Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Rich04

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Liber Judicum, Hebraice Sophetim. Caput IV.

Das Buch der Richter Kap. 4


4. Befreiung Israels von Jabin, dem Könige Chanaans, durch Deborra und Barak. (Kap.4, 5) A. Die Israeliten werden 20 Jahre nach dem Tode Aods ihrer Sünden halber durch Jabin, den König von Chanaan, unterjocht gehalten, bis sie sich zum Herrn bekehren. (V. 3) B. Gott sendet ihnen auf ihr Flehen um Hilfe Deborra, eine Prophetin und Richterin, und befiehlt Barak, die Kinder Israel gegen Sisam, den Heerführer Jabins, zu führen. (V. 9) C. Barak erringt mit den Streitern Zabulons und Nephthalis und mit Deborra einen großen Sieg. (V. 16) Sisara wird durch ein kinitisches Weib, Jahel, mit List getötet.

1. Addiderunt filii Israel facere malum in conspectu Domini post mortem Aod,
2. Et tradidit illos Dominus in manus Jabin regis Chanaan, qui regnavit in Asor: habuitque ducem exercitus sui nomine Sisaram, ipse autem habitabat in Haroseth gentium.
3. Clamaveruntque filii Israel ad Dominum: nongentos enim habebat falcatos currus, et per viginti annos vehementer oppresserat eos.
4. Erat autem Debbora prophetis uxor Lapidoth, quæ judicabat populum in illo tempore.
5. Et sedebat sub palma, quæ nomine illius vocabatur, inter Rama et Bethel in monte Ephraim: ascendebantque ad eam filii Israel in omne judicium.

6. Quæ misit, et vocavit Barac filium Abinoem de Cedes Nephthali: dixitque ad eum: Præcepit tibi Dominus Deus Israel, vade, et duc exercitum in montem Thabor, tollesque tecum decem millia pugnatorum de filiis Nephthali, et de filiis Zabulon:

7. Ego autem adducam ad te in loco torrentis Cison, Sisaram principem exercitus Jabin, et currus ejus, atque omnem multitudinem, et tradam eos in manu tua.
8. Dixitque ad eam Barac: Si venis mecum, vadam: si nolueris venire mecum, non pergam.

9. Quæ dixit ad eum: Ibo quidem tecum, sed in hac vice victoria non reputabitur tibi, quia in manu mulieris tradetur Sisara. Surrexit itaque Debbora, et perrexit cum Barac in Cedes.

10. Qui, accitis Zabulon et Nephthali, ascendit cum decem millibus pugnatorum, habens Debboram in comitatu suo.
11. Haber autem Cinæus recesserat quondam a ceteris Cinæis fratribus suis filiis Hobab, cognati Moysi: et tetenderat tabernacula usque ad vallem, quæ vocatur Sennim, et erat juxta Cedes.

12. Nuntiatumque est Sisaræ quod ascendisset Barac filius Abinoem, in montem Thabor:
13. Et congregavit nongentos falcatos currus, et omnem exercitum de Haroseth gentium ad torrentem Cison.
14. Dixitque Debbora ad Barac: Surge, hæc est enim dies, in qua tradidit Dominus Sisaram in manus tuas: en ipse ductor est tuus. Descendit itaque Barac de monte Thabor, et decem millia pugnatorum cum eo.
15. Perterruitque Dominus Sisaram, et omnes currus ejus, universamque multitudinem in ore gladii ad conspectum Barac: in tantum, ut Sisara de curru desiliens, pedibus fugeret,
16. Et Barac persequeretur fugientes currus, et exercitum usque ad Haroseth gentium, et omnis hostium multitudo usque ad internecionem caderet.
17. Sisara autem fugiens pervenit ad tentorium Jahel uxoris Haber Cinæi. Erat enim pax inter Jabin regem Azor, et domum Haber Cinæi.

18. Egressa igitur Jahel in occursum Sisaræ, dixit ad eum: Intra ad me domine mi: intra, ne timeas. Qui ingressus tabernaculum ejus, et opertus ab ea pallio,
19. Dixit ad eam: Da mihi, obsecro, paululum aquæ, quia sitio valde. Quæ aperuit utrem lactis, et dedit ei bibere, et operuit illum.

20. Dixitque Sisara ad eam: Sta ante ostium tabernaculi: et cum venerit aliquis interrogans te, et dicens: Numquid hic est aliquis? Respondebis: Nullus est.
21. Tulit itaque Jahel uxor Haber clavum tabernaculi, assumens pariter et malleum: et ingressa abscondite, et cum silentio posuit supra tempus capitis ejus clavum, percussumque malleo defixit in cerebrum usque ad terram: qui soporem morti consocians defecit, et mortuus est.
22. Et ecce Barac sequens Sisaram veniebat: egressaque Jahel in occursum ejus, dixit ei: veni, et ostendam tibi virum, quem quæris. Qui cum intrasset ad eam, vidit Sisaram jacentem mortuum, et clavum infixum in tempore ejus.
23. Humiliavit ergo Deus in die illo Jabin regem Chanaan coram filiis Israel:

24. Qui crescebant quotidie, et forti manu opprimebant Jabin regem Chanaan, donec delerent eum.



1. Die Söhne Israels taten nach dem Tode Aods wiederum, was böse war vor dem Herrn;
2. da gab1 sie der Herr in die Hand Jabins,2 des Königs von Chanaan, der in Asor herrschte; dieser hatte einen Heerführer namens Sisara, welcher in Haroseth der Völker3 wohnte. [1Sam 12,9]
3. Da riefen die Söhne Israels zu dem Herrn; denn er hatte neunhundert Sichelwagen4 und hatte sie zwanzig Jahre lang5 hart bedrückt.
4. Zu jener Zeit aber war eine Prophetin Debbora, das Weib Lapidoths, welche das Volk richtete.6
5. Sie saß7 unter der Palme, welche nach ihr benannt wurde, zwischen Rama und Bethel im Gebirge Ephraim; und die Söhne Israels kamen zu ihr hinauf, zur Entscheidung in allen Händeln.
6. Diese sandte hin8 und ließ Barak, den Sohn Abinoems, von Kedes-Nephthali,9 rufen und sprach zu ihm: Der Herr, der Gott Israels, gebietet dir: Gehe hin, führe ein Heer auf den Berg Thabor10 und nimm zehntausend streitbare Männer von den Söhnen Nephthalis und von den Söhnen Zabulons mit dir;11
7. ich aber will dir an den Bach Kison12 den Sisara, den Heerführer Jabins und seine Wagen und sein ganzes Heer bringen und will sie in deine Hand geben.13

8. Da sprach Barak zu ihr: Wenn du mit mir kommst, will ich hinziehen; wenn du aber nicht mit mir kommen willst, werde ich nicht gehen.14
9. Sie sprach zu ihm: Ich werde zwar mit dir ziehen, aber für dieses Mal wird dir der Sieg nicht zugeschrieben werden; denn Sisara wird in die Hand einer Frau überliefert werden. So machte sich denn Debbora auf und zog mit Barak nach Kedes.
10. Er aber bot Zabulon und Nephthali auf und zog mit zehntausend Kriegern hinauf und auch Debbora war in seiner Begleitung.
11. Der Kiniter Haber aber hatte sich einst von den übrigen Kinitern, seinen Brüdern, den Söhnen Hobabs, des Schwagers Moses, getrennt und seine Zelte bis zu dem Tale aufgeschlagen, welches Sennim heißt und bei Kedes liegt.15
12. Als nun dem Sisara berichtet ward, dass Barak, der Sohn Abinoems, auf den Berg Thabor hinaufgezogen sei,
13. sammelte er neunhundert Sichelwagen16 und sein ganzes Heer von Haroseth der Völker bis zu dem Bache Kison.
14. Und Debbora sprach zu Barak: Auf! denn dies ist der Tag, an dem der Herr Sisara in deine Hände gegeben hat; siehe, er selbst ist dein Führer. Da zog Barak vom Berge Thabor herab und die zehntausend Streiter mit ihm.
15. Und der Herr erfüllte Sisara und alle seine Wagen und sein ganzes Heer mit Schrecken vor der Schärfe des Schwertes17 bei dem Anblicke Baraks, so dass Sisara vom Wagen sprang und zu Fuß floh. [Ps 82,10]
16. Barak aber setzte den fliehenden Wagen und dem Heere bis Haroseth der Völker nach; und die ganze Menge der Feinde fiel und ward vernichtet.18
17. Sisara nun kam auf der Flucht in das Zelt der Jahel,19 der Frau des Kiniters Haber; denn zwischen Jabin, dem Könige von Azor und dem Hause Habers, des Kiniters, war Frieden.
18. Da trat Jahel heraus, Sisara entgegen und sprach zu ihm: Tritt ein zu mir, Herr! tritt ein und fürchte nichts. Als er in ihr Zelt eingetreten war,20 deckte sie ihn mit einem Mantel zu.
19. Er sprach zu ihr: Gib mir doch ein wenig Wasser,21 denn mich dürstet sehr. Da öffnete sie den Milchschlauch und gab ihm zu trinken und deckte ihn alsdann wieder zu.
20. Und Sisara sprach zu ihr: Bleibe vor dem Eingange des Zeltes stehen; und wenn jemand kommt und dich fragt und spricht: Ist jemand hier? so antworte: Es ist niemand hier.22
21. Da nahm Jahel, das Weib Habers, einen Zeltnagel, und zugleich einen Hammer ergreifend ging sie insgeheim und leise hinein, setzte den Nagel auf die Schläfe seines Hauptes und schlug ihn mit dem Hammer durch das Gehirn in den Boden; so vereinte Sisara Schlaf und Tod und erlag und starb.23
22. Siehe, da kam Barak, Sisara verfolgend: Jahel aber ging heraus ihm entgegen und sprach zu ihm: Komm, ich will dir den Mann zeigen, den du suchst! Und als er zu ihr eintrat, sah er Sisara tot daliegen und den Nagel in seinen Schläfen stecken.
23. So demütigte Gott an jenem Tage Jabin, den König von Chanaan, vor den Söhnen Israels,
24. welche von Tag zu Tag mächtiger wurden und mit starker Hand Jabin, den König von Chanaan, bedrängten, bis sie ihn vernichtet hatten.


Fußnote

Kap. 4 (1) Verkaufte. - (2) Vielleicht war der Titel Jabin (der Einsichtige) ein stehender Name der chanaanitischen Könige von Asor. Vergl. [Jos 11,1.10]. - (3) Galiläa, doch nicht mit den Grenzen, wie zur Zeit Christi. Dort waren wohl mehrere Völker ansässig. - (4) Nach dem Hebr.: eisenbeschlagene Wagen. - (5) Wie die Sünden, so wachsen die Strafen. Die erste Knechtschaft dauerte acht Jahre, die zweite achtzehn, die dritte zwanzig, und auch die Härte derselben nahm zu. - (6) Deborra heißt Prophetin wegen ihrer prophetischen Gabe, wie Mirjam [2Mos 15,20] und Hulda [2Koe 22,14]. Diese Gabe befähigte sie zum Richten des Volkes, zur Entscheidung von Streitsachen, welche die niederen Gerichte nicht zu lösen vermochten, die nach [5Mos 17,8ff] an die höchsten Richter kommen sollten. - (7) Recht sprechend. - (8) Auf göttliche Eingebung will sie durch Barak ihrem Volke auch gegen dessen äußere Feinde Recht schaffen. V. 4, V. 5 waren Parenthese. - (9) Eine Leviten- und Asylstadt. - (10) Der Thabor ist ein mächtiger sich fast ganz isoliert bis zu 300 Meter Höhe erhebender abgestumpfter Kalksteinkegel am nordöstlichen Saume der Ebene Jezrael. Seine Seiten waren bewaldet. Dieser Berg wird als Sammelplatz bezeichnet. - (11) Diese beiden Stämme wurden insbesondere bedrängt. - (12) In das Tal des Baches. - (13) Worte Gottes. - (14) Barak ist anfangs langsam im Glauben; bald aber fasst er, von Deborra gestärkt, neuen Mut. Vergl. [Hebr 11,32]. - (15) Dieser Umstand war für den Ausgang des folgenden Kampfes wichtig. - (16) Hebr.: Alle seine Wagen, 900 eisenbeschlagene Wagen. - (17) Nach dem Hebr. brachte Gott das Heer durch ein Schreckenswunder in Verwirrung und ließ es durch die Schärfe des Schwertes vernichten. - (18) Bis auf wenige, die sich nach Haroseth flüchteten. - (19) Sie hatte wohl ein eigenes Zelt. Haber war vermutlich bei den Herden. - (20) Drei Gründe veranlassen ihn einzutreten: Weil Jabin mit dem Hause Habers in Frieden lebte, weil Jahel ihn einlud, weil man ihn in einem Frauenzelte weniger leicht suchen mochte. Jahel konnte übrigens nicht anders als den bewaffneten verzweifelten Mann einladen, wollte sie nicht ihr Leben verlieren. - (21) Etwas zu trinken. - (22) An alles denkt Sisara, nur nicht daran, sich der Treue Jahels zu versichern. - (23) So geschah, was Deborra V. 9 dem Barak vorhergesagt. Wenngleich sich nicht verkennen lässt, dass Jahel in frommer Begeisterung für die Söhne Israels und seines Gottes handelte, so preist doch Deborra nicht die Umstände der Tat Jahels, sondern feiert nur die Befreiung des Volkes Gottes und die schmähliche Niederlage seines Todfeindes und segnet Jahel, insofern durch sie Israel von seinem Bedränger befreit ist.

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