Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Mk07

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Sanctum Jesu Christi Evangelium secundum Marcum

Das heilige Evangelium Jesu Christi nach Markus - Kap. 7

Streit der Pharisäer mit Jesus betreffs ihrer Überlieferungen. (V. 23) Jesus begibt sich in das Gebiet von Thyrus und Sidon und heilt die Tochter einer Heidin (V. 37) und einen Taubstummen.

1. Et conveniunt ad eum Pharisæi, et quidam de Scribis, venientes ab Jerosolymis.
2. Et cum vidissent quosdam ex discipulis ejus communibus manibus, id est non lotis, manducare panes, vituperaverunt.
3. Pharisæi enim, et omnes Judæi, nisi crebro laverint manus, non manducant, tenentes traditionem seniorum:
4. Et a foro nisi baptizentur, non comedunt: et alia multa sunt, quæ tradita sunt illis servare, baptismata calicum, et urceorum, et æramentorum, et lectorum:
5. Et interrogabant eum Pharisæi, et Scribæ: Quare discipuli tui non ambulant juxta traditionem seniorum, sed communibus manibus manducant panem?
6. At ille respondens, dixit eis: Bene prophetavit Isaias de vobis hypocritis, sicut scriptum est: Populus hic labiis me honorat, cor autem eorum longe est a me;
7. In vanum autem me colunt, docentes doctrinas, et præcepta hominum.
8. Relinquentes enim mandatum Dei, tenetis traditionem hominum, baptismata urceorum, et calicum: et alia similia his facitis multa.
9. Et dicebat illis: Bene irritum facitis præceptum Dei, ut traditionem vestram servetis.
10. Moyses enim dixit: Honora patrem tuum, et matrem tuam. Et: Qui maledixerit patri, vel matri, morte moriatur.
11. Vos autem dicitis: Si dixerit homo patri, aut matri, Corban, (quod est donum) quodcumque ex me, tibi profuerit:
12. Et ultra non dimittitis eum, quidquam facere patri suo, aut matri.
13. Rescindentes verbum Dei per traditionem vestram, quam tradidistis: et similia hujusmodi multa facitis.
14. Et advocans iterum turbam, dicebat illis: Audite me omnes, et intelligite.
15. Nihil est extra hominem introiens in eum, quod possit eum coinquinare, sed quæ de homine procedunt, illa sunt, quæ communicant hominem.
16. Si quis habet aures audiendi, audiat.
17. Et cum introisset in domum a turba, interrogabant eum discipuli ejus parabolam.
18. Et ait illis: Sic et vos imprudentes estis? Non intelligitis quia omne extrinsecus introiens in hominem, non potest eum communicare:
19. Quia non intrat in cor ejus, sed in ventrem vadit, et in secessum exit, purgans omnes escas?
20. Dicebat autem, quoniam quæ de homine exeunt, illa communicant hominem.
21. Ab intus enim de corde hominum malæ cogitationes procedunt, adulteria, fornicationes, homicidia.
22. Furta, avaritiæ, nequitiæ, dolus, impudicitiæ, oculus malus, blasphemia, superbia, stultitia.
23. Omnia hæc mala ab intus procedunt, et communicant hominem.
24. Et inde surgens abiit in fines Tyri, et Sidonis: et ingressus domum, neminem voluit scire, et non potuit latere.
25. Mulier enim statim ut audivit de eo, cujus filia habebat spiritum immundum, intravit, et procidit ad pedes ejus.
26. Erat enim mulier gentilis, Syrophœnissa genere. Et rogabat eum ut dæmonium ejiceret de filia ejus.
27. Qui dixit illi: Sine prius saturari filios: non est enim bonum sumere panem filiorum, et mittere canibus.
28. At illa respondit, et dixit illi: Utique Domine, nam et catelli comedunt sub mensa de micis puerorum.
29. Et ait illi: Propter hunc sermonem vade, exiit dæmonium a filia tua.
30. Et cum abiisset domum suam, invenit puellam jacentem supra lectum, et dæmonium exiisse.
31. Et iterum exiens de finibus Tyri, venit per Sidonem ad Mare Galilææ inter medios fines Decapoleos.
32. Et adducunt ei surdum, et mutum, et deprecabantur eum, ut imponat illi manum.
33. Et apprehendens eum de turba seorsum, misit digitos suos in auriculas ejus: et exspuens, tetigit linguam ejus:
34. Et suspiciens in cœlum, ingemuit, et ait illi: Ephphetha, quod est adaperire.
35. Et statim apertæ sunt aures ejus, et solutum est vinculum linguæ ejus, et loquebatur recte.
36. Et præcepit illis ne cui dicerent. Quanto autem eis præcipiebat, tanto magis plus prædicabant:
37. Et eo amplius admirabantur, dicentes: Bene omnia fecit: et surdos fecit audire, et mutos loqui.

1. Und es versammelten sich bei ihm die Pharisäer und einige von den Schriftgelehrten, die von Jerusalem kamen.1 [Mt 15,1]
2. Als sie nun sahen, wie einige seiner Jünger mit unreinen,2 das ist mit ungewaschenen Händen Speise nahmen, rügten sie es. [Mt 15,2]
3. Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht, ohne sich öfter die Hände gewaschen zu haben,3
indem sie festhalten an den Überlieferungen der Alten.
4. Auch essen sie nicht, wenn sie vom Markte kommen, ohne sich zuvor zu baden. Und so gibt es noch viele andere Dinge, die zu beobachten sie von den Vorfahren überkommen haben:
Abwaschen von Bechern und Krügen und Kupfergeschirren und Betten.4
5. Daher fragten ihn die Pharisäer und Schriftgelehrten:5 Warum wandeln deine Jünger nicht nach der Satzung der Alten, sondern essen ihre Speisen mit ungewaschenen Händen?
6. Er aber antwortete, und sprach zu ihnen: Treffend hat Isaias von euch Heuchlern geweissagt, wie geschrieben steht: Dieses Volk ehret mich mit den Lippen, ihr Herz aber ist fern von mir. [Jes 29,13]
7. Vergeblich aber ehren sie mich, weil sie Lehre und Satzungen von Menschen lehren.6
8. Denn während ihr das Gebot Gottes hintansetzet, haltet ihr die Überlieferung der Menschen, Waschungen von Krügen und Bechern; und anderes derart tut ihr vieles.7
9. Und er sprach zu ihnen: Schön lasset ihr das Gebot Gottes nichts gelten, damit8 ihr euere Überlieferung wahret. [Mt 15,3]
10. Denn Moses hat gesagt: Ehre deinen Vater und deine Mutter. Und: Wer Vater oder Mutter flucht, soll des Todes sterben. [2Mos 20,12, 5Mos 5,16, Eph 6,2, Mt 15,4, 2Mos 21,17, 3Mos 20,9, Spr 20,20]
11. Ihr aber saget: Wenn einer zum Vater oder zur Mutter sagt: Korban, das heißt Weihegeschenk, sei alles, was dir von mir zu Gute kommt,9
12. da lasset ihr ihn nichts mehr für seinen Vater oder seine Mutter tun,
13. indem ihr das Wort Gottes für ungültig erklärt durch euere Überlieferung, die ihr gegeben habt; und ähnliches derart tut ihr vieles.
14. Und er rief abermals das Volk herbei,10 und sprach zu ihnen: Höret mich alle, und verstehet es wohl! [Mt 15,10]
15. Nichts ist außerhalb des Menschen, was in denselben eingehend ihn unrein machen könnte, aber was von dem Menschen herauskommt, das ist es, was den Menschen verunreinigt.
16. Wer Ohren hat zu hören, der höre!11
17. Als er nun vom Volke weggehend in ein Haus eingetreten war, befragten ihn seine Jünger über das Gleichnis.
18. Und er sprach zu ihnen: Seid auch ihr so ohne Verständnis? Sehet ihr nicht ein, dass alles, was von außen in den Menschen eingeht, ihn nicht verunreinigen kann,
19. weil es nicht in sein Herz eingeht,12 sondern in den Leib kommt, und den natürlichen Ausgang nimmt, der alle Speisen ausscheidet?
20. Was aber, sprach er, von dem Menschen ausgeht, das macht den Menschen unrein.
21. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Ehebrüche, Unzucht, Mordtaten, [1Mos 6,5]
22. Diebstähle, Geiz, Bosheit, Betrug, Schamlosigkeit, Scheelsucht, Gotteslästerung, Hoffart und Torheit.13
23. All dies Böse kommt von innen heraus, und verunreinigt den Menschen.
24. Und von da machte er sich auf,14 und zog in das Gebiet von Tyrus und Sidon.
Und er trat in ein Haus, und wollte, dass es niemand erfahren sollte;15 er konnte aber nicht verborgen bleiben. [Mt 15,21]
25. Denn kaum hatte ein Weib, deren Tochter einen unreinen Geist hatte, von ihm gehört, so ging sie sogleich hinein, und fiel ihm zu Füßen.16
26. Das Weib aber war eine Heidin, aus Syrophönicien gebürtig.
Und sie bat ihn, dass er den bösen Geist von ihrer Tochter austreiben möchte. [Mt 15,25]
27. Er aber sprach zu ihr: Lass zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, das Brot der Kinder zu nehmen, und es den Hunden vorzuwerfen.
28. Sie aber antwortete, und sprach zu ihm: Ja Herr! denn auch die Hündlein essen unter dem Tische von den Brosamen der Kinder.17
29. Und er sprach zu ihr: Um dieses Wortes willen gehe hin, der böse Geist ist ausgefahren von deiner Tochter.18
30. Und als sie in ihr Haus kam, fand sie das Mädchen auf dem Bette liegen, und den bösen Geist ausgefahren.
31. Und er ging wieder weg von den Grenzen von Tyrus, und kam durch Sidon an das galiläische Meer, mitten durch das Gebiet der Zehn-Städte.19
32. Da brachten sie einen Taubstummen zu ihm, und baten ihn, dass er ihm die Hand auflegen möchte.20 [Mt 9,32]
33. Und er nahm ihn von dem Volke abseits,21 legte seine Finger in seine Ohren, und berührte seine Zunge mit Speichel,22
34. sah gen Himmel auf, seufzte,23 und sprach zu ihm: Ephphetha, das ist: Tue dich auf!24
35. Und sogleich öffneten sich seine Ohren, und das Band seiner Zunge ward gelöst, und er redete richtig.25
36. Da gebot er ihnen, sie sollten es niemanden sagen.26 Aber je mehr er es ihnen gebot, desto mehr breiteten sie es aus;
37. und desto mehr gerieten sie außer sich vor Verwunderung, und sprachen: Er hat alles wohl gemacht, die Tauben macht er hörend und die Stummen redend!

Fußnote

Kap. 7 (1) Wohl vom hohen Rate gesendet. - (2) Die Händewaschung galt als eine religiöse Handlung, durch die alle gesetzliche Unreinigkeit hinweggenommen wird. Die Vorschrift verdankt den Rabbinern ihren Ursprung. (V. 3) - (3) Eine bessere griechische Leseart hat: Mit der Faust die Hand gerieben und gewaschen zu haben. - (4) Mit Wasser zu besprengen. Gewisse Waschungen wurden [3Mos 15,2-18] und [3Mos 11,32-37] vorgeschrieben. Die Pharisäer wollten, dass man dieselben selbst dann vornahm, wenn nur die Möglichkeit einer Verunreinigung vorlag. - (5) Nach dieser Erklärung kehrt der Evangelist zu V. 2 zurück. Eine andere Anklage also hatten die Pharisäer nicht vorbringen können. - (6) Wenn sie diese Antwort vorhergesehen hätten, würden sie wohl ihre Frage nicht gestellt haben. Wie jene Gott mit den Lippen ehren, im Herzen aber fern von ihm sind, so ihr. Vergl. [Apg 28,25, Apg 7,51]. Das ganze Volk ist für den Propheten wie eine Person, deshalb gelten seine Worte auch für die Zeitgenossen Christi, obwohl er diese nicht im besonderen vor Augen hatte. Ähnlich [Mic 6,3.4]. - (7) Christus zeigt, dass er diese Worte mit Recht auf sie anwendet: Ihr vernachlässigt Gottes Gebote über euren Überlieferungen (V. 8), ihr verkehrt Gottes Gebote und macht sie unwirksam. (V. 9 folg.) - (8) Da sie den Erfolg sehen und dennoch ihr Verhalten nicht ändern wollen (z. B. V. 11. 13), ist ihnen die Folge als beabsichtigt zuzuschreiben. - (9) Durch das dir von mir Hilfe zuteil werden könnte. Siehe [Mt 15,Anm.6]. Die Anordnung der Sätze ist bei Matthäus eine geeignetere, da die Pharisäer dort erst nach der Beweisführung Heuchler genannt werden und der Text der Propheten auf sie angewendet wird. - (10) Das Volk war wohl aus Ehrfurcht etwas zurückgewichen. Der Heiland will seine Jünger verteidigen und die Richtigkeit der pharisäischen Überlieferungen nachweisen. – (11) Er bleibe nicht bei den Worten allein stehen, sondern frage nach dem Ziele derselben. – (12) Die Speise hat an sich nichts mit Verstand und Willen gemein. Die in V. 18. 19 enthaltene Wahrheit galt auch im A. T. Nicht eine Speise machte den Menschen unrein (machte ihm den Zutritt zum Heiligtume unerlaubt), sondern die Übertretung des Gesetzes, das gewisse Speisen verbot. Mithin enthält Gottes Wort durchaus nichts was gegen das katholische Abstinenzgebot vorgebracht werden könnte. Die kirchliche Vorschrift soll an die Notwendigkeit der Buße erinnern und ist gegeben, damit das Wort Christi [Mk 2,20] erfüllt werde. Deshalb war auch das erste Gebot, das Gott selbst gab, ein Abstinenzgebot. Auch die von dem Heilande unterwiesenen Apostel erließen ein solches für bestimmte Kirchen [Apg 15,23.29]. – (13) Toren heißen in der heiligen Schrift die schlimmsten Sünder. - (14) Um den Aposteln einige Ruhe zu verschaffen und jene Lehre zu geben, zu welcher das heidnische Weib Gelegenheit bietet. - (15) Der Evangelist redet nach menschlicher Weise. - (16) Nach Matthäus tat sie dies auch schon auf dem Wege. Matthäus nennt sie eine Kananäerin, weil Kanaan Stammvater der Phönizier war [1Mos 10,15.19]. - (17) Nichts wird den Kindern (den Juden) genommen, ja es geziemt sich sogar, so zu handeln. Welcher Glaube, welche Geduld, welche Demut! - (18) Die Jünger werden ermuntert, für ihr Volk eifrig zu arbeiten, aber lernen zugleich, dass die Heiden durch den Glauben würdig werden, Gottes Wohltaten zu empfangen, da der Glaube des Weibes den Heiland gleichsam wider seinen Willen zu einem Wunder zwingt. - (19) Siehe [Mt 4,Anm.35]. Von den vielen dort geschehenen Wundern [Mt 15,30], führt Markus nur eines an. - (20) Christus offenbart nicht stets auf gleiche Weise seine Gottheit und Macht. - (21) Vielleicht aus demselben Grunde, welcher dem Verbote V. 36 zu Grunde liegt. - (22) Alle Teile seines Leibes sind wegen der Verbindung mit der Gottheit heilig und heiligend (Theoph., Euth.) - (23) Innig betend, zu unserem Vorbilde (Greg., Bed.) oder aus Mitleid mit dem Menschengeschlechte (Vikt., Euth.) - (24) Da die Wunder der leiblichen Heilung Bilder der geistigen Heilung sind, welche Christus bewirkt, braucht auch die Kirche das Wort Ephpheta in der feierlichen Taufe, wenn der Priester die Ohren des Täuflings mit Speichel berührt, um die Eröffnung des inneren Sinnes von Gott zu erflehen. - (25) Obgleich er nie andere sprechen gehört. - (26) Christus will nicht, dass das Volk ihn als zeitlichen König begrüße und gibt uns ein Vorbild der Bescheidenheit.


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