Psalmen

Aus Vulgata
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DAS BUCH DER PSALMEN

Ein Psalm ist ein religiöses Lied, das zum Saitenspiel gesungen wird. Hundertfünfzig solcher Lieder sind in der heiligen Schrift zum Buch der Psalmen (uneigentlich nach dem Musikinstrument psalterium, einer Art Zither, auch Psalter genannt) vereinigt. Der Inhalt der Psalmen ist Betrachtung und Gebet, zunächst des einzelnen, dann aber auch der Gemeinde.
Der Davidische Psalter umfasst 150 Psalmen; indes sind [Ps 13] und [Ps 52] gleichbedeutend, [Ps 69] stimmt in den letzten Versen mit [Ps 39,14-18] zusammen. [Ps 107] ist aus [Ps 56,8-12] und [Ps 59,7-14] zusammengesetzt. Wenngleich aber alle Sammlungen in der Zahl 150 übereinstimmen, ist doch die Teilung derselben im Hebräischen eine andere als in der Septuaginta und Vulgata.

Septuag. Vulg. Hebr.
Ps. 1-8 1-8
9 9.10
10-112 11-113
113 114.115
114.115 116
116-145 117-146
146.147 147
148-150 148-150

Der gesamte Psalter wurde von alters her nach dem Vorbilde des Pentateuch in fünf Bücher geteilt, die fünf verschiedenen Sammlungen entsprechen (1-40, 41-71, 72-88, 89-105, 106-150), ohne dass innerhalb einer jeden einzelnen ein bestimmter Grund der Anordnung nachweisbar ist.
Den einzelnen Psalmen sind uralte Angaben über Verfasser oder Vortragsweise vorgesetzt. Einige der letzteren sind: a. Zum Ende (in finem), richtiger: für den Vorsänger, Musikmeister, damit er nämlich das Lied beim Gottesdienste gebrauche. B. Unter den Liedern (in carminibus): Mit der Zither oder dem Psalter (zitherartiges Instrument) zu begleiten. C. Für die Erbin (pro ea quæ hereditatem consequitur), richtiger: Blasinstrument. D. Für die Oktav. Über die Geheimnisse des Sohnes (pro occultis filii): Tiefe Stimme, hohe Stimme. E. Bezeichnung der Melodie nach den ersten Worten eines bekannten Liedes: Für Hilfe am Morgen (pro susceptione matutina). Hebr.: Hindin am frühen Morgen (die ihre ersten Strahlen aussendende Sonne). – Auf die, welche verwandelt werden (pro iis qui commutabuntur). Im Hebr. wohl: (Melodie:) Die Lilien sind ein Zeugnis. – Für das Volk, das fern ist vom Heiligtum (pro populo qui a sanctis longe factus est). Der hebräische Text ist verdorben und nicht zu erklären. – Vertilge nicht (ne disperdas). Anfang der Melodie, nach welcher zu singen. Für Maheleth, eine Unterweisung Davids. (Pro Maeleth intelligentiæ David.) Wohl: Trauerlieder nach bekannter Melodie. – f. Am ersten Tage nach der Woche (prima sabbati). An diesem Tage zu singen, bei dem Morgenopfer. – Lobpsalm (in confessione): Beim Dankopfer. – Zum Andenken (in rememorationem): Bei dem Teile des Minchaopfers zu singen, der Andenken hieß. G. Alleluja deutet zwar den Inhalt der dem Worte folgenden Psalmen an, ist aber zugleich, zum wenigsten bei einigen derselben, teil der Liturgie. – h. Stufengesang (Canticum graduum) hießen die Psalmen, welche von den Leviten auf den vom Frauenvorhofe zum Männervorhofe emporführenden Stufen oder von allen Israeliten, wenn sie dreimal im Jahre nach Sion hinaufzogen, gesungen wurden. – Für die Keltern (pro torcularibus). Wohl am Laubhüttenfest zu singen. Bei der Einweihung des Hauses (in dedicatione domus), nämlich der Errichtung des Altares. [1Chr21-22]
Die einzelnen Psalmen stammen von verschiedenen Verfassern und aus verschiedenen Zeiten her. Von den jetzt im Texte befindlichen Angaben über den Verfasser sind sicher diejenigen echt und zweifellos, welche sich im Hebräischen wie in den alten Übersetzungen übereinstimmend finden. So gehört [Ps 90] sicher Moses zu, die Mehrzahl aller Psalmen David (darunter 85 (Sept. 84 – Hebr. 73) mit Angabe seines Namens) Asaph etwa 9, Eman 1, Ethan 1, verschiedenen Söhnen Kores 11. Die Verfasser der anonymen Psalmen sind einzig durch die inneren Umstände derselben festzustellen, die indes sehr häufig einen sicheren Schluss nicht gestatten.
Das Psalmbuch wurde wahrscheinlich von Nehemias mit Hilfe des Esdras zusammengestellt [2Mak 2,13], wenngleich die einzelnen Teile zu verschiedenen Zeiten gesammelt wurden, über welche sich Sicheres nicht sagen lässt. Die Vermehrung, welche die erneuten Sammlungen beifügten, bestand nicht allein in der Hinzufügung neuer Bücher, sondern entstand auch durch Erweiterung der schon zusammengestellten Teile, indem man aus dem Schatze der gebräuchlichen alten Gesänge neue in das Psalmbuch einfügte. Hierbei wurden die älteren Lieder bisweilen nach dem Bedürfnisse der Zeitumstände umgearbeitet. Damit fiel Esdras auch die besondere Aufgabe zu, den ursprünglichen Text von unbefugten Änderungen zu befreien und im Exil etwa beigefügte Zusätze zu entfernen.
Der Glaube an die übernatürliche Entstehung der Psalmen ist bereits aus den Büchern des Alten Testamentes zu erkennen. Vergl. [2Sam 23,2] u.a. Nehemias befahl, die Psalmen ebenso wie die Schriften der Propheten an heiliger Stätte aufzubewahren [2Mak 2,13], und der Heiland stellt die Psalmen dem Gesetze und den Propheten gleich [Lk 24,44], wie er und die Apostel dieselben auch sonst häufig als zur heiligen Schrift gehörig bezeichnen. (Vergl. insbesondere [Mt 22,43, Mk 12,36]). Der nämliche Glaube ist [Apg 4,25] und [Hebr 3,7] ausgesprochen und bei Juden und Christen stets unangefochten der gleiche gewesen. Die Kirche hat die Psalmen zur Richtschnur ihrer liturgischen Gebete gewählt und sämtliche gottesdienstlichen Bücher zum großen Teil entweder aus den Psalmen zusammengestellt oder doch in deren Ausdrücken abgefasst.


Die Bibel: Psalmen (1-50) | (51-100) | (101-150)