Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Spr07

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Liber Proverbiorum.
Quem Hebræi Misle appellant. Caput VII.

Die Sprüche Salomons. Kap. 7


d. (Neuntes Lehrgedicht – Kap. 7) Auch dazu ist die Weisheit zu erwerben, damit man aller Unsittlichkeit fern bleibe. (V. 5) In einem Gleichnis zeigt der Dichter, durch welche Künste die Buhlerinnen Unvorsichtige verführen (V. 23), und schließt mit einer gewichtigen Mahnung.

1. Fili mi, custodi sermones meos, et præcepta mea reconde tibi. Fili,
2. Serva mandata mea, et vives: et legem meam quasi pupillam oculi tui:
3. Liga eam in digitis tuis, scribe illam in tabulis cordis tui.
4. Dic sapientiæ, soror mea es: et prudentiam voca amicam tuam,

5. Ut custodiat te a muliere extranea, et ab aliena, quæ verba sua dulcia facit.
6. De fenestra enim domus meæ per cancellos prospexi,
7. Et video parvulos, considero vecordem juvenem,
8. Qui transit per plateam juxta angulum, et prope viam domus illius, graditur
9. In obscuro, advesperascente die, in noctis tenebris, et caligine.

10. Et ecce occurrit illi mulier ornatu meretricio, præparata ad capiendas animas: garrula et vaga,
11. Quietis impatiens, nec valens in domo consistere pedibus suis,

12. Nunc foris, nunc in plateis, nunc juxta angulos insidians.

13. Apprehensumque deosculatur juvenem, et procaci vultu blanditur, dicens:
14. Victimas pro salute vovi, hodie reddidi vota mea.
15. Idcirco egressa sum in occursum tuum, desiderans te videre, et reperi.

16. Intexui funibus lectulum meum, stravi tapetibus pictis ex Ægypto.

17. Aspersi cubile meum myrrha, et aloe, et cinnamomo.
18. Veni, inebriemur uberibus, et fruamur cupitis amplexibus, donec illucescat dies.
19. Non est enim vir in domo sua, abiit via longissima.
20. Sacculum pecuniæ secum tulit: in die plenæ lunæ reversurus est in domum suam.
21. Irretivit eum multis sermonibus, et blanditiis labiorum protraxit illum.

22. Statim eam sequitur quasi bos ductus ad victimam, et quasi agnus lasciviens, et ignorans quod ad vincula stultus trahatur,
23. Donec transfigat sagitta jecur ejus: velut si avis festinet ad laqueum, et nescit quod de periculo animæ illius agitur.
24. Nunc ergo fili mi, audi me, et attende verbis oris mei.
25. Ne abstrahatur in viis illius mens tua: neque decipiaris semitis ejus.
26. Multos enim vulneratos dejecit, et fortissimi quique interfecti sunt ab ea.

27. Viæ inferi domus ejus, penetrantes in interiora mortis.


1. Mein Sohn! bewahre meine Aussprüche und berge meine Gebote bei dir. Sohn,
2. halte meine Gebote, so wirst du leben,1 und meine Weisung wie deinen Augapfel.
3. Binde sie an deine Finger,2 schreibe sie auf die Tafel deines Herzens!3
4. Sprich zu der Weisheit: Du bist meine Schwester, und nenne die Klugheit deine Freundin,4
5. dass5 sie dich bewahre vor dem Weibe eines anderen und vor der Fremden, die süße Worte spricht.
6. Denn ich schaute6 durch das Fenster meines Hauses, durch das Gitter,
7. und sah junge Leute und ward eines törichten Jünglings gewahr,
8. der auf der Straße nahe einer Ecke7 vorüberging8 und nahe am Wege ihres Hauses9
9. in der Dämmerung dahinschritt,10 da der Tag sich geneigt hatte, in finsterer, dunkler Nacht.
10. Siehe, da tritt ihm das Weib im Anzuge einer Buhlerin entgegen, bereit, Seelen zu fangen, geschwätzig und flatterhaft,11
11. der Ruhe ungewohnt und nicht imstande, ihre Füße im Hause in Ruhe zu wahren,
12. ist sie bald vor der Tür, bald auf den Straßen, bald steht sie an den Ecken lauernd.
13. Nun fasst sie12 den Jüngling und küsst ihn und schmeichelt ihm mit frecher Miene und spricht:13
14. Ich habe Heilsopfer gelobt und habe heute meine Gelübde erfüllt,
15. darum14 bin ich ausgegangen, dir entgegen, dich zu sehen, verlangend, und nun habe ich dich gefunden.
16. Ich habe mein Bett mit Schnüren geziert, mit bunten Teppichen aus Ägypten belegt.15
17. Ich habe mein Lager mit Myrrhe, Aloe und Zimmet16 besprengt.
18. Komm, wir wollen uns in Liebe berauschen, wollen der ersehnten Umarmungen genießen, bis der Tag anbricht.
19. Denn der Mann ist nicht daheim,17 ist fortgezogen auf eine sehr weite Reise.
20. Er hat den Geldbeutel mit sich genommen und wird erst am Tage des Vollmonds18 wieder nach Hause kommen.
21. So umgarnt sie ihn mit vielem Zureden und reißt ihn fort durch die Schmeicheleien ihrer Lippen.
22. Alsbald19 folgt er wie ein Stier, der zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein mutwilliges Lamm,20 und der Tor ahnt nicht, dass er in Fesseln geworfen wird,
23. bis ihm ein Pfeil die Leber durchbohrt;21 er ist wie ein Vogel, der der Schlinge zueilt, und er weiß nicht, dass es um sein Leben geht.
24. Nun also, mein Sohn! höre auf mich und habe acht auf die Worte meines Mundes.
25. Lass dein Herz nicht abziehen auf ihre Wege und lass dich nicht irreführen auf ihre Pfade.
26. Denn viele hat sie verwundet und niedergestreckt und auch die Stärksten22 sind von ihr getötet worden.23
27. Wege zur Unterwelt ist ihr Haus, die hinabgehen zu den Kammern des Todes.


Fußnote

Kap. 7 (1) Hebr.: lebe: so wirst du sicher leben. - (2) Als Zierde und Schmuck deiner Finger. - (3) Anspielung auf [5Mos 6,8, 2Mos 13,16]. - (4) Gehe die engste Verbindung mit der Weisheit ein, damit du gefeit seiest gegen die Lockungen der Ehebrecherin. - (5) Ziel von V. 1-4. - (6) Die Art der Darstellung lässt nach dem Hebräischen das Ereignis als ein ungewöhnliches erscheinen. Indes dies widerspricht der Absicht des Verfassers, will er doch die Liste und Schliche des ehebrecherischen Weibes im allgemeinen schildern. Zudem wird ihr Haus genannt, ohne dass ihre Person bisher näher bezeichnet ist. Besser wird also mit der Septuag. in V. 6ff die dritte Person gesetzt, die V. 10 und 15 geschildert wird. - (7) Hebr.: ihrer Ecke, der Ecke ihrer Straße. - (8) Hin und herging. - (9) Weg zu oder bei ihrem Hause. - (10) Am Abend (zwischen neun und zwölf) begann er hin und her zu gehen, um Mitternacht war er noch da. - (11) Hebr.: Versteckten Herzens, leidenschaftlich und zuchtlos. - (12) V. 10b-12 sind Beschreibung, V. 13 führt die Handlung fort. - (13) [3Mos 10,15] Von Friedopfern wurde ein Teil zu Hause bei fröhlichem Mahle verzehrt. Ehe das Weib mit ihrem eigentlichen Begehren kommt, malt sie dem Jüngling die Freuden eines ergötzlichen Mahles vor. Schauplatz der Handlung ist Jerusalem. - (14) Um dich an der Mahlzeit teilnehmen zu lassen. - (15) Mit Bettgurten. (Das Hebr. ein wenig anders.) - (16) Die gleichen Wohlgerüche. [Hohel 4,14] Vergl. [Ps 44,9]. - (17) Wir haben ihn nicht zu fürchten. - (18) Da die Nacht zurzeit dunkel war, war es wohl um Neumond, der Vollmond kam um den 12. Des Monats (bis zum 15. Etwa dauernd. Vergl. [1Koe 12,32].) - (19) Hebr.: plötzlich. Besser Sept.: betört. - (20) Hebr.: wie eine Fußspange zur Züchtigung des Toren, wie ein Vogel in das Fangnetz eilt, und er (der Jüngling) ahnt nicht, dass er um sein leben geht. Die Septuag. übersetzt das erste Glied: wie ein Hund zur Kette. - (21) Der Pfeil ist das Bild plötzlichen, von Gott gesandten Unglücks. Die Leber galt bei Griechen, Arabern, Römern und Persern als Sitz der Wollust, nach Hieronymus schreiben auch die Ärzte ihr sinnliche Lust und Begierlichkeit zu. - (22) Hebr.: und zahlreich sind, die usw. - (23) Zugrunde gerichtet werden.

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