesandte aber muss den kennen, der ihn gesandt hat. - (40) Die Juden (Hohepriester, Pharisäer usw.) zeigen die Absicht, den Heiland zu ergreifen, weil er sich als Gesandten Gottes, ja einigermaßen als Sohn Gottes erklärt hat. Vielleicht sind sie auch beleidigt, weil er ihnen die volle Gotteserkenntnis abspricht. - (41) Wenn, wie seine Feinde meinen, der Messias erst zu erwarten ist (Chrys., Aug.). - (42) Volk und Pharisäer treten in Gegensatz. (Vergl. V. 5) - (43) Die Pharisäer ersuchen den hohen Rat um einen Haftbefehl, der bei günstiger Gelegenheit auszuführen ist, damit nicht noch mehrere für den Heiland Partei ergreifen. - (44) Der Heiland sieht die Häscher in der Menge (Chrys.). Mit welcher Ruhe spricht er von seinem Heimgange: Ich bleibe noch eine, wenn auch kurze Zeit, ihr möget tun, was ihr wollt. Noch eine kurze Zeit: etwa 6 Monate. Ich gehe: Die Gegenwart ist gesetzt, weil es bald geschehen wird. Ich gehe, nicht wohin ihr wollt, sondern zu dem, der mich gesandt hat (Chrys., Cyr.). - (45) Vergl. [Joh 13,33]. - (46) Ihr könnet nicht in die Herrlichkeit und Seligkeit des Himmels eingehen, weil ihr meine Gegner seid (Aug., Thom.). Andere Ausleger erklären die Worte des Heilandes dahin, dass die Juden ihn in der Stunde der Not, bei der Belagerung Jerusalems, suchen würden. - (47) Die Frage der Feinde Jesu ist töricht (Chrys.) und höhnisch (Cyr.). In die Zerstreuung: Zu den unter den Heiden zerstreuten Juden, und wenn er bei diesen keinen Glauben finden sollte, zu den Heiden. Die Berührung mit den Heiden galt als unrein, und das Lehren unter den Heiden war verboten (Cyr.). - (48) Sie erkennen, dass in den Worten des Herrn eine Drohung für die Zukunft liegt. Ratlos und zugleich verblendet wiederholen sie die Worte Jesu. - (49) Der letzte Tag des Festes hieß der große. [3Mos 23,36]. - (50) Mitten in den Festjubel hinein tönt die Mahnung des Herrn zur Einkehr: Höret meine Lehre, glaubet an mich, empfanget Gnade! Die Worte des Heilandes schließen sich wohl an den Festgebrauch an. Mit dem Morgen- und Abendopfer waren Trankopfer verbunden, welche als Glanzpunkt des Festes galten. Ein Priester holte in einem goldenen Kruge drei Log (0,84 oder 1,5 Liter) Wasser aus der am Tempelberge dahinfließenden Quelle Siloe und trug es durch das Wassertor in den Tempelvorhof. Dort vermischte er es mit Trankopferwein und goss es unter Musik und Gesang der Priester (die Worte wurden [Jes 12,3] entnommen) zum Zeichen der Freude über das kommende Heil in eine an der Südwestecke des Altares befindliche Schale. Man vermutet, dass [Sach 14,17] zu diesem Brauche Veranlassung gegeben und dass damit die Vorstellung von der Segensquelle aus Sion [Joel 3,23, Ez 47] verbunden wurde. - (51) Der Heiland fasst verschiedene Gedanken zusammen. Es liegt besonders nahe, an [Jes 41,18, Jes 44,3, Jes 55,1, Ez 36,25, Ez 39,29, Joel 2,28] zu denken. - (52) Diese Gnade wird zur Einwirkung auf anderen mitgeteilt, gleich dem starken Strome, der alles mit sich fortreißt (Orig., Chrys., Hier.), aber auch anderen mitteilt (Chrys., Ambr., Aug.). Der innere Glaube verlangt ein äußeres Bekenntnis, die Nächstenliebe das Bestreben, das Glück anderer zu fördern (Ambr., Greg.). - (53) Der heil. Johannes gibt die Erklärung der Worte der Propheten. - (54) „Der heil. Geist war noch nicht gegeben“ will nicht sagen, dass noch niemand die Gnade des h. Geistes empfangen hatte, denn auch die Gerechten des Alten Bundes wurden durch diese Gnade geheiligt, sondern will heißen: Noch war der heilige Geist selbst nicht in seiner Fülle gekommen, noch nicht mit jener Feierlichkeit und so offenbar, wie später am Pfingstfeste. Ist der heil. Geist auch als Gott infolge seiner Unermesslichkeit fortwährend in der Seele des Menschen zugegen und infolge seiner alles erhaltenden Allmacht auch immerwährend in ihr tätig, so sagen wir doch mit Recht, dass er da einkehre, wo er auf eine neue Weise zu wirken beginnt. Bringt er nun, wie dies durch die Rechtfertigung geschieht, eine andauernde Wirkung in ihr hervor, so kann dies ein Wohnen genannt werden. Dieses Wirken des heil. Geistes will der Heiland nach seiner Auferstehung verleihen, zuerst am Pfingstfest und sodann in seiner Kirche durch alle Jahrhunderte. - (55) Durch Auferstehung und Himmelfahrt (Aug., Leo). Zuvor musste das Erlösungswerk vollbracht, zuerst die Menschen mit Gott versöhnt werden, ehe sie durch den heiligen Geist zur innigsten Vereinigung mit Gott zugelassen wurden. - (56) Welch schöner Erfolg der letzten Reden des Herrn! Möchte es ein dauernder gewesen sein! Der Prophet ist der [5Mos 18,18] verheißene und ihrer Meinung nach vom Messias verschiedene. - (57) Sie wissen nichts von Christi Geburt in Bethlehem. Sie streiten unter sich und fragen nicht weiter bei dem Herrn selbst an. Jesus schweigt auch, weil sie nicht so empfängliche Herzen haben, wie einst, bei gleichem Bedenken, Nathanael zeigte (Chrys.). - (58) Dieses Zeugnis, abgelegt von Männern die abgesendet waren, um den Herrn gefangen zu nehmen, und zwar vor den Vorgesetzten, deren tödlicher Hass gegen Christus offenkundig war, ist ein sprechender Beweis für die Macht, welche die Worte des Heilandes auf jedes Herz ausübten, das nicht für alles Höhere gänzlich unempfänglich war. Anstatt einen anderen Grund für das Misslingen ihres Auftrages vorzuschützen, geben die Gerichtsdiener gerade jenen an, der zugleich eine Verherrlichung Jesu war. Sie waren gekommen, um gefangen zu nehmen, und gingen fort, selbst gefangen von Bewunderung (Chrys.). - (59) Die Schriftgelehrten und Pharisäer sind es, nach denen sich das Volk zu richten hat. Wenn er Christus wäre, müssten dies die Vorsteher und Pharisäer am besten wissen, von diesen aber glaubt keiner daran. Übrigens ist es falsch, dass keiner glaubte, man denke an Nikodemus und vergl. [Joh 12,42, Apg 15,5]. – (60) Sie beschuldigen das Volk der Unwissenheit im Gesetze, weil es an Christus glaubt, und überließen es dem Fluche, weil es einem falschen Propheten folge. Da sie aber trotz [5Mos 18,15.19] an den wahren Propheten nicht glauben, also das Gesetz verletzen, kehrt sich der Fluch gegen sie selbst (Cyr.). - (61) Ruhig und bescheiden, aber voller Mut hält Nikodemus den Pharisäern ihr Unrecht vor. Er widerlegt zwei Punkte, den einen durch die Tat, den anderen durch das Wort (Chrys., Cyr.). - (62) Nach gründlicher Untersuchung. Ihr verurteilt Jesus und seine Anhänger ohne weiteres. - (63) Die Pharisäer fragen höhnisch, ob er ein einfältiger Galiläer sei, als ob sie sagen wollen: Nur ein Galiläer kann für einen galiläischen falschen Propheten Partei ergreifen (Euth.). Aber wenn der Prophet wirklich aus Galiläa, so wäre auch dann seine Sendung zu prüfen. Debora und Jonas waren aus Galiläa, vielleicht auch Nahum. - (64) Die im nächsten Kapitel folgende Erzählung ist vielfach als eingeschoben und unecht bezeichnet worden. Indes sprechen erstlich keineswegs alle Handschriften noch weniger die ältesten Übersetzungen und die Väter für die Wahrheit einer solchen Vermutung, sodann dürfte eine derartige Behauptung gegen das Tridentiner Konzil Sitz 4 und Vatik. Konz. Sitz 3 Kap. 2 sein, denn diese Erzählung ist ein Teil der Vulgata, welche nach den genannten Konzilien in allen Teilen für echt zu halten ist. Dass diese Erzählung in vielen Handschriften fehlt, ist leicht erklärlich. Manche Bischöfe und Priester wollten sie in der Kirche nicht vorlesen lassen, damit nicht leichtsinnige Christen aus der Milde des Heilandes Gelegenheit nahmen zu meinen, der Ehebruch sei nicht überaus verwerflich. Infolge dessen wurde dieser Abschnitt in vielen Lektionarien (Vorlesebücher) nicht mehr aufgenommen, was aber keineswegs bedeutet, dass sie ursprünglich nicht im Texte stand.
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