Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job15

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Liber Job Caput XV.

Das Buch Job. Kap. 15


3. Zweiter Redewechsel. (15,1 – 21,14) Die Freunde wenden ihren eigenen Grundsatz unmittelbar auf Job an, da dessen Sünde offenbar die Ursache seines Unglückes sei. Job zeigt, dass der Grundsatz, auf den sie sich stützen, falsch und trügerisch ist. A. Heftiger Streit zwischen Eliphaz und Job. (15,1 – 17,16) a. Eliphaz tadelt Job heftig und versucht ihn zu schrecken. (Kap. 15) Er beschuldigt Job der Anmaßung und Frechheit, da er gegen Gott wie die Spötter rede, (V. 6) und erklärt ihn für hochmütig, da er, obwohl viel niedriger stehend, sich anderen vorziehe (V. 13), dann wiederholt er, vor Gott sei niemand rein, (V. 16) und auf das anspielend, was Job von dem Glücke vieler Bösen gesagt, mahnt er, dass die Bösen stets von inneren Peinen heimgesucht werden. (V. 24) Endlich beschreibt er, um Job zu schrecken, in erhabener Weise die Gerechtigkeit, welche Gott gegen die Bösen übt.

1. Respondens autem Eliphaz Themanites, dixit:
2. Numquid sapiens respondebit quasi in ventum loquens, et implebit ardore stomachum suum?
3. Arguis verbis eum, qui non est æqualis tibi, et loqueris quod tibi non expedit.
4. Quantum in te est, evacuasti timorem, et tulisti preces coram Deo.

5. Docuit enim iniquitas tua os tuum, et imitaris linguam blasphemantium.

6. Condemnabit te os tuum, et non ego: et labia tua respondebunt tibi.

7. Numquid primus homo tu natus es, et ante colles formatus?
8. Numquid consilium Dei audisti, et inferior te erit ejus sapientia?

9. Quid nosti quod ignoremus? quid intelligis quod nesciamus?
10. Et senes, et antiqui sunt in nobis multo vetustiores quam patres tui.
11. Numquid grande est ut consoletur te Deus? sed verba tua prava hoc prohibent.
12. Quid te elevat cor tuum, et quasi magna cogitans, attonitos habes oculos?

13. Quid tumet contra Deum spiritus tuus, ut proferas de ore tuo hujuscemodi sermones?
14. Quid est homo, ut immaculatus sit, et ut justus appareat natus de muliere?
15. Ecce inter sanctos ejus nemo immutabilis, et cœli non sunt mundi in conspectu ejus.
16. Quanto magis abominabilis et inutilis homo, qui bibit quasi aquam iniquitatem?
17. Ostendam tibi, audi me: quod vidi narrabo tibi.
18. Sapientes confitentur, et non abscondunt patres suos.
19. Quibus solis data est terra, et non transivit alienus per eos.
20. Cunctis diebus suis impius superbit, et numerus annorum incertus est tyrannidis ejus.
21. Sonitus terroris semper in auribus illius: et cum pax sit, ille semper insidias suspicatur.
22. Non credit quod reverti possit de tenebris ad lucem, circumspectans undique gladium.

23. Cum se moverit ad quærendum panem, novit quod paratus sit in manu ejus tenebrarum dies.
24. Terrebit eum tribulatio, et angustia vallabit eum, sicut regem, qui præparatur ad prœlium.
25. Tetendit enim adversus Deum manum suam, et contra Omnipotentem roboratus est.
26. Cucurrit adversus eum erecto collo, et pingui cervice armatus est.

27. Operuit faciem ejus crassitudo, et de lateribus ejus arvina dependet.
28. Habitavit in civitatibus desolatis, et in domibus desertis, quæ in tumulos sunt redactæ.
29. Non ditabitur, nec perseverabit substantia ejus, nec mittet in terra radicem suam.
30. Non recedet de tenebris: ramos ejus arefaciet flamma, et auferetur spiritu oris sui.

31. Non credet frusta errore deceptus, quod aliquo pretio redimendus sit.

32. Antequam dies ejus impleantur, peribit: et manus ejus arescent.

33. Lædetur quasi vinea in primo flore botrus ejus, et quasi oliva projiciens florem suum.

34. Congregatio enim hypocritæ sterilis, et ignis devorabit tabernacula eorum, qui munera libenter accipiunt.
35. Concepit dolorem, et peperit iniquitatem, et uterus ejus præparat dolos.


1. Da antwortete Eliphaz, der Themaniter, und sprach:1
2. Antwortet etwa ein Weiser, als redete er in den Wind, und erfüllt er sein Inneres mit Gluthitze?2
3. Du tadelst den mit Worten, der nicht deinesgleichen ist,3 und redest, was dir nicht frommt.
4. Soviel an dir liegt, hast du die Gottesfurcht vernichtet und das Gebet vor Gott aufgehoben.4
5. Denn deine Bosheit hat deinen Mund gelehrt und du ahmst die Zunge der Lästerer nach.5
6. Dein eigener Mund wird dich verdammen6 und nicht ich, und deine Lippen werden wider dich zeugen.
7. Bist du als der erste unter den Menschen geboren und vor den Hügeln geschaffen?7
8. Hast du den Ratschluss Gottes gehört und wird seine Weisheit wohl geringer sein als die deine?8
9. Was weißt du, was wir nicht wüssten? Was siehst du ein, das uns unbekannt wäre?9
10. Auch unter uns10 sind Greise und Alte, viel älter als deine Väter. [JSir 18,8]
11. Ist es denn etwas Großes für Gott, dass er dich tröste? Doch deine bösen Worte hindern dies.11
12. Was erhebt sich dein Herz und was sind deine Augen starr, als sännest du große Dinge?
13. Was bläht sich dein Geist wider Gott auf, dass du solche Reden aus deinem Munde vorbringst?
14. Was ist der Mensch, dass er rein sei und dass der vom Weibe Geborene gerecht erscheine?12
15. Siehe, unter seinen Heiligen13 ist niemand unwandelbar und die Himmel14 sind nicht rein in seinen Augen. [Job 4,18 (korr.: Job 4,8->Job 4,18; vgl. Allioli 1839)]
16. Wieviel weniger der verabscheuungswerte und nichtsnütze15 Mensch, der die Sünde wie Wasser hineintrinkt?16
17. Ich will es dir kundgeben, höre mich; was ich gesehen, will ich dir erzählen.17
18. Die Weisen bekennen es und verleugnen ihre Väter nicht.18
19. Ihnen allein war das Land gegeben und in ihrer Mitte wandelte kein Fremder.19
20. Sein ganzes Leben lang ist der Gottlose übermütig20 und die Zahl der Jahre seiner Gewalttätigkeit ist ungewiss.
21. Des Schreckens Dröhnen ist immer in seinen Ohren, und wenn gleich Friede ist, argwöhnt er immer Nachstellungen.
22. Nicht glaubt er, aus der Finsternis in das Licht zurückkehren zu können, nach allen Seiten schaut er sich nach dem Schwerte um.
23. Macht er sich auf, um Brot zu suchen, so weiß er,21 dass der Tag der Finsternis ihm nahe ist.
24. Trübsal wird ihn schrecken und Angst ihn wie mit einem Walle umgeben, wie einen König, der sich zum Kampfe rüstet.22
25. Denn23 wider Gott streckte er seine Hand aus24 und zeigte seine Kraft wider den Allmächtigen.
26. Er stürmte wider ihn an mit vorgerecktem Halse25 und waffnete sich mit feistem26 Nacken.27
27. Sein Antlitz bedeckte Fett und Speck hängt herab von seinen Seiten.28
28. Er wohnte in zerstörten Städten und in verödeten Häusern, die in Schutthaufen verwandelt sind.29
29. Nicht wird er reich werden und sein Wohlstand wird nicht dauern noch wird er in die Erde seine Wurzel tief einsenken.30
30. Er wird der Finsternis31 nicht entkommen, die Flamme wird seine Zweige verdorren und er wird hinweggerafft werden von dem Hauche seines Mundes.
31. In eitlem Irrtume befangen, wird er nicht glauben, dass er um irgend einen Preis erlöst werden könne.32
32. Ehe seine Tage voll sind, wird er umkommen und seine Hände werden verdorren.33
33. Wie ein Weinberg, der in der ersten Blüte verletzt worden, wird seine Traube sein und wie ein Ölbaum, der seine Blüten abwirft.34
34. Denn35 die Genossenschaft36 des Heuchlers ist unfruchtbar und Feuer frisst die Gezelte derer, die gern Geschenke nehmen.
35. Er hat Unheil empfangen und Freveltat geboren und sein Schoß bereitet Trug.37


Fußnote

Kap. 15 (1) Eliphaz tadelt besonders zwei Behauptungen Jobs: dass er unschuldig leide und dass die Gottlosen im Glücke seien. Er betont dagegen, dass die Gottlosen in Schrecken leben und endlich kläglich untergehen. Damit sagt er, bei seiner Meinung hartnäckig beharrend, bereits Vorgebrachtes von neuem. (V. 10, V. 14-19, V. 29ff) Immerhin fügt er auch neues an, was einen Fortschritt ausmacht: einen psychologischen, insofern er Job mit größerer Heftigkeit angreift, ihn der Gottlosigkeit, Gotteslästerung (V. 2-6) und unzähliger Sünden (V. 16) beschuldigt und bei der Beschreibung des Gottlosen auf Job anspielt (V. 25-28.30), was alles Jobs Leiden mehrt. Auch ein philosophisch-theologischer Fortschritt ist zu beachten, denn Jobs Satz von dem Glücke der Gottlosen wird durch den entgegengesetzten von ihrem Schrecken und ihrem Untergange beleuchtet. - (2) Wenn du ein Weiser bist, der du doch sein willst, wie kannst du windiges Wissen erwidern, d.i. solches, das in Wahrheit keines ist, und mit Ostwind dein Inneres füllen, nämlich um ihn dann in heftigen Reden über uns ergehen zu lassen. - (3) Gott. - (4) Besonders durch deine Äußerungen [Job 9,22-24]. Indem du behauptest, unschuldig zu leiden, vernichtest du die Verehrung Gottes in anderen, denn wer sollte Gott fürchten und ehren, wenn selbst seine treuen Verehrer so schwer heimgesucht werden? - (5) Job hat so offenbar verwerflich gesprochen, dass er eigentlich keinen andern Tadler brauchte, denn seine Worte verkünden seine Bosheit. Nunmehr geht Eliphaz zur Widerlegung über. - (6) Sprichwort. Vergl. [Lk 19,22]. - (7) Zurückweisung auf das, was Job [Job 12,2] gesagt hatte. Vor den Hügeln: Von Ewigkeit her. Vergl. [Spr 8,25, Ps 89,2]. - (8) Hebr.: und dadurch hohe Weisheit dir erworben? - (9) Antwort auf [Job 13,2.4]. - (10) Unter unseren Stammesgenossen. Die Erfahrung, auf welche du dich berufen [Job 13,1], steht auch uns reichlich zu Gebote. - (11) Hebr.: Sind zu gering dir Gottes Tröstungen, das Wort, das so gelind an dich erging? Eliphaz hatte [Job 5,17] gesagt, dass Gott strafe, um zu heilen, und ihm Glück verheißen, wenn er sich bekehrte. [Job 5,19-27] Ähnlichen Trost hatte Baldad [Job 8,5-8] und Sophar [Job 11,13-19] gespendet. Diese Verheißungen hatten sie von Gottes Gerechtigkeit hergeleitet, daher nennen sie dieselben Tröstungen Gottes. - (12) Bis hierher hat er Jobs Gründe nur indirekt angegriffen. Seine Weisheit werde von anderen übertroffen, er handle verächtlich mit Gott und werde von seiner Wut hingerissen. Nunmehr greift Eliphaz direkt an und zwar weist er zuerst darauf hin, dass Job nicht ohne Schuld sei. [Job 13,18.23.24] Er trifft über das Ziel hinaus, denn dies hatte Job nicht geleugnet [Job 13,26, Job 14,4.17] und früher [Job 7,21, Job 9,2.20.31, Job 10,6], sondern nur, dass er durch seine Sünden solche Heimsuchungen verdiene. Dies letztere hätte Eliphaz beweisen müssen, nicht aber nur wiederholen, was er [Job 4,19] und Sophar [Job 11,5.6] bereits gesagt. - (13) Wie [Job 4,18]. - (14) Entweder die Engel oder die sichtbaren Himmel. - (15) Hebr.: Faulende. - (16) Dem sie so zum beständigen Bedürfnis geworden ist, dass er nach ihr lechzt wie der Durstige nach Wasser. Ist der Mensch so verdorben, wie kann er gegen die von Gott gesandten Leiden murren? - (17) Gegen [Job 12,6ff]. - (18) Eliphaz ist selbst aus der Heimat der Weisen. [Jer 49,6] - (19) Eliphaz hebt die Unvermischtheit des Stammes seines Volkes hervor, um die Reinheit der Weisheitsquelle, aus der er schöpft, bemerklich zu machen. - (20) Hebr.: quält sich, und alle die Jahre, die dem Wüterich zugemessen. In V. 21 wird die innere Pein, die in V. 22 die Verzweiflung geschildert, der Schicksalsmacht zu entfliehen, V. 23 quälende Nahrungssorgen mitten im Überfluss, V. 24b: die Augen bemächtigt sich keiner ohne Anlass, wie ein Kriegsfürst plötzlich losbricht, wenn alle Anordnungen getroffen sind. - (21) Überredet er sich. - (22) Schrecken und Furcht vor Elend umringen ihn, wie einen König, der in den Krieg zieht, seine Soldaten. Auch hierin sind Anspielungen auf Job enthalten [Job 6,4, Job 7,4.13.14]; ebenso [Job 9,18.34, Job 10,17, Job 13,21]. Hebr.: Überwältigt ihn wie ein König, gerüstet zum Sturme. - (23) Grund für das plötzliche Verderben. - (24) Die Hand gegen Gott ausstrecken (ihn zu unterdrücken), ist Beweis des höchsten, sinnlosesten Übermutes. - (25) Bild des stößigen Ochsen. - (26) Feistheit ist Bild der Verhärtung im Bösen [5Mos 32,15, Ps 72,7], wie der Nacken Härte bedeutet. - (27) Im Hebr.: lautet der zweite Teil des Verses: Mit den dichten Buckeln seiner Schilde. - (28) Zweiter Begründungssatz: Er lebte im Überfluss… - (29) Hebr.: bestimmt zu Trümmerhaufen. Der Gottlose mehrt seine große Macht noch, indem er zerstörte Städte wieder aufbaut, welche, von Gottes Strafgericht getroffen, stete Denkmäler der göttlichen Strafgerechtigkeit bleiben sollten. - (30) Doch alles dies wird den Gottlosen nichts nützen. Er wird keinen beständigen Besitz haben, der sich einwurzelnd festigt und verbreitet. - (31) Der ihm drohenden Strafe, wie der von den Flammen des versengenden Ostwindes oder Glutwindes versengte Baum keine Blätter und Äste mehr hat. Endlich stirbt er in Wut und Wahnsinn. Vergl. [Job 5,2]. - (32) Vielleicht Anspielung auf [Job 7,16, Job 10,21, Job 14,10]. Hebr.: Nicht vertraue er auf das Eitle (die Gottlosigkeit), der Betrogene, denn Eitles (Gottlosigkeit) wird sein Lohn sein. Mit anderen Worten: Er sündige nicht, durch die Lust des Augenblickes verblendet, denn Elend und Strafe wird er für die Sünde eintauschen. - (33) Vergl. [Ps 54,24, Ps 77,33]. (Hebr.: Ehe seine Zeit (sein Ende) kommt, tritt der Wandel ein und seine Zweige verlieren ihr Grün, seine Familie wird mit ihm unglücklich). - (34) Wie man am Weinstocke noch unreife Trauben abreißt, so rafft Gott des Frevlers für den Tod noch nicht reife Kinder dahin. - (35) Zum Schlusse wird noch die allgemeine Erfahrungsregel ausgesprochen, der zufolge das Gesagte notwendig geschehen muss: Es ist nie anders gewesen. - (36) Die Familie. - (37) Er nimmt Anschläge ins Herz auf, voll von Unrecht, führt er sie aus, so gebiert er Ungerechtigkeit und sicher auch der Empfängnis gemäß Strafe. Auch bleibt er nicht bei einer Ausgeburt stehen, sondern denkt alsbald an nicht weniger Verderbliches mit unerschöpflicher Fruchtbarkeit, doch der Erfolg von allem ist einer, den er nicht erwartet: er bereitet sich selber Täuschung, er bringt nichts zustande.

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