Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Rich15

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Liber Judicum, Hebraice Sophetim. Caput XV.

Das Buch der Richter Kap. 15


Über die Treulosigkeit seines Weibes erzürnt, zündet Samson die Saaten an und bringt ihnen eine schwere Niederlage bei (V. 8), ebenso eine zweite, da er von dem Stamme Juda den Philistern gebundene übergeben wird. (V. 19) Er richtet Israel in den Tagen der Philister 20 Jahre.

1. Post aliquantulum autem temporis, cum dies triticeæ messis instarent, venit Samson, invisere volens uxorem suam, et attulit ei hœdum de capris. Cumque cubiculum ejus solito vellet intrare, prohibuit eum pater illius, dicens:
2. Putavi quod odisses eam, et ideo tradidi illam amico tuo: sed habet sororem, quæ junior et pulchrior illa est, sit tibi pro ea uxor.

3. Cui Samson respondit: Ab hac die non erit culpa in me contra Philisthæos: faciam enim vobis mala.
4. Perrexitque et cepit trecentas vulpes, caudasque earum junxit ad caudas, et faces ligavit in medio:

5. Quas igne succendens, dimisit, ut huc illucque discurrerent. Quæ statim perrexerunt in segetes Philisthinorum. Quibus succensis, et comportatæ jam fruges, et adhuc stantes in stipula, concrematæ sunt, in tantum, ut vineas quoque et oliveta flamma consumeret.

6. Dixeruntque Philisthiim: Quis fecit hanc rem? Quibus dictum est: Samson gener Thamnathæi: quia tulit uxorem ejus, et alteri tradidit, hæc operatus est. Ascenderuntque Philisthiim: et combusserunt tam mulierem quam patrem ejus,
7. Quibus ait Samson: Licet hæc feceritis, tamen adhuc ex vobis expetam ultionem, et tunc quiescam.

8. Percussitque eos ingenti plaga, ita ut stupentes suram femori imponerent. Et descendens habitavit in spelunca petræ Etam.

9. Igitur ascendentes Philisthiim in terram Juda castrametati sunt in loco, qui postea vocatus est Lechi, id est, maxilla, ubi eorum effusus est exercitus.

10. Dixeruntque ad eos de tribu Juda: Cur ascendistis adversum nos? Qui responderunt: Ut ligemus Samson, venimus, et reddamus ei quæ in nos operatus est.
11. Descenderunt ergo tria millia virorum de Juda, ad specum silicis Etam, dixeruntque ad Samson: Nescis quod Philisthiim imperent nobis? quare hoc facere voluisti? Quibus ille ait: Sicut fecerunt mihi, sic feci eis.

12. Ligare, inquiunt, te venimus, et tradere in manus Philisthinorum. Quibus Samson, Jurate, ait, et spondete mihi quod non occidatis me.

13. Dixerunt: Non te occidemus, sed vinctum trademus. Ligaveruntque eum duobus novis funibus, et tulerunt eum de petra Etam.

14. Qui cum venisset ad locum Maxillæ, et Philisthiim vociferantes occurrissent ei, irruit Spiritus Domini in eum: et sicut solent ad odorem ignis lina consumi, ita vincula quibus ligatus erat, dissipata sunt et soluta.

15. Inventamque maxillam, id est, mandibulam asini, quæ jacebat, arripiens, interfecit in ea mille viros,

16. Et ait: In maxilla asini, in mandibula pulli asinarum delevi eos, et percussi mille viros.

17. Cumque hæc verba canens complesset, projecit mandibulam de manu, et vocavit nomen loci illius Ramathlechi, quod interpretatur elevatio maxillæ.
18. Sitiensque valde, clamavit ad Dominum, et ait: Tu dedisti in manu servi tui salutem hanc maximam atque victoriam: en siti morior, incidamque in manus incircumcisorum.

19. Aperuit itaque Dominus molarem dentem in maxilla asini, et egressæ sunt ex eo aquæ. Quibus haustis, refocillavit spiritum, et vires recepit. Idcirco appellatum est nomen loci illius, Fons invocantis de maxilla, usque in præsentem diem.
20. Judicavitque Israel in diebus Philisthiim viginti annis.



1. Nach einiger Zeit aber, als die Zeit der Weizenernte bevorstand, kam Samson und wollte sein Weib besuchen und brachte ihr ein Ziegenböcklein.1 Als er indes in ihre Kammer gehen wollte, wie sonst, hielt ihr Vater ihn zurück und sprach:
2. Ich glaubte, du seiest ihr gram geworden,2 und habe sie darum deinem Freunde gegeben; aber sie hat eine Schwester, welche jünger und schöner ist als sie; diese mag statt ihrer dein Weib werden.
3. Da antwortete ihm3 Samson: Von nun an bin ich ohne Schuld den Philistern gegenüber, denn ich werde euch Böses tun.4
4. Und er ging hin und fing dreihundert Füchse5 und band sie je zwei mit den Schwänzen zusammen und befestigte Fackeln in der Mitte.6
5. Diese zündete er an und ließ die Füchse frei, dass sie hierhin und dorthin liefen. Alsbald stürzten die Füchse in die Saatfelder der Philister. Diese gerieten in Brand, und das schon zusammengebrachte Getreide verbrannte samt dem auf den Halmen stehenden derart, dass das Feuer auch die Weinberge und Ölgärten verzehrte.
6. Da sprachen die Philister: Wer hat dies getan? Man sagte ihnen: Samson, der Eidam des Thamnathäers, hat dies getan, weil dieser ihm sein Weib genommen und einem andern gegeben hat. Da zogen die Philister hinauf und verbrannten ebenso das Weib wie ihren Vater.7
7. Samson aber sprach zu ihnen: Wenn ihr dies auch getan habt, so werde ich doch auch jetzt noch nicht eher ruhen als bis ich an euch Rache genommen habe.8
8. Und er brachte ihnen eine schwere Niederlage bei, so dass sie vor Schrecken ihre Waden an ihre Hüfte legten;9 dann ging er hinab und wohnte in der Felsenhöhle von Etam.10
9. Da zogen die Philister in das Land Juda hinauf und lagerten sich an dem Orte, welcher nachher Lechi, das ist Kinnbacken, genannt ward; dort breitete sich ihr Kriegsheer aus.11
10. Die Männer vom Stamme Juda aber sprachen zu ihnen: warum seid ihr gegen uns heraufgezogen? Sie antworteten: Wir sind gekommen, um Samson zu binden und ihm zu vergelten, was er an uns getan hat.12
11. Da zogen dreitausend von den Männern Judas zur Felsenkluft von Etam hinab und sprachen zu Samson: Weißt du nicht, dass die Philister über uns herrschen? Warum hast du uns das angetan? Er sprach zu ihnen: Wie sie mir getan haben, so habe ich ihnen getan!
12. Sie erwiderten ihm: Wir sind gekommen, dich zu binden und in die Hände der Philister zu überliefern. Da sprach Samson zu ihnen: Schwöret und gelobet mir, dass ihr mich nicht töten wollt!13
13. Sie sprachen: Wir wollen dich nicht töten, sondern nur binden und ausliefern. Und sie banden ihn mit zwei neuen Stricken14 und brachten ihn von dem Felsen Etam fort.
14. Als er aber an den Ort des Kinnbackens15 kam und die Philister ihm mit lautem Geschrei entgegenliefen, kam der Geist des Herrn über ihn; und wie Flachs in der Nähe des Feuers zu verbrennen pflegt, so lösten sich die Bande, mit denen er gefesselt war, und fielen auseinander.
15. Und da er einen Kinnbacken, das ist einen Eselskinnbacken16 fand, der da lag, nahm er ihn, und erschlug damit tausend Mann,
16. und sprach: Mit eines Esels Kinnbacken, mit dem Kinnbacken eines jungen Esels habe ich sie vernichtet und tausend Mann erschlagen.17
17. Nachdem er so gesungen,18 warf er den Kinnbacken aus seiner Hand und nannte den Namen jenes Ortes Ramath-Lechi, das ist Kinnbackenhöhe.

18. Da ihn aber sehr dürstete, rief er zu dem Herrn und sprach: Du hast durch die Hand deines Dieners dies große Heil und diesen Sieg19 gegeben; siehe, ich sterbe vor Durst und werde in die Hände der Unbeschnittenen fallen.
19. Da öffnete der Herr einen Mahlzahn im Kinnbacken des Esels,20 und es floss Wasser daraus hervor. Als er davon trank, ward sein Geist erquickt und seine Kräfte kehrten wieder. Daher ward der Name dieses Ortes: Des Anrufenden Quelle aus dem Kinnbacken genannt21 bis auf diesen Tag.
20. Und er richtete Israel in den Tagen der Philister zwanzig Jahre.22 [Rich 16,31]

Fußnote

Kap. 15 (1) Ein damals übliches Geschenk. [1Mos 38,17] - (2) Sie verdiente es fürwahr auch. - (3) Hebr.: ihnen. Die ganze Familie steht wohl dabei. - (4) Teils wegen des vielfachen an Israel von euch verübten Unrechts, wie deshalb, weil Gott mich dazu antreibt. - (5) Eigentlich Schakale. Er fängt wohl zu verschiedenen Zeiten je zwei und sendet sie in die Felder der Philister. - (6) Hebr.: Und nahm Fackeln und kehrte einen Schwanz zum andern hin und brachte eine Fackel zwischen den beiden Schwänzen in der Mitte an. - (7) Die Felder waren weit über Thamnata hinaus angezündet. So kommen denn die weiterhin wohnenden Philister, besonders wohl die Stammesfürsten, und bereiten dem Weibe des Samson das Schicksal, dem sie durch den Verrat jenes Geheimnisses hatte entgehen wollen, weil sie durch ihre neuerliche Verheiratung Samson Ursache zur Rache gegeben. - (8) Habt ihr mir auch durch eure Tat, nicht nach eurem Willen, eine gewisse Genugtuung bereitet, so werde ich deshalb dennoch nicht nachlassen. - (9) Die Vulgata macht hie und da kleine Zusätze zum besseren Verständnis. Die hebräische Ausdrucksweise entspricht dem Deutschen: Hals über Kopf. - (10) Im Gebiete von Juda. (V. 9) Er will seinetwegen niemanden in Gefahr bringen. - (11) Das Heer der Philister soll die Juden daran hindern, sich mit Samson zu verbinden. - (12) Den Hebräern ward eine herrliche Gelegenheit geboten, das Joch der Philister abzuschütteln. Sie haben einen Führer, den der Feind fürchtet, und sind zahlreich versammelt, doch sie denken nicht an ihre Befreiung. - (13) Warum eifert er sie nicht zu großen Taten an? Weil der Geist Gottes ihn dazu nicht antrieb und sie dessen nicht würdig waren. - (14) Umso wunderbarer zeigte sich seine große Kraft. - (15) Lechi. - (16) Dieser Zusatz der Vulgata ist nicht recht klar; hebr.: einen frischen Eselskinnbacken. Der Schrecken tat noch mehr als die Schläge Samsons. Die ersten werden getroffen, die anderen fliehen insgesamt, während Samson ihnen spottend nachruft: Mit eines Esels Kinnbacken habe ich tausend geschlagen. Ähnlich [1Sam 14,14.19]. Die Zahl tausend ist eine runde, wohl eine Abteilung bezeichnend. - (17) Hebr.: Mit dem Kinnbacken des rötlichen (des Esels) habe ich sie gerötet, mit dem Kinnbacken eines Esels habe ich tausend Mann geschlagen. - (18) Hebr.: Gesprochen. - (19) Samson soll Gott den Sieg zuschreiben und vor den versammelten Israeliten Zeugnis geben, woher ihnen Hilfe kommen könne; vom Herrn. - (20) Hebr.: Da öffnete der Herr den Mörser (eine Höhlung), der in Lechi ist. - (21) Hebr.: diese ist in Lechi bis… - (22) Zwanzig von jenen [Rich 13,1] genannten. Von nun an übte er das Richteramt, doch wird aus dieser Zeit nur weniges in folgendem berichtet.


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