Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Spr08

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Liber Proverbiorum.
Quem Hebræi Misle appellant. Caput VIII.

Die Sprüche Salomons. Kap. 8


E. Mahnung, die Weisheit Gottes, das ewige Wort, vor Augen zu haben und ihm nachzuleben. (Zehntes und elftes Lehrgedicht 8,1 – 9,18) a. (Zehntes Lehrgedicht. Kap. 8) Einladung der ewigen Weisheit, ihr zu folgen (Kap. 8): Ihre lehre ist wahr (V. 11), sie bringt viele Güter (V. 28), sie stammt von Gott (V. 31), selig, die sie finden.

1.Numquid non sapientia clamitat, et prudentia dat vocem suam?
2. In summis excelsique verticibus supra viam, in mediis semitis stans,
3. Juxta portas civitatis in ipsis foribus loquitur, dicens:
4. O viri, ad vos clamito, et vox mea ad filios hominum.

5. Intelligite parvuli astutiam, et insipientes animadvertite.
6. Audite, quoniam de rebus magnis locutura sum: et aperientur labia mea, ut recta prædicent.
7. Veritatem meditabitur guttur meum, et labia mea detestabuntur impium.
8. Justi sunt omnes sermons mei, non est in eis pravum quid neque perversum.
9. Recti sunt intelligentibus, et æqui invenientibus scientiam.
10. Accipite disciplinam meam, et non pecuniam: doctrinam magis, quam aurum eligite.
11. Melior est enim sapientia cunctis pretiossimis: et omne desiderabile ei non potest comparari.
12. Ego sapientia habito in consilio, et eruditis intersum cogitationibus.
13. Timor Domini odit malum: arroganziam, et superbiam, et viam pravam, et os billingue detestor.
14. Meum est consilium, et æquitas, mea est prudential, mea est fortitude.
15. Per me reges regnant, et legum conditores justa decernunt:
16. Per me principes imperant, et potentes decernunt justitiam.
17. Ego diligentes me diligo: et qui mane vigilant ad me, invenient me.
18. Mecum sunt divitiæ, et gloria, opes superbæ, et justitia.
19. Melior est enim fructus meus auro, et lapide pretioso, et genimina mea argento electo.
20. In viis justitiæ ambulo, in medio semitarum judicii,
21. Ut ditem diligentes me, et thesauros eorum repleam.

22. Dominus possedit me in initio viarum suarum, antequam quidquam faceret a principio.
23. Ab æterno ordinate sum, et ex antiquis antequam terra fieret.
24. Nondum erant abyssi, et ego jam concepta eram: necdum fonts aquarum eruperant:
25. Necdum montes gravi moli constiterant: ante colles ego parturiebar:

26. Adhuc terram non fecerat, et flumina, et cardines orbis terræ.
27. Quando præparabat cœlos, aderam: quando certa lege, et gyro vallabat abyssos:
28. Quando æthera firmabat sursum, et librabat fontes aquarum:
29. Quando circumdabat mari terminum suum, et legem ponebat aquis, ne transirent fines suo: quando appendebat fundamenta terræ.
30. Cum eo eram cuncta componens: et delectabar per singulos dies, ludens coram eo omni tempore;
31. Ludens in orbe terrarium: et deliciæ meæ esse, cum filiis hominum.

32. Nunc ergo filii audite me: Beati, qui custodiunt vias meas.

33. Audite disciplinam, et estote sapientes, et nolite abjicere eam.
34. Beatus homo qui audit me, et qui vigilat ad fores meas quotidie, et observat ad postes ostii mei.

35. Qui me invenerit, inveniet vitam, et hauriet salute a Domino:
36. Qui autem in me peccaverit, lædet animam suam. Omnes, qui me oderunt, diligunt mortem.


1.Ruft nicht1 die Weisheit und lässt nicht die Klugheit ihre Stimme vernehmen?2
2. Auf den Höhen, auf den höchsten Gipfeln, am Wege,3 mitten auf den Pfaden steht sie,4
3. an den Toren5 der Stadt, am Eingange selbst6 redet sie und spricht:
4. An euch, ihr Männer! Richte ich meinen Ruf und meine Stimme an die Menschenkinder.
5. Lernet Klugheit, ihr Unerfahrenen, und ihr Unweisen, merket auf!7
6. Höret! denn8 ich will von erhabenen Dingen reden und meine Lippen sollen sich öffnen zu verkündigen, was recht ist.
7. Wahrheit redet mein Mund und meine Lippen verabscheuen Gottlosigkeit.
8. Alle meine Reden sind gerecht, es ist darin nichts Falsches noch Verkehrtes.9
9. Sie sind recht10 für die Einsichtigen und gerade für die, welche Erkenntnis erlangten.
10. Nehmet meine Zucht an und nicht Geld,11 wählet vielmehr Belehrung als Gold!12
11. Denn besser ist Weisheit als alle Kostbarkeiten und nichts, was man nur wünschen mag, kann mit ihr verglichen werden.
12. Ich, die Weisheit, wohne bei dem guten Rate und bin unter umsichtigen Gedanken.13
13. Die Furcht des Herrn hasst das Böse;14 Übermut, Stolz,15 böser Wandel und ein zweizüngiger Mund sind mir ein Greuel.
14. Mein ist Rat und Billigkeit,16 mein ist17 Klugheit, mein ist Stärke.18
15. Durch mich herrschen Könige und verordnen Gesetzgeber, was recht ist.
16. Durch mich herrschen Fürsten und entscheiden Gewalthaber Gerechtigkeit.19
17. Ich liebe, die mich lieben; und die mich früh20 suchen, werden mich finden.
18. Bei mir ist Reichtum und Ehre, herrliche Güter und Gerechtigkeit,21
19. denn meine Frucht22 ist besser als Gold und Edelgestein23 und mein Ertrag besser als auserlesenes Silber.
20. Auf den Wegen der Gerechtigkeit wandle ich, inmitten der Pfade des Rechts,24
21. damit ich denen, die mich lieben, Reichtum verleihe und ihre Schatzkammern fülle.25
22. Der Herr besaß mich am Anfange seiner Wege,26 ehe er etwas schuf von Anbeginn her.
23. Von Ewigkeit her bin ich eingesetzt, von alters her, bevor die Erde geworden.
24. Noch waren die Tiefen27 nicht, doch ich war schon empfangen,28 noch waren die Wasserquellen29 nicht hervorgebrochen,
25. noch standen die Berge nicht fest30 in gewaltiger Wucht; vor den Hügeln ward ich geboren,
26. ehe er noch die Erde geschaffen und die Flüsse und die Angeln des Erdkreises.31
27. Als er die Himmel bereitete, war ich dabei;32 als er nach genauem Gesetze Schranken zog um die Tiefen,33
28. als er die Luftschichten oben festigte und die Wasserquellen abwog,34
29. als er dem Meere ringsum seine Grenzen setzte und den Wassern das Gebot gab, ihre Grenzen nicht zu überschreiten, als er die Grundfesten der Erde feststellte,
30. da war ich bei ihm, alles ordnend,35 und war in Entzücken Tag um Tag, spielend vor ihm allezeit,
31. spielend auf dem Erdkreis,36 und meine Wonne ist es, bei den Menschenkindern zu sein.37
32. Nun denn, ihr Söhne! Höret auf mich. Glückselig sind, die meine Wege innehalten!
33. Merket auf Zucht und werdet weise und verschmähet sie nicht!
34. Glückselig der Mensch, der auf mich hört und der an meinen Türen wacht Tag für Tag und acht hat an den Pfosten meines Tores!
35. Wer mich findet, findet Leben38 und erlangt Heil von dem Herrn.
36. Wer sich aber gegen mich verfehlt,39 schadet seiner eigenen Seele. Alle, die mich hassen, lieben den Tod.40


Fußnote

Kap. 8 (1) Die Weisheit wird hier in menschlicher Gestalt eingeführt; ähnlich wie [Spr 1] und [JSir 24, Weish 7]. Im Übrigen abstrahiert hier der Verfasser den dem Unterschiede der geschaffenen und unerschaffenen Weisheit, wie auch sonst an manchen Stellen. Demgemäß passen im Folgenden manche Worte mehr für die erschaffene Weisheit, andere können nur der unerschaffenen zuerteilt werden. Vergl. Auch [JSir 24]. - (2) Vergl. [Spr 1,20]. Die Septuag. hat einen hiervon ziemlich abweichenden Text. - (3) Hebr.: Am Zusammenstoß der Wege. - (4) So kann man nicht umhin, sie zu sehen und zu hören, man schlösse denn Augen und Ohren absichtlich. - (5) Zur Seite, auf der Innenseite. - (6) Am Ausgange aus der Stadt. Am Tore wurden Gerichts- und öffentliche Versammlungen gehalten. - (7) Hebr. Gewinnet Verstand. - (8) Denn es ist der Mühe wert. - (9) Weitere Begründung (deren Beginn 6a). - (10) Hebr.: aufrichtig, führen nicht irre durch Doppelsinn. - (11) Silber. - (12) Hebr.: Auserlesenes Gold. - (13) Hebr.: Ich, die Weisheit, habe die Klugheit inne. Weisheit ist ein höheres, sittliches Gut. - (14) Hebr.: Die Furcht Jahves besteht im Hassen des Bösen. Vergl. [Spr 1,29, Spr 2,5]. - (15) Das Hebräische häuft gerne Worte desselben Stammes und gleicher Bedeutung, um anzuzeigen, dass der ganze Begriff gemeint ist. - (16) Richtiges Erkennen und Tun. - (17) Hebr.: Ich bin. Vergl. [Job 12,13.16]. - (18) Diese ist Wirkung der Klugheit. - (19) Hebr.: Durch mich herrschen Fürsten und die Hochgestellten, alle Richter der Erde. – Die Annahme, dass diese Aussage nur von den gerechten Herrschern gelten könne, schuf die der Vulgata entsprechende Variante. Nur durch die von Gott stammende Weisheit, nicht aus sich, vermögen sie etwas. - (20) Mit Eifer. - (21) Samt ihrer Folge, dauerndem Glücke. - (22) Vergl. die Schilderung der Weisheit als Lebensbaum [Spr 3,18]. - (23) Hebr.: als Gold und Feingold. - (24) Wo die Weisheit wandelt, müssen auch die wandeln, die sie lieb haben. Wer aber auf ihrer Bahn wandelt, wird glücklich. - (25) Die Septuag. hat hier einen Zusatz, der auf die folgende Mitteilung über das vorweltliche Dasein der Weisheit vorbereiten soll. - (26) Hebr.: Jahve hat mich erworben, vergl. [1Mos 4,1], - d.i. gegründet, geschaffen – als Erstling seines Weges, vor seinen Werken, von jeher. Septuag.: hat mich erschaffen als Anfang. – Das Wort Schafen im hebr. und griech. Texte macht keine Schwierigkeit. Es drückt erstens rein göttlichen Akt aus, zweitens eine Hervorbringung durch göttliches Sprechen, weiter eine Hervorbringung des ganzen Subjektes (nicht nur eine Veränderung an demselben).Auf die zweite Person der Gottheit angewendet, schließt es die Unvollkommenheiten kreatürlichen Zeugens aus, namentlich Materialität, Passivität, Teilung und Emananition. Zudem ist die göttliche Zeugung das eminente Vorbild der Schöpfung und diese ein endliches Nachbild jener. Inadäquat aber ist der Ausdruck, insofern das Erschaffen eine ndliches Wesen ins Dasein setzt, während die göttliche Zeugung das göttliche Wesen mitteilt. Dass hier von dem Worte, der zweiten Person der Gotheit, die Rede ist, ekannten die Arianer ebenso wie die Väter. „Der Herr besaß mich“ bedeutet, dass der Vater stets im Sohne und der Sohn stets im Vater war. (Hier.) Epiph. Und Beda sind der Ansicht, dass der hl. Johannes diese Stelle für den Nnfang seines Evangeliums vor Augen gehabt habe. Demgemäß erklären Basil., Epiphan., Hieron. Das hebräische: er zeugte und besaß durch die Zeugung. Hilarius weist darauf hin, dass die Weisheit, die hier geschaffen heißt, bald gezeugt genannt wird. – Weiter spricht die Weisheit V. 32 als Lehrerin und Gnadenspenderin, wird V. 9, 1. Das Reich der Weisheit, die Kirche des Alten und Neuen Bundes mit ihren Wahrheiten, Gnaden und Wirksamkeiten als ein von der Weisheit erbauter Tempel und ein von ihr gefeiertes Opfer- und Freudenmahl dargestellt, wie sie 8. V. 18, 19 als Wurzel, Quelle und Spenderin aller natürlichen Güter bezeichnet wird. (Mehr siehe im Buche der Weisheit und im Ekklesiastikus.) – Auf diese Stelle bezieht sich wohl [Mt 11,19] und -[Lk 11,49] zurück und [1Kor 1,24.30] hat dieselbe wohl als Grundlage, ebenso wie [Hebr 1,2ff, Offenb 3,14] - (27) Die Wassertiefen. - (28) Hebr.: geboren. - (29) Hebr.: Die Quellen, die wasserschweren. - (30) Hebr.: Noch waren die Berge nicht eingesenkt (in das Meer, in dem ihre Wurzeln ruhen.) - (31) Hebr.: als er noch nicht geschaffen hatte Erde und Fluren und die ersten Schollen des Erdkreises. - (32) Vergl. [Weish 9,4]. - (33) Hebr.: Als er den Himmel feststellte, war ich dabei, als er die Wölbung über den Ozean festsetzte. - (34) Hebr.: und die Quellen des Ozeans mächtig wurden. (?) - (35) Hebr.: als Werkmeisterin. - (36) Hebr.: Ich war (ganz) Entzücken – über die mir zugewiesene Tätigkeit. Ich erfüllte meine Aufgabe mit Freude und Jubel. Nach der Septuag. war die Weisheit Jahves Freude. - (37) Die Weisheit ward sogar Mensch. Vergl. [5Mos 33,3, Hebr 2,16, Tit 3,4]. - (38) Hebr. Plural, also hier das Leben der Gnade, dort das der Herrlichkeit. - (39) Indem er das Gute hasst, das Böse liebt. - (40) Lieben, was zum Tode führt.

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