Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Apg16
Actus Apostolorum
Die Apostelgeschichte - Kap. 16
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1. Pervenit autem Derben, et Lystram. Et ecce discipulus quidam erat ibi nomine Timotheus, filius mulieris Judææ fidelis, patre gentili. |
1. Er kam aber nach Derbe und Lystra. Und siehe, da war ein Jünger mit Namen Timotheus, der Sohn einer gläubigen jüdischen Frau und eines heidnischen Vaters.1
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Fußnote
Kap. 16 (1) Timotheus war der Sohn eines heidnischen Vaters, aber einer judenchristlichen Mutter, die ihn von Jugend auf zur Gottesfurcht erzogen hatte. [2Tim 1,5, 2Tim 2,14.15] Solche Ehen waren zwar im Gesetze untersagt [Esra 10,2], wurden aber in der Fremde leicht entschuldigt. Vergl. [Apg 24,24] Timotheus war von Paulus auf der ersten Missionsreise bekehrt und hatte sich, obwohl nicht viel über 20 Jahre alt, bereits bei den Brüdern in Lystra und Ikonium einen sehr guten Ruf erworben. Sein Verhalten in der Folge rechtfertigte die Hoffnungen vollkommen, die Paulus auf ihn setzte. Vergl. [Phil 2,20ff, 1Kor 4,17, 1Kor 16,10] - (2) Einen Jüngling von solcher Abstammung bei sich zu haben, war für den heil. Paulus eine Hilfe nach beiden Seiten, da ihn Heiden und Juden als den ihrigen betrachten konnten. Da aber der Apostel die Gewohnheit hatte, sich zuerst an die Juden zu wenden, so hätte er seinem Wirken Eintrag getan, wenn Timotheus unbeschnitten geblieben wäre, da die Religion der Mutter die jüdische war, und die noch unbekehrten Juden mit dem unbeschnittenem Sohne einer Jüdin nicht hätten verkehren wollen. Es war eine Maßregel der Klugheit, um die Juden nicht abzustoßen, hatte aber keineswegs die Bedeutung, als ob Timotheus ohne Beschneidung kein vollgültiger Christ sei, am wenigsten bei Paulus, welcher der strengste Gegner einer solchen Ansicht war, und welcher gerade jetzt die bezüglichen Entscheidungen des Apostelkonzils verkündete (V. 4). Doch scheint von einigen judaisirenden Christen diese Beschneidung ausgenützt worden zu sein, als ob Paulus selbst diese Zeremonie für notwendig erachte. Darum beruft er sich [Gal 2,3] mit solchem Nachdrucke darauf, dass Titus zu Jerusalem nicht zur Beschneidung gezwungen worden sei, auch nicht von den Säulen, Petrus, Jakobus und Johannes. - (3) Wenngleich die Vorschriften des Konzils zunächst für Antiochia, Syrien und Cilicien erlassen waren, wendet Paulus sie dennoch auch hier an und mit recht, da sie auf einem allgemeinen Grundsatze fußten: Heiden können ohne mosaisches Gesetz Christen werden, sollen sich aber um des Friedens willen von einigen Stücken enthalten. - (4) Galatien war der Wohnsitz einer keltischen, aus Gallien eingewanderten Bevölkerung. - (5) Die westliche Küstenlandschaft von Kleinasien mit der Hauptstadt Ephesus. - (6) An der Grenze Mysiens hin. Nach dem Griech.: Gegen Mysien. - (7) Die Stadt Troas war ein Seehafen jetzt Erki-Stambul (Alt-Konstantinopel) genannt. So hatte der Heil. Geist den heil. Paulus von der Südostspitze von Kleinasien bis zum nordwestlichen Punkte des Landes geführt. Wie oft mag der Apostel den Heil. Geist angefleht haben, seine Schritte zu lenken! - (8) Mazedonien umschloss als römische Provinz, außer dem eigentlichen Mazedonien, auch Illyrien, Epirus und Thessalien. Im Traumgesicht (Chrys., Oekum.) hört Paulus den Hilferuf des gebildeten Griechenlands. Das Licht des Evangeliums soll nach Westen getragen werden. - (9) „Wir“, also auch der Verfasser der Apostelgeschichte ist jetzt in Begleitung des heil. Paulus. Der „vielgeliebte Arzt“ [Kol 4,14] war auch selbst ein Prediger des Evangeliums. - (10) Ohne ein Hindernis und ohne Umweg. - (11) Samothrace ist eine Insel im ägäischen Meere, in der Mitte zwischen dem asiatischen und dem europäischen Festlande. - (12) Neapolis, jetzt Kawala, Hafenstadt am strymonischen Meerbusen. In umgekehrter Richtung nahm die Reise von Philippi nach Troas später fünf Tage in Anspruch. [Apg 20,6] In Neapolis betrat Paulus zum ersten Mal den Boden von Europa, indes begann seine Missionstätigkeit nicht hier, sondern in dem etwa 12 – 13 Kilometer entfernten Philippi. Da dort eine von Augustus angelegte Militärkolonie war, kam Paulus daselbst in unmittelbare Beziehung zu den Römern. (Vergl. V. 21) - (13) Griech.: Wo herkömmlicher Weise ein Betort war, eine umwallte oder nicht umschlossene Stelle am Ufer unter freiem Himmel. Die Juden pflegten an Orten, wo sie keine Synagogen hatten, sich ein Stück Land in der Nähe eines Flusses zur Abhaltung ihrer Gebete und Waschungen zu kaufen (Tert.). Da nur einige Frauen, keine Männer, zu Philippi diese Stätte besuchten, war die Zahl der Juden wohl sehr klein und diese Frauen an Heiden verheiratete Jüdinnen oder Proselytinnen des Judentumes. - (14) Lydia scheint ihr Geschäft selbständig betrieben zu haben, da ihr Mann nicht erwähnt wird. Sie war gottesfürchtig, d. i. jüdische Proselytin, und sehr wohlhabend, wie ihr Geschäft und ihre Gastfreundschaft zeigen. Die Gnade erleuchtete ihren Verstand und bewegte ihren Willen, und sie wirkte mit derselben mit (Chrys.). So wurde sie die erste Bekehrte des heil. Paulus in Philippi und in Europa überhaupt. - (15) Eigentlich: da ihr geurteilt habt, ich sei eine Gläubige (sonst hättet ihr mich nicht getauft), so würdiget euch usw. Bescheiden sagt sie: wenn ihr geurteilt habt. - (16) Einen Drachen Python sollte Apollo bei Delphi erlegt haben. Nach demselben nannten die Alten einen Wahrsagegeist aus dem Innern Python. Die Magd war besessen. (Cyr. v. Jer., Chrys.) Ob der Teufel sich durch sein Wissen in Ansehen setzen wollte? (Oekum.) - (17) Die Obrigkeit führte den Titel von Prätoren, griech. Befehlshaber. - (18) Die Römer (zu denen die Philipper sich als Kolonie rechneten) durften keine Religion annehmen, welche nicht von Staatswegen als zulässig erklärt war. - (19) Bei der Geißelung wurde wenigstens der Oberkörper entblößt. Die Art der Geißelung war die römische. Vergl. über diese Geißelung auch [1Thes 2,1ff]. (Dieselbe und zwei andere werden [2Kor 11,25] erwähnt.) - (20) Ähnlich [Jer 20,2]. Oft wurden auch Haupt und Hände in den Block gelegt. - (21) Der Herr gibt seinen Zeugen Zeugnis. Nur so lange und so weites der Herr zur Mehrung der Verdienste seiner Auserwählten und zur Offenbarung ihrer inneren Heiligkeit gestattet, leiden dieselben. Wie der Tod des Herrn den Tod getötet, so lösen die Bande der Apostel den Kerker und die Ketten der Gefesselten (Chrys.). Das Wunder hält indes selbst die Fessellosen von der Flucht zurück (V. 28). - (22) Wenn es auch im inneren Kerker dunkel war, konnte Paulus doch sehen, was der Kerkermeister vor demselben tat, oder wenigstens hören, wie derselbe in seiner Aufregung mit lauter Stimme den Vorsatz aussprach, sich selbst zu entleiben. - (23) Der Kerkermeister zweifelt nicht, dass hier Gottes Hand eingegriffen hat. Er fragt nicht erst, wie und was geschehen ist, sondern bereits von der Gnade erfasst, fragt er nur, wie er sein Heil wirken könne (Chrys.). Als Verkünder eines solchen Heilsweges war ja Paulus bereits in Philippi bekannt. (Vergl. V. 17) - (24) Der Glaube an Jesus Christus schließt den Willen ein, seine Gebote zu halten. - (25) In die Dienstwohnung, die wohl über den Gefängnisräumen war. - (26) Wie wunderbar sind die Wege der göttlichen Vorsehung! - (27) Ob nicht das Erdbeben und die durch die Kunde von den wunderbaren Vorgängen erweckte Furcht dazu beitrugen, die Obrigkeit so umzustimmen? Oder, wenn sie keine Kunde davon hatten, waren sie wohl bei ruhiger Überlegung zur Erkenntnis gekommen, dass sie aus Furcht vor dem lärmenden Pöbel vorschnell und willkürlich gegen unbescholtene Männer vorgegangen waren. Paulus und Silas waren nach der Mahlzeit wieder in das Gefängnis zurückgekehrt, um dem Kerkermeister keine Verlegenheit zu bereiten. - (28) Hätten die Apostel dies getan, so wären sie in den Augen der Philipper als heimlich entflohene Verbrecher erschienen, die Sache des Evangeliums wäre in üblen Ruf gekommen und ihre weitere Tätigkeit in Europa untergraben. - (29) Die Mehrzahl deutet darauf hin, dass auch Silas das römische Bürgerrecht hatte, oder Paulus fasste der Kürze halber sich und Silas mit der Bezeichnung „römische Bürger“ zusammen. - (30) An der Wahrheit der Worte konnten sie nicht zweifeln, da auf falsches Vorgeben dieses rechtes schwere Strafe stand. Die Verletzung eines Römers war ein Verbrechen gegen die Majestät des römischen Volkes. - (31) Sie entschuldigten sich, baten aber die Apostel, die Stadt zu verlassen, aus Furcht, das Volk möchte sich von neuem gegen sie erheben. Wie es scheint, begleitete Lukas den heil. Paulus nicht, da er nicht, wie [Apg 16,11-16] in der ersten Person redet. Ein Denkmal der Liebe zwischen den Christen von Philippi und ihrem geistlichen Vater bildet der Brief, welchen der heil. Paulus von Rom aus an sie schrieb.
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