Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:2Mak03: Unterschied zwischen den Versionen

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<center> B. Geschichte der Verfolgung bis zur Reinigung des Tempels. (3,1 – 10,9) 1. Vorspiel der Verfolgung im letzten Jahre Seleukus IV. (3,1 – 4,6) a. Veranlassung der Verfolgung: die Anzeige der angeblichen Tempelschätze (V. 6), Absendung Heliodors. (V. 10) b. Betrübnis des Volkes wegen der drohenden Gefahr. (V. 9 – 22): Heliodor wird gemahnt, dass er falscher Kunde geglaubt. (V. 12) Da er trotzdem den Befehl des Königs ausführen will, fastet das Volk und fleht zu Gott, er wolle seinen Tempel schützen. C. Gott wendet die Gefahr ab (V. 23 – 34): Heliodor wird von Engeln gegeißelt (V. 26), aber durch das Gebet des Onias am Leben erhalten. (V. 34) d. Der König steht auf Bitten des Onias von seinem Vorhaben ab. (3,35 – 4,6) Heliodor mahnt den König, den temple nicht berauben zu wollen. </center>  
<center> B. Geschichte der Verfolgung bis zur Reinigung des Tempels. (3,1 – 10,9) 1. Vorspiel der Verfolgung im letzten Jahre Seleukus IV. (3,1 – 4,6) a. Veranlassung der Verfolgung: die Anzeige der angeblichen Tempelschätze (V. 6), Absendung Heliodors. (V. 10) b. Betrübnis des Volkes wegen der drohenden Gefahr. (V. 9 – 22): Heliodor wird gemahnt, dass er falscher Kunde geglaubt. (V. 12) Da er trotzdem den Befehl des Königs ausführen will, fastet das Volk und fleht zu Gott, er wolle seinen Tempel schützen. C. Gott wendet die Gefahr ab (V. 23 – 34): Heliodor wird von Engeln gegeißelt (V. 26), aber durch das Gebet des Onias am Leben erhalten. (V. 34) d. Der König steht auf Bitten des Onias von seinem Vorhaben ab. (3,35 – 4,6) Heliodor mahnt den König, den Tempel nicht berauben zu wollen. </center>  


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9. Als er nach Jerusalem gekommen war und von dem Hohenpriester in der Stadt freundlich empfangen ward, erzählte er von der über das Geld gemachten Anzeige, eröffnete ihm, warum er hier sei, und fragte, ob sich die Sache wirklich so verhalte. <br/>
9. Als er nach Jerusalem gekommen war und von dem Hohenpriester in der Stadt freundlich empfangen ward, erzählte er von der über das Geld gemachten Anzeige, eröffnete ihm, warum er hier sei, und fragte, ob sich die Sache wirklich so verhalte. <br/>
10. Da stellte ihm der Hohepriester vor, es seien dies hinterlegte Gelder und zum Unterhalt der Witwen und Waisen bestimmt, <br/>
10. Da stellte ihm der Hohepriester vor, es seien dies hinterlegte Gelder und zum Unterhalt der Witwen und Waisen bestimmt, <br/>
11. einiges von dem Gelde, über das der ruchlose Simon die Anzeige gemacht, gehöre dem Hirkamus, dem Sohne des Tobias, einem sehr vornehmen<sup>11</sup> Manne; das ganze Geld betrage vierhundert Talente Silbers und zweihundert Talente Goldes;<sup>12</sup> <br/>
11. einiges von dem Gelde, über das der ruchlose Simon die Anzeige gemacht, gehöre dem Hirkanus, dem Sohne des Tobias, einem sehr vornehmen<sup>11</sup> Manne; das ganze Geld betrage vierhundert Talente Silbers und zweihundert Talente Goldes;<sup>12</sup> <br/>
12. es gehe aber nicht an,<sup>13</sup> dass die, welche das Ihrige einem Orte und einem Tempel anvertraut hätten, der in der ganzen Welt seiner Ehrwürdigkeit und Heiligkeit wegen geehrt werde, getäuscht würden. <br/>
12. es gehe aber nicht an,<sup>13</sup> dass die, welche das Ihrige einem Orte und einem Tempel anvertraut hätten, der in der ganzen Welt seiner Ehrwürdigkeit und Heiligkeit wegen geehrt werde, getäuscht würden. <br/>
13. Jener indes erklärte, es müsse gemäß seiner vom Könige erhaltenen Aufträge dieses Geld unbedingt dem König eingeliefert werden. <br/>
13. Jener indes erklärte, es müsse gemäß seiner vom Könige erhaltenen Aufträge dieses Geld unbedingt dem König eingeliefert werden. <br/>
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20. alle aber flehten mit zum Himmel emporgehobenen Händen. <br/>
20. alle aber flehten mit zum Himmel emporgehobenen Händen. <br/>
21. Denn zum Erbarmen war die bange Erwartung der bunten Menge und des von Todesangst ergriffenen Hohenpriesters. <br/>
21. Denn zum Erbarmen war die bange Erwartung der bunten Menge und des von Todesangst ergriffenen Hohenpriesters. <br/>
22. So riefen sie den allmächtigen Gott an, dass er ads ihm Anvertraute denen, die es anvertraut, gänzlich unversehrt erhalten möchte. <br/>
22. So riefen sie den allmächtigen Gott an, dass er das ihm Anvertraute denen, die es anvertraut, gänzlich unversehrt erhalten möchte. <br/>
23. Heliodorus aber schickte sich an, seinen Entschluss auszuführen und begab sich selbst mit seinen Trabanten an den Ort des Schatzes. <br/>
23. Heliodorus aber schickte sich an, seinen Entschluss auszuführen und begab sich selbst mit seinen Trabanten an den Ort des Schatzes. <br/>
24. Da zeigte sich der Geist des allmächtigen Gottes auf ganz augenscheinliche Weise, so dass alle, die jenem zu gehorchen gewagt,<sup>18</sup> von Gottes Macht getroffen, zu Boden fielen und vor Schrecken außer sich gerieten.<sup>19</sup> <br/>
24. Da zeigte sich der Geist des allmächtigen Gottes auf ganz augenscheinliche Weise, so dass alle, die jenem zu gehorchen gewagt,<sup>18</sup> von Gottes Macht getroffen, zu Boden fielen und vor Schrecken außer sich gerieten.<sup>19</sup> <br/>
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29. Durch göttliche Macht lag er nun sprachlos da, aller Hoffnung auf Rettung beraubt. <br/>
29. Durch göttliche Macht lag er nun sprachlos da, aller Hoffnung auf Rettung beraubt. <br/>
30. Die Juden dagegen priesen den Herrn, der seine Stätte so verherrlichte,<sup>24</sup> und der Tempel, der kurz vorher voll war von Furcht und Schrecken, ward von Freude und Frohlocken erfüllt, da der allmächtige Herr sich offenbart hatte. <br/>
30. Die Juden dagegen priesen den Herrn, der seine Stätte so verherrlichte,<sup>24</sup> und der Tempel, der kurz vorher voll war von Furcht und Schrecken, ward von Freude und Frohlocken erfüllt, da der allmächtige Herr sich offenbart hatte. <br/>
31. Alsbald aber baten einige von den Freunden des Heliodorius den Onias, den Allerhöchsten anzurufen, dass er dem in den letzten Zügen Liegenden das Leben schenken möchte. <br/>
31. Alsbald aber baten einige von den Freunden des Heliodorus den Onias, den Allerhöchsten anzurufen, dass er dem in den letzten Zügen Liegenden das Leben schenken möchte. <br/>
32. Da nun der Hohepriester besorgte, der König möchte etwa argwöhnen, dass die Juden irgendeine Arglist an Heliodorus verübt, brachte er ein Heilsopfer<sup>25</sup> für die Genesung des Mannes dar. <br/>
32. Da nun der Hohepriester besorgte, der König möchte etwa argwöhnen, dass die Juden irgendeine Arglist an Heliodorus verübt, brachte er ein Heilsopfer<sup>25</sup> für die Genesung des Mannes dar. <br/>
33. Während nun der Hohepriester noch im Gebete begriffen war,<sup>26</sup> traten dieselben Jünglinge, mit denselben Gewändern angetan, vor Heliodorus und sprachen: Sage dem Hohenpriester Onias Dank, denn um seinetwillen hat dir der Herr das Leben geschenkt. <br/>
33. Während nun der Hohepriester noch im Gebete begriffen war,<sup>26</sup> traten dieselben Jünglinge, mit denselben Gewändern angetan, vor Heliodorus und sprachen: Sage dem Hohenpriester Onias Dank, denn um seinetwillen hat dir der Herr das Leben geschenkt. <br/>

Version vom 10. Oktober 2019, 05:00 Uhr

Liber secundus Machabæorum. Caput III.

Zweites Buch der Machabäer Kap. 3


B. Geschichte der Verfolgung bis zur Reinigung des Tempels. (3,1 – 10,9) 1. Vorspiel der Verfolgung im letzten Jahre Seleukus IV. (3,1 – 4,6) a. Veranlassung der Verfolgung: die Anzeige der angeblichen Tempelschätze (V. 6), Absendung Heliodors. (V. 10) b. Betrübnis des Volkes wegen der drohenden Gefahr. (V. 9 – 22): Heliodor wird gemahnt, dass er falscher Kunde geglaubt. (V. 12) Da er trotzdem den Befehl des Königs ausführen will, fastet das Volk und fleht zu Gott, er wolle seinen Tempel schützen. C. Gott wendet die Gefahr ab (V. 23 – 34): Heliodor wird von Engeln gegeißelt (V. 26), aber durch das Gebet des Onias am Leben erhalten. (V. 34) d. Der König steht auf Bitten des Onias von seinem Vorhaben ab. (3,35 – 4,6) Heliodor mahnt den König, den Tempel nicht berauben zu wollen.

1. Igitur cum sancta civitas habitaretur in omni pace, leges etiam adhuc optime custodirentur, propter Oniæ pontificis pietatem, et animos odio habentes mala,

2. Fiebat ut et ipsi reges, et principes locum summo honore dignum ducerent, et templum maximis muneribus illustrarent:
3. Ita ut Seleucus Asiæ rex de redditibus suis præstaret omnes sumptus ad ministerium sacrificorum pertinentes.
4. Simon autem de tribu Benjamin præpositus templi constitutus, contendebat, obsistente sibi principe sacerdotum, iniquum aliquid in civitate moliri.

5. Sed cum vincere Onim non posset, venit ad Apollonium Tharsææ filium, qui eo tempore erat dux Cœlesyriæ, et Phœnicis:

6. Et nunciavit ei pecuniis innumerabilibus plenum esse ærium Jerosolymis, et communes copias immensas esse, quæ non pertinent ad rationem sacrificiorum: esse autempossibile sub potestate regis cadere universa.

7. Cumque retulisset ad regem Apollonius de pecuniis, quæ delatæ erant, ille accitum Heliodorum, qui erat super negotia ejus, misit cum mandatis, ut prædictam pecuniam transportaret.

8. Statimque Heliodorus iter est aggressus, specie quidem quasi per Cœlesyriam, et Phœnicen civitatis esset peragraturus, re vera autem regis propositum perfecturus.
9. Sed, cum venisset Jerosolymam, et benigne a summo sacerdote in civitate esset exeptus, narravit de dato indicio pecuniarum: et, cujus rei gratia adesset, aperuit: interrogabat autem, si vere hæc ita essent.
10. Tunc summus sacerdos ostendit deposita esse hæc, et victualia viduarum, et pupillorum:
11. Quædam vero esse Hircani Tobiæ viri valde eminentis, in his, quæ detulerat impius Simon: universa autem argenti talenta esse quadraginta, et auri ducenta.

12. Decipi vero eos, qui credidissent loco, et templo, quod per universum mundum honoratur, pro sui veneratione, et sanctitate omnino impossibile esse.

13. At ille pro his, quæ habebat in mandatis a rege, dicebat omni genere regi ea esse deferenda.

14. Constituta autem die intrabat de his Heliodorus ordinaturus. Non modica vero per universam civitatem erat trepidatio.
15. Sacerdotes autem ante altare cum stolis sacerdotalibus jactaverunt se, et invocabant de cœlo eum, qui de depositis legem posuit, ut his, qui desposuerant ea, salva custodiret.

16. Jam vero qui videbat summi sacerdotis vultum, mente vulnerabatur: facies enim, et color immutatus declarabat internum anima dolorem:

17. Circumfusa enim erat mœstitia quædam viro, et horror corporis, per quem manifestus aspicientibus dolor cordis ejus efficiebatur.

18. Alii etiam gregatim de domibus confluebant, publica supplicatione obsecrantes, pro eo quod in contemptum locus esset venturus.
19. Accinctæque mulieres ciliciis pectus, per plateas confluebant; sed et virgines, quæ conclusæ erant, procurrebant ad Oniam, aliæ autem ad muros, quædam vero per fenestras aspiciebant:
20. Universæ autem protendentes manus in cœlum, deprecabantur;
21. erat enimmisera commistæ multitudinis, et magni sacerdotis in agone constituti exspectatio.
22. Et hi quidem invocabant omnipotentem Deum, ut credita sibi his, qui crediderant, cum omni integritate conservarentur.
23. heliodorus autem, quod decreverat, perficiebat eodem loco ipse cum satellitibus circa ærarium præsens.

24. Sed spiritus omnipotentis Dei magnam fecit suæ ostensionis evidentiam, ita ut omnes, qui ausi fuerant parere ei, ruentes Dei virtute, in dissolutionem, et formidinem converterentur.
25. Apparuit enimillis quidam equus terribilem habens sessorem, optimis operimentis adornatus: isque cum impetu Heliodoro priores calces elisit: qui autem ei sedebat, videbatur arma habere aurea.
26. Alii etiam apparuerunt duo juvenes virtute decori, optimi gloria, speciosique amictu: qui ircumsteterunt eum, et ex utraque parte flagellabant, sine intermissione multis plagis verberantes.

27. Subito autem Heliodorus concidit in terram, eumque multa caligine circumfusum rapuerunt, atque in sella gestatoria positum ejecerunt.
28. Et is, qui cum multis cursoribus, et satellitibus prædictum ingressus est ærarium, portabatur nullo sibi auxilium ferente, manifesta Dei cognita virtute:


29. Et ille quidem per divinam virtutem jacebat mutus, atque omni spe et salute privatus.
30. Hi autem Dominum benedicebant, qui magnificabat locum suum: et templum, quod paulo ante timore ac tumultu erat plenum, apparente omnipotente Domino gaudio et lætitia impletum est.

31. Tunc vero ex amicis Heliodori quidam rogabant confestim Oniam, ut invocaret Altissimum, ut vitam donaret ei, qui in supremo spiritu erat constitutus.
32. Considerans autem sumus sacerdos ne forte rex suspicaretur malitiam aliquam e Judæis circa Heliodorum consummatam, obtulit pro salute viri hostiam salutarem.
33. Cumque summus sacerdos exoraret, iidem juvenes eisdem vestibus amicti, astantes Heliodoro, dixerunt: Oniæ sacerdoti gratias age: nam propter eum Dominus tibi vitam donavit.

34. Tu autem a Deo flagellatus, nuntia omnibus magnalia Dei, et potestatem. Et his dictis, non comparuerunt.
35. Heliodorus autem, hostia Deo oblata, et votis magnis promissis ei, qui vivere illi concessit, et Oniæ gratias agens, recepto exercitu, repedabat ad regem.
36. Testabatur autem omnibus ea quæ sub oculis suis viderat opera magni Dei.
37. Cum autem rex interrogasset Heliodorum, quis esset aptus adhuc semel Jerosolymam mitti, ait:
38. Si quem hbes hostem, aut regni tui insidiatorem, mitte illuc, et flagellatum eum recipies, si tamen evaserit: eo quod in loco sit vere Dei quædam virtus.

39. Nam ipse, qui habet in cœlis habitationem, visitator, et adjutor est loci illius, et venientes ad maleficiendum percutit, ac perdit.
40. Igitur de Heliodoro, et ærarii custodia ita res se habet.



1. Als demnach1 die heilige Stadt in vollkommenem Frieden bewohnt war und die Gesetze, um der Frömmigkeit es Hohenpriesters Onias2 und seines Hasses willen gegen alles Böse noch auf das genaueste gehalten wurden,
2. begab es sich, dass selbst Könige und Fürsten diesen Ort der höchsten Ehre würdig hielten und den Tempel mit den reichsten Geschenken verherrlichten,3
3. so dass auch Seleukus,4 König von Asien,5 aus seinem Einkünften alle zur Darbringung der Opfer erforderlichen Kosten hergab.6
4. Simon aber vom Stamme Benjamin, der bestellte Vorsteher des Tempels,7 begann Streit, da der Hohepriester sich ihm widersetzte, als er etwas Ungesetzliches in der Stadt vornahm.8
5. Da er nun sah, dass er gegen Onias nicht die Oberhand gewinnen könne, begab er sich zu Apollonius, dem Sohne des Tharsäas,9 der zu jener Zeit Statthalter von Cölesyrien und Phönizien war,
6. und teilte ihm mit, dass der Schatz zu Jerusalem mit unzähligem Gelde angefüllt und der Reichtum der Gemeinde unermesslich sei und mit den Kosten der Opfer in keinem Verhältnisse stehe; es sei aber wohl möglich, dass alles in die Gewalt des Königs falle.
7. Als Apollonius dem Könige über das Geld, von dem ihm die Anzeige gemacht war, berichtet hatte, ließ dieser den Heliodorus10 kommen, der Vorsteher seiner Verwaltung war, und entsandte ihn mit dem Befehle, das erwähnte Geld herbeizuschaffen.
8. Alsbald trat Heliodorus die Reise an, zwar unter dem Vorwande, als wolle er die Städte Cölesyriens und Phöniziens besuchen, in der Tat aber, um die Absicht des Königs auszuführen.
9. Als er nach Jerusalem gekommen war und von dem Hohenpriester in der Stadt freundlich empfangen ward, erzählte er von der über das Geld gemachten Anzeige, eröffnete ihm, warum er hier sei, und fragte, ob sich die Sache wirklich so verhalte.
10. Da stellte ihm der Hohepriester vor, es seien dies hinterlegte Gelder und zum Unterhalt der Witwen und Waisen bestimmt,
11. einiges von dem Gelde, über das der ruchlose Simon die Anzeige gemacht, gehöre dem Hirkanus, dem Sohne des Tobias, einem sehr vornehmen11 Manne; das ganze Geld betrage vierhundert Talente Silbers und zweihundert Talente Goldes;12
12. es gehe aber nicht an,13 dass die, welche das Ihrige einem Orte und einem Tempel anvertraut hätten, der in der ganzen Welt seiner Ehrwürdigkeit und Heiligkeit wegen geehrt werde, getäuscht würden.
13. Jener indes erklärte, es müsse gemäß seiner vom Könige erhaltenen Aufträge dieses Geld unbedingt dem König eingeliefert werden.
14. An dem von ihm bestimmten Tage also ging Heliodorus hinein, um seine Verfügungen zu treffen. In der ganzen Stadt aber war keine geringe Bestürzung.
15. Die Priester warfen sich in den priesterlichen Kleidern vor dem Altare nieder und riefen gen Himmel14 zu dem, der über das anvertraute Gut ein Gesetz gegeben,15 er wolle es denen, die jenes hinterlegt, unversehrt erhalten.
16. Wer das Angesicht des Hohenpriesters sah, wurde im Herzen verwundet, denn sein Aussehen und die veränderte Gesichtsfarbe verrieten den innerlichen Schmerz seiner Seele.
17. Denn Trauer war über die Erscheinung des Mannes ausgegossen und Schauer ergriff seinen Leib, worauf denen, die ihn sahen, der Scherz, der sein Herz erfüllte, offenbar ward.
18. Die Leute liefen scharenweise aus den Häusern zusammen zum öffentlichen Gebete, weil dem Tempel Unbilde widerfahren sollte,
19. die Frauen wogten, die Brust mit Bußkleidern umgürtet, durch die Straßen16 und die Jungfrauen, die sonst zurückgezogen waren, liefen teils zu Onias, teils auf die Mauern,17 teils blickten sie durch die Fenster hinaus,
20. alle aber flehten mit zum Himmel emporgehobenen Händen.
21. Denn zum Erbarmen war die bange Erwartung der bunten Menge und des von Todesangst ergriffenen Hohenpriesters.
22. So riefen sie den allmächtigen Gott an, dass er das ihm Anvertraute denen, die es anvertraut, gänzlich unversehrt erhalten möchte.
23. Heliodorus aber schickte sich an, seinen Entschluss auszuführen und begab sich selbst mit seinen Trabanten an den Ort des Schatzes.
24. Da zeigte sich der Geist des allmächtigen Gottes auf ganz augenscheinliche Weise, so dass alle, die jenem zu gehorchen gewagt,18 von Gottes Macht getroffen, zu Boden fielen und vor Schrecken außer sich gerieten.19
25. Es erschien ihnen nämlich ein mit prächtiger Rüstung bedecktes Pferd mit einem furchtbaren Reiter, dieser stürzte heftig mit den Vorderfüßen auf Heliodorus, der Reiter aber schien goldene Waffen zu haben.20

26. Dazu erschienen zwei andere Jünglinge von ausgezeichneter Stärke in herrlicher Pracht und schönen Gewändern, diese traten von beiden Seiten an ihn heran und geißelten ihn und schlugen ihn unaufhörlich mit vielen Streichen.21
27. Plötzlich fiel Heliodorus zur Erde und dichtes Dunkel umgab ihn,22 eilends hob man ihn auf eine Bahre und trug ihn fort.
28. So schaffte man den fort, der mit großem Gefolge und Trabanten in die vorbenannte Schatzkammer eingedrungen war, ohne dass ihm jemand Hilfe leisten konnte,23 da sich die Macht Gottes offenbar kundgegeben.
29. Durch göttliche Macht lag er nun sprachlos da, aller Hoffnung auf Rettung beraubt.
30. Die Juden dagegen priesen den Herrn, der seine Stätte so verherrlichte,24 und der Tempel, der kurz vorher voll war von Furcht und Schrecken, ward von Freude und Frohlocken erfüllt, da der allmächtige Herr sich offenbart hatte.
31. Alsbald aber baten einige von den Freunden des Heliodorus den Onias, den Allerhöchsten anzurufen, dass er dem in den letzten Zügen Liegenden das Leben schenken möchte.
32. Da nun der Hohepriester besorgte, der König möchte etwa argwöhnen, dass die Juden irgendeine Arglist an Heliodorus verübt, brachte er ein Heilsopfer25 für die Genesung des Mannes dar.
33. Während nun der Hohepriester noch im Gebete begriffen war,26 traten dieselben Jünglinge, mit denselben Gewändern angetan, vor Heliodorus und sprachen: Sage dem Hohenpriester Onias Dank, denn um seinetwillen hat dir der Herr das Leben geschenkt.
34. Du aber, von Gott gezüchtigt, verkünde allen die gewaltige Macht Gottes! Als sie dies gesagt hatten, verschwanden sie.27
35. Heliodorus aber brachte28 Gott ein Opfer und gelobte dem Verleiher des Lebens große Gelübde, dankte dem Onias und zog mit seinem Heere zum Könige zurück.
36. Er bezeugte aber allen, welche Taten des großen Gottes er mit seinen Augen gesehen.
37. Als nun der König den Heliodorus fragte, wer wohl geeignet sei, noch einmal nach Jerusalem gesandt zu werden, sprach er:
38. Wenn du einen Feind oder jemanden hast, der nach deiner Herrschaft strebt, so sende ihn dahin, und du wirst ihn gegeißelt wieder erhalten, wenn er anders mit dem leben davonkommt; denn in dem Orte ist wahrhaft eine Kraft Gottes wirksam.
39. Denn er selbst, der im Himmel wohnt, ist der Wächter und Beschützer jener Stätte, und die in böser Absicht dorthin kommen, schlägt und vernichtet er.29
40. Dies also ist die Geschichte des Heliodorus und der Erhaltung des Schatzes.30


Fußnote

Kap. 3 (1) Obgleich der Verfasser [2Mak 2,20.21] erklärt hat, die Taten des Judas Machabäus und seiner Brüder, ihre Kriege gegen Antiochus Epiphanes und Antiochus Eupator darstellen zu wollen, beginnt er diesen Bericht doch erst mit dem 5. Kapitel. In [2Mak 3] und [2Mak 4] verbreitet er sich über Ereignisse aus den letzten Jahren des Seleukus Philopator, des Vorgängers des Antiochus Epiphanes, die gleichsam ein Vorspiel dessen waren, was die beiden genannten Antiochus verübten. - (2) Onias III., der 196 vor Chr. Hoherpriester ward und selbst am syrischen Hofe seiner Frömmigkeit halber hochgeachtet ward. Die hier dargestellten Ereignisse gehören in die Zeit [1Mak 1,10]. - (3) So Ptolemäus II. Philadelphus, Ptolemäus III. Euergetes (ebenso später Kaiser Augustus und sein Schwiegersohn Agrippa). - (4) Seleukus IV. Pilopator (187 – 176 vor Chr.), der Nachfolger Antiochus des Gr., der ältere Bruder und Vorgänger des Antiochus Epiphanes. - (5) Vergl. [1Mak 8,6]. - (6) Dies Wohlwollen dauerte freilich nicht lange, wie das Folgende zeigt. - (7) Nicht aus priesterlicher Familie, war er wohl zum Schatzmeister des Tempels erwählt. - (8) Griech.: Entzweite sich mit dem Hohenpriester in Sachen der städtischen Marktaufsicht. - (9) Sonst unbekannt. - (10) Es ist wohl derselbe Heliodor, der bald darauf seinen Herrn Seleukus IV. ermordete. - (11) Einem durch Stellung und Reichtum hervorragenden (uns sonst nicht bekannten) Manne. - (12) Waren es hebräische Talente (Silber: 7800 M. Gold 90000 M.), so betrug die Summe 3 Mill. in Silber und 18 Mill. in Gold. Eine solche Summe aber konnte nicht vom Hohenpriester als unbeträchtlich bezeichnet werden. Es sind also wohl syrische Talente gemeint, die halb so schwer waren als die hebräischen. - (13) Selbst vom Standpunkte der Heiden war es eine schwere Freveltat, das zum Unterhalt der Witwen und Waisen bestimmte Geld aus dem Tempel zu rauben. - (14) Das Gebet war das einzige Verteidigungsmittel, das der Hohepriester hatte. - (15) [2Mos 22,7; 3Mos 6,2] - (16) Das öffentliche Auftreten der sonst so zurückgezogenen lebenden Frauen und ihre Bußgewänder sind Zeichen ihrer Anteilnahme an der dem Heiligtum drohenden Gefahr. - (17) Griech.: teils zu den Türen ihrer Häuser, teils auf die Mauern; andere schauten durch die Fenster. - (18) Griech.: die mit ihm zu kommen gewagt. - (19) Vergl. [Rich 6,22; Dan 8,17] - (20) Als gewaffnete Kämpfer für Israel erschienen die Engel nach dem Propheten Eliseus. [2Koe 6,17] - (21) Während sonst die Engelserscheinungen im Alten Testamente oft eine Verzückung dessen im Gefolge haben, dem sie sich zeigen [2Koe 6,17; Lk 2] u.a., ist hier die Erscheinung eine ganz fühlbare. - (22) Er wurde ohnmächtig. - (23) Griech.: Der sich selbst nicht helfen konnte, hingestellt (sich im Stande gänzlicher Hilflosigkeit befindend). - (24) Gegen alle Erwartung verherrlichte. - (25) Griech. einfach: Opfer. - (26) Griech.: Während nun der Hohepriester das Sühnopfer darbrachte. - (27) Beweis, dass die beiden übernatürliche Wesen Engel, waren. - (28) Ließ bringen. Vergl. [4Mos 15,13]. - (29) Vergl. [2Mak 8,36] und [2Mak 9,13]. - (30) Eine Bestätigung der Tatsache scheint Polybius zu bringen, der, ein persönlicher Freund des Demetrius I., des Sohnes Seleukus IV., sagt, er habe über die Erscheinung im Tempel mehr zu sagen (das übrige fehlt).

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