Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Joh17

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Sanctum Jesu Christi Evangelium secundum Joannem

Das heilige Evangelium Jesu Christi nach Johannes - Kap. 17

5. Das hohepriesterliche Gebet des Herrn (Kap. 17): Bitte des Herrn für sich selbst um Verklärung. (V. 5) Fürbitte Jesu für die Jünger um Beharrlichkeit im Glauben, Bewahrung vor dem Bösen und Heiligung. (V. 19) Fürbitte für die Gläubigen um Vereinigung untereinander, mit Jesus und dem Vater, jetzt und in der seligen Ewigkeit.

1. Hæc locutus est Jesus: et sublevatis oculis in cœlum, dixit: Pater venit hora, clarifica Filium tuum, ut Filius tuus clarificet te:

2. Sicut dedisti ei potestatem omnis carnis, ut omne, quod dedisti ei, det eis vitam æternam.

3. Hæc est autem vita æterna: ut cognoscant te, solum Deum verum, et quem misisti Jesum Christum.
4. Ego te clarificavi super terram: opus consummavi, quod dedisti mihi ut faciam:
5. Et nunc clarifica me tu Pater apud temetipsum, claritate, quam habui prius, quam mundus esset, apud te.
6. Manifestavi nomen tuum hominibus, quos dedisti mihi de mundo. Tui erant, et mihi eos dedisti: et sermonem tuum servaverunt.

7. Nunc cognoverunt quia omnia, quæ dedisti mihi, abs te sunt:
8. Quia verba, quæ dedisti mihi, dedi eis: et ipsi acceperunt, et cognoverunt vere quia a te exivi, et crediderunt quia tu me misisti.


9. Ego pro eis rogo: Non pro mundo rogo, sed pro his, quos dedisti mihi: quia tui sunt:
10. Et mea omnia tua sunt, et tua mea sunt: et clarificatus sum in eis.

11. Et jam non sum in mundo, et hi in mundo sunt, et ego ad te venio. Pater sancte, serva eos in nomine tuo, quos dedisti mihi: ut sint unum, sicut et nos.
12. Cum essem cum eis, ego servabam eos in nomine tuo. Quos dedisti mihi, custodivi: et nemo ex eis periit, nisi filius perditionis, ut Scriptura impleatur.

13. Nunc autem ad te venio: et hæc loquor in mundo, ut habeant gaudium meum impletum in semetipsis.
14. Ego dedi eis sermonem tuum, et mundus eos odio habuit, quia non sunt de mundo, sicut et ego non sum de mundo.
15. Non rogo ut tollas eos de mundo, sed ut serves eos a malo.

16. De mundo non sunt, sicut et ego non sum de mundo.
17. Sanctifica eos in veritate. Sermo tuus veritas est.
18. Sicut tu me misisti in mundum, et ego misi eos in mundum.
19. Et pro eis ego sanctifico meipsum, ut sint et ipsi sanctificati in veritate.
20. Non pro eis autem rogo tantum, sed et pro eis, qui credituri sunt per verbum eorum in me:
21. Ut omnes unum sint, sicut tu Pater in me, et ego in te, ut et ipsi in nobis unum sint: ut credat mundus, quia tu me misisti.
22. Et ego claritatem, quam dedisti mihi, dedi eis: ut sint unum, sicut et nos unum sumus.
23. Ego in eis, et tu in me: ut sint consummati in unum: et cognoscat mundus quia tu me misisti, et dilexisti eos, sicut et me dilexisti.
24. Pater, quos dedisti mihi, volo ut ubi sum ego, et illi sint mecum: ut videant claritatem meam, quam dedisti mihi: quia dilexisti me ante constitutionem mundi.
25. Pater juste, mundus te non cognovit: ego autem te cognovi: et hi cognoverunt, quia tu me misisti.

26. Et notum feci eis nomen tuum, et notum faciam: ut dilectio, qua dilexisti me, in ipsis sit, et ego in ipsis.

1. Dieses redete Jesus; und die Augen zum Himmel erhebend, sprach er:1 Vater!2 die Stunde ist gekommen, verherrliche deinen Sohn, damit dein Sohn dich verherrliche.3
2. Gleichwie du ihm Macht gegeben hast über alles Fleisch, damit er allen, die du ihm gegeben, das ewige Leben verleihe.4 [Mt 28,18]
3. Dies ist aber das ewige Leben, dass sie dich erkennen, den alleinigen wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus.5
4. Ich habe dich verherrlichet auf Erden; ich habe das Werk vollbracht, das du mir zu verrichten gegeben.6
5. Und jetzt, verherrliche du mich, Vater! bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.
6. Ich habe deinen Namen den Menschen kundgetan, welche du mir von der Welt gegeben hast.7 Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben; und sie haben dein Wort bewahrt.8
7. Jetzt haben sie erkannt, dass alles, was du mir gegeben, von dir ist.9 [Joh 5,19]
8. Denn die Worte, die du mir gegeben hast,10 habe ich ihnen gegeben, und sie haben dieselben angenommen, und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und geglaubt, dass du mich gesandt hast.11 [Joh 12,49]
9. Ich bitte für sie. Nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, welche du mir gegeben hast, weil sie dein sind.12
10. Und alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein;13 und ich bin verherrlicht in ihnen.14
11. Ich bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt, und ich komme zu dir.15 Heiliger Vater! bewahre sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, damit sie eines seien, sowie auch wir.16
12. Da ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen. Die du mir gegeben hast, habe ich behütet; und keiner von ihnen ging verloren, außer der Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.17 [Joh 13,18, Ps 108,8]
13. Jetzt aber komme ich zu dir, und dieses rede ich in der Welt, damit sie meine Freude vollkommen in sich haben.18
14. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, so wie auch ich nicht von der Welt bin.19 [Joh 15,18.19]
15. Nicht bitte ich, dass du sie aus der Welt wegnehmest, sondern dass du sie bewahrest vor dem Bösen.20
16. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.
17. Heilige sie in der Wahrheit. Dein Wort ist Wahrheit.21
18. Wie du mich in die Welt gesandt hast, habe ich auch sie in die Welt gesandt.22
19. Und für sie heilige ich mich selbst, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt seien.23
20. Aber nicht für sie allein bitte ich, sondern auch für diejenigen, welche durch ihr Wort an mich glauben werden,24
21. damit alle eins seien, wie du, Vater! in mir, und ich in dir, damit auch sie in uns eins seien; damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.25
22. Und ich habe die Herrlichkeit, welche du mir gegeben hast, ihnen gegeben;26 damit sie eins seien, wie auch wir eins sind.27
23. Ich in ihnen und du in mir; damit sie vollkommen eins seien, und die Welt erkenne, dass du mich gesandt, und sie geliebt hast, wie du auch mich geliebt.28
24. Vater! ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, welche du mir verliehen hast, weil du mich liebtest vor Gründung der Welt.29
25. Gerechter Vater! die Welt hat dich nicht erkannt; ich aber habe dich erkannt, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast.30
26. Und ich habe ihnen deinen Namen kund getan, und ich werde ihn kund tun, damit die Liebe, mit welcher du mich geliebet, in ihnen sei, und ich in ihnen.31


Fußnote

Kap. 17 (1) Der Name: Hohepriesterliches Gebet ist diesem Kapitel zuerst von Chyträus († 1600) gegeben worden, doch der Gedanke stammt bereits vom hl. Cyrill her. Ist der Heiland Hoherpriester und Opfer zugleich, so ist sein vorstehendes Gebet das Gebet des Hohenpriesters, das Gebet im Garten Gethsemani das Gebet des Opfers. Dies Gebet ist gleichsam auf den Flammen der Liebe entzündeter Weihrauch (Rup.), welchen unser Hoherpriester vor dem Blutopfer Gott darbringt. Wie ein Vater von seinen Kindern umringt, so steht der Heiland in der Mitte seiner Jünger. Wie er am Grabe des Lazarus den Grund angibt, warum er laut betet, [Joh 11,41ff], so auch hier (V. 13). Der in den Abschiedsreden gespendete Trost soll noch wirksamer werden. Die Apostel sollen sich dem Heilande innerlich anschließen. Welcher Trost in der Tat! Der Heiland selbst bezeugt seine Gottheit vor dem Vater, seine treue Pflichterfüllung, seine Siegesgewissheit. Welch Trost ferner das Zeugnis des Herrn vor dem Vater über die Apostel! Welch hohe Güter erfleht ihnen Jesus! Wie weckt er endlich die Hoffnung auf Wiedersehen! - (2) Noch fünfmal ruft der Herr im Verlaufe des Gebetes diesen Namen. - (3) Die Leidensstunde hat mit dem Weggange des Judas ihren Anfang genommen. Der Herr erinnert hier gleichsam den Vater an die [Joh 12,28] gemachte Zusage. Die Verherrlichung geschah durch verschiedene Ereignisse bei dem Leiden und Sterben und bei der Auferstehung, durch welche der Vater seinem Sohne wunderbar Zeugnis gab, besonders aber durch den Triumph über Tod, Hölle, Sünde und Feinde. „Deinen Sohn“, d. i. weil ich dein Sohn bin. „Damit dein Sohn dich verherrliche“: dies ist die Folge der vom Vater gewirkten Verherrlichung, denn eben wenn der Sohn triumphiert, wird der Vater verherrlicht, ist aber auch Zweck, denn zuletzt muss das ganze Erlösungswerk zur Ehre Gottes dienen. Vergl. [1Kor 15,24.28]. - (4) Ich werde dich verherrlichen, denn du hast mir Macht gegeben, allen Menschen, die sich nicht selbst vom Heile ausschließen, das ewige Leben zu verleihen. - (5) Das übernatürliche Leben besteht zwar nicht nur in der Erkenntnis Gottes und seines Gesandten, sondern auch in dem auf diese Personen gerichteten Willen (Lieben), aber da nichts geliebt wird, was nicht erkannt, ist die Erkenntnis die notwendige Voraussetzung und im Jenseits besteht das Leben eben in anschauendem Erkennen, welches notwendig mit der Liebe verbunden ist. Ewig kann auch das diesseitige Gnadenleben genannt werden, weil es der Beginn und die Voraussetzung des ewigen Lebens ist. Das Wort „den alleinigen wahren Gott“ bedeutet nicht etwa, dass der Vater allein Gott sei, sondern sagt lediglich, dass es nur einen wahren Gott gibt, schließt also mehrere göttliche Personen nicht aus. Im Gegenteile, dieser Vers beweist die Gottheit Christi, sonst könnte das Leben nicht ebenso von der Erkenntnis des Heilandes wie von der Erkenntnis Gottes des Vaters abhängen. Zugleich erhellt, dass im N. T. die wahre, lebenspendende Gotteserkenntnis die christliche sein muss. Nur an dieser Stelle nennt der Heiland sich im Evangelium selbst mit vollem Namen. In diesem Namen schloss sich der A. und der N. Bund zusammen, und deshalb nennt auch der hl. Petrus in seiner ersten Predigt diesen Heilsnamen [Apg 2,38, Apg 3,6], der den Wahlspruch der ganzen Christenheit werden sollte. - (6) Verherrliche mich (V.1), denn ich habe dich verherrlicht (V. 4), indem ich deine Eigenschaften offenbarte, zur Liebe und Verehrung gegen dich anleitete, durch Gehorsam mich dir unterwarf, alles dir zuschrieb. „Ich habe vollbracht“, kann der Herr sagen, weil er schon am Schlusse seiner Laufbahn steht, und dem Willen nach auch das Schmerzlichste vollzogen hat. „Und jetzt“ (V. 5), nachdem ich vollbracht habe, und weil ich vollbracht habe. - (7) Die Juden hatten gleichsam nur einzelne Buchstaben des Gottesnamens. Dass Gott der Vater des Heilandes ist, das ist gleichsam die betonte Silbe des Gottesnamens (Aug.), und die andere ist, dass dieser sein Vater zugleich unser Vater ist, der aus Liebe zu uns den eingeborenen Sohn in die Welt sandte. [Joh 3,16] - (8) Sie waren dein, des Schöpfers Eigentum; du hast sie mir, dem Menschensohne geschenkt, d. i. bewirkt, dass sie an mich glaubten, und mir anhingen. „Dein“ d. i. des Vaters heißt das Werk, die ganze Lehre des Herrn, weil er vom Vater gesandt ist und von ihm die Lehre mitgeteilt erhalten hat. - (9) Jetzt, nachdem sie die Lehre erkannt und bewahrt, d. i. geübt haben, erkennen sie, dass dieselbe göttlich ist. Vergl. [Joh 7,17] - (10) Die Offenbarung. – (11) Sie nahmen meine Worte an: sie glaubten und übten meine Lehre, und erkannten so, dass ich dein Sohn und Gesandter bin. Ich glaube, damit ich erkenne (Aug.). – (12) Die Welt ist hier die bis zum Ende Christusfeindliche und verhärtete Welt (Aug., Thom.). Für diese hat Christus zwar auch gebetet und den Tod erlitten, an dieser Stelle aber betet er nur für die, welche des Heiles teilhaftig werden. - (13) Die Jünger sind ebenso Eigentum des Vaters wie des Sohnes. - (14) Ein weiterer Grund für den Vater, die Jünger zu beschützen. Ich bin in ihren gläubigen Herzen verherrlicht. - (15) Da sie meiner Gegenwart entbehren, bedürfen sie umso mehr meines Schutzes. - (16) Es ist die in V. 9 angekündigte und in den folgenden Versen dem Vater an's Herz gelegte Bitte. Vater, der du im Gegensatz zur Welt heilig bist, beschütze sie in der Welt, die sie hasst (V. 14), indem du sie in der neuen Lebensgemeinschaft mit dir bewahrst, welche durch meine Offenbarung gestiftet ist; bewahre sie, damit sie eines seien wie wir. Christus, eines mit dem Vater, hat den Vater geoffenbart, und durch den gläubigen an Christus sind die Jünger in die Gemeinschaft des Vaters eingetreten. Ein Ausfluss und Abbild dieser Gemeinschaft ist die Einheit der Jünger untereinander. Diese Einheit der Jünger ist die Einheit der Kirche. Wie die drei göttlichen Personen durch ihre Wesenheit sollen die Gläubigen mit ihnen und untereinander durch das Wirken der Gnade verbunden sein. - (17) Auch Judas war in die Namensgemeinschaft mit dem Vater aufgenommen, da ihm die Offenbarung Zu Teil geworden, und ihn suchte der Heiland in der Seelengemeinschaft mit dem Vater zu erhalten. Doch Judas blieb nur äußerlich in der äußeren Gemeinschaft. Ein Sohn des Verderbens (Gegensatz: Kinder des Lichtes) ist der, welcher sich diesem selbst freiwillig übergibt und ihm unrettbar anheimgefallen ist. Noch einmal gedenkt der Heiland wehmütig seines Verräters vor Gott und den Aposteln, indem er sich vor dem Vater für den Verlust verantwortet und feierlich bezeugt, dass er keine Schuld an seinem Untergange hat. „Damit die Schrift erfüllt würde.“ Wie solche und ähnliche Stellen zu verstehen sind, siehe [Joh 13,18, Joh 15,25] - (18) Der Heiland gibt die Ursache an, weshalb er laut betet: die Erinnerung an seine Fürbitte soll die Jünger jetzt und immerdar über die Trauer des Erdenlebens hinausheben. „Meine Freude“ usw.: Damit auch sie jene Freude haben, von welcher ich erfüllt bin. - (19) Ein neuer Grund, warum der Vater die (V. 11) vorgelegte Bitte erhören soll: sie haben deine Lehre, und weil sie dieselbe angenommen, werden sie von der Welt gehasst, denn eben daraus, dass sie die von mir verkündete Lehre annehmen, erkennt die dieser Lehre feindselige Welt, dass sie nicht mit ihr halten. Als Gehasste bedürfen sie deines besonderen Schutzes. - (20) Vielleicht konnte mancher Jünger denken: Nimm mich mit dir! Doch der Heiland befiehlt ihnen, sich zu schicken: Bewahre sie vor dem in der Welt überall vorhandenen Bösen, lass sie im Kampfe nicht unterliegen! - (21) „Heiligen“ kann in weiterem Sinne gebraucht werden und in engerem. Im letzteren bezeichnet es Gnade verleihen, in besonderer Weise am Heilungswerk teilnehmen lassen [Jes 1,5, Ps 105,16, 2Mos 28,36]. Außer Christus heißen in diesem Sinne im N. T. Heilige die Propheten [Lk 1,70, Apg 3,21], Johannes der Täufer [Mk 6,20], die Apostel [Eph 3,5]. Also ist hier wohl zu erklären: Mache sie zu Vermittlern deiner Heilsgnade, zu Priestern des Neuen Bundes, welche die Wahrheit verkünden, nachdem sie von mir zu dieser Würde auserwählt sind. - (22) Zu dem V. 16 angeführten Beweggründe kommt hinzu, warum sie der Vater in der Wahrheit befestigen soll. Er hat ja Christus gesandt, dass er der Wahrheit Zeugnis gebe [Joh 18,37], zu demselben Zwecke sendet der Herr seine Apostel. - (23) Ich bringe mich zum Opfer dar für sie, damit sie zum Apostolat geheiligt seien. Der Opfertod Christi verdient die Amtsweihe der Jünger und das Feststehen in der Wahrheit. Diese Heiligung fand durch den Heil. Geist am Pfingstfeste statt. So treten in der Heiligung der Jünger alle göttlichen Personen in Tätigkeit, der Sohn Gottes bittend und verdienend, der Vater gewährend und der Geist die Heiligung vollziehend. - (24) Nachdem der Heiland für die Jünger als Apostel der Welt gebetet, betet er jetzt für die, welche durch das Apostolat an allen Orten und zu allen Zeiten zum Glauben und Heile geführt werden. Der Weg zum Glauben ist das Wort der Apostel, vorweg das mündliche. Alle Zeiten sind an die Apostel gewiesen, ihre Nachfolger erhalten nicht von Christus unmittelbar den Inhalt ihrer Lehre, sondern von den Aposteln. So ist also die Apostolizität ein Kennzeichen der wahren Kirche. - (25) Eine ähnliche Bitte wie V. 11. „In uns seien“: indem sie an denselben Vater und denselben Sohn glauben, und zwar durch die allen von Vater und Sohn (durch den Heil. Geist) gespendete Glaubensgnade. – „Damit die Welt glaube“: damit die Welt an dieser wunderbaren Einheit in meiner Kirche einen gewichtigen Beweggrund habe zu glauben. Nur ein Gottgesandter konnte eine solche, durch alle Zeiten dauernde, Einheit erzielen. Dass die Welt glaube, ist Gottes Absicht, dass viele nicht glauben, ihre Schuld. Vergl. [1Joh 1,3] - (26) Der Heiland gab den Gläubigen Macht, Kinder Gottes zu werden, und dies ist die größte „Herrlichkeit“, welche dem Geschöpfe verliehen werden kann. Allerdings besteht ein großer Unterschied zwischen der Christus verliehenen Herrlichkeit und der unseren, der Mensch Christus ist der wahre Sohn Gottes, wir nur angenommene Kinder. - (27) Die Gläubigen sind eins, weil sie Kinder eines Gottes sind. Aber auch Vater und Sohn sind eins in der Gottheit. – Christus ist als Haupt des geistlichen Leibes in den Gläubigen, seinem mystischen Leibe, der Vater ist in Christus und Christus in den Gläubigen, also ist auch der Vater in den Gläubigen, und so sind sie vollkommen eins, weil in Gott, dem vollkommensten Einigkeitsprinzipe, geeint. - (28) Die Welt erkennt in dieser wunderbaren Einheit Gottes Werk. Gott aber ist die Liebe und wirkt aus Liebe; daher kann seine Absicht bei Verleihung dieser Einheit nur eine höchst wohlwollende gewesen sein. - (29) Alle, die der Vater dem Heilande gegeben, von seiner hl. Mutter und den Aposteln an bis zum letzten Christen am Ende der Zeiten, bilden eine Gemeinschaft und das vom Vater dem Sohne anheimgegebene Eigentum. Über dieses zu verfügen ist Sache des Erlösers. Bereits sieht er sich in der Herrlichkeit des Himmels und will, dass dort mit ihm alle vereint seien, welche hier mit ihm in Gnadengemeinschaft standen. Das Schauen ist ein Eingehen in die Herrlichkeit [Roem 8,17, Kol 3,4, 2Tim 2,12], die Quelle der Seligkeit (Chrys., Euth.). „Weil du mich liebtest“: Auch als Mensch war Christus von Ewigkeit her Gegenstand der Liebe Gottes. - (30) Die Welt hat, weil ungerecht, den gerechten Vater nicht erkannt, auch die ungläubigen Juden nicht, denn mochten sie auch Gott etwas erkennen, sie erkannten ihn doch nicht als den, der Christus gesandt. - (31) Ich habe sie gelehrt, dich zu erkennen und werde diese Erkenntnis durch den Heil. Geist noch vervollkommnen. Vergl. [Joh 16,13]. Dann werden sie erkennen, wie sehr du mich geliebt, und diese Liebe zu mir von dir lernen, und dann werde ich in ihnen sein, der Geliebte in der Seele des Liebenden, da dieser durch alle Fähigkeiten der Seele sich mit dem Geliebten beschäftigt. Vergl. [Joh 14,23]. Herrlich schließt das Gebet mit dem Hinweis auf das letzte Ziel des Menschen: Gott zu erkennen und zu lieben und so mit ihm vereinigt zu werden.

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