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Kap. 1 ('''1''') Übersinstimmung des Willens mit dem, was Gott will. - ('''2''') Richten bezeichnet alle Herrschergewalt. (Rhab.) Indes ergehen die folgenden Belehrungen an alle Menschen. (Vergl. Kap. 2 – 5). - ('''3''') Mit sittlich gutem Willen. Nach anderen adverbial: gut, Gott entsprechend. - ('''4''') Mit einem Herzen, das seinen Blick nicht durch Nebenabsichten vom Ziele abziehen lässt und so nichts Verschiedenes in sich birgt. Insbesondere legt V. 2 nahe, an die Einfalt des Glaubens und gläubiger Hingabe zu denken. - ('''5''') Zur Vollendung der Liebe gehört der Besitz des geliebten Gegen standes. - ('''6''') Vers 2 gibt den positiven Grund zu V. 1, V. 3 den negativen. - ('''7''') Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Weish06|Weish 6,14]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Offenb03|Offenb 3,20]]''] - ('''8''') Versuchen heißt ihn in seiner Wahrhaftigkeit auf die Probe stellen, ob er wirklich der ist, wofür er gehalten wird. – Gegensatz zur Einfalt des Herzens. - ('''9''') Macht und Liebe. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Joh14|Joh 14,21]]'']. Die volle Offenbarung wird freilich erst im Himmel gewährt. (Bonav.) - ('''10''') Gleichbedeutend mit V. 1: in Einfalt suchen. - ('''11''') Ausgang der entgegengesetzten Geistesrichtung. - ('''12''') Wenn die Macht Gottes gefühlt wird, beweist sie den Toren, das ihr Streben töricht war, durch Strafen. - ('''13''') Begründung von V. 3. - ('''14''') Die Weisheit als Gabe des Heiligen Geistes macht, dass wir das Göttliche richtig beurteilen, alles übrige aber der Liebe gemäß, die uns mit Gott verbindet. Demnach setzt diese Weisheit die Liebe, diese aber die heiligmachende Gnade voraus, die mit einer Todsünde nicht bestehen kann. (Thom.) - ('''15''') Der Heilige Geist als dritte Person der Gottheit. Der Verfasser ist sich bewusst, dass derselbe etwas Bestimmtes und Individuelles ist; im Lichte des Neuen Testamentes ist die Erkenntnis, der Absicht des Inspirierenden entsprechend, eine klarere. - ('''16''') Die Heiligung wird dem Heiligen Geiste in besonderer Weise zugeschrieben. - ('''17''') Das Griechische kann selbst bedeuten: gescholten. - ('''18''') Vergl. die Nachfolge Christi II. 4. - ('''19''') Begründung zu dem vorhergehenden Satze, insbesondere dem Worte: wird verscheucht (gescholten). Das Griech. ist nach besserer Lesart wiederzugeben: Denn der menschenwürdige Geist ist Weisheit. Der vorliegende Text der Vulg. könnte vermuten lassen, dass die Menschenfreundlichkeit Gottes Ursache der Strafe ist. - ('''20''') Diese werden oft als Sitz der zartesten und innigsten Gefühle gefasst. - ('''21''') Dem heiligen Geiste entgeht nichts und Gedanken des Unglaubens und Misstrauens sind ihm bereits laute Scheltworte. - ('''22''') Die dritte Person der heiligsten Dreifaltigkeit. (Athan., Basil., Cyrill von Alex., Orig., Aug., Bonav., Thom.) - ('''23''') Nach innen erfüllt er den Erdkreis, nach außen ist er größer und reicht über die Welt hinaus.  - ('''24''') Außer dem Wissen (V. 6, 7) eignet dem Richter Eifer. Aus der Allwissenheit folgt, dass er strafen kann; dass er es aber tut, veranlasst seine eifernde Gerechtigkeitsliebe: er lässt keine Sünde ungestraft. (Aug.) - ('''25''') Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Mak01|1Mak 1,14]]''] - ('''26''') Sondern großen Schaden. - ('''27''') Vor unwahrer, böswilliger Rede gegen Gott. - ('''28''') Gegen Gott und zum Schaden des Nächsten freiwillig falsch redend. (Aug.) - ('''29''') Es sind die Gegensätze Tod (V. 12), Verderben (V. 12), Untergang (V. 13), Herrschaft der Unterwelt (V. 14) gegen heilbar (V. 14) unsterblich (V. 15) zu beachten. Die letzten beiden Worte beziehen sich auf die Seligkeit (vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Weish03|Weish 3,4]]''], also ist das Gegenteil das ewige Verderben, der zweite Tod. Doch vergleiche Anmerkung 31. - ('''30''') Ihr müsst Gott, der euer Heil verlangt, gleichsam zwingen, euch gegen seinen Willen zu verdammen. - ('''31''') Nicht der leibliche Tod allein ist hier gemeint, da die einzelnen Menschen sich durch persönliche Sünde nicht den zeitlichen Tod zuziehen. In Adam war die Unsterblichkeit mit der heiligmachenden Gnade vereinigt, deshalb fiel bei ihm leiblicher und geistlicher Tod zusammen. Man kann aber auch übersetzen: Gott hat keinen Tod gemacht (weder den physischen noch den geistigen). Das Vorhergehende bezieht sich auf den geistigen Tod, das Folgende (V. 14) hat den physischen Tod zur Voraussetzung. - ('''32''') Widerspricht dies nicht [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:JSir11|JSir 11,14]]'']? Es ist das Werk Gottes von seine Gerichten zu unterscheiden, etwas anderes ist es, den Menschen nicht sterblich schaffen, etwas anderes den Sünder strafen. (Aug.) Soweit etwas Gutes in sich schließt, als gerechte Strafe. (Thom.) - ('''33''') Wie es jedem Wesen eigen ist, dem Menschen also, dass er sich durch die Gerechtigkeit die Unsterblichkeit sichere und so dem leiblichen Tode entgehe, den anderen Wesen, dass sie in ihrer Gattung erhalten werden. - ('''34''') Nicht durch ein Gift, das etwa über sie kommt, zu vernichten. - ('''35''') Alle Wesen.  - ('''36''') V. 14 c, d drückt negativ aus, was a, b positiv besagt. Es gibt kein Gift, das über die ganze Schöpfung Verderben brächte, so dass der lebendigmachende Heilsplan Gottes in der Schöpfung vereitelt würde. - ('''37''') Hier ist das Reich des Lebens, alles entwickelt sich durch die Vollendung seiner Lebenstätigkeit, der Mensch zur seligen Unsterblichkeit. - ('''38''') Die ursprüngliche oder wiedererlangte Gerechtigkeit. - ('''39''') Mit jener Unsterblichkeit, deren Gegensatz V. 11, 12 geschildert ist, der seligen Unsterblichkeit. V. 14, 15 sind einander koordiniert zur Begründung von V. 13. - ('''40''') Den Tod in weitester Bedeutung. - ('''41''') Bild der Sehnsucht. Verblendet, suchen ihn durch Werke und Worte herbeizurufen. - ('''42''') Griech.: zerschmelzen vor Liebe zu ihm. - ('''43''') Um ihn ja immer bei sich zu haben und nie zu verlieren. (Alle Ausdrücke verraten den schärfsten Sarkasmus.) - ('''44''') Da sie ihn gleichsam zur Grundlage und Richtschnur ihres Lebens machen, verdienen sie ihr ewiges Verderben.
Kap. 1 ('''1''') Übersinstimmung des Willens mit dem, was Gott will. - ('''2''') Richten bezeichnet alle Herrschergewalt. (Rhab.) Indes ergehen die folgenden Belehrungen an alle Menschen. (Vergl. Kap. 2 – 5). - ('''3''') Mit sittlich gutem Willen. Nach anderen adverbial: gut, Gott entsprechend. - ('''4''') Mit einem Herzen, das seinen Blick nicht durch Nebenabsichten vom Ziele abziehen lässt und so nichts Verschiedenes in sich birgt. Insbesondere legt V. 2 nahe, an die Einfalt des Glaubens und gläubiger Hingabe zu denken. - ('''5''') Zur Vollendung der Liebe gehört der Besitz des geliebten Gegen standes. - ('''6''') Vers 2 gibt den positiven Grund zu V. 1, V. 3 den negativen. - ('''7''') Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Weish06|Weish 6,14]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Offenb03|Offenb 3,20]]''] - ('''8''') Versuchen heißt ihn in seiner Wahrhaftigkeit auf die Probe stellen, ob er wirklich der ist, wofür er gehalten wird. – Gegensatz zur Einfalt des Herzens. - ('''9''') Macht und Liebe. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Joh14|Joh 14,21]]'']. Die volle Offenbarung wird freilich erst im Himmel gewährt. (Bonav.) - ('''10''') Gleichbedeutend mit V. 1: in Einfalt suchen. - ('''11''') Ausgang der entgegengesetzten Geistesrichtung. - ('''12''') Wenn die Macht Gottes gefühlt wird, beweist sie den Toren, das ihr Streben töricht war, durch Strafen. - ('''13''') Begründung von V. 3. - ('''14''') Die Weisheit als Gabe des Heiligen Geistes macht, dass wir das Göttliche richtig beurteilen, alles übrige aber der Liebe gemäß, die uns mit Gott verbindet. Demnach setzt diese Weisheit die Liebe, diese aber die heiligmachende Gnade voraus, die mit einer Todsünde nicht bestehen kann. (Thom.) - ('''15''') Der Heilige Geist als dritte Person der Gottheit. Der Verfasser ist sich bewusst, dass derselbe etwas Bestimmtes und Individuelles ist; im Lichte des Neuen Testamentes ist die Erkenntnis, der Absicht des Inspirierenden entsprechend, eine klarere. - ('''16''') Die Heiligung wird dem Heiligen Geiste in besonderer Weise zugeschrieben. - ('''17''') Das Griechische kann selbst bedeuten: gescholten. - ('''18''') Vergl. die Nachfolge Christi II. 4. - ('''19''') Begründung zu dem vorhergehenden Satze, insbesondere dem Worte: wird verscheucht (gescholten). Das Griech. ist nach besserer Lesart wiederzugeben: Denn der menschenwürdige Geist ist Weisheit. Der vorliegende Text der Vulg. könnte vermuten lassen, dass die Menschenfreundlichkeit Gottes Ursache der Strafe ist. - ('''20''') Diese werden oft als Sitz der zartesten und innigsten Gefühle gefasst. - ('''21''') Dem heiligen Geiste entgeht nichts und Gedanken des Unglaubens und Misstrauens sind ihm bereits laute Scheltworte. - ('''22''') Die dritte Person der heiligsten Dreifaltigkeit. (Athan., Basil., Cyrill von Alex., Orig., Aug., Bonav., Thom.) - ('''23''') Nach innen erfüllt er den Erdkreis, nach außen ist er größer und reicht über die Welt hinaus.  - ('''24''') Außer dem Wissen (V. 6, 7) eignet dem Richter Eifer. Aus der Allwissenheit folgt, dass er strafen kann; dass er es aber tut, veranlasst seine eifernde Gerechtigkeitsliebe: er lässt keine Sünde ungestraft. (Aug.) - ('''25''') Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Mak01|1Mak 1,14]]''] - ('''26''') Sondern großen Schaden. - ('''27''') Vor unwahrer, böswilliger Rede gegen Gott. - ('''28''') Gegen Gott und zum Schaden des Nächsten freiwillig falsch redend. (Aug.) - ('''29''') Es sind die Gegensätze Tod (V. 12), Verderben (V. 12), Untergang (V. 13), Herrschaft der Unterwelt (V. 14) gegen heilbar (V. 14) unsterblich (V. 15) zu beachten. Die letzten beiden Worte beziehen sich auf die Seligkeit (vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Weish03|Weish 3,4]]'']), also ist das Gegenteil das ewige Verderben, der zweite Tod. Doch vergleiche Anmerkung 31. - ('''30''') Ihr müsst Gott, der euer Heil verlangt, gleichsam zwingen, euch gegen seinen Willen zu verdammen. - ('''31''') Nicht der leibliche Tod allein ist hier gemeint, da die einzelnen Menschen sich durch persönliche Sünde nicht den zeitlichen Tod zuziehen. In Adam war die Unsterblichkeit mit der heiligmachenden Gnade vereinigt, deshalb fiel bei ihm leiblicher und geistlicher Tod zusammen. Man kann aber auch übersetzen: Gott hat keinen Tod gemacht (weder den physischen noch den geistigen). Das Vorhergehende bezieht sich auf den geistigen Tod, das Folgende (V. 14) hat den physischen Tod zur Voraussetzung. - ('''32''') Widerspricht dies nicht [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:JSir11|JSir 11,14]]'']? Es ist das Werk Gottes von seine Gerichten zu unterscheiden, etwas anderes ist es, den Menschen nicht sterblich schaffen, etwas anderes den Sünder strafen. (Aug.) Soweit etwas Gutes in sich schließt, als gerechte Strafe. (Thom.) - ('''33''') Wie es jedem Wesen eigen ist, dem Menschen also, dass er sich durch die Gerechtigkeit die Unsterblichkeit sichere und so dem leiblichen Tode entgehe, den anderen Wesen, dass sie in ihrer Gattung erhalten werden. - ('''34''') Nicht durch ein Gift, das etwa über sie kommt, zu vernichten. - ('''35''') Alle Wesen.  - ('''36''') V. 14 c, d drückt negativ aus, was a, b positiv besagt. Es gibt kein Gift, das über die ganze Schöpfung Verderben brächte, so dass der lebendigmachende Heilsplan Gottes in der Schöpfung vereitelt würde. - ('''37''') Hier ist das Reich des Lebens, alles entwickelt sich durch die Vollendung seiner Lebenstätigkeit, der Mensch zur seligen Unsterblichkeit. - ('''38''') Die ursprüngliche oder wiedererlangte Gerechtigkeit. - ('''39''') Mit jener Unsterblichkeit, deren Gegensatz V. 11, 12 geschildert ist, der seligen Unsterblichkeit. V. 14, 15 sind einander koordiniert zur Begründung von V. 13. - ('''40''') Den Tod in weitester Bedeutung. - ('''41''') Bild der Sehnsucht. Verblendet, suchen ihn durch Werke und Worte herbeizurufen. - ('''42''') Griech.: zerschmelzen vor Liebe zu ihm. - ('''43''') Um ihn ja immer bei sich zu haben und nie zu verlieren. (Alle Ausdrücke verraten den schärfsten Sarkasmus.) - ('''44''') Da sie ihn gleichsam zur Grundlage und Richtschnur ihres Lebens machen, verdienen sie ihr ewiges Verderben.
   
   
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Version vom 1. September 2019, 13:25 Uhr

Liber Sapientiæ. Caput I.

Das Buch der Weisheit Kap. 1



I. Mahnung des Verfassers an die Fürsten, der Weisheit zu leben. (1,1 – 6,23) 1. Nach der Mahnung, die Weisheit zu suchen (V. 1), wird geschildert, was zu ihrer Erlangung gefordert wird. (1,2 – 2,25) a. Man muss sich fern halten von verkehrter Gesinnung. (V. 5) b. Von verkehrten Reden, die den Tod herbeiführen. (V. 11) c. Von bösen Werken, die den Tod beschleunigen.

1. DILIGITE justitiam, qui judicatis terram. Sentite de Domino in bonitate, et in simplicitate cordis quærite illum:

2. Quoniam invenitur ab his, qui non tentant illum: apparet autem eis, qui fidem habent in illum:

3. Perversæ enim cogitantiones separant a Deo: probate autem virtus corripit insipientes:
4. Quoniam in malevolam animam non introibit sapientia, nec habitabit in corpore subdito peccatis.

5. Spiritus enim Sanctus disciplinæ effugiet fictum, et auferet se a cogitationibus, quæ sunt sine intellectu, et corripietur a superveniente iniquitate.
6. Benignus est enim spiritus sapientiæ, et non liberabit maledicum a labiis suis: quoniam renum illius testis est Deus, et cordis illius scrutator est verus, et linguæ ejus auditor.

7. Quoniam spiritus Domini replevit orbem terrarium: et hoc, quod continet omnia, scientiam habet vocis.
8. Propter hoc qui loquitur iniqua, non potest latere, nec præteriet illum corripiens judicium.
9. In cogitationibus enim impii interrogatio erit: sermonum autem illius auditio ad Deum veniet, ad correptionem iniquitatum illius.
10. Quoniam auris zeli audit omnia, et tumultus murmurationum non abscondetur.
11. Custodite ergo vos a murmuratione, quæ nihil prodest, et a detractione parcite linguæ, quoniam sermo obscurus in vacuum non ibit: os autem, quod mentitur, occidit animam.

12. Nolite zelare mortem in errore vitæ vestræ, neque acquiratis perditionem in operibus manuum vestrarum.

13. Quoniam Deus mortem non fecit, nec lætatur in perditione vivorum.

14. Creavit enim, ut essent omnia: et sanabiles fecit nationes orbis terrarium: et non est in illis medicamentum exterminii, nec inferorum regnum in terra.

15. Justitia enim perpetua est, et immortalis.
16. Impii autem manibus et verbis accersierunt illam: et æstimantes illam amicam, defluxerunt, et sponsiones posuerunt ad illam: quoniam digni sunt qui sint ex parte illius.



1. Liebet die Gerechtigkeit,1 ihr Richter der Erde!2 Denkt über den Herrn in Rechtschaffenheit3 und in Einfalt des Herzens4 suchet ihn.5 [1Koe 3,9, Jes 56,1]
2. Denn6 er lässt sich von jenen finden,7 die ihn nicht versuchen,8 und offenbart9 sich denen, die Vertrauen auf ihn setzen.10 [2Chr 15,2]
3. Denn11 verkehrte Gesinnung trennt von Gott; aber die Allmacht, wenn sie versucht wird, straft die Toren.12
4. Denn13 in eine boshafte Seele geht die Weisheit nicht ein14 noch nimmt sie Wohnung in einem Leibe, der ein Sklave der Sünde ist.
5. Denn der Heilige Geist15 der Zucht16 flieht die Arglist und bleibt fern von Gesinnungen, die ohne Einsicht sind, und wird verscheucht,17 wenn Ungerechtigkeit naht.18
6. Denn19 der Geist der Weisheit ist milde und lässt den Lästerer nicht ungestraft ausgehen um der Worte seiner Lippen willen, denn Gott ist Zeuge seiner Nieren20 und seines Herzens untrüglicher Erforscher und seiner Zunge Hörer.21 [Gal 5,22, Jer 17,10]
7. Denn der Geist des Herrn22 erfüllt den Erdkreis, und er, der das All zusammenhält,23 vernimmt jeden Laut. [Jes 6,3]
8. Deshalb kann, wer Böses redet, nicht verborgen bleiben und das Strafgericht wird nicht an ihm vorübergehen.
9. Denn über die Gedanken des Gottlosen ergeht Prüfung, die Kunde seiner Reden aber dringt vor Gott, dass seine Missetaten gestraft werden.
10. Das Ohr des Eifers24 hört ja alles und das Getöse des Murrens25 bleibt nicht verborgen.
11. Hütet euch darum vor dem Murren, das keinen Nutzen bringt,26 und bewahret die Zunge vor Verleumdung,27 denn auch geheime Rede wird nicht ungestraft hingehen; ein Mund, der lügt,28 tötet die Seele.29
12. Strebet nicht so eifrig nach dem Tode durch die Verwirrung eures Lebens und ziehet nicht das Verderben auf euch durch das Tun eurer Hände;30
13. denn Gott hat den Tod31 nicht geschaffen32 und hat nicht Freude am Untergange der Lebenden. [Ez 18,32, Ez 33,11]
14. Er hat ja alles zum Sein33 geschaffen und heilbar34 machte er alle Arten35 des Erdkreises, verderbliches Gift ist nicht in ihnen36 noch ist die Herrschaft der Unterwelt auf Erden.37
15. denn die Gerechtigkeit38 ist immerwährend und unsterblich.39
16. Die Gottlosen aber rufen ihn40 mit Händen und Worten41 herbei; und indem sie ihn für einen Freund halten, schwinden sie dahin42 und schließen Bündnisse mit ihm,43 denn sie sind es wert, ihm anheimzufallen.44


Fußnote

Kap. 1 (1) Übersinstimmung des Willens mit dem, was Gott will. - (2) Richten bezeichnet alle Herrschergewalt. (Rhab.) Indes ergehen die folgenden Belehrungen an alle Menschen. (Vergl. Kap. 2 – 5). - (3) Mit sittlich gutem Willen. Nach anderen adverbial: gut, Gott entsprechend. - (4) Mit einem Herzen, das seinen Blick nicht durch Nebenabsichten vom Ziele abziehen lässt und so nichts Verschiedenes in sich birgt. Insbesondere legt V. 2 nahe, an die Einfalt des Glaubens und gläubiger Hingabe zu denken. - (5) Zur Vollendung der Liebe gehört der Besitz des geliebten Gegen standes. - (6) Vers 2 gibt den positiven Grund zu V. 1, V. 3 den negativen. - (7) Vergl. [Weish 6,14, Offenb 3,20] - (8) Versuchen heißt ihn in seiner Wahrhaftigkeit auf die Probe stellen, ob er wirklich der ist, wofür er gehalten wird. – Gegensatz zur Einfalt des Herzens. - (9) Macht und Liebe. Vergl. [Joh 14,21]. Die volle Offenbarung wird freilich erst im Himmel gewährt. (Bonav.) - (10) Gleichbedeutend mit V. 1: in Einfalt suchen. - (11) Ausgang der entgegengesetzten Geistesrichtung. - (12) Wenn die Macht Gottes gefühlt wird, beweist sie den Toren, das ihr Streben töricht war, durch Strafen. - (13) Begründung von V. 3. - (14) Die Weisheit als Gabe des Heiligen Geistes macht, dass wir das Göttliche richtig beurteilen, alles übrige aber der Liebe gemäß, die uns mit Gott verbindet. Demnach setzt diese Weisheit die Liebe, diese aber die heiligmachende Gnade voraus, die mit einer Todsünde nicht bestehen kann. (Thom.) - (15) Der Heilige Geist als dritte Person der Gottheit. Der Verfasser ist sich bewusst, dass derselbe etwas Bestimmtes und Individuelles ist; im Lichte des Neuen Testamentes ist die Erkenntnis, der Absicht des Inspirierenden entsprechend, eine klarere. - (16) Die Heiligung wird dem Heiligen Geiste in besonderer Weise zugeschrieben. - (17) Das Griechische kann selbst bedeuten: gescholten. - (18) Vergl. die Nachfolge Christi II. 4. - (19) Begründung zu dem vorhergehenden Satze, insbesondere dem Worte: wird verscheucht (gescholten). Das Griech. ist nach besserer Lesart wiederzugeben: Denn der menschenwürdige Geist ist Weisheit. Der vorliegende Text der Vulg. könnte vermuten lassen, dass die Menschenfreundlichkeit Gottes Ursache der Strafe ist. - (20) Diese werden oft als Sitz der zartesten und innigsten Gefühle gefasst. - (21) Dem heiligen Geiste entgeht nichts und Gedanken des Unglaubens und Misstrauens sind ihm bereits laute Scheltworte. - (22) Die dritte Person der heiligsten Dreifaltigkeit. (Athan., Basil., Cyrill von Alex., Orig., Aug., Bonav., Thom.) - (23) Nach innen erfüllt er den Erdkreis, nach außen ist er größer und reicht über die Welt hinaus. - (24) Außer dem Wissen (V. 6, 7) eignet dem Richter Eifer. Aus der Allwissenheit folgt, dass er strafen kann; dass er es aber tut, veranlasst seine eifernde Gerechtigkeitsliebe: er lässt keine Sünde ungestraft. (Aug.) - (25) Vergl. [1Mak 1,14] - (26) Sondern großen Schaden. - (27) Vor unwahrer, böswilliger Rede gegen Gott. - (28) Gegen Gott und zum Schaden des Nächsten freiwillig falsch redend. (Aug.) - (29) Es sind die Gegensätze Tod (V. 12), Verderben (V. 12), Untergang (V. 13), Herrschaft der Unterwelt (V. 14) gegen heilbar (V. 14) unsterblich (V. 15) zu beachten. Die letzten beiden Worte beziehen sich auf die Seligkeit (vergl. [Weish 3,4]), also ist das Gegenteil das ewige Verderben, der zweite Tod. Doch vergleiche Anmerkung 31. - (30) Ihr müsst Gott, der euer Heil verlangt, gleichsam zwingen, euch gegen seinen Willen zu verdammen. - (31) Nicht der leibliche Tod allein ist hier gemeint, da die einzelnen Menschen sich durch persönliche Sünde nicht den zeitlichen Tod zuziehen. In Adam war die Unsterblichkeit mit der heiligmachenden Gnade vereinigt, deshalb fiel bei ihm leiblicher und geistlicher Tod zusammen. Man kann aber auch übersetzen: Gott hat keinen Tod gemacht (weder den physischen noch den geistigen). Das Vorhergehende bezieht sich auf den geistigen Tod, das Folgende (V. 14) hat den physischen Tod zur Voraussetzung. - (32) Widerspricht dies nicht [JSir 11,14]? Es ist das Werk Gottes von seine Gerichten zu unterscheiden, etwas anderes ist es, den Menschen nicht sterblich schaffen, etwas anderes den Sünder strafen. (Aug.) Soweit etwas Gutes in sich schließt, als gerechte Strafe. (Thom.) - (33) Wie es jedem Wesen eigen ist, dem Menschen also, dass er sich durch die Gerechtigkeit die Unsterblichkeit sichere und so dem leiblichen Tode entgehe, den anderen Wesen, dass sie in ihrer Gattung erhalten werden. - (34) Nicht durch ein Gift, das etwa über sie kommt, zu vernichten. - (35) Alle Wesen. - (36) V. 14 c, d drückt negativ aus, was a, b positiv besagt. Es gibt kein Gift, das über die ganze Schöpfung Verderben brächte, so dass der lebendigmachende Heilsplan Gottes in der Schöpfung vereitelt würde. - (37) Hier ist das Reich des Lebens, alles entwickelt sich durch die Vollendung seiner Lebenstätigkeit, der Mensch zur seligen Unsterblichkeit. - (38) Die ursprüngliche oder wiedererlangte Gerechtigkeit. - (39) Mit jener Unsterblichkeit, deren Gegensatz V. 11, 12 geschildert ist, der seligen Unsterblichkeit. V. 14, 15 sind einander koordiniert zur Begründung von V. 13. - (40) Den Tod in weitester Bedeutung. - (41) Bild der Sehnsucht. Verblendet, suchen ihn durch Werke und Worte herbeizurufen. - (42) Griech.: zerschmelzen vor Liebe zu ihm. - (43) Um ihn ja immer bei sich zu haben und nie zu verlieren. (Alle Ausdrücke verraten den schärfsten Sarkasmus.) - (44) Da sie ihn gleichsam zur Grundlage und Richtschnur ihres Lebens machen, verdienen sie ihr ewiges Verderben.

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