Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Klagel01
Threni, id est lamentationes Jeremiæ prophetæ.. Caput I.
Threni, das ist Klagelieder des Propheten Jeremias. Kap. 1
Wie man Verstorbenen eine Totenklage nachsandte, vergl. [2Sam 1,17ff] und [2Sam 3,33; 2Chr 35,24.25], so stimmt der Verfasser der Klagelieder eine Klage in fünf Gesängen über den Fall Jerusalems und des Tempels durch die Chaldäer an. Möchten doch alle, die der Feind am Leben gelassen, erkennen, dass Gottes strafende Hand sie getroffen, und Priester, falsche Propheten und Volk umkehren von ihren bösen Wegen! Der erste Klagegesang betrauert die Stadt Jerusalem, die freilich die Strafe für ihre Sünden erlitten hat [Klagel 1,5.8.14], aber nicht aller Hoffnung beraubt ist. [Klagel 1,9.20] und [Klagel 1,22] Der zweite Klagegesang weist auf Gott als Urheber des schweren Unglückes hin und bietet eine genaue Aufzählung aller Heimsuchungen. Falsche Propheten haben das Unglück Sions herbeigeführt[Klagel 2,14], so sollen jetzt alle sich zu Gott wenden mit Tränen und Flehen. [Klagel 2,18ff] Der dritte Klagegesang stellt in ergreifender Weise noch einmal das Unglück wie den Schmerz des Sehers vor Augen und mahnt zur Hoffnung auf Gott. [Klagel 3,19ff] Nach Aufzählung der Unbilden schildert der Seher im vierten Klagegesange die Schuld des Volkes [Klagel 4,6] und die Sünden der falschen Propheten und Priester [Klagel 4,3], wie das falsche Vertrauen auf die Menschen. Wie der Herr anzuflehen, die Schuld anzuerkennen und auf Gott allein die Hoffnung zu setzen ist, lehrt der fünfte Klagegesang. – Die Klagelieder sind gleichsam ein Vorbild heiliger Trauer und Buße, deshalb bedient sich die Kirche derselben in der Karwoche, ihren Schmerz und ihre Trauer auszudrücken über das furchtbare Strafgericht, das Gott über den Heiligen der Heiligen für die Sünder verhängt. Mit Recht haben alle Erklärer auch die Klagelieder auf die streitende Kirche, deren Bild Jerusalem ist, ja auf die einzelnen Seelen, die jene bilden, angewendet. | |
Et factum est postquam in cptivitatem redactus est Israel, et Jerusalem deserta est, sedit Jeremias propheta flens, et planxit laentione hac in Jerusalem, et amaro animo suspirans, et ejulans dixit:
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Und es geschah, nachdem Israel In Gefangenschaft gebracht worden war und Jerusalem verödet lag, setzte sich Jeremias, der Prophet, nieder und weinte und trauerte in dieser Klage um Jerusalem und sprach, bitteren Herzens, aufseufzend und weherufend: *)
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NUN. SAMECH. AIN. SADE.
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Zain. Heth.
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Fußnote
(*) Das Vorwort steht nicht im Hebräischen, Chaldäischen und Syrischen, auch nicht bei Aquilas, Symmchus, Theodotion. Selbst in den lateinischen Ausgaben fand es früher nicht durchgehends Platz, wie es auch in den besten Handschriften fehlt und sicher den heiligen Hieronymus nicht zum Urheber hat. Einige Ausleger verneinen die Kanonizität des Vorwortes. Kap. 1 (1) Mit diesem Buchstaben fängt im hebräischen Texte das erste Wort an. - (2) Nach Weise der Trauernden. - (3) Vom Herrn verworfen und seiner Fürsorge beraubt. - (4) Muss Frondienste leisten. Drei Dinge machen den Glanz eines Reiches aus: die Menge der Bewohner, der Ruhm des Reiches, der Vorzug des Landes. Dieser dreifache herrliche Ruhm ist in sein Gegenteil gewandelt. - (5) In der Zeit, welcher sonst die Menschen ein wenig von Bedrängnis und Betrübnis befreit zu werden pflegen. In der Nacht leiden müssen ist besonders hart, vergl. [Job 7,13.14]. - (6) Was Jeremia [Jer 9,1] als Wunsch ausgesprochen ist, ist hie Tat geworden. - (7) Die Völker, die einst ihre Freundschaft und das Bündnis mit ihr gesucht, verachten sie jetzt und verspotten sie. - (8) Hebr.: Haben ihr die Treue gebrochen. - (9) Aus Furcht vor den Chaldäern wollen auch die übriggebliebenen Juden nach Ägypten fliehen, und gewiss flüchteten auch einige, wie ehedem, [Jer 40,11] zu den benachbarten Völkern. Doch nirgends finden sie Sicherheit und Glück, der Drohung Moses gemäß [5Mos 28,65]. - (10) An Orten, wo kein Ausweg möglich war. Über die Heimsuchungen in Ägypten siehe [Jer 44,27]. Das Schicksal des Volkes ist der Schmerz der Hauptstadt. - (11) Sie bieten einen freudigen Anblick, wenn Festescharen auf den Wegen wallen, verlassen trauern sie. Sion ist eigentlich der höchste Berg Jerusalems, die Stadt Davids, doch wird bei den Propheten damit Jerusalem überhaupt bezeichnet. - (12) Ihr Schmuck und ihr Schutz, der Ort der Versammlung. - (13) Priester und Jungfrauen pflegen mit Gesang und Musik die Festesfeier zu erhöhen. - (14) Betrübnis und Bitterkeit ist ihr Anteil. - (15) Sind obenauf gekommen, sind im Glücke. Es ist in Erfüllung gegangen, was Moses angedroht. [5Mos 28,43ff] Wie Jeremias die Israeliten vor dem kommenden Strafgerichte gewarnt, so weist er jetzt auf Gottes Hand hin, die es verhängt hat. - (16) Hebr.: Ruhig, unangefochten, in voller Sicherheit. - (17) Besser: hat sie mit Gram erfüllt. - (18) Nicht einmal diese werden verschont. - (19) Alles, was die Tochter Sion einst auszeichnete und sie bewundernswert machte, ist dahingeschwunden, nichts ist übrig als Verwüstung und Verachtung. - (20) Besser: Hirschen. Diese sind das Bild der Flüchtigkeit. - (21) Wenn selbst die Fürsten von Hunger so abgemattet sind, dass sie nicht festen Fußes vor dem Verfolger zu fliehen vermögen, welches ist da die Lage des übrigen Volkes! Der Prophet weist wohl auf die [2Koe 25,5; Jer 39,5; Jer 52,8] erwähnten Schicksale des Sedekias hin. - (22) Hebr.: in den Tagen ihres Elends und ihrer Irrsal. - (23) Alles dessen, womit sie einst geziert war und was ihr Glück ausmachte. - (24) Unter David und Salomo. - (25) Dass jetzt ein allgemeiner Sabbat im schlimmen Sinne für das Volk eingetreten nach der Drohung [3Mos 26,34.43; 2Chr 36,21]. Hebr.: Aufhören, Feiern im angegebenen Sinne. - (26) Der Seher beweint das Unglück mit allen. Aber es ist nicht genug zu trauern, Buße wird gefordert, deren erste Stufe die Erkenntnis und das Bekenntnis der Schuld ist. - (27) Nach dem Hebr. vielmehr: Wie eine Frau, die von der ekelhaftesten Unreinheit (Monatsfluss) befleckt ist. - (28) Die Völker, welche sich um ein Bündnis mit Jerusalem bemüht [Jer 27,3], verachten es jetzt. - (29) Vor Scham ihr Antlitz verbergend. - (30) Hebr.: Ihr Unflat klebt an den Säumen ihres Gewandes. Die Schmach ihrer Sünde ist offenbar geworden. Sie hatte nicht an den Ausgang der Sünde gedacht. Vergl. [5Mos 32,29]. - (31) Hebr.: So fiel sie wunderbar tief – alle staunen über ihren Fall. So hatte Moses bereits gedroht. [5Mos 28,59] - (32) Jahve, Gott des Bundes (des Volkes Sache ist Gottes Sache). Dieser Name und die Überhebung der Feinde geben ihm Hoffnung, dass der Herr helfen werde. - (33) Nach allem, was kostbar war, auch den Gefäßen und Schätzen des Tempels. Vergl. [Jer 26,6]. Der Prophet begründet die Klage über den Übermut der Feinde. - (34) Sie sollten nicht in die Gemeinde aufgenommen werden. Es sind die [5Mos 23,1ff] Erwähnten. Vergl. [Ez 44,7-9]. Viele von denselben halfen wohl den Chaldäern bei der Einnahme der Stadt. [Neh 13,3] wird das angeführte Gesetz auf alle Fremden ausgedehnt. - (35) Das ganze Volk ist durch die Eroberung und Plünderung in die höchste Not gestürzt. - (36) Sion fleht, Gott wolle den Jammer seiner auserwählten Stadt nur ansehen, dann werde er ja helfen. Doch zugleich bekennt Sion im Folgenden, dass er von Gott gezüchtigt ist. Origen. Olymp. Hugo a. St. Viktore, andere wenden die Klage Jerusalems auf die menschliche Seele an. Wenn sie Gott verloren hat, ist sie gleichsam verwaist, sie, die als Fürstin einst über ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten geherrscht, ist jetzt eine Sklavin es Satans geworden, so vielen an Zeptern dienstbar, als sie Lastern ergeben ist. (Hier.) - (37) Von Gott wendet sich Sion an andere. Die ersten Worte sind im Hebr. unverständlich. - (38) Hebr.: Wie meinen Schmerz, der mir angetan wird, mir, die Jahve betrübt hat am Tage seiner Zornesglut. – Am Tage nach der Zerstörung Jerusalems hat sich das Gericht Gottes über Israel offenbart. - (39) Dieser Schmerz ist besonders deshalb so hart, weil der Zorn Gottes fortdauert, was in V. 13 – 15 in vier Bildern geschildert wird: Feuer, Netz, Joch und Ketten. Hebr. statt züchtige mich: dass es sie beherrschte, durchströmte. - (40) Während von oben herabgesandtes Feuer die Gebeine durchströmte, legte Gott von unten den Füßen Netze, in welchen sie gefangen wurden, so dass sie dem göttlichen Gerichte nicht entgehen konnten. Das Feuer verzehrt alle Kraft, das Netz hindert sie, der Gefangenschaft zu entgehen. - (41) So dass ich nicht weiter gehen konnte, sondern gefangen zurückgehalten wurde. - (42) Wörtlich nach der Vulg.: Es ist gleichsam die Zeit des Zornes, welche so lange zu schlafen schien, erwacht. Besser hebr.: Geschirrt ist das Joch meiner Sünden durch seine Hand; es drückt mich so nieder, dass ich ohne Gottes Hilfe mich nicht zu erheben vermag. - (43) Nur er allein kann helfen. - (44) Hebr.: Es (das Joch) hat meine Kraft gebrochen. - (45) Gott hat gleichsam ein fest verkündet zum Untergange Jerusalems und die Völker dazu eingeladen, welche er zu Verderbern Jerusalems [Jer 22,7] geweiht hat. - (46) Hebr.: Jünglinge. - (47) Wie das Fest der Weinlese ein Freudenfest war für Israel, so soll dieser Tag ein Jubelfest für die Feinde sein. Jerusalems Jünglinge, die kampfestüchtigen Männer, wurden wie Trauben abgeschnitten und in die Kelter des Vernichtungsgerichtes geworfen, die Gott selbst tritt. Das gleiche Bild des Keltertretens. [Jes 63,3]. - (48) Hebr.: mein Auge, mein Auge. - (49) Hebr.: Meine Kinder sind starr vor Entsetzen, so unglücklich, dass sie die weinende Mutter nicht trösten können. - (50) Weil zuvor der Herr umsonst seine Hände ausgebreitet hat, zur Umkehr rufend [Jes 65,2; Jer 25,2], breitet Sion vergeblich seine Arme aus, Hilfe und Erbarmen erflehend. - (51) Weit entfernt, Sion Trost zu bringen, meiden sie es wie ein zum Abscheu gewordenes Weib, dessen Berührung man fliehen muss. - (52) Nur die Heimsuchung gibt Einsicht. [Jes 28,19] - (53) Denn seinem Munde (Ausspruch) trotzte ich. - (54) Aller Orten und Länder. - (55) Es folgt, wie V. 13ff, die Aufzählung der Hauptursache dieses Schmerzes: Ihre Freude und Stolz, die Hoffnung der Zukunft, ist der Stadt geraubt (V. 18, vergl. 4. 5. 15), ihre Bundesgenossen haben ihre Erwartung getäuscht (V. 19, vergl. V. 2), die Priester, die Vertreter des Volkes vor Gott und die Vermittler seiner Gnade, die Ältesten, die Leiter der bürgerlichen Angelegenheiten, sind verschmachtet. - (56) Hebr.: Buhlen. Die Völker, mit denen Israel zuvor Bündnisse geschlossen und zu deren Götzen sie so gleichsam geflohen. - (57) Wie die Ägypter. [Jer 37,6] - (58) Der Erfolg der Heimsuchungen soll sein, dass Sion von aller menschlichen Hilfe verlassen zu Gotts eine Zuflucht nimmt. - (59) Hebr.: Meine Eingeweide glühen. - (60) Hebr.: Weil ich widerspenstig war. Draußen würgt das Schwert meine Kinder, drinnen die Seuche. (Verschiedene Arten des Todes.) - (61) Den höchsten Schmerz bereitet es Sion, dass seine Feinde es verhöhnen. - (62) Hebr.: Doch du bringst sicher den Tag herbei, den du vorhergesagt – nämlich der Strafe für die Feinde. Dann werden diese die gleiche Strafe erdulden, die sie mir jetzt antun. Vergl. [Jer 50,27]. - (63) Hebr.: und tue ihnen, gleichwie du mir getan. - (64) Grund für die Bitte, dass Gott das Elend ansehen und Sion das Mitleid schenken wolle, das die Menschen ihr versagen. - Weitere Kapitel: 02 | 03 | 04 | 05 |
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