Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Joh11
Sanctum Jesu Christi Evangelium secundum Joannem
Das heilige Evangelium Jesu Christi nach Johannes - Kap. 11
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1. Erat autem quidam languens Lazarus a Bethania, de castello Mariæ, et Marthæ sororis ejus. 23. Dicit illi Jesus: Resurget frater tuus. 24. Dicit ei Martha: Scio quia resurget in resurrectione in novissimo die. 25. Dixit ei Jesus: Ego sum resurrectio, et vita: qui credit in me, etiam si mortuus fuerit, vivet: 26. Et omnis, qui vivit, et credit in me, non morietur in æternum. Credis hoc? 28. Et cum hæc dixisset, abiit, et vocavit Mariam sororem suam silentio, dicens: Magister adest, et vocat te. 31. Judæi ergo, qui erant cum ea in domo, et consolabantur eam, cum vidissent Mariam quia cito surrexit, et exiit, secuti sunt eam dicentes: Quia vadit ad monumentum, ut ploret ibi. 33. Jesus ergo, ut vidit eam plorantem, et Judæos, qui venerant cum ea, plorantes, infremuit spiritu, et turbavit seipsum, 35. Et lacrymatus est Jesus. 38. Jesus ergo rursum fremens in semetipso, venit ad monumentum; erat autem spelunca: et lapis superpositus erat ei. 39. Ait Jesus: Tollite lapidem. Dicit ei Martha soror ejus, qui mortuus fuerat: Domine, jam fœtet, quatriduanus est enim. 42. Ego autem sciebam quia semper me audis, sed propter populum, qui circumstat, dixi: ut credant quia tu me misisti. 46. Quidam autem ex ipsis abierunt ad Pharisæos, et dixerunt eis quæ fecit Jesus. 48. Si dimittimus eum sic, omnes credent in eum: et venient Romani, et tollent nostrum locum, et gentem. 49. Unus autem ex ipsis Caiphas nomine, cum esset pontifex anni illius, dixit eis: Vos nescitis quidquam. 50. Nec cogitatis quia expedit vobis ut unus moriatur homo pro populo, et non tota gens pereat. 51. Hoc autem a semetipso non dixit: sed cum esset pontifex anni illius, prophetavit, quod Jesus moriturus erat pro gente, |
1. Es war aber ein Kranker mit Namen Lazarus,1 von Bethania,2 dem Flecken der Maria, und Martha, ihrer Schwester. |
Fußnote
Kap. 11 (1) Über den Namen siehe [Lk 16,Anm. 27]. Lazarus tritt mit seinen Schwestern hier zum ersten Male in die Geschichte ein. Nach der Überlieferung war er damals 30 Jahre alt und lebte noch andere 30. Er soll unter den 120 gewesen sein, welche am Pfingstfest den Heil. Geist empfingen, und nach der [Apg 8,3] berichteten Zerstreuung der Jünger in das Abendland gekommen sein. Marseille verehrt ihn als einen der ersten Glaubensboten in Südfrankreich. - (2) Siehe [Mt 21,17]. - (3) Der Apostel weist auf die [Lk 7,36-50] erzählte Salbung hin, durch welche die vorangestellte Maria bekannter war. Gleichzeitig will der Evangelist wohl das Verhältnis des Heilandes zu der Familie schildern. - (4) Den du deiner besonderen Freundschaft würdigest. - (5) Den Schluss aus der Botschaft zu ziehen, überlassen sie dem Heilande: Du liebst nicht so, dass du den Geliebten verlassen könntest (Aug.). - (6) Jesus gibt keine ausdrückliche, aber immerhin eine stillschweigende Zusage (Chrys.). Die Schwestern werden durch den trotzdem eintretenden Tod des Bruders auf eine harte Probe gestellt, verlieren aber das Vertrauen zu Jesus nicht. - (7) Das Ziel Gottes bei dieser Krankheit ist nicht der bleibende Tod. - (8) Der Tod im strengsten Sinne, von dem es vor dem jüngsten Tage keine Rückkehr gibt (Euth.). - (9) Diese Krankheit und der Tod als Folge derselben sind darum vorhanden, dass Gott durch die Erweckung des Toten seine göttliche Macht offenbare. Der Vater wird im Sohne verherrlicht, der das Werk Gottes ausführt. Andere Ausleger erklären: Diese Krankheit hat die Verherrlichung Gottes bei den Menschen zum Ziele, die darin besteht, dass der Sohn verherrlicht wird (Aug.). Jesus spendete dem Boten der Schwestern und den Jüngern Trostworte, aber sie sind, wie die Wege der göttlichen Vorsehung, geheimnisvoll und dunkel, ob auch voll der Liebe. - (10) Auch die von Gott geliebten Personen trifft Krankheit und Leiden (Cyr., Chrys.), die aber nach seiner Vorsehung zu ihrem Besten gereichen. Die Bemerkung des Evangelisten soll zeigen, dass nicht Gleichgültigkeit, sondern höhere Rücksichten den Heiland noch zurückhalten. – (11) Jesus wartet noch zwei Tage, damit eine längere Zeit zwischen Tod und Auferstehung verfließe und es so gewisser werde, dass Lazarus wahrhaft tot gewesen (Cyr., Chrys., Aug.) – (12) D. h. nach Bethania in Judäa. Der Herr befand sich in Peräa. - (13) Die Jünger fürchten für den Herrn oder auch für sich selbst. Vergl. [Joh 10,31.39]. - (14) Die Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, die Zeit seines Wandels auf Erden, in der die Juden ihm nichts antun können. Die Nacht ist die Zeit seines Leidens und Sterbens. Schon neigt sich der Tag, aber noch ist die Stunde des Herrn nicht gekommen. - (15) Vergleiche dasselbe Bild [Joh 9,4]. - (16) Der Heiland kann der Gefahr nicht mehr ausweichen, weil er selbst und der Vater es so will. - (17) In anderer Form dasselbe wie V. 9. - (18) Der Heiland nennt den Tod des Lazarus einen Schlaf, weil er vorhatte, ihn zum Leben zurückzurufen. Vergl. [Mt 9,24] „Für den Heiland schlummerte der Freund nur, für die Menschen war er tot.“ (Aug.) Der Tod der Gläubigen wird oft in der Heil. Schrift [Mt 27,52, Apg 7,59, Apg 13,36, 1Kor 7,39, 1Kor 11,30, 1Kor 15,6.20.51, 1Thes 4,13-15, 2Petr 3,4] und in der Sprache der Kirche als Schlaf bezeichnet, weil dieses Wort den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele und an die Auferstehung des Leibes auf die beste Weise zum Ausdruck bringt. Der Heiland will seine Jünger auf die Auferstehung vorbereiten, geheimnisvoll redend wie V. 4. - (19) Aber ich will ihn auferwecken, und darum gehe ich hin. Vergl. V. 8. - (20) Die Jünger blieben, wie oft, an dem letzten Ausdruck hängen, um so lieber, als sie so einen neuen Vorwand zu haben glaubten, die Reise in die Nähe von Jerusalem zu verhindern (Cyr., Chrys.): Lazarus wird nach dem natürlichen Verlaufe der Krankheit gerettet werden, ohne dass du nötig hast, dich der Gefahr auszusetzen. - (21) Erklärung des Evangelisten. - (22) Christus freut sich seiner Jünger wegen, denen die größere Offenbarung der göttlichen Macht ein Mittel zur Glaubensstärkung werden soll (Cyr., Thom.), eine Stärkung deren sie wegen der Nähe der Leidenswoche wohl bedürfen. - (23) Damit ihr im Glauben wachset. - (24) Hebr. Thoma. Nach der Überlieferung hatte er eine Zwillingsschwester mit Namen Lysia. Johannes erwähnt ihn noch dreimal [Joh 14,5, Joh 20,24, Joh 21,2], die Synoptiker je einmal in den Apostelverzeichnissen, ebenso die Apostelgeschichte. [Apg 1,13] Nach der Eusebius aufgezeichneten Nachricht des Origenes verkündete er das Evangelium in Parthien, d. i. in den Ländern zwischen Euphrat und Indus. - (25) Die Antwort des Thomas setzt Zweifel oder Unkenntnis der Macht Jesu voraus. Wohl zeigte er große Liebe für Jesus, aber zugleich, dass er den früheren Ausspruch des Herrn (V. 9, V. 10) nicht verstanden hat. Er ist zu Zweifeln geneigt. [Joh 14,5, Joh 20,25], aber sein Glaube ist nach gewonnener Überzeugung um so fester. [Joh 20,28.29] - (26) Von Peräa hatte Jesus einen Weg von 9 - 10 Stunden (36 - 40 Kilom.), der unter Umständen am einem Tage zurückgelegt werden konnte. Ist der Tod am gleichen Tage, an dem die Botschaft den Herrn traf, erfolgt und das Begräbnis an eben demselben vorgenommen worden, was sehr wahrscheinlich ist, so ist dieser Tag mitzuzählen. - (27) Daraus, dass Jerusalem so nahe lag, erklärt sich, warum so viele Besucher kommen konnten. 15 Stadien sind etwa 3 Kilometer, gegen 3/4 Stunden Weges. - (28) Während der 7 Tage dauernden Trauerzeit kamen Verwandte und Bekannte, die Leidtragenden zu trösten. Es wurde das Brot der Trauer und der Becher der Tröstung gereicht. [5Mos 26,14, Hos 9,4, Ez 24,17.22, Spr 31,6, Tob 4,18] Hieraus entstanden später Leichenschmausereien. [Jer 16,7, 2Sam 12,17] - (29) Beileidsbesuche wurden sitzend empfangen. - (30) Sie wird ihre Schwester erst gerufen haben, nachdem diese mit dem Heilande gesprochen und Hoffnung geschöpft hat (Cyr., Theoph.). - (31) Martha machte dem Heilande wohl einen leisen Vorwurf. Ob es ihr nicht in den Sinn kommt, dass der Heiland auch aus der Ferne helfen kann? - (32) Auch jetzt, wo der Bruder gestorben, hegt sie die feste Überzeugung, Gott werde dem Herrn alles gewähren, um was er ihn bitten werde. Ohne Zweifel wusste Martha von der Auferweckung der Tochter des Jairus und des Jünglings zu Naim, zudem gedachte sie der durch die Botschaft (V. 4) erhaltenen Zusage. - (33) Ob Martha in dem Heilande mehr sah als einen von Gott besonders Begnadigten? (Cyr., Chrys.) - (34) Der Klage folgt der Glaube, diesem die Hoffnung und der Wunsch. Indes redet Martha im allgemeinen und wagt nicht ausdrücklich den Wunsch auszusprechen, dass Lazarus vom Tode erweckt werde. - (35) Der Heiland will ihren Glauben fördern und redet zunächst so allgemein, dass Martha nicht erkennen kann, ob die allgemeine oder die jetzige Auferstehung gemeint sei. Sie soll sich bestimmter erklären und auch an die jetzige Auferstehung glauben. - (36) Allerdings, am jüngsten Tag wird er auferstehen, aber -. Das Folgende wagt sie noch nicht zu sagen. - (37) Jesus will Martha durch den Glauben an die allgemeine Auferstehung zum Glauben an die Erfüllung ihrer Bitte führen: Jene wird durch ihn bewirkt werden, also liegt es in seiner Macht, auch diese herbeizuführen (Aug.). - (38) Mit gegensätzlicher Beziehung zu V. 22: Ich, der Sohn Gottes, der Messias. - (39) Die leibliche und die geistige Auferstehung. - (40) Das wahre, ewige Leben. Jesus ist die Auferstehung, d. i. der Erwecker vom Tode, das Leben, d. i. der Spender des Lebens, welches als die Folge der Auferstehung dem Auferweckten selber innewohnt. - (41) Im Glauben, der sich in der Liebe tätig erweist. - (42) In der glückseligen Ewigkeit. - (43) Leiblich, wie Lazarus. - (44) Der Nachdruck liegt auf den letzten Worten. Beide sterben, der Christusgläubige und der Ungläubige, aber der erstere stirbt nicht für immer. Er erwacht zum ewigen Leben; der andere erwacht zwar auch, aber zum ewigen Tode. Wer sich gläubig an Jesus anschließt, ist mit Christus durch Glaube und Buße vom Tode der Sünde auferstanden zum Leben der Seele. Mit dieser geistigen Auferstehung ist aber auch der Keim des Verklärungsleibes in den Wiedergeborenen gelegt worden, der, genährt durch die hl. Eucharistie, bei der allgemeinen Auferstehung zur vollen Entfaltung gelangen wird. So gibt die Auferstehung vom Sündentode der Seele neues Leben, die leibliche Auferstehung dem Leibe. - (45) Sie soll den Glauben bekennen und dadurch gewissermaßen die Auferweckung ihres Bruders verdienen. Öfter verlangt der Herr den Glauben der Angehörigen dessen, dem er eine Wohltat erweisen will, ein Beweis, dass die guten Werke der Gläubigen auch anderen helfen sollen. Vergl. [Mt 9,2]. - (46) Griech.: Ich habe geglaubt, ich bin zum Glauben gelangt, der auch jetzt noch fortdauert. - (47) Christus, der Messias. - (48) Martha hat noch kein volles Verständnis der Worte des Herrn, indes bekennt sie den Glauben an eine Wahrheit, welche die in Frage stehende einschließt (Aug., Thom.). Sie bekennt, dass Jesus der Messias, der von Gott gesandte Sohn und dass seine Lehre, dass er die Auferstehung und das Leben ist, mithin wahr ist. Aber auch jetzt bekennt sie nicht ausdrücklich, was sie bekennen sollte: du wirst meinen Bruder auferwecken. - (49) Auch Maria soll ungestört von den Juden die tröstliche Freude genießen. Die Juden folgen ihr erst später. - (50) Der Auftrag Christi ist nicht besonders erwähnt (Aug., Theoph.). - (51) Die Eile kennzeichnet die innige Liebe Maria's zum Heilande. Wenn Jesus ruft, gibt es keinen Aufschub. - (52) Wie wunderbar fügt es Gott, dass die Juden ohne zutun des Heilandes, und ohne eigene Absicht unverdächtige Zeugen des Wunders werden! (Euth.) - (53) Man besuchte während der Trauerzeit das Grab öfter. - (54) Maria bekundet zuerst ihre innige Liebe und Verehrung durch die Tat, dann bekennt sie mit denselben Worten wie ihre Schwester den festen Glauben an die Macht der Bereitwilligkeit des Heilandes, zu helfen. - (55) Jesus antwortet nicht durch Worte, aber durch Taten. - (56) Die tiefe Gemütsbewegung des Herrn gibt sich auch nach außen kund. Nach einigen ist die Ursache des Erschauerns und der Tränen die Erwägung, dass der Tod der Sünde Sold ist (Theod., Thom.). - (57) Im innersten Wesen seiner menschlichen Natur. - (58) Als Mensch ist Jesus aller rein menschlicher Gefühle fähig, doch stehen diese bei ihm völlig unter der Herrschaft des Geistes und nicht umgekehrt, wie dies häufig bei uns stattfindet. - (59) Jesus fragt, um die Aufmerksamkeit der Angeredeten zu erregen, Er fragt menschlich, aber erweckt Lazarus göttlich (Athan.). - (60) Das griechische Wort kennzeichnet den Gegensatz zu der Gefühlsäußerung des Herrn und dem lauten Klageweinen Maria's und der Juden. Der Heiland fühlt als wahrer Mensch den gegenwärtigen Schmerz mit, auch wenn er weiß, dass bald ein anderes Gefühl denselben verdrängen wird. Wie trostreich ist dies für uns! Alles Leiden dieser Erde nimmt ein Ende, alle Trübsal der einzelnen hat ihr Ziel und Maß. Gott weiß dies, und dennoch sieht er teilnehmend auf unsere jeweilige, wenn auch bald vorübergehende, ja in seinem Ratschlusse bereits aufgehobene Not. Dieses Weinen über den Toten bezeugte auch, dass derselbe wirklich tot war, denn über einen Schlafenden weint man nicht. - (61) Nach vielen Erklärern (Chrys., Euth., Theoph., u. a.) sind es feindselige Juden, die so reden und den Heiland verhöhnen. Zugleich soll in dem Hervorheben der Ohnmacht Jesu gegenüber dem kranken Freund auch ein Zweifel an dem Wunder der Blindenheilung liegen. Wahrscheinlicher indes ist es wohl, dass die Juden nicht so eine böswillige Gesinnung kundgeben, als vielmehr ihr Befremden und Mitleid äußern, dass der Herr den Lazarus nicht vor dem Tode bewahrt habe. Der Freund sollte, wenn er konnte, den Freund vor dem Tode bewahrt haben. Der Herr wollte Lazarus sterben lassen, weil er höhere Absichten hatte, denn die Allmacht zeigte sich ungleich klarer in der Auferweckung des Toten, als in der Bewahrung vor dem Tode. - (62) Die Gräber waren meistens in den Fels gehauene Grabkammern. - (63) Martha erwartet die Erweckung ihres Bruders nicht mehr, sondern meint, Jesus wolle dessen Leiche noch einmal sehen. Der natürliche Schauer vor dem Gedanken, den ganz entstellten geliebten Bruder („des Verstorbenen Schwester“) ansehen zu müssen, drängt bei Martha momentan alle anderen Gefühle und Gedanken zurück. Sie will dem Heilande den Anblick des Toten und die unangenehme Geruchsempfindung, welche ein verwesender Leib erregt, ersparen. Dieser Gedanke lässt sie auch die trostvollen Verheißungen des Heilandes vergessen. Ähnlich ist das Verhalten der Jünger bei der Nachricht von der Auferstehung des Herrn, die doch mehrfach und ausdrücklich vorausverkündet war. [Mk 16,11.13]. - (64) In dem bedingten „Wenn“ liegt ein leiser Tadel, dass sie die frühere Verheißung des Herr vergessen hat. - (65) Jesus erinnert Martha an das, was er V. 23 - 26 von der Auferstehung und dem Glauben gesagt hat. Nicht um das Grauen des Todes, sondern um die Macht Gottes zu zeigen, soll sich das Grab öffnen. So vereinigt das gütige Wort des Heilandes den schonendsten Tadel mit dem erhabensten Troste. - (66) Entsprechend dem feierlichen Augenblicke spricht der Heiland das folgende Dankgebet, dem also wohl ein innerliches Bittgebet vorangegangen war, mit zum Himmel gerichteten Blicken, um schon durch seine Haltung anzudeuten, dass hier himmlische, göttliche Macht wirksam sei. - (67) „Dass du mich erhört hast“: Dies sage ich nicht, als ob du mich nur in gewissen Fällen erhörtest, sondern deswegen sage ich für die Erhörung öffentlich Dank, damit die Umstehenden erkennen, dass du mich gesandt hast, dies Werk zu vollbringen. Es lag gerade daran sehr viel, dass die Juden auch in diesem Wunder die innige Verbindung zwischen Gott und Jesus erkannten und so zum Glauben geführt wurden. - (68) Der Heiland ruft mit lauter Stimme, der größeren Feierlichkeit halber und um die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf das, was er tut, mehr hinzulenken. - (69) Das Wort bewirkt die Auferstehung. - Stufenreihe: Die Tochter des Jairus, der Jüngling von Naim, Lazarus! Der heil. Johannes will durch die ausführliche Darstellung dieses größten Wunders die Allmacht Jesu über allen Zweifel erheben. - (70) Sogleich: dies Wort fehlt im Griech. Kaum hört Lazarus die Stimme des Herrn, so kommt er hervor, lebend und völlig genesen. - (71) Damit die Zeugen, die im Herzen nicht glauben wollten, ihren eigenen Augen glauben müssen, wälzen sie den Stein hinweg, sehen die Leiche und lösen selbst die Binden des Erstandenen. So sahen sie die Zeichen des Todes und zugleich die Bürgschaften des Lebens (Ambr.). - (72) Der Glaube an den Herrn wächst. Das Wunder hat eine Entscheidung herbeigeführt. - (73) „Aber“ zeigt einen Gegensatz gegen die V. 45 Genannten an; der Umstand, dass die Kunde gerade den erklärten Feinden des Heilandes gebracht wird, deutet darauf hin, dass die Anzeigenden einen feindseligen Beweggrund haben oder zu mindesten, dass sie fürchten, durch Unterlassung der Anzeige als heimliche Anhänger Jesu bei ihren Oberen verdächtigt zu werden und dem Banne zu verfallen. Vergl. [Joh 9,22]. - (74) Es ist ihnen zweifellos, dass sie gegen den Heiland vorzugehen haben, fraglich ist nur, welche Maßregel gegen ihn zu ergreifen ist. - (75) Nur widerwillig erkennen sie den Herrn solche Macht zu. Sie sagen nicht: Er scheint Wunder zu tun, sondern: er tut Wunder. Die Wunder lassen sich weder leugnen noch bezweifeln. - (76) Wenn wir ihn so fortwirken lassen, wenn wir seiner Wundertätigkeit nicht Einhalt tun. Sie befürchten, Christus werde vom Volke als Messias und König ausgerufen werden und dadurch die Römer zum Einschreiten veranlassen. Alsdann würden die Juden als Rebellen behandelt und dem hohen Rat seine Scheinmacht ganz genommen (Chrys., Cyr.). Hätte der Herr mit ihnen gehalten, ihr Entschluss wäre ein ganz anderer geworden. - (77) Sie werden uns Land und Hauptstadt und Volk wegnehmen. - (78) Über Kaiphas siehe [Mt 26,5]. „In diesem Jahre“ besagt nicht, dass die Hohenpriester alle Jahre gewechselt wurden, sondern, dass dieses denkwürdige Jahr in die Amtszeit des Kaiphas fiel. - (79) Ihr wisst nicht, was euch, dem hohen Rate, in dieser Sache von Nutzen ist. Ihr eigenes Interesse ist die Ursache ihres Vorgehens. - (80) Griech.: Uns. - (81) Zum Nutzen. - (82) Durch Gottes Fügung hatte er gerade diese Worte gewählt. - (83) Dieses, den Tod des Herrn. Der Gegensatz zu „aus sich selbst sagen“ ist das Weissagen, durch göttliche Anregung und Eingebung sprechen, Zukünftiges verkünden. Als zweiter Bileam [4Mos 23,24] spricht Kaiphas weissagend den ganzen Inhalt des göttlichen Ratschlusses der Erlösung der Welt aus, und somit über Jesus und das wahre Volk Gottes, denen er fluchen wollte, den Segen, über sich aber und die Seinigen, denen er Segen zuwenden wollte, den Fluch. Denn gerade das geschah, dem sie durch die Tötung des Herrn entgehen wollten. (V. 48) Die Worte des Hohenpriesters hatten nach seiner Absicht einen „fleischlich klugen“ Sinn: Jesus soll geopfert werden, damit die Pharisäer ihre politische Herrschaft über das Volk bewahren. In diesem feierlichen Augenblicke gibt Gott dem Hohenpriester vorübergehend die einst durch Urim und Thumim [2Mos 28,30] demselben eigene Gabe der Weissagung zurück, damit er als rechtmäßiger Vertreter des auserwählten Volkes die Bedeutung des Todes Jesu für das Volk verkünde. Da er aber den Heiland nicht als Messias der Juden erkannte oder nicht erkennen wollte, musste er nach göttlicher Fügung unbewusst und ohne seinen Willen seine Aufgabe erfüllen. - (84) Das auserwählte Volk. - (85) Die Heiden werde vorwegnehmend Kinder Gottes genannt. Vergl. [Joh 10,16], zerstreute, weil sie noch ohne den einigenden Mittelpunkt sind. Vergl. [Eph 2,12]. In Zukunft sollen sie eines werden, denn sie werden durch Christus in eine Herde aufgenommen [Joh 10,16] und werden Glieder eines Leibes, dessen Haupt Christus ist. [Eph 2,16] Kaiphas hat die Wirkung des Todes des Herrn für das alttestamentliche Bundesvolk verkündet, der Evangelist weist auf den Umfang des Neuen Bundes hin. - (86) Ein fester und förmlicher Beschluss. - (87) Infolge dieses Beschlusses, der bekannt wurde (Cyr.). Damit gab der Herr wie [Joh 10,40] den Gläubigen ein Beispiel, dass sie sich nicht ohne Not der Gefahr aussetzen sollen (Orig., Cyr.). - (88) Griech.: Ephraim, nahe bei der bis Jericho hinaufreichenden Wüste. - (89) Es ist das vierte Osterfest seit dem Beginn der öffentlichen Tätigkeit des Herrn. Da [Joh 10,22] das Kirchweihfest erwähnt wird und [Joh 10,40] ein Aufenthalt im Ostjordanlande erwähnt wird, kam der Herr wohl erst im Januar oder Februar nach Ephraim. - (90) Sie wollen sich von der gesetzlichen Unreinheit befreien, um das Osterfest feiern zu können. So müssen auch die Gläubigen die Fastenzeit benutzen und sich durch Fasten und gute Werke würdig machen, den Leib des Herrn zum heiligen Osterfeste zu empfangen (Thom.). - (91) Ähnlich wie [Joh 7,11]. Eine böse Absicht ist wohl ausgeschlossen, da es Bewohner von Judäa waren. - (92) Im Vorhofe.
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