Kategorie:Vulgata:AT:1Mos31: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 8. November 2011, 19:51 Uhr
Erstes Buch Moses
Kapitel 31
Fluchtabsichten
1 Jakob vernahm das Gerede der Söhne Labans: »Jakob hat alles, was unserem Vater gehörte, an sich gebracht; nur mit dem Eigentum unseres Vaters gelang es ihm, all diesen Reichtum zu erwerben.« 2 Auch sah Jakob an den Mienen Labans, daß er ihm nicht mehr so wohlgesinnt war wie ehedem. 3 Der Herr sprach zu Jakob: »Kehre heim in das Land deiner Väter und deiner Verwandtschaft; ich will mit dir sein!«
Rechtfertigung vor Rachel und Lea
4 Jakob ließ Rachel und Lea auf das Feld zu seiner Herde rufen. 5 Er äußerte sich ihnen gegenüber: »Ich sehe an den Mienen eures Vaters, daß er gegen mich nicht mehr so ist wie ehedem. Und doch war der Gott meines Vaters mit mir. 6 Ihr selbst wißt es, daß ich eurem Vater mit ganzer Kraft gedient habe. 7 Aber euer Vater hat mich betrogen und hat meinen Lohn zehnmal geändert; doch Gott ließ es nicht zu, daß er mir schadete. 8 Wenn er sagte: >Die gesprenkelten Tiere sollen dein Lohn sein<, so warf die ganze Herde gesprenkelte Junge; wenn er aber bestimmte: >Die gestreiften sollen dein Lohn sein<, so warf die ganze Herde gestreifte. 9 So hat Gott den Viehbestand eurem Vater entzogen und ihn mir gegeben. 10 Es war zur Brunstzeit des Kleinviehs, da erhob ich meine Augen und sah im Traume, wie die Böcke, welche die Schafe besprangen, gestreift, gesprenkelt und gescheckt waren. 11 Der Engel Gottes rief mir im Traume zu: Jakob!< Und ich antwortete: >Hier bin ich!< 12 Und er fuhr fort: >Erhebe deine Augen und schau! Alle Böcke, welche die Schafe bespringen, sind gestreift, gesprenkelt oder gescheckt! Denn ich habe alles gesehen, was Laban dir angetan hat. 13 Ich bin der Gott von Betel, woselbst du einen Denkstein gesalbt und mir ein Gelübde getan hast. Auf! Zieh fort aus diesem Lande und kehre in das Land deiner Herkunft zurück!«
Zustimmung der Töchter Labans
14 Rachel und Lea antworteten und sprachen zu ihm: »Haben wir noch einen Anteil und ein Erbe in unserem Vaterhause? 15 Gelten wir ihm nicht als Ausländerinnen? Denn er hat uns ja verkauft und dazu unser Geld aufgebraucht.16 Fürwahr, aller Reichtum, den Gott unserem Vater entzogen hat, gehört uns und unseren Kindern. Und nun tue alles, was Gott dir befohlen hat!«
Flucht
17 Jakob brach auf; er setzte seine Kinder und Frauen auf die Kamele. 18 Er führte hinweg allen Viehbestand und alle Habe, die er erworben hatte, die Herden, die er besaß und in Paddan-Aram gewonnen hatte. Er wollte zu seinem Vater Isaak in das Land Kanaan ziehen. 19 Laban aber ging zur Schafschur. Währenddessen stahl Rachel die Hausgötter ihres Vaters. 20 Jakob überlistete den Aramäer Laban, indem er ihm von seiner Flucht nichts mitteilte. 21 Er ergriff mit allem, was ihm gehörte, die Flucht, machte sich auf den Weg, überschritt den Euphrat und wandte sich in die Richtung nach dem Gebirge Gilead. 22 Am dritten Tag wurde dem Laban gemeldet, daß Jakob entflohen sei. 23 Er bot seine Sippengenossen auf und verfolgte ihn sieben Tagereisen weit. Beim Gebirge Gilead holte er ihn ein. 24 Da erschien Gott dem Aramäer Laban des Nachts im Traume und sprach zu ihm: »Hüte dich, Jakob irgendwelche Vorwürfe zu machen!«
Labans Vorwürfe
25 Als Laban den Jakob eingeholt hatte, lagerte dieser mit seinem Zelte auf dem Berge. Auch Laban mit seinen Sippengenossen schlug sein Zelt auf dem Gebirge Gilead auf. 26 Laban sagte zu Jakob: »Was hast du getan? Hinters Licht führtest du mich. Meine Töchter hast du wie Kriegsgefangene verschleppt. 27 Warum bist du so heimlich ausgerückt? Warum hast du mich bestohlen? Warum teiltest du mir nichts mit, damit ich dir mit Wonnejauchzen, Liedern, Pauken und Harfen das Abschiedsgeleit hätte geben können? 28 Keine Möglichkeit gabst du mir, meine Kinder und Töchter zum Abschied zu küssen. Töricht hast du gehandelt! 29 Es stünde durchaus in meiner Macht, dir etwas Böses zu tun; aber der Gott eures Vaters sagte gestern nacht zu mir: Hüte dich, Jakob irgendwelche Vorwürfe zu machen!< 30 Nun gut; gegangen bist du, weil du Heimweh nach deinem Vaterhause hattest. Warum hast du mir aber meine Götter gestohlen?« 31 Jakob erwiderte und sprach zu Laban: »Ich fürchtete mich, weil ich dachte, du könntest mir deine Töchter wieder entreißen! 32 Der soll jedoch nicht am Leben bleiben, bei dem du deine Götter findest; im Beisein unserer Sippengenossen sieh durch, was ich bei mir habe, und nimm das Deine!« Jakob ahnte nicht, daß Rachel den Diebstahl begangen hatte.
Auf der Suche nach den Hausgöttern
33 Dann ging Laban in das Zelt Jakobs, in das der Lea und in das der beiden Mägde hinein, ohne etwas zu finden. Aus dem Zelte der Lea kam er in das Zelt der Rachel. 34 Rachel aber hatte die Hausgötter genommen und sie in die Satteltasche des Kamels gelegt. Sie hatte sich auf diese gesetzt. Laban durchsuchte das ganze Zelt, ohne etwas zu finden. 35 Zu ihrem Vater sagte sie: »Zürne doch nicht, mein Herr! Ich kann nicht aufstehen vor dir. Denn es geht mir so, wie es Frauen zu gehen pflegt.« So suchte und suchte er, fand jedoch die Götterbilder nicht.
Gegenvorwürfe Jakobs
36 Da ergrimmte Jakob und setzte sich mit Laban auseinander. Er hub an und sprach: »Was ist denn meine Schuld, was meine Verfehlung, daß du so hitzig hinter mir her bist? 37 Du hast alle meine Sachen durchwühlt. Was hast du von den Dingen, die dir gehören, gefunden? Lege es doch hierher im Beisein meiner und deiner Verwandten! Mögen sie Schiedsrichter zwischen uns sein! 38 Es sind bereits zwanzig Jahre, daß ich bei dir bin; nie hatten Mutterschafe und Ziegen einen Fehlwurf getan, und die Widder deiner Herde habe ich nicht verzehrt. 39 Ein zerrissenes Stück habe ich dir nie gebracht, sondern ich ersetzte es dir; von meiner Hand hast du es gefordert, gleich ob es am Tage oder des Nachts geraubt wurde. 40 So war es mit mir: Am Tage verzehrte mich die Hitze und in der Nacht die Kälte, meine Augen floh der Schlaf. 41 Zwanzig Jahre lang habe ich in deinem Hause Dienst geleistet, vierzehn Jahre um deine beiden Töchter und sechs Jahre um dein Vieh; du aber hast zehnmal meinen Lohn geändert. 42 Wenn nicht meines Vaters Gott, der Gott Abrahams und der Schrecken Isaaks, mit mir gewesen wäre, so hättest du mich jetzt mit leeren Händen fortgeschickt; doch dieser hat mein Elend und die Mühsal meiner Hände geschaut und hat gestern nacht die Entscheidung gefällt.« 43 Laban antwortete und sprach zu Jakob: »Die Töchter sind meine Töchter, die Söhne sind meine Söhne, das Vieh ist mein Vieh, und alles, was du da siehst, gehört mir. Aber meinen Töchtern, was soll ich ihnen oder ihren Kindern, die sie geboren haben, heute tun? 44 Wohlan! Ich und du, wir wollen einen Vertrag schließen, und dieser mag Zeuge zwischen mir und dir sein!« 45 Da nahm Jakob einen Steinblock und richtete ihn als Denkstein auf.
Zeugen des Vertrags
46 Jakob sprach zu seinen Sippengenossen: »Sammelt Feldsteine!« Sie taten es, errichteten einen Steinhügel und hielten auf ihm ein Mahl. 47 Laban nannte ihn »Jegar sahaduta«, und Jakob nannte ihn »Gal ed« (Zeugenhügel). 48 Jetzt sprach Laban: »Dieser Hügel soll Zeuge sein zwischen mir und dir am heutigen Tage!« Daher nannte er ihn Zeugenhügel 49 und ebenso auch »Mizpa« (Warte), indem er sprach: »Der Herr soll Wache halten zwischen mir und dir, wenn wir uns nicht mehr sehen! 50 Wenn du meine Töchter schlecht behandelst und zu ihnen noch andere Frauen nimmst, dann ist zwar kein Mensch bei uns, aber Gott ist Zeuge zwischen mir und dir.« 51 Weiter sprach Laban zu Jakob: »Siehe, dieser Steinhügel und dieser Denkstein, den ich zwischen mir und dir aufgerichtet habe, - 52 ein Zeuge sei dieser Steinhügel, und Zeuge sei dieser Denkstein, daß ich diesen Steinhügel gegen dich nicht überschreiten werde und daß auch du ihn und diesen Denkstein gegen mich nicht überschreiten wirst in böser Absicht. 53 Der Gott Abrahams und der Gott Nachors seien Richter zwischen uns [Gottheiten ihrer Väter]!« Da leistete Jakob einen Eid bei dem Schrecken seines Vaters Isaak. 54 Jakob brachte auf dem Berge ein Opfer dar und lud seine Sippengenossen zur Mahlzeit ein. Sie hielten das Mahl und übernachteten auf dem Berge.
Fußnote
31,7-12: Nach dieser Darstellung hat Gott selbst den Viehbestand Jakobs wie durch ein Wunder vermehrt. Anders ist die List Jakobs in 30,37-42 beschrieben. Dahinter steckt die volkstümliche Meinung, daß der Anblick mehrfarbiger, gestreifter Stäbe während der Begattung die Färbung der werdenden Jungtiere beeinflussen könne. 19-25: Die Schafschur mit ihren Arbeiten und Festlichkeiten war für eine heimliche Flucht sehr günstig. 30-35: Die Hausgötter (Teraphim), die Rachel als Andenken und in einer vom Heidentum noch nicht ganz gereinigten Gesinnung heimlich mitnahm, waren kleine Statuetten. Im israelitischen Gotteskult waren sie verpönt, spielten aber im Volk nicht selten eine abergläubische Rolle (1 Sam 19,13.16; 2 Kön 23,24; Ez 21,26; Sach 10,2). Daß Rachel in ihrem Unwohlsein auf ihnen sitzt, mußte von den Lesern als Verspottung verstanden werden. - Weitere Kapitel: 01 | 02 | 03 | 04 | 05 | 06 | 07 | 08 | 09 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 32 | 33 | 34 | 35 | 36 | 37 | 38 | 39 | 40 | 41 | 42 | 43 | 44 | 45 | 46 | 47 | 48 | 49 | 50 |
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