Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job38

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Liber Job Caput XXXVIII.

Das Buch Job. Kap. 38


III. Zwei Reden Gottes und zwei kurze Antworten Jobs. Gott weist auf die wunderbaren Werke seiner Macht und Weisheit hin und zeigt die Unwissenheit des Menschen. Job bekennt, dass er unüberlegt gehandelt habe, als er mit Gott zu rechten wagte. (Kap. 38,1 – Kap. 42,6) 1. Erste Rede Gottes und Antwort Jobs (38, 1 – 39,35) A. Gott tadelt Jobs Anmaßung, der nicht einmal imstande ist, die sichtbaren Werke der Schöpfung zu beurteilen, und mit ihm hat rechten wollen. (38,1 – 39,32) a. Gott erscheint Job im Sturme und heißt ihn, seine Rechenschaft fordenden Reden einzustellen und auf Gottes Fragen zu antworten. (V. 3) b. Vor allem fragt ihn Gott, um seinen Stolz niederzubeugen, über die Schöpfung, ob er etwa zugegen war, als die Grundlagen der Erde gelegt wurden, oder ob er selbst die Erde gegründet und dem Meere seine Grenzen zugewiesen habe. (V. 11) c. Zur gewöhnlichen Leitung der erschaffenen Dinge übergehend, fragt Gott, ob Job den täglichen Wechsel zwischen Tag und Nacht leite (V. 16), ob er die Geheimnisse der Erde, die er bewohne, und die Kräfte der Natur kenne, welche Gott alle leitet und zu den von ihm vorherbestimmten Zielen lenkt (V. 23); die Erscheinungen in der Luft, die er sehe, zu erklären wisse (V. 30) oder den Lauf der Gestirne verstehe. D. Zu den Tieren übergehend befragt Gott Job über die Lebensweise, die Natur und die Herkunft des Löwen und des Raben.

1. Respondens autem Dominus Job de turbine, dixit:
2. Quis est iste involvens sententias sermonibus imperitis?
3. Accinge sicut vir lumbos tuos: interrogabo te, et responde mihi.
4. Ubi eras quando ponebam fundamenta terræ? Indica mihi si habes intelligentiam.
5. Quis posuit mensuras ejus, si nosti? Vel quis tetendit super eam lineam?

6. Super quo bases illius solidatæ sunt: aut quis demisit lapidem angularem ejus,
7. Cum me laudarent simul astra matutina, et jubilarent omnes filii Dei?
8. Quis conclusit ostiis mare, quando erumpebat quasi de vulva procedens:

9. Cum ponerem nubem vestimentum ejus, et caligine illud quasi pannis infantiæ obvolverem?
10. Circumdedi illud terminis meis, et posui vectem, et ostia:
11. Et dixi: Usque huc venies, et non procedes amplius, et hic confringes tumentes fluctus tuos.
12. Numquid post ortum tuum præcepisti diluculo, et ostendisti auroræ locum suum?
13. Et tenuisti concutiens extrema terræ, et excussisti impios ex ea?

14. Restituetur ut lutum signaculum, et stabit sicut vestimentum:
15. Auferetur ab impiis lux sua, et brachium excelsum confringetur.

16. Numquid ingressus es profunda maris, et in novissimis abyssi deambulasti?
17. Numquid apertæ sunt tibi portæ mortis, et ostia tenebrosa vidisti?

18. Numquid considerasit latitudinem terræ? Indica mihi, si nosti, omnia,
19. In qua via lux habitet, et tenebrarum quis locus sit:
20. Ut ducas unumquodque ad terminos suos, et intelligas semitas domus ejus.
21. Sciebas tunc quod nasciturus esses? Et numerum dierum tuorum noveras?

22. Numquid ingressus es thesauros nivis, aut thesaurus grandinis aspexisti?

23. Quæ præparavi in tempus hostis, in diem pugnæ et belli?

24. Per quam viam spargitur lux, dividitur æstus super terram?

25. Quis dedit vehementissimo imbri cursum, et viam sonantis tonitrui,

26. Ut plueret super terram absque homine in deserto, ubi nullus mortalium commoratur,
27. Ut impleret inviam et desolatam et produceret herbas virentes?

28. Quis est pluviæ pater? vel quis genuit stillas roris?
29. De cujus utero egressa est glacies? et gelu de cœlo quis genuit?

30. In similitudinem lapidis aquæ durantur, et superficies abyssi constringitur.
31. Numquid conjungere valebis micantes stellas Pleiadas, aut gyrum Arcturi poteris dissipare?
32. Numquid producis Luciferum in tempore suo, et Vesperum super filios terræ consurgere facis?
33. Numquid nosti ordinem cœli, et pones rationem ejus in terra?

34. Numquid elevabis in nebula vocem tuam, et impetus aquarum operiet te?

35. Numquid mittes fulgura, et ibunt, et revertentia dicent tibi: Adsumus?

36. Quisposuit in visceribus hominis sapientiam? vel quis dedit gallo intelligentiam?
37. Quis enarrabit cœlorum rationem, et concentum cœli quis dormire faciet?

38. Quando fundebatur pulvis in terra, et glebæ compingebantur?

39. Numquid capies leænæ prædam, et animam catulorum ejus implebis,
40. Quando cubant in antris, et in specubus insidiantur?
41. Quis præparat corvo escam suam, quando pulli ejus clamant ad Deum, vagantes, eo quod non habeant cibos?


1. Da antwortete der Herr Job aus einem Wettersturm1 und sprach:
2. Wer ist jener,2 der mit Reden ohne Einsicht den Ratschluss in Dunkelheit hüllt?3
3. Gürte wie ein Mann deine Lenden;4 ich will dich fragen, und du antworte mir!5
4. Wo warst du, als ich den Grund der Erde legte?6 Sage mir das, wenn du Einsicht hast!7
5. Wer hat ihre Masse bestimmt, wenn du es weißt?8 oder wer hat die Messschnur über sie gespannt?
6. Worauf sind ihre Grundmauern gestützt oder wer hat ihren Eckstein eingesenkt,9
7. als mich die Morgensterne10 allzumal lobten und alle Kinder Gottes11 jauchzten?12
8. Wer umschloss mit Schranken das Meer, als es hervorbrach, wie aus Mutterschoß hervorgehend,
9. als ich ihm Wolken zum Kleide gab und es in Dunkel hüllte wie in der Kindheit Windeln?13
10. Mit meinen Schranken umgab ich es und setzte ihm Riegel und Tore14
11. und sprach: Bis hierher darfst du kommen und nicht weiter dringen und hier sollst du deine schäumenden Wogen brechen.
12. Hast du, seitdem du geboren, dem Morgen geboten und der Morgenröte ihren Ort gewiesen?15
13. Und hast du rüttelnd die Säume der Erde gefasst und die Gottlosen von ihr weggeschüttelt?16
14. Wie Siegelton wird sie Gestalt annehmen und dastehen wie ein Prachtkleid,17
15. doch den Gottlosen wird ihr Licht genommen und der starke Arm zerschmettert werden.18
16. Bist du bis zu den Tiefen des Meeres gelangt und gewandelt im untersten Abgrund?
17. Haben sich dir die Pforten des Todes geöffnet und hast du die finstern Tore gesehen?19
18. Hast du der Erde Breite überschaut? Sage mir alles das an, wenn du es weißt,
19. welches der Weg ist, wo das Licht wohnt, und welches die Stätte der Finsternis;
20. damit du ein jedes an seine Grenze führest und die Pfade kennest zu seiner Wohnung.
21. Wusstest du damals, dass du geboren werden solltest und kanntest du die Zahl deiner Tage?20
22. Bist du zu den Schatzkammern des Schnees gelangt oder hast du die Speicher des Hagels geschaut,
23. die ich bereitet habe für Feindes Zeiten, für den Tag des Kampfes und des Krieges?21
24. Auf welchem Wege zerteilt sich das Licht,22 wie verbreitet sich die Hitze23 auf Erden?
25. Wer hat dem heftigsten Gussregen den Lauf und dem rollenden Donner den Weg gewiesen,
26. dass es auf menschenleeres Land in der Wüste regnet, wo kein Sterblicher wohnt,
27. um die Öde und die Wildnis zu sättigen und grünende Pflanzen hervorzubringen?24
28. Wer ist des Regens Vater? Oder wer hat des Taues Tropfen erzeugt?
29. Aus wessen Schosse ist das Eis hervorgegangen und wer hat den Reif vom Himmel geboren?25
30. Dem Steine gleich verhärten sich die Wasser und die Fläche der Tiefe zieht sich zusammen.
31. Kannst du das Glanzgestirn, die Plejaden, verbunden halten26 oder kannst du den Kreislauf des Wagens unterbrechen?
32. Führst du den Morgenstern zu seiner Zeit hervor und lässest du den Abendstern über die Kinder der Erde heraufkommen?
33. Kennst du die Ordnung des Himmels und bestimmst du ihm das Verhältnis zur Erde?27
34. Erhebst du in der Wolke deine Stimme und wird der Wasser Gewalt dich bedecken?28
35. Entsendest du die Blitze, dass sie hingehen, und sagen sie, zu dir zurückkehrend: Wir sind da?
36. Wer hat Weisheit in des Menschen Inneres gelegt oder wer dem Hahne Einsicht gegeben?29
37. Wer erzählt die Ordnung des Himmels und wer wird den Einklang der Himmel in Schlaf singen?30
38. Wann floss der Staub auf der Erde zusammen und klebten die Schollen aneinander?
39. Wirst du etwa Beute für die Löwin erjagen und die Gier ihrer Jungen sättigen,
40. wenn sie in den Höhlen lagern und im Dickicht auf der Lauer liegen?31
41. Wer bereitet dem Raben seine Speise, wenn seine Jungen zu Gott schreien32 und umherirren, weil sie keine Nahrung haben? [Ps 146,9]


Fußnote

Kap. 38 (1) Die Erscheinung Gottes erfolgt im Sturme. So einst bei Abraham [1Mos 15,12] und auf Sinai. Vergl. [Ps 17, Ps 96, Jes 64,1, Mic 1,3]. Der Sturm ist recht geeignet, Gottes Majestät zu zeigen und die Menschen mit Ehrfurcht zu erfüllen. Der Sturm war vielleicht auch ein Bild der Bedrängnis Jobs, in welcher der Herr erscheint. - (2) Nicht ganz ohne Verachtung. - (3) Diese Worte sind an Job gerichtet. (Sept., Chrys., Aug.) Job verdunkelte Gottes Ratschluss, als er sagte, er sei unschuldig, also habe sein Unglück keine Ursache, als ob Gott nicht andere Absichten haben könnte als zu strafen. So achteten denn die Menschen weniger auf Gottes gnädige Vorsehung. Auch durch sein Beispiel verdunkelte Job Gottes Ratschluss, indem er allzu ungestüm forderte, Gott solle ihm Rechenschaft geben. Ein solches Herz ist nicht geeignet, die rechte Erkenntnis zu erhalten. Da Gott die Gründe Elius als die seinen annimmt, war es nicht notwendig, dass er dessen Namen ausdrücklich nannte. - (4) Die Morgenländer schürzten ihr Kleid auf vor jeder Arbeit. - (5) So oft hatte Job verlangt, seine Sache vor Gott zu führen, ja, wie ein Fürst [Job 31,37] wollte er vor ihn hintreten. Deshalb will Gott vorweg jenen Hochmut niederbeugen. Job hatte [Job 13,22] gesagt: Gott! rufe du, und ich will Antwort geben; dem entspricht Gott jetzt. - (6) Der Ausdruck „Grund legen“ bezieht sich auf die poetische Vorstellung, dass die Erde wie ein Gebäude auf feste Pfeiler und Fundamente gestellt sei. - (7) Wenn du soviel Einsicht hast, als du zu haben glaubst und als erforderlich ist, um Gottes Pläne beurteilen zu können. - (8) Die vorige Frage wird spezialisiert und Job gezeigt, dass er von einem Punkte so wenig wisse wie vom Ganzen. Die Schöpfung der Erde wird mit der Aufführung eines Gebäudes verglichen. Da auf die Frage: Wer? die Antwort: Gott erfolgen muss, wird dadurch zugleich die göttliche Schöpfermacht im Gegensatz zur menschlichen Niedrigkeit fühlbar gemacht. - (9) Wie schwebt die Erde mit ihrer Masse im freien Raume? Wer hat ihr Festigkeit gegeben? - (10) Die Morgensterne werden wegen ihres schöneren Glanzes besonders erwähnt. - (11) Die Engel. - (12) Das Jauchzen der Sterne in ähnlichem Sinne wie [Ps 18,2, Ps 148,3]. Das Jubeln der Engel ist ein Anerkennen und Preisen der in der Schöpfung sich kundgebenden göttlichen Majestät. - (13) Auf die Grundlegung der Erde folgte die weitere Ausgestaltung derselben, zunächst die Sammlung der Gewässer an einem bestimmten Ort. Das Meer strömte aus der schöpferischen Macht Gottes ungestüm hervor. V. 9 wird das Meer als ein Kind gefasst, das in Windeln gewickelt wird, in Nebel und finsteres Gewölk. - (14) So ist das Meer gleichsam in ein Gefängnis eingeschlossen, das ihm den Ausbruch in das feste Land verwehrt. - (15) Da Job auf das: Wo warst du usw. (V. 4ff) nicht antworten kann, geht Gott auf die Regierung der Welt über. So viele Tage schon lebst du, hast du seit dem Tage deiner Geburt (hebr.) einen einzigen derselben heraufgeführt? Oder hast du wirksam bei dem mitgeholfen, was mit dem Ausbruche des Tages auf Erden geschieht? (V. 13) - (16) Die Morgenröte durcheilt die ganze Erde, und wenn sie erscheint, werden die lichtscheuen Bösen von ihr als Gottes Dienerin verjagt in Finsternis. - (17) Die Gestalt der Dinge, welche im Lichte erscheint, stirbt gleichsam in der Finsternis, weshalb sie beim Wiedererscheinen des Lichtes gleichsam wiederhergestellt wird, so leicht wie der Ton das Siegel aufnimmt. Dann wird es bekleidet mit dem Lichte wie mit einem herrlichen Kleide. - (18) Ihr Licht ist die Nacht und der aufgehende Tag entzieht es ihnen. Der starke Arm ist der zur Verübung des Unrechtes erhobene. - (19) Gott kennt dies alles. [Job 26,6] Aber der Mensch? Auch was offen vor Augen liegt, kennst du nicht, nicht einmal die Erde, welche du mit Füßen trittst. (V. 18) Doch noch alltäglicher ist das Licht: Welcher Weg führt zur Wohnung des Lichtes? (Wohnung, weil Licht und Finsternis gleichsam aus ihren Behausungen wechselnd zur Erde kommen.) - (20) Hebr.: Du weißt es, denn damals wurdest du geboren und deiner Tage Zahl ist groß. - (21) Anspielung auf jene Tatsachen, wo Gott wirklich durch Hagel und Gewitter Krieg geführt [2Mos 9,23, Jos 10,11] und bildlich, wenn Gott, in Sturm und Ungewitter kommend, gleichsam mit der Erde Krieg führt. - (22) Der Blitz. - (23) Hebr.: der Ostwind. - (24) Vergl. Elius Worte [Job 37,13]. - (25) Vergl. [Job 37,10]. Wer sie geschaffen, muss noch größer sein. [Weish 13,3.4] - (26) Du vermagst nichts von alledem. - (27) Ebenso wenig vermag Job etwas über den Wolkenhimmel. - (28) Hebr.: Erhebst du zur Wolke deine Stimme, dass Schwall von Wassern dich bedecke – dass sie reichen Regen entsende? - (29) Der hl. Hieronymus ist hier in der Übersetzung der rabbinischen Tradition gefolgt: der Hahn weiß Tag und Nacht zu unterscheiden. Eine solche Erklärung steht indes in gar keinem Zusammenhange mit dem Vorangehenden und dem Folgenden. Besser ist das Hebräische zu übersetzen: Wer hat in Wolkendunkel Weisheit gelegt und wer verlieh dem Luftgebilde Einsicht? (Damit sie zu bestimmten Zielen tätig seien.) - (30) Hebr. und Septuag: Wer zählt die Wolken mit Weisheit ab und gießt des Himmels Krüge (die Wolken) aus, wenn der Staub zum Guss zusammenfließt und die Schollen aneinander kleben? – Der vorher trocken auffliegende Staub wird niedergehalten und bildet, mit dem Regenwasser vermischt, eine breiartige Flüssigkeit, die sich wie geschmolzenes Metall ergießt. Die Schollen kleben infolge ihrer Erweichung durch den Regen zusammen. - (31) Aber Gott steigt noch tiefer herab. Gott zeigt, wie er für die Tiere sorgt, und Job hat über seine über die Menschen waltende Vorsehung gestritten. Gott sorgt für jedes Tier nach seiner Natur. Nicht einmal für den starken Löwen und den schwachen Raben kannst du Speise schaffen, und du streitest mit Gott? Willst du vielleicht anstatt seiner die Weltregierung übernehmen? - (32) Durch ihr natürliches Verlangen.

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