Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Joh06
Sanctum Jesu Christi Evangelium secundum Joannem
Das heilige Evangelium Jesu Christi nach Johannes - Kap. 6
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1. Post hæc abiit Jesus trans mare Galilææ, quod est Tiberiadis: 2. Et sequebatur eum multitudo magna, quia videbant signa, quæ faciebat super his, qui infirmabantur. 9. Est puer unus hic, qui habet quinque panes hordeaceos, et duos pisces: sed hæc quid sunt inter tantos? 12. Ut autem impleti sunt, dixit discipulis suis: Colligite quæ superaverunt fragmenta, ne pereant. 13. Collegerunt ergo, et impleverunt duodecim cophinos fragmentorum ex quinque panibus hordeaceis, quæ superfuerunt his, qui manducaverant. 16. Ut autem sero factum est, descenderunt discipuli ejus ad mare. 23. Aliæ vero supervenerunt naves a Tiberiade juxta locum ubi manducaverant panem, gratias agente Domino. 24. Cum ergo vidisset turba quia Jesus non esset ibi, neque discipuli ejus, ascenderunt in naviculas, et venerunt Capharnaum quærentes Jesum. 27. Operamini non cibum, qui perit, sed qui permanet in vitam æternam, quem Filius hominis dabit vobis. Hunc enim Pater signavit Deus.
32. Dixit ergo eis Jesus: Amen, amen dico vobis: Non Moyses dedit vobis panem de cœlo, sed Pater meus dat vobis panem de cœlo verum. 33. Panis enim Dei est, qui de cœlo descendit, et dat vitam mundo. 34. Dixerunt ergo ad eum: Domine, semper da nobis panem hunc. 45. Est scriptum in prophetis: Et erunt omnes docibiles Dei. Omnis, qui audivit a Patre, et didicit, venit ad me. 46. Non quia Patrem vidit quisquam, nisi is, qui est a Deo, hic vidit Patrem. 50. Hic est panis de cœlo descendens: ut si quis ex ipso manducaverit, non moriatur. 53. Litigabant ergo Judæi ad invicem, dicentes: Quomodo potest hic nobis carnem suam dare ad manducandum? 57. Qui manducat meam carnem, et bibit meum sanguinem, in me manet, et ego in illo. 59. Hic est panis, qui de cœlo descendit. Non sicut manducaverunt patres vestri manna, et mortui sunt. Qui manducat hunc panem, vivet in æternum. 60. Hæc dixit in synagoga docens, in Capharnaum. 71. Respondit eis Jesus: Nonne ego vos duodecim elegi: et ex vobis unus diabolus est?
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1. Hiernach1 fuhr Jesus über das Meer von Galiläa, das ist von Tiberias.2 [Mt 14,13, Mk 6,32] 58. Gleichwie mich der lebendige Vater gesandt hat, und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch, wer mich isst, leben um meinetwillen.59 |
Fußnote
Kap. 6 (1) Nach der Lehre vom geistigen Leben handelt der Evangelist von der geistigen Nahrung (Thom.). Das dritte Jahr beginnt. Die erste Hälfte desselben, April – Oktober, umfasst das 6. Kapitel und Kapitel 7 V. 1. - (2) Tiberias war eine von Herodes Antipas erbaute und zu Ehren des Kaisers Tiberius benannte Stadt am jüdischen Teile des Westufers. - (3) Das hier berichtete Wunder wird auch von [Mt 14,14, Mk 6,32, Lk 9,12ff] erzählt. - (4) Nach [Lk 9,10] war Bethsaida das Reiseziel. Das im Griech. gesetzte Imperfekt weist wohl auf eine längere galiläische Tätigkeit des Heilandes hin. - (5) Der Evangelist setzt denselben als bekannt voraus. - (6) Diese Zeitbestimmung ist wohl eingefügt, damit der Leser nicht meine, das jetzt Erzählte schließe sich unmittelbar an das Vorhergehende an. - (7) Philippus ist wie Thomas langsam zum Glauben und Verstehen (Chrys., Aug.). Vergl. [Joh 14,8.9]. Es war eine Glaubensprobe für ihn und alle (Bed., Theoph.) und eine Befestigung im Glauben. Der h. Johannes lässt hier mehrere Umstände aus, welche die Leser aus den Synoptikern kannten, schaltet aber dies bei jenen fehlende Gespräch des Herrn mit Philippus ein. - (8) Er brauchte Philippus nicht um Rat zu bitten. - (9) Wird der Preis nach [Hos 3,2] gerechnet, so kostet der Chomer (10 Sikel) 26,2 Mark, der Liter 0,13 Mark, mithin erhielt man für 200 Denare, d. i. 130 – 140 Mark 1000 Liter. Philippus nennt den Betrag, welchen die Jünger aufwenden zu müssen meinten. - (10) Andreas hat sich bereits über den vorhandenen Vorrat Kunde verschafft und antwortet statt des Philippus unmittelbar auf die Frage des Herrn. – (11) Gerstenbrot war rauher und weniger nahrhaft, die gewöhnliche Nahrung des gemeinen Mannes. [Rich 7,13, Rut 3,17] – (12) Um den Jüngern das Wunder noch augenscheinlicher zu machen, befiehlt Jesus die nach der Sättigung noch übrigen Stücke zu sammeln, und siehe da, es war mehr übrig, als ursprünglich vorhanden gewesen. Die Sammlung der Überreste in die Körbe der Apostel deutet auf den überreichen Lohn hin, der einem jeden für seine Wirksamkeit zuteil werden wird. – (13) Die Messiashoffnungen der Juden waren sinnlich, darum erwarten sie von dem, der sie gesättigt, Hebung aller zeitlichen Not. - (14) Welch Unterschied zwischen den törichten Hoffnungen der Juden und dem wahren Königtum Jesu! Vergl. [Joh 18,37]. Wie ähnlich der Versuchung des Herrn durch Satan ist ihr Verhalten! Jesus soll den Weg der Leiden und des Kreuzes verlassen. Wie schmerzlich sind die Bestrebungen des Volkes für den Heiland, der weiß, dass die heutige Stimmung in das „kreuzige ihn“ umschlagen wird! - (15) Vergl. V. 3. - (16) Die Jünger waren zu Schiff gekommen und hatten ein solches also in Bereitschaft. - (17) Eine bis ein und eine halbe Stunde, d. i. etwas über die Hälfte des Weges, wenn die Überfahrt mitten durch den See statthatte. Der Augenzeuge berichtet nach seiner damaligen Schätzung. - (18) Der Apostel berichtet, was die Jünger wollten, im Gegensatze zu ihrer früheren Furcht, zwischen den Willen und die Ausführung fällt das [Mt 14,28-32] erzählte Ereignis. Ob das Schiff durch ein Wunder schneller an's Ufer kam, steht nicht fest. - (19) Das örtliche Ufer wird vom Standpunkte der am anderen Ufer angekommenen Jünger bezeichnet, während V. 25 mit Rücksicht auf die Überfahrt des Volkes das westliche Ufer gemeint ist. - (20) Fast kommt ihnen die Vermutung eines wunderbaren Herüberkommens (Chrys., Cyr., Aug.). - (21) Der Heiland geht nun auf die Absicht des Suchens ein. Das Wort Zeichen wird gebraucht, um den Zweck des Wunders hervorzuheben: die Aufweisung der göttlichen Macht Jesu als Beweggrund zum Glauben. Das Ziel des Volkes ist Befriedigung sinnlicher Bedürfnisse. So wird vorweg der Mangel an höherer Auffassung der folgenden Worte Christi angedeutet, in denen der Herr sich als die geistige Speise bezeichnet. - (22) Da der Heiland seinen heil. Leib verheißen wollte, hier aber von einer zukünftig zu gebenden Speise redet (wie V. 52), so ist wohl die heil. Eucharistie zu verstehen. (Cyr. Alex., Theoph.). - (23) Soweit er vom Vater diese Macht empfangen hat. Diese Speise bleibt in sich ewig, weil sie unverweslich ist, in ihrem Erfolge, weil der, welcher sie würdig empfängt, ewig leben wird. Mit dem Siegel hat der Vater den Heiland bezeichnet, weil er ihn auf vielfache Weise als seinen Gesandten kenntlich gemacht hat. - (24) Welche Werke verlangt Gott von uns (Werke Gottes), damit wir dieser Speise würdig werden? Die Frage hat ihren Anlass in dem Worte: Bemühet euch V. 27, welches den Zuhörern den Gedanken an äußere Werke erweckt. - (25) Statt einzelner Werke nennt der Heiland an ihren Ausdruck anknüpfend das Hauptwerk, den Grund des inneren Lebens, den Glauben, aus dem alle guten Werke hervorgehen müssen, sollen sie Gott gefallen. - (26) Dem vom Heiland ihrer deutlich ausgesprochenen Forderung gegenüber (V. 15) verlangten Glauben, dass er der Gesandte Gottes ist, soll ein Zeichen der Beglaubigung vorhergehen. Was tust du? Ein Hinweis auf V. 27, wo der Heiland sich darauf beruft, dass er vom Vater mit dem Siegel bezeichnet sei. War nicht aber die vorhergegangene wunderbare Brotvermehrung bereits ein Zeichen? - (27) Weniger als das Manna war, kann der Messias nicht geben, da Moses das Vorbild des Messias war. - (28) Mit feierlichen Worten verbessert der Heiland den doppelten Irrtum, als ob Moses das Manna gegeben (Cyr.) und als ob das Manna das wahre Himmelsbrot sei. Das Manna ist Schatten und Vorbedeutung des wahren Brotes, das der Vater gibt (Chrys., Cyr., Aug.). - (29) Dem Ursprunge nach: Gottes, der Wirkung nach: der ganzen Welt das wahre, sittliche Leben gebend. - (30) Sie denken an ein leibliches Brot und bitten, Jesus möchte es ihnen geben, da der Vater dies Brot wohl durch den Sohn verleiht, und zwar auf immer geben, gleichsam als ewiges Mannawunder. - (31) Ich, der Gottmensch, bin das Brot des Lebens. Wer zu mir im Glauben kommt (Aug., Cyr.), wird kein Bedürfnis mehr haben, wenn er dies Brot empfangen hat. Christus verheißt die heil. Kommunion (Cyr. Alex.). Gleichlautend mit diesem Verse ist V. 48. Noch sagt der Heiland nicht, dass dies Brot sein Leib ist. – Andere erklären die Worte: Wer zu mir kommt durch den Glauben, wird nicht hungern, das Brot also ist der Glaube. Es ist zuzugeben, dass Jesus von V. 35 – 51 lehrt, dass er selbst das Brot ist, ohne auf die Art einzugehen, wie dieses zu geben oder zu empfangen ist, hingegen von V. 52 – 59 von dem Empfangen seines Fleisches und Blutes spricht. Mit einem Worte: „Brot“ ist Christus in mehrfachem Sinne. Hier redet der Heiland noch ganz allgemein, später erklärt er eine besondere Weise, in welcher er „Speise und Trank“ ist. Für das letzte Abendmahl behält er sich vor, den letzten Aufschluss zu geben, zu offenbaren, dass diese Nahrung der Seele im Sakramente gespendet wird. - (32) Ich habe euch offen gesagt, dass ich das Lebensbrot bin, aber umsonst habt ihr mich nicht nur reden gehört, sondern auch Wunder wirken sehen, ihr glaubt dennoch nicht (V. 26). - (33) Jedoch, wenn auch ihr nicht glaubt, werden doch alle Menschen ohne Ausnahme, welche Gott mir gibt, welche er durch seine Gnade zu mir zieht, zu mir kommen, an mich glauben usw. (V. 44). - (34) Die Tätigkeit des Vaters und des Sohnes widerstreitet sich nicht, sondern greift ineinander. Die Gläubigen sind durch den Glauben und die Liebe zu Christus mit Gott vereint (Thom.). Aus dieser Vereinigung stößt Christus nicht heraus, indem er seine Gnade entzieht; nur der Mensch löst sich durch Sünde und Abfall selbst von derselben los. - (35) V. 37 – 39 bilden einen Schluss, wenngleich in umgekehrter Ordnung. V. 38 Obersatz: Ich tue den Willen meines Vaters. V. 39 Untersatz: Nun ist es der Wille meines Vaters, dass ich keine mir anvertraute Seele verliere. V. 37 Schluss: Also werde ich niemanden, der zu mir kommt, hinausstoßen. - (36) Meinen Willen: meinen menschlichen Willen. - (37) Da hier die Rede von denen ist, welche der Vater „gibt“, diese aber nach V. 37 „zum Leben kommen“, fragt es sich, warum der Herr nur von diesen sagt, dass er sie auferwecken werde, da doch auch die Verworfenen auferstehen. Darauf ist zu antworten, dass die Auferstehung der Letzteren hier nicht geleugnet, sondern nur von derselben abgesehen wird, da hier von der Auferstehung zum Leben die Rede ist. Vergl. [Joh 5,25-30]. - (38) Das Wort „sieht“ kann bezüglich der Zeitgenossen des Herrn vom leiblichen Schauen verstanden werden, nicht aber bezüglich der nach Christus Lebenden, denn auch diese sollen gerettet werden, obgleich sie den Herrn nicht leiblich sehen. Sie sehen ihn aber, indem sie von ihm Kenntnis haben. Doch auch die Ungläubigen haben solche, aber sie glauben nicht, darum fügt der Heiland ein zweites Erfordernis bei: Wer an den Sohn glaubt. - (39) Die Juden sind, wie bereits bemerkt, im Sprachgebrauche des heil. Johannes besonders die Partei der Pharisäer und ihnen gleich gesinnte Eiferer. Sie murren besonders deshalb, weil Christus sich das Himmelbrot genannt und gesagt hat, er sei vom Himmel herabgekommen. - (40) Verächtlich. - (41) Nach seinem vermeintlichen Vater wurde Jesus benannt. - (42) Die Semiten haben kein Wort für Eltern. Sie nennen Maria und Joseph, um ihre genaue Bekanntschaft zu bekunden. - (43) Jesus gibt ihnen keine Erklärung, wie er als Gottessohn himmlischer Herkunft ist, sondern zeigt den tiefsten Grund, warum die Juden murren, weil sie selbst nicht glauben. Sie glauben aber nicht, weil der Vater sie nicht zieht. Er wiederholt den V. 37 getanen Ausspruch in anderer Form und erklärt das Geben näher. Bedingung für den Glauben ist die zuvorkommende und helfende Gnade, durch welche Gott den Verstand erleuchtet, den Willen erregt, anregt und unterstützt. Das Wort „ziehen“ bedeutet keinen Zwang. Der Mensch soll mitwirken, kann sich aber auch widersetzen. Gott zieht, aber der Mensch muss sich ziehen lassen. Den starken Ausdruck ziehen hat der Heiland gewählt, um zu zeigen, eine wie starke Gnade dem Menschen nach dem Falle notwendig ist, damit er zu Christus komme. Du wirst noch nicht gezogen? So bete, dass du gezogen werdest (Aug.). Zu den Worten: Wenn der Vater ihn nicht zieht, ergänze: Denjenigen aber, welchen er zieht, werde ich auferwecken usw. - (44) Erklärung der Natur der Gnade: Derjenige wird vom Vater gezogen, dessen Verstand erleuchtet und dessen Wille bewegt wird. Derjenige aber, der die Erleuchtung und Anregung aufnimmt, ihr zustimmt und sich so zu eigen macht, hat von dem Vater gelernt und glaubt an mich. Das Zitat findet sich im Buche der Propheten [Apg 7,42] und ist frei zitiert aus [Jes 54,13]. - (45) Der Herr will verhüten, dass die Juden das „Hören“ und „Lernen“ des vorigen Verses fleischlich auffassen, als ob die Menschen Gott, wie er ist, sehen und hören könnten. Unmittelbares Schauen der Gottheit hat der Heiland in seinem ewigen Sein vor der Menschwerdung gehabt, Gott aus Gott geboren (Chrys., Aug.), und hat es in seiner heiligsten Menschheit vom ersten Augenblicke an bis in Ewigkeit. - (46) Das Recht auf das ewige Leben, durch das Gnadenleben, welches er durch den christlichen Glauben empfängt, und zwar deswegen, weil ich das Brot des Lebens bin. Der Gedankengang von V. 49 – 54 ist folgender: Das Manna war nicht wahrhaft Lebensbrot, weil es von denen, die es genossen, nicht einmal den leiblichen Tod, geschweige den Tod der Seele fern halten konnte. Das wahrhaft vom Himmel kommende Brot muss den geistigen Tod, den ewigen Tod, hindern und so auch den leiblichen Tod unwirksam machen, indem dieser die Pforte zum ewigen Leben wird. Dieses wahre Brot aber bin ich, wer sich von diesem Brote nährt, d. i. wer mich mit lebendigem Glauben empfängt, (V. 47) wird ewig leben. Aber noch in einem anderen Sinne bin ich das Himmelsbrot: Mein Fleisch ist das Brot, welches zum ewigen Leben nährt. - (47) Gegensatz zum Manna (V. 33) - (48) Das Manna war auf die Vorfahren der Zuhörer und die Zeit ihres Aufenthaltes in der Wüste beschränkt, und vermochte gleich der gewöhnlichen Speise das leibliche Leben nur eine Zeitlang zu erhalten. Dieses Brot, nämlich Christus, ist für alle, es hat in sich die Kraft, zuerst den geistigen Tod zu verhindern und dem Leibe die Unsterblichkeit in der seligen Verklärung zu sichern (V. 40, V. 55, V. 59 Kap 11,25.26). - (49) Zusammenfassung des Redeabschnittes von V. 34 an. Bis hierher hat Christus sich allgemein als das Brot des Lebens bezeichnet, jetzt offenbart er, in welcher Weise er es besonders ist: durch seinen heiligsten Leib. Der Heilend sagt zweimal, er werde sich geben: nämlich das Fleisch, welches am Kreuze für das Heil der Welt leiden, das Blut, das an demselben vergossen werden wird. Vergl. [Mt 20,28, Mk 10,45, Lk 22,19, Gal 1,4, 1Tim 2,6, Tit 2,14]. Da die Eucharistie ein Gedächtnis des Leidens ist [1Kor 11,26], so war eine Erwähnung dieses Leidens bei der Verheißung desselben zu erwarten. Zudem wird, wenn der heil. Leib des Herrn genommen wird, auch sein Opfer erneuert. - (50) In der heil. Eucharistie. (Chrys., Cyr., Ir., Theoph., Euth., auch das Tridentiner Konzil neigt sich dieser Aussage zu Sitz 21 Kap 1) Der heil. Johannes übergeht gewöhnlich, was die anderen Evangelisten berichten. Sollte er aber von der heil. Eucharistie ganz schweigen? Da er die Geschichte zur Einsetzung nicht bringt, erzählt er wenigstens die Verheißung. - (51) Die geheimnisvolle Rede ist geeignet, die Wissbegierde der Jünger anzuregen. Das Wort Fleisch bedeutet hier die ganze menschliche Natur Christi, also genau dasselbe, was die Worte Fleisch und Blut (V. 54, V. 55, V. 56, V. 57), wie Christus selbst deutlich V. 58 zeigt: Wer mich isst. Mithin verheißt der Heiland, seine ganze Menschheit, und damit auch die unzertrennlich damit verbundene Gottheit (V. 64) denen, die an ihn glauben, als Speise zu geben (Chrys.). - (52) Die Frage: Wie? Welche die Juden untereinander erörtern, ist nicht so eine Frage nach der Art und Weise, wie dieses Geben vor sich gehen soll, als ein Ausruf der ungläubigen Verwunderung (Chrys., Cyr.). Nach allem, was sie gesehen und gehört, wäre eine demütige Bitte um Belehrung geziemend gewesen. - (53) Wie [Joh 3,5] wiederholt der Heiland feierlich seine Aussage. Eine Erklärung des Wie hätte für die Juden keinen Wert gehabt, da dieselbe nur gläubigen Gemütern fassbar ist. Da die Worte: Blut trinken, Fleisch essen, übertragen zuweilen auch den Sinn hatten, jemanden mit Schmähungen überhäufen und bis zum Tode verfolgen [Ps 26,2, Job 19,22, Mic 3,3] hingegen denen, welche den Leib des Herrn empfangen, das ewige Leben verheißen wird, verstanden die Juden mit Recht im eigentlichen, nicht in jenem anderen Sinne. - (54) Dass von wirklichem Fleisch und Blut die Rede ist, ergibt sich aus den Worten: des Menschensohnes, da der Mensch wahres Fleisch und Blut hat. Aus den obigen Worten folgt nicht, dass der Genuss der heil. Eucharistie allen, auch den Kindern, ebenso notwendig ist, wie die Taufe, denn die Stelle [Joh 3,5] ist viel allgemeiner, als [Mk 16,16] und hier werden Erwachsene angeredet. Auch folgt nicht die Notwendigkeit, unter beiden Gestalten zu kommunizieren, denn abgesehen von anderen Gründen, heißt es nicht: Wenn ihr nicht beides tut: das Fleisch essen und das Blut trinken, sondern: Wenn ihr keines tut, wenn ihr das Fleisch nicht esset, noch das Blut trinket. Endlich ist zu erwägen, dass der ganze Christus unter beiden Gestalten gegenwärtig ist. - (55) Der Heiland wiederholt von neuem, dass er seinen Leib zu essen und sein Blut, gleichsam vergossen und vom Leibe getrennt, zu trinken geben werde, und zwar mit einer Art Eidschwur, indem er nicht nur die Worte wiederholt, welche die Juden gebraucht und buchstäblich gefasst haben, sondern auch noch dieselben durch den Zusatz: mein Blut trinkt – verstärket. Der Heiland bestätigt hier also feierlich und ausdrucksvoll (auch durch die verneinende Form) die buchstäbliche Auffassung seiner Rede von Seite der Juden. Der Messias selbst ist zu genießen, und der Natur der Gabe entspricht die Wirkung, das ewige Leben und die Auferstehung des Fleisches am letzten Tage. Übrigens setzt diese Speise das höhere Leben der Gläubigen in Christus bereits voraus und nährt, kräftigt, vollendet es nur, wie nur der Lebende, nicht der Tote, durch körperliche Speise genährt wird. - (56) Die Auferstehung krönt das Werk des Gottmenschen, die heil. Kommunion ist gleichsam der Same der Unsterblichkeit (Cyr.) - (57) Eigentlich, nicht in übertragenem Sinne. Dieser Vers begründet die vorher bezeugte Notwendigkeit. - (58) Nähere Erklärung zu V. 53 ff. Der Nachdruck liegt auf den Worten: Er bleibt in mir und ich in ihm. Dieselben bedeuten die engste Lebensgemeinschaft, die zwischen Christus und den Gläubigen besteht und die dadurch begründet wird, dass Christus mit seiner göttlichen Kraft im Menschen wohnt und dessen Erkennen, Wollen und Tun nach dem seinen umgestaltet. Zwar führt schon die Liebe eine enge Verbindung mit Jesus herbei, aber in der heil. Kommunion tritt der Mensch in die hier auf Erden denkbar engste Verbindung mit Christus. Wohl hört diese engste Verbindung mit dem Schwinden der Gestalten auf, aber die Vereinigung durch die heiligmachende Gnade ist inniger geworden, und der Heiland scheidet nicht, ohne reiche Gnade zu hinterlassen. - (59) Verbindung mit dem Vorhergehenden: Bleibt in mir und lebt daher, denn: die Begründung folgt in V. 58. Der Vater ist der Lebendige, d. i. die Quelle des Lebens. Der Heiland lebt des Vaters wegen, d. h. sein Leben hat seinen Grund im lebendigen Vater, von dem er es so empfangen hat, dass ihm dasselbe wesentlich zu eigen ist. „Um meinetwillen lebend“ heißt: weil ich um des Vaters willen lebe, d. h. das Leben in mir selbst habe, bin ich auch der Grund des Lebens der Menschen und die Erhaltung desselben ist bedingt durch den Genuss meines Fleisches. – (60) Mit diesem Schlusse kehrt der Herr noch einmal zu dem Anfange seiner Rede zurück. Die Antwort auf die Frage der Juden nach dem Zeichen, das er tut, und dem Himmels- und Lebensbrote des Messias ist gegeben; das „Zeichen“, das „Wunder“ ist, dass er sich selbst als Speise gibt und diese Speise, obwohl aus Fleisch und Blut bestehend, das Himmelsbrot ist, der Heiland selbst, der vom Himmel gekommen. - (61) Jünger im weiteren Sinne, gläubige Anhänger Jesu nehmen Anstoß, denn sie fassten die Rede viel zu roh auf: das Fleisch eines Menschen essen. Es ist die sogenannte kapharnaitische Auffassung. Dass der Genuss des Leibes Christi ein höchst edler, auf die Nahrung des Geistes abzielender sei, fiel ihnen nicht bei. Vielleicht scheint ihnen dazu auch das V. 41 Gesagte zu schwer. - (62) Unter den Jüngern haben viele guten Willen, deshalb gibt der Heiland ihnen eine Erklärung, welche seinen Worten das Anstößige benimmt. - (63) Werdet ihr euch dann noch ärgern? - (64) Wie die Seele des Menschen das Fleisch belebt und es zu dem macht, was es ist, so leitet sich die ganze Würde und der Wert des Fleisches Christi daher, dass die menschliche Natur persönliches Eigentum der göttlichen Person ist. Daher ist auch die lebenspendende Kraft des Leibes Christi nicht im Fleische als solchem, sondern im Fleische, das mit dem lebendigen Gott verbunden ist (Aug., Cyr. Chrys.). Und weil der Geist lebendig macht, sollen auch die Worte Christi geistig, d. i. in dem angeführten Sinne, verstanden werden, dann geben sie Leben, d. i. Glauben, Verlangen nach dieser Speise u. a. Fleischlich verstanden bringen sie Tod, d. i. Abfall. Vergl. V. 67. - (65) Vom Anfange der Berufung der Apostel an. - (66) Weil zum vollkommenen Verständnisse meiner Rede der Glaube an mich notwendig ist, dieser aber ein Geschenk Gottes ist. - (67) Diese Frage drückt nicht einen Zweifel an ihre Treue aus, (die griechische Fragepartikel setzt eine verneinende Antwort voraus), sondern die Apostel sollten vor den Ungläubigen und Abgefallenen ein öffentliches Zeugnis ablegen und in ihrer Anhänglichkeit an den Herrn bestärkt werden. - (68) Wir kennen niemand, dem wir uns lieber anvertrauen. Petrus denkt an nichts Irdisches mehr, Jesus ist sein einziges Glück. – Worte des ewigen Lebens: Deine Worte führen zum ewigen Leben, geben dasselbe. - (69) Und wir, Antwort auf V. 68: und ihr. Sie sind vom Glauben zum Verstehen gekommen. - (70) Nach den besten griechischen Handschriften: Der Heilige Gottes, d. i. der Gott in besonderer Weise Angehörige. Diesen Glauben fordert Jesus vor allem für den Genuss des Lebensbrotes. (V. 35 – 40) - (71) Der Heiland weist sie darauf hin, dass dieser Glaube ein Werk der göttlichen Gnade ist und keinen Grund zum Selbstvertrauen geben darf: denn er hat sie auserwählt und einer ist ein Teufel, ein böser Mensch. Also war Judas bereits böse, wenngleich noch kein Verräter. Petrus hatte gesagt: „Wir“ und meinte alle Apostel. Der Heiland, welcher das Herz kennt, sagt: nicht alle. Er flößt den Aposteln eine heilsame Furcht ein, da sie hörten: sogar unter den Erwählten ist ein Teufel, ein Jünger, der nicht glaubt (V. 65) und trotz der Lehre des Herrn, des Umganges mit den Jüngern und der Beispiele des Erlösers durch und durch böse wird. - (72) Als Jesus den Judas berief, musste dieser gut sein, denn die Auserwählung zum Apostel ist etwas Gutes, wenngleich sie nicht die Auserwählung zur Seligkeit, sondern zum Amte enthält; das Amt aber rettet nicht, sondern die gute Verwaltung desselben. Da Gott nur die Gegenwart seinem Urteile über die Würdigkeit zu Grunde legt, nicht die Zukunft, so verurteilt er nicht jetzt den, der ihm einst missfallen wird, sondern geht so weit in seiner Güte, dass er den beruft den er zur Zeit gut befindet, indem er ihm die Gnade gibt, treu zu bleiben und sich zu bekehren und Buße zu tun (Hier.). Warum der Heiland den Judas berief, obgleich er dessen Abfall und Verrat voraussah, kann man nicht vollständig, aber doch einigermaßen begreifen. Er tat es, um das Böse zum Guten zu wenden: der abscheuliche Verrat diente dem Erlösungstode (Aug.). Jesus kannte den Ratschluss Gottes und ertrug deshalb den Verräter aus Gehorsam und in Liebe. Judas aber ging nur aus eigener Schuld verloren. - Weitere Kapitel: 01 | 02 | 03 | 04 | 05 | 07 | 08 | 09 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 |
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