Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes16

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Prophetia Isaiiæ. Caput XVI.

Prophezeiung des Isaias Kap. 16


Die Moabiter sollen Israel um Errettung anrufen. (V. 5) 2. Schreckliche Heimsuchung Moabs (V. 12) 3. Zeit des Gerichtes über Moab.

1. Emitte agnum Domine dominatorem terræ, de Petra deserti ad montem filiæ Sion.
2. Et erit: Sicut avis fugiens, et pulli de nido avolantes, sic erunt filiæ Moab in transcensu Arnon.

3. Ini consilium, coge concilium: pone quasi noctem umbram tuam in meridie: absconde fugientes, et vagos ne prodas.

4. Habitabunt apud te profugi mei: Moab esto latibulum eorum a facie vastatoris: finitus est enim pulvis, consummatus est miser: defecit qui conculcabat terram.
5. Et præparabitur in misericordia solium, et sedebit super illud in veritate in tabernaculo David, judicans et quærens judicium, et velociter reddens quod justum est.
6. Audivimus superbiam Moab, superbus est valde: superbia ejus et arrogantia ejus, et indignatio ejus plus quam fortitudo ejus.
7. Idcirco ululabit Moab ad Moab, universus ululabit: his, qui lætantur super muros cocti lateris, loquimini plagas suas.
8. Quoniam suburbana Hesebon deserta sunt, et vineam Sabama domini gentium exciderunt: flagella ejus usque ad Jazer pervenerunt: erraverunt in deserto, propagines ejus relicta sunt, transierunt mare.

9. Super hoc plorabo in fletu Jazer vineam Sabama: inebriabo te lacrima mea Hesebon, et Eleale: quoniam super vindemiam tuum, et super messem tuam vox calcantium irruit.
10. Et auferetur lætitia et exsultatio de Carmelo, et in vineis non exsultabit neque jubilabit; vinum in torculari non calcabit qui calcare consueverat: vocem calcantium abstuli.

11. Super hoc venter meus ad Moab quasi cithara sonabit, et viscera mea ad murum cocti lateris.
12. Et erit: cum apparuerit quod laboravit Moab super excelsis suis, ingredietur ad sancta sua ut obsecret, et non valebit.
13. Hoc verbum, quod locutus est Dominus ad Moab ex tunc:
14. Et nunc locutus est Dominus, dicens: In tribus annis quasi anni mercenarii auferetur gloria Moab super omni populo multo, et relinquetur parvus et modicus, nequaquam multus.


1. Herr! sende das Lamm, den Beherrscher der Erde, aus Petra in der Wüste nach dem Berge der Tochter Sion.1
2. Und es wird geschehen: Wie ein flüchtiger Vogel und eine aus dem Nest aufgescheuchte Brut, so werden die Töchter Moabs bei dem Übergang über den Arnon sein.2
3. Schaffe Rat, fasse Entschluss, mache deinen Schatten am Mittag der Nacht gleich; verbirg die Flüchtlinge und verrate die Versprengten nicht!3
4. Lass meine Flüchtlinge bei dir wohnen, sei für Moab ein Versteck vor dem Verwüster; denn beendet ist die Zerstörung, vernichtet die Bedrückung, verschwunden, der das Land zertrat.4
5. Und aufgerichtet wird in Gnaden ein Thron5 und es wird darauf in Wahrheit6 in der Hütte Davids ein Richtender sitzen und einer, der das Recht erforscht und schnell vergilt, was recht ist.7
6. Wir haben von Moabs Stolze gehört, er ist sehr stolz; sein Stolz und seine Anmaßung und sein Ingrimm ist größer als seine Macht.8 [Jer 48,29]
7. Deswegen wird Moab zu Moab hinheulen,9 ganz Moab wird heulen; denen, die sich an Mauern von gebrannten Ziegelsteinen erfreuen, verkündet ihre Strafen!
8. Denn die Umgebung von Hesebon ist verwüstet, den Weinberg von Sabama10 haben Völkergebieter zerstört; Moabs Ranken haben sich bis Jazer verbreitet, sich bis in die Wüste verirrt;11 Moabs Sprösslinge waren verlassen von Hilfe und wanderten über das Meer.12
9. Deswegen beweine ich, wie Jazer, den Weinberg Sabamas; ich überströme dich mit meinen Tränen, Hesebon und Eleale,13 denn auf deine Weinlese und deine Ernte ist der Ruf der Keltertreter hereingebrochen.14
10. Und es wird Freude und Jubel von dem Fruchtgefilde hinweggenommen, in den Weinbergen frohlockt und jauchzt man nimmer; der Keltertreter keltert keinen Wein mehr, wie gewöhnt, in der Kufe; den Freudenruf der Treter habe ich verstummen gemacht.15
11. Darum tönt mein Inneres zu Moab wie eine Zither und mein Herz zur Ziegelsteinmauer.16
12. Und es geschieht, wenn Moab erscheint und sich abmüht auf seinen Höhen, eintritt in sein Heiligtum, um zu beten, so wird es nichts erreichen.
13. Das ist das Wort, welches der Herr dereinst zu Moab gesprochen;17
14. jetzt aber hat der Herr also geredet und gesprochen:18 In drei Jahren, wie die Jahre eines Taglöhners,19 wird die Herrlichkeit Moabs von seinem ganzen zahlreichen Volke hinweggenommen und der Überrest wird klein und gering und durchaus nicht groß sein.


Fußnote

Kap. 16 (1) Hebr.: Sendet landesherrliche Lämmer von Petra wüstenwärts zum Berge der Tochter Sion. – Sendet landesherrlichen Lämmertribut. Petra, die odomitische Hauptstadt, lag drei bis vier Tagereisen von Jericho; von dort bis nach Judäa erstreckte sich eine Wüste. – „Herr“ der Vulgata ist eine Glosse. Dereinst hatten die Moabiter dem König David Tribut [2Sam 8,2] und auch später reichen Lämmer- und Widdertribut an Israel entrichten müssen. [2Koe 3,4] An dieses Verhältnis erinnert sie der Prophet mit der Aufforderung, dem Hause Davids diese Unterwerfung entgegenzubringen. Nur im Anschluss an Sion ist Heil und Rettung. Emanuel ist keine Vernichtung der Völker, sondern Zerstörung des Bösen, Bringung des Heils. – Die Worte der Vulgata kann man sensu accommodato auf den Messias anwenden. So geschieht es in der Liturgie, wo ja oft Worte der heiligen Schriften in freier Anwendung ohne alle Beziehung auf den Sinn und Zusammenhang der Grundstelle gebraucht werden. - (2) Der Arnon war ehemals Grenzscheide zwischen dem moabitischen und dem amorrhitischen Gebiete. Auch hier geht die Flucht südwärts vor dem aus Norden drohenden Feinde. - (3) Sion soll den Bedrängten raten, ohne lange zu überlegen, ob es sich ihrer annehmen soll. Jetzt, wo Moab von der Gluthitze des Unglücks wie von brennender Mittagssonne heimgesucht ist, möge Sion Schutz und Schatten so dicht wie die Nacht gewähren. Schatten ist ein häufiges Bild für Schutz; nächtlicher Schatten ausgiebiger Schutz. - (4) Hebr.: Denn ein Ende hat der Unterdrücker, geschwunden ist Verwüstung, weg sind Zertreter aus dem Lande. – Jerusalem ist aus der Hand der Assyrier gerettet und diese sind untergegangen. Dies kann und soll den umliegenden Völkern ein Zeichen und Unterpfand sein, dass Gottes Schutz mit Sion ist. - (5) Die Worte erinnern an [2Sam 7,12; 1Chr 17,12; Ps 88,5.30.38]. Im Throne Davids hat Sion die Gewähr seines Bestandes. - (6) In der wahren, von Gott gewollten Weise. - (7) Dieser König ist ein vollkommener Richter, indem er sowohl Recht spricht als sich die Herstellung des Rechtszustandes eifrig angelegen sein lässt, wie er „rasch von Gerechtigkeit“ (hebr.) ist, d.i. Macht hat, diesen Zustand zu verwirklichen. Die Ausdrücke Gnade, Wahrheit, Gericht, Gerechtigkeit sind bei den Propheten ständige Attribute der messianischen Periode, also ist hier vom Messias die Rede. (Hier., Eus., Basil.) - (8) Hebr.: Das Richtige seiner Prahlereien. So hat „wir haben gehört“ vier Objekte. Der Prophet zeigt wohl, dass der Stolz Moabs empfindlich gebrochen werden müsse, Züchtigung sei für dasselbe der Weg zum Heile. - (9) Die Erwiderung auf Klagen soll in neuen Klagen bestehen. Hebr.: Darum wird jammern Moab um Moab, alles wir jammern: um die Traubenkuchen von Kir-Chareseth (wohl dasselbe wie Kir-Moab) werdet ihr seufzen, ganz niedergeschlagen. – Moab wird aus seinem Wohlleben und seiner Genusssucht aufgestört werden. - (10) Der treffliche Wein von Sabama wurde überall in Moab angebaut. So reichten die Reden Sabamas bis Jazer im Norden. - (11) Ostwärts: Sie dehnten sich weit aus und siegten selbst über die Wüste durch ihre Fruchtbarkeit. - (12) Südwärts „breiteten sich seine Zweige aus, überschritten das Meer“ (hebr.), wohl das Tote Meer. Sie gediehen so üppig, dass sie über dasselbe hinaus nach Westen ihre Sprösslinge sandten. So war Moab ein üppiger Weinstock, dessen Fruchtbarkeit nicht einmal Meer und Wüste Grenzen setzten. - (13) Wie die Bewohner von Jazer, so will auch er den Weinberg von Sabama beklagen, ebenso die Gefilde von Hesebon und Eleale. - (14) Die feindliche Verwüstung soll an die Stelle der Erntefreude treten, das Halloh der Keltertreter einem anderen Halloh Platz machen. Öde und Totenstille herrscht, wo die neuen Keltertreter ihres Amtes gewaltet haben. (V. 10) - (15) Moab ist in seiner Lebenswurzel, in Feld und Weinberg, tödlich getroffen. - (16) Hebr.: zu Kir-Cheres. Sein ganzes Inneres ist ob der Vision des Unglückes erregt und erschüttert, sein Herz stöhnt und klingt gleichsam vor Schmerz wie eine zitternde Saite. - (17) Es ist nicht die, sondern nur eine Erfüllung, da Jeremias dieselbe Prophetie noch einmal aufnimmt. [Jes 48] – Das Schlusswort wird zu der vorangehenden Prophezeiung als einer schon vordem gegebenen in Gegensatz gestellt. Isaias nimmt (ähnlich wie Jeremias) eine ältere Weissagung auf und reproduziert sie in ihren Grundlinien, aber so, dass er frei und selbständig auch seine Gedanken und Worte in das überlieferte Gewebe einflicht. Wer dieser ältere Prophet war, wissen wir nicht. Das Wort des Herrn. - (18) Das Wort des Herrn erfüllt sich, wenn auch nur in allmählicher Stufenfolge. Die ältere Prophezeiung gibt in zusammenfassender Weise Gottes Ratschluss. Isaias bestimmt den Zeitpunkt, an dem Moabs Demütigung beginnen soll. Jeremias hat nochmals Gelegenheit, den Moabitern die alte Prophetie ins Gedächtnis zurückzurufen; von Nabuchodonosor an verlieren sie alle Selbständigkeit. Sie dienen den jeweiligen Herrn der Welt, Babyloniern, Persern usw. Der Makkabäer Alexander Jannäus (90 v. Chr.) unterwarf sie den Juden; bald verschwindet ihr Name aus der Weltgeschichte. – Über den Anfang dieser Jahre wissen wir nichts Genaueres, ebenso wenig über die Erfüllung. - (19) Bestimmte, genau abgemessene Zeit, an der nichts fehlt noch etwas darüber ist. - Weitere Kapitel: 01 | 02 | 03 | 04 | 05 | 06 | 07 | 08 | 09 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | 35 | 36 | 37 | 38 | 39 | 40 | 41 | 42 | 43 | 44 | 45 | 46 | 47 | 48 | 49 | 50 | 51 | 52 | 53 | 54 | 55 | 56 | 57 | 58 | 59 | 60 | 61 | 62 | 63 | 64 | 65 | 66 |

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