Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Apg15
Actus Apostolorum
Die Apostelgeschichte - Kap. 15
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1. Et quidam descendentes de Judæa, docebant fratres: Quia nisi circumcidamini secundum morem Moysi, non potestis salvari. 34. Visum est autem Silæ ibi remanere: Judas autem solus abiit Jerusalem. 39. Facta est autem dissensio, ita ut discederent ab invicem, et Barnabas quidem assumpto Marco navigaret Cyprum. 41. Perambulabat autem Syriam, et Ciliciam, confirmans ecclesias: præcipiens custodire præcepta Apostolorum, et seniorum. |
1. Es waren nun einige aus Judäa herab gekommen, welche die Brüder lehrten: Wenn ihr euch nicht gemäß dem Brauche des Moses beschneiden lasset, so könnet ihr nicht selig werden.1 [Gal 5,2] |
Fußnote
Kap. 15 (1) Judenchristliche Eiferer lehrten, das Gesetz Moses sei auch für die Christen notwendig, wenigstens die Beschneidung; keinesfalls (so die Milderen unter ihnen) seien die unbeschnittenen Christen den Judenchristen gleichzustellen, obgleich sie das Heil zu erlangen vermöchten. Da nun die Heidenchristen, welche einer solchen Anschauung nicht nachkamen, sehr zahlreich waren, erklärten jene nicht mehr Glauben und Gnade als Mittelpunkt des Heiles, sondern die Zugehörigkeit zu dem mosaischen Gesetze, wie umgekehrt eine Partei (gegen welche der Brief des heil. Jakobus gerichtet ist) den Glauben ohne die Werke pries. Das Auftreten der verwirrenden Eiferer fällt in die Zeit, in welcher Paulus und Barnabas in Antiochia wirkten. Unter den Eiferern war nach Epiphanius auch Cerinthus. - (2) Das Ansehen des Paulus und Barnabas genügte nicht, um den Streit zu entscheiden. Deswegen musste eine autoritative, für die ganze christliche Kirche geltende Entscheidung herbeigeführt werden, wie es den beiden Aposteln daran liegen musste, in vollster Übereinstimmung mit der Kirche von Jerusalem zu handeln. Paulus hatte als besonderen Grund der reise noch eine göttliche Mahnung. [Gal 2,2] - (3) Sie zogen an der Küste entlang über Sidon und Tyrus, wohl durch Cäsarea und dann nach Samaria. Sowohl in Phönizien wie in Samaria fanden sie christliche Gemeinden. - (4) Die Vertreter der pharisäischen Richtung fordern unumwunden Judaisirung der in der Kirche aufzunehmenden Heiden. - (5) Die Apostel, eingedenk der Zusage des Herrn, dass er selbst stets in der Mitte der in seinem Namen Versammelten sein [Mt 18,20] und die Kirche durch den Heil. Geist in alle Wahrheit werde geleitet werden [Joh 16,13], beschlossen, die vorgelegte Frage unter dem Beistande des heil. Geistes zu prüfen und zu entscheiden. So versammelt sich denn die lehrende Kirche, welche in Jerusalem noch ausschließlich durch die Apostel dargestellt war, zu dem ersten allgemeinen Konzil. Die Entscheidung geben die Apostel, die Vorsteher beraten, apostolische Männer (V. 12) aus Antiochia und andere Lehrer dürfen Anträge stellen. Den Vorsitz führte das Haupt der Kirche, Petrus, welcher nach Gründung der Kirche zu Rom nach Jerusalem gekommen war. Beratung und Beschlussfassung zeigen, wie sehr die Apostel von dem Bewusstsein durchdrungen sind, dass der heil. Geist mit ihnen ist. (V. 28) Die Entscheidung wird in Form eines alle verbindenden Kirchengesetzes gegeben. (V. 29) Es war durchaus notwendig, dass hier Klarheit geschafft wurde, da die irrige Meinung, das alte Gesetz verbinde noch, die Judenchristen ständen höher als die Heidenchristen usw. geeignet war, viele vom Eintritt in die Kirche abzuhalten und in der Kirche selbst eine tiefgehende Spaltung hervorzurufen. Auch lag in einer solchen Ansicht eine Geringschätzung, ja eine Aufhebung des Wertes der Erlösung. Vergl. [Gal 2,21] - (6) Der heil. Petrus schlägt den Beschluss vor, den das Konzil annimmt. Jakobus bringt eine Zusatzbestimmung in Vorschlag, welche ein moralisches und ein Disziplinargebot enthält. - (7) Zunächst war viel Streit über Titus. [Gal 2,2-5] Paulus der später selbst den Timotheus beschnitt [Apg 16,3], gab hier nicht nach, da es sich um eine grundsätzliche Entscheidung handelte. – Der heil. Paulus macht zuerst (V. 7 – 9) die Erfahrung und das Zeugnis Gottes zu Gunsten der Freiheit geltend, worauf er (V. 11) den inneren Grund dieser Freiheit angibt. - (8) Am Anfange der Kirche, vor etwa 12 Jahren. - (9) Durch den lebendigen Glauben, der in der Liebe tätig ist. Da Gott selbst entschieden hat, wie darf man ihn noch zweifelnd versuchen (V. 10), ob seine Weisheit hierin recht gehandelt habe, (Crys., Oek., Bed.) oder ob seine Langmut es ertrage, die, welche er frei gemacht, wieder unter das Joch gezwungen zu sehen. Die Worte des heil. Petrus erinnern an die Aussprüche des Herrn [Mt 23,4] und [Mt 11,30] - (10) Die Erfüllung des ganzen Gesetzes ist unmöglich und unnütz, selbst für die Juden. Vergl. [Gal 3,10ff] - (11) Barnabas steht wegen seiner alten Verbindung mit der Kirche von Jerusalem an erster Stelle. - (12) Jakobus hatte als Vorsteher der Kirche von Jerusalem keine Gelegenheit gehabt, mit Heiden in Berührung zu kommen, und besaß gewiss als der treueste Beobachter des Gesetzes das höchste Ansehen in dieser Frage. Er will den Heidenchristen eine kleine Beschränkung auferlegen, die sie noch nicht als Joch (V. 10) empfinden, die aber notwendig ist, um den Juden besonders anstößige Dinge zu beseitigen (Götzenopfer und Genuss von Blut). Zudem wünscht er ein besonderes Verbot der durch das Sittengesetz verbotenen Unzucht, welche damals vielfach unter den Heiden als erlaubt galt. (V. 20) Der Grund davon ist wohl, dass die Brüder aus den Pharisäern (V. 5) gerade diese Punkte hervorgehoben und als besonders anstößig bezeichnet haben. - (13) Mit der V. 14 erwähnten Handlungsweise Gottes. - (14) Der Text des Propheten ist nach der Septuag angeführt. Nach dem Hebr. wird eine Zeit verheißen, in welcher die Herrschaft Davids wiederhergestellt wird und alle Völker durch Israel dem Herrn zugeführt werden. Nach der Septuag ist ein Suchen der Heidenvölker nach dem Herrn Israels angedeutet, wie [Jes 2,1ff, Mic 4,1ff]. Die Verheißung ist in beiden Texten dieselbe: Das Zelt Davids, d. i. die Herrschaft des Messias, die Kirche wird aufgerichtet werden. - (15) Gott hat seit Urbeginn beschlossen, die Heiden in der messianischen Zeit zu einem Volke mit den Juden zu vereinen. - (16) Hätte Gott die Völker durch das Gesetz vereinigen wollen, so wäre dies bereits früher geschehen. - (17) Die Befleckung durch Götzen ist der Genuss von heidnischen Opfern. (V. 29) Bei den heidnischen Opfern wurde ein Teil des zum Opfer dargebrachten Tieres bei dem Opfer verbrannt, ein zweiter gehörte den Priestern, ein dritter denen, welche das Opfer darbrachten. Diese letzteren veranstalteten damit teils religiöse Festmahle, teils benutzten sie das Fleisch zu den gewöhnlichen Mahlzeiten, häufig indes wurde das Fleisch zu Gunsten der betreffenden Familie oder des Opferpriesters auf dem Markte verkauft. Der Genuss solchen Fleisches war den Juden ausdrücklich [2Mos 34,15] verboten. Dieselbe Frage entschied der heil. Paulus. [1Kor 8] und [1Kor 10]. Das Opferfleisch hing nach jüdischer Auffassung auf das innigste mit dem Opfer selbst zusammen. Jedenfalls lag in dem Genusse eine Gefahr, dass die Neubekehrten zu ihren früheren Ansichten zurückkehrten. Die Unzucht wird besonders erwähnt, weil das Heidentum alle Ehrfurcht vor dem eigenen Leibe und dem Frauengeschlechte verloren hatte. Die Macht der Gewohnheit und des Beispiels machte selbst für die aus dem Heidentum bekehrten Brüder eine Mahnung erforderlich. Der Blutgenuss endlich war den Juden ein Greuel, weil das Blut das Leben darstellte und somit Gott geweiht war. Vergl. [1Mos 9,4, 3Mos 3,17] u. a. - (18) Immerhin ist einige Rücksicht auf die Bekehrung der Juden zu nehmen, welche durch das Hören des Gesetzes unablässig daran erinnert werden, in welchem Gegensatze das Verhalten der Heidenchristen zu demselben stehe. Damit also die Kirche keinen Schaden leide, sind einige kleine Konzessionen zu machen. Es ist mithin nicht innere Notwendigkeit, sondern liebevolle Rücksicht, weshalb der Apostel wünscht, diese wenigen Bestimmungen des Gesetzes den Heiden auferlegt zu sehen. Die völlige Niederreißung der Scheidewand, welche die beiden Teile der Kirche noch trennte, musste der Zukunft vorbehalten und Gott selbst überlassen bleiben. - (19) Die Hauptfrage ist durch die Apostel gelöst, die „Gemeinde“ erklärt nur damit einverstanden zu sein, wie man das Dekret den Heidenchristen mitteilen sollte. - (20) Über Judas, genannt Barsabas (Bruder des Joseph Barsabas [Apg 1,23]?) ist weiter nichts bekannt. Silas oder Silvanus ist als Begleiter des heil. Paulus auf dessen Reisen in Kleinasien bekannt. Judas und Silas waren Propheten. (V. 32) Die Botschaft soll mündlich und schriftlich zugleich ausgerichtet werden: schriftlich, damit der genaue Wortlaut des Beschlusses feststehe, mündlich aber (V. 27), damit das lebendige Zeugnis, das Lehrwort im Namen der Kirche den Beschluss ebenso authentisch veröffentliche, wie im einzelnen auslege. (V. 32) Sonach bieten V. 23 – 30 die erste geschriebene Urkunde der Kirche. Die mündliche Überlieferung des gleichen Inhaltes siehe [2Tim 2,2]. - (21) Syrien und Cilicien standen in engster Verbindung mit Antiochia, deshalb war die Entscheidung auch für diese Provinzen wichtig. - (22) Ob die falschen Lehrer sich etwa auf die Apostel und die Presbyter oder die Kirche von Jerusalem berufen hatten? - (23) Welche Empfehlung seitens der Kirche von Jerusalem! - (24) Inhalt und Auslegung des Briefes werden sie mündlich melden. - (25) Haben auch die Apostel den Beschluss gefasst, so hat doch nicht ihre Klugheit allein dies gewählt, noch ihr Wille nur dies vorgeschrieben, sondern der die Kirche leitende Heil. Geist durch sie, als die von ihm eingesetzten unfehlbaren Organe. Vergl. [Lk 10,16]. Von diesem Augenblick war die Kirche sich stets dessen bewusst, dass bei Entscheidungen von Fragen über Glaube und ewiges Heil der göttliche Lehrmeister sie vor allem Irrtume bewahrt und in alle Wahrheit führt. Wie ganz anders als V. 28: „Wir haben unter Leitung des Heil. Geistes für gut befunden“ lautet deshalb V. 25: „wir haben für gut befunden“. Die erste der hier gegebenen Bestimmungen ist eine Lehrbestimmung, das weitere ist ein Ausfluss der gesetzgeberischen Gewalt der Kirche. Diese Vorschriften haben zunächst örtliche Geltung, wie die Adresse zeigt. Damit war zugleich eine zeitliche Beschränkung gegeben: so lange es notwendig ist zur besseren Vereinigung der Heiden- und Judenchristen innerhalb der Kirche. Die griechische Kirche hält freilich noch an diesen Vorschriften fest, jedenfalls dem Geiste derselben minder entsprechend als die abendländische. - (26) Da die strengen Judenchristen diese Stücke sehr verabscheuten, waren sie im Verkehr mit den Heidenchristen vielfach behindert, wenn diese sich nicht von denselben enthielten. - (27) Nach dem Griechischen richtiger: werdet ihr euch wohl befinden, d. h. Frieden und Einigkeit haben. Diese Vorschriften haben eine entfernte Ähnlichkeit mit den noachischen Geboten, deren Befolgung des Proselyten des Tores, siehe [Mt 23,Anm.21] auferlegt wurde, und die zum Teil aus [1Mos 9,4ff] genommen wurden. Götzenfleisch ist das Fleisch, welches bei Götzenopfern verwendet worden war und dann gegessen oder verkauft wurde. An sich konnte es gegessen werden, da man durch den Genuss außerhalb der Opferhandlung den Götzen keine Verehrung erwies; den Juden schien es jedoch befleckt zu sein. Ersticktes sollte verboten sein, weil das Blut in demselben enthalten war, mithin der Genuss des Erstickten mit Blutgenuss gleichbedeutend schien. Unzucht bezeichnet nicht sowohl die durch das Naturgesetz bereits verbotenen Sünden, denn, dass Christen sich von solchen enthielten, bedurfte keines neuen Gesetzes, sondern heiraten in solchen Verwandtschafts- und Schwangerschaftsverhältnissen, in welchen den Juden die eheliche Verbindung untersagt war. So verstanden es auch die jüdischen Gesetzlehrer in ihren Aufstellungen der noachischen Gebote. Vergl. auch [3Mos 18,6ff]. – Das Jahr der Abhaltung des Apostelkonzils fällt wahrscheinlich in die erste Hälfte des Jahres 51, frühestens in das Ende des Jahres 50. - (28) Die Hauptaufgabe der Propheten ist der Zuspruch, die Ermahnung, Tröstung. - (29) In diese Zeit fällt wahrscheinlich die Rundreise des heil. Petrus in die von ihm gegründeten Gemeinden und damit sei Besuch in Antiochia, dessen der heil. Paulus [Gal 2,11ff] Erwähnung tut. - (30) Nach einigen Tagen des Lehrens und Wirkens. - (31) Erregung, Erbitterung. Jeden von beiden schmerzte es, dass der Andere nicht nachgehen wollte, aber es entstand keine Feindschaft oder Zank (Chrys.). - (32) Barnabas wie Paulus wollen der Sache Christi dienen. Indes würdigt Barnabas, eingenommen von seiner Liebe zu Markus, nicht genugsam die gerechte und vorsichtige Strenge des heil. Paulus, dieser nicht die versöhnliche Milde des heil. Barnabas (Chrys.). Auch die Apostel sind für menschliche Schwächen nicht unzugänglich. Es entstand eine Spannung, keine Aufhebung der innigsten Freundschaft. Diese Trennung sollte übrigens nach Gottes Ratschlusse eine allseitig heilsame sein. So ward das Evangelium in verschiedenen Ländern gepredigt, in den westlichen Teilen Kleinasiens von Paulus, von Barnabas und Markus in Cypern. Die Letztgenannten werden in der Apostelgeschichte nicht mehr erwähnt. Durch diese Zurückweisung musste Markus zu größerem Eifer angespornt werden (Chrys.). - (33) Silas war in Antiochia geblieben. Welches Ansehen er genoss, siehe [Apg 15,22]. - (34) In diese Landschaften wandten sie sich zunächst. Die Kirchen, die Paulus jetzt besucht, sind jedenfalls von ihm gegründet.
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