Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Spr09

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Liber Proverbiorum.
Quem Hebræi Misle appellant. Caput IX.

Die Sprüche Salomons. Kap. 9


b. (Elftes Lehrgedicht. Kap. 9) Einladung zu zwei Gastmählern, dem der Weisheit (V. 12) und dem der Torheit. (V. 18) Wer der ersteren folgt, wird glücklich; unglücklich, wer der anderen sein Herz öffnet.

1. Sapientia ædificavit sibi domum, excidit columnas septem.
2. Immolavit victimas suas, miscuit vinum, et proposuit mensam suam.

3. Misit ancillas suas ut vocarent ad arcem, et ad mœnia civitatis:

4. Si quis est parvulus, veniat ad me. Et insipientibus locuta est:
5. Venite, comedite panem meum, et bibite vinum quod miscue vobis.
6. Relinquite infantium, et vivite, et ambulate per vias prudentiæ.
7. Qui erudit derisorem, ipse injuriam sibi facit: et qui arguit impium, sibi maculam generat.

8. Noli arguere derisorem, ne oderit te. Argue sapientem, et diliget te.

9. Da sapienti occasionem, et addetur ei sapientia. Doce justum, et festinabit accipere.
10. Principium sapientiæ timor Domini: et scientia sanctorum, prudentia.

11. Per me enim multiplicabuntur dies tui, et addentur tibi anni vitæ.

12. Si sapiens fueris, tibimetipsi eris: si autem illusor, solus portabis malum.

13. Mulier stulta et clamosa, plenaque illecebris, et nihil omnino sciens,
14. Sedit in foribus domus suæ super sellam in excelso urbis loco,
15. Ut vocaret transeuntes per viam, et pergentes itinere suo:

16. Qui est parvulus, declinet ad me. Et vecordi locuta est:
17. Aquæ furtivæ dulciores sunt, et panis absconditus suavior.
18. Et ignoravit quod ibi sint gigantes, et in profundis inferni convivæ ejus.


1. Die Weisheit1 hat sich ein Haus gebaut, sich sieben Säulen ausgehauen.2
2. Sie hat ihre Opfertiere geschlachtet, den Wein gemischt und ihren Tisch zugerichtet.3
3. Sie sendet ihre Dienerinnen aus,4 dass sie rufen bei der Burg und bei den Mauern der Stadt:5
4. „Ist jemand klein,6 er komme zu mir!“7 Und den Unweisen ließ sie sagen:
5. „Kommet, esset mein Brot8 und trinket den Wein, den ich für euch gemischt habe!9
6. Lasset von der Einfalt und lebet und wandelt auf den Wegen der Klugheit!“10
7. Wer einen Spötter zurechtweist, zieht sich selber Unbilden zu;11 und wer einen Gottlosen tadelt, bereitet sich selbst eine Unzier.12
8. Weise den Spötter nicht zurecht, dass er dich nicht hasse; weise den Weisen zurecht, und er wird dich lieben.
9. Gib dem Weisen Gelegenheit, so wird er in der Weisheit zunehmen; belehre den Gerechten, so wird er es schnell annehmen.
10. Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang13 und den Heiligen14 erkennen ist Einsicht. [Ps 110,10, Spr 1,7, JSir 1,17]
11. Denn15 durch mich werden deiner Tage viele werden und die Jahre des Lebens sich dir mehren. [Spr 3,2]
12. Wenn du weise bist, bist du für dich selbst weise; und bist du ein Spötter, so wirst du das Unheil allein tragen.16
13. Eine Frau, töricht, geschwätzig, voll der Lockungen und gänzlich unverständig,17
14. setzt sich an der Türe ihres Hauses auf einen Sessel, auf erhöhtem Platze der Stadt,
15. um denen, welche des Weges vorüberkommen,18 und den Dahinwandelnden19 zuzurufen:
16. Wer einfältig20 ist, wende sich zu mir!“ Und zu dem Unverständigen sagt sie:
17. „Gestohlene Wasser schmecken süßer, und heimlich zugestecktes Brot ist schmackhafter.“21
18. Und er weiß nicht, dass dort Ungeheuer22 sind und in den Abgründen der Unterwelt ihre Gäste.23


Fußnote

Kap. 9 (1) Das hebr. Wort hat hier die Form der Mehrheit wie das Wort Elohim, Gott. - (2) Gewöhnlich brauchte man hölzerne Tragsäulen. Die Weisheit hat Säulen ausgehauen: eine Andeutung der erhabenen Würde ihres Hauses. Die Häuser hatten mindestens vier Säulen. Die Zahl sieben weist auf etwas Heiliges, einen Tempel, hin. Dies Haus der Weisheit im vollkommensten Sinne ist die Kirche (Gregor der Gr.), die sieben Pfeiler (Zahl der Vollkommenheit) die Einzelkirchen. (Aug., Greg. D. Gr.) Symbolisch ist Christus dieser Tempel, die sieben Gaben des Heiligen Geistes die Säulen desselben. Der hl. Athanasius, Greg. v. Nyssa, Aug. deuten das Haus auch auf den Leib, den der Heiland aus Maria annahm. Auch auf die hl. Jungfrau wenden einige hl. Väter dieses Bild an. - (3) Diesen Vers erklären Crys., Ambros., Cyprian, Beda von der hl. Eucharistie, auf welche die Kirche denselben gleichfalls im Fronleichnams-Offizium anwendet. - (4) Erst, wenn das Mahl fertig und alles angerichtet ist, ergeht die Einladung. Die Dienerinnen sind insbesondere die Lehrer der Weisheit, im Neuen Testamente die Apostel u.a. - (5) Hebr.: Ihr Ruf ergeht von den Höhen der Stadt. Der Ort ist derselbe wie [Spr 8,1] und [Spr 1,20ff]. - (6) Hebr.: töricht. - (7) Die Einladung der Weisheit und der Torheit (V. 16) wird in dieselben Worte gekleidet. - (8) Genießt die Mahlzeit. - (9) Vergl. [Mt 22,1ff, Lk 14,16ff]. - (10) Erklärung des Bildes; Brot und Wein sind die Weisheitsregeln, welche befähigen, die Torheit zu verlassen. - (11) Nach einige besagen V. 7-10, das die Einladung nicht an die Spötter ergeht, denn solche Leute zurechtzuweisen, bringt nur Schande. Doch vielleicht sind V. 7-10 Begründung zu V. 6a. Lasset von der Torheit! Lasset den Verkehr mit solchen Leuten, denn ihr gewinnt aus demselben nur Hass und Verachtung, kommt zu den Weisen! - (12) Eine Schande ist schon die Erfolglosigkeit, noch mehr die beschimpfende Abweisung. Dazu kommt aber noch der Hass dessen, der sich nicht will zurechtweisen lassen. (V. 8) - (13) Vergl. [Spr 1,7, Spr 2,5]. - (14) Gott. - (15) Begründung zu V. 5-10. - (16) Den Segen der Weisheit schmeckst du allein, vergl. [Job 22,3], so wie du den Unsegen des Spottes selbst tragen musst. Vergl. [4Mos 9,13]. Die Septuag. fügt noch drei Verse an, deren Anfang sich in der Vulgata [Spr 10,4] findet. - (17) Die Torheit wir hier mit den Farben gemalt, mit denen die Ehebrecherin [Spr 7,11] dargestellt ist. Hebr.: Frau Torheit, leidenschaftlich, voll Eitelkeit ist die Unvernunft, gänzlich unwissend. - (18) Und ihr so, auch ohne es zu wollen, nahekommen. - (19) Den auf ihren Pfaden geradeaus Wandelnden. - (20) Unerfahren. Das Wort ist im Hebräischen doppelsinnig. Der Verfasser nimmt es im tadelnden Sinne von Tor, das Weib braucht es für solche, die für angeblich edle Freuden und gebildeten Umgang empfänglich sind. - (21) Die Torheit ladet wie die Weisheit zu einem Mahle ein. Aber welche Gegensätze! Dort Wein, hier Wasser, dort ist ein Gastmahl bereit, hier verstecktes Essen. Dies Mahl besteht aus verbotenen Speisen: Ehebruch. Das Herz neigt dem Verbotenen zu, daher nennt sie dieses süß. – Wasser wohl mit Bezug auf [Spr 5,15]. - (22) Vergl. [1Mos 6,2, Job 26,5]. Hebr.: Dass dort Schatten sind. Die, welche dem Tode sicher bald verfallen sind, sind schon jetzt so gut wie tot. - (23) Jenes Haus reicht bis in den Schlund der Hölle. – Die Septuag. fügt noch einige Worte der Ausmalung hinzu.

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