Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Joh12
Sanctum Jesu Christi Evangelium secundum Joannem
Das heilige Evangelium Jesu Christi nach Johannes - Kap. 12
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1. Jesus ergo ante sex dies Paschæ venit Bethaniam, ubi Lazarus fuerat mortuus, quem suscitavit Jesus. 2. Fecerunt autem ei cœnam ibi: et Martha ministrabat, Lazarus vero unus erat ex discumbentibus cum eo. 3. Maria ergo accepit libram unguenti nardi pistici, pretiosi, et unxit pedes Jesu, et extersit pedes ejus capillis suis: et domus impleta est ex odore unguenti. 5. Quare hoc unguentum non veniit trecentis denariis, et datum est egenis? 6. Dixit autem hoc, non quia de egenis pertinebat ad eum, sed quia fur erat, et luculos habens, ea, quæ mittebantur, portabat. 8. Pauperes enim semper habetis vobiscum: me autem non semper habetis. 10. Cogitaverunt autem principes sacerdotum ut et Lazarum interficerent: 11. Quia multi propter illum abibant ex Judæis, et credebant in Jesum.
16 Hæc non cognoverunt discipuli ejus primum: sed quando glorificatus est Jesus, tunc recordati sunt quia hæc erant scripta de eo: et hæc fecerunt ei. 17. Testimonium ergo perhibebat turba, quæ erat cum eo quando. Lazarum vocavit de monumento, et suscitavit eum a mortuis. 26. Si quis mihi ministrat, me sequatur: et ubi sum ego, illic et minister meus erit. Si quis mihi ministraverit, honorificabit eum Pater meus. 29. Turba ergo, quæ stabat, et audierat, dicebat tonitruum esse factum. Alii dicebant: Angelus ei locutus est. 30. Respondit Jesus, et dixit: Non propter me hæc vox venit, sed propter vos. 32. Et ego si exaltatus fuero a terra, omnia traham ad me ipsum. 35. Dixit ergo eis Jesus: Adhuc modicum, lumen in vobis est. Ambulate dum lucem habetis, ut non vos tenebræ comprehendant: et qui ambulat in tenebris, nescit quo vadat. 36. Dum lucem habetis, credite in lucem, ut filii lucis sitis. Hæc locutus est Jesus: et abiit, et abscondit se ab eis. 41. Hæc dixit Isaias, quando vidit gloriam ejus, et locutus est de eo. 47. Et si quis audierit verba mea, et non custodierit: ego non judico eum: non enim veni ut judicem mundum, sed ut salvificem mundum. 49. Quia ego ex me ipso non sum locutus, sed qui misit me Pater, ipse mihi mandatum dedit quid dicam, et quid loquar. |
1. Sechs Tage vor dem Osterfeste1 kam Jesus nach Bethanien, wo Lazarus war, der gestorben gewesen und den Jesus auferweckt hatte.2 [Mt 26,6, Mk 14,3] 18. Darum ging ihm auch das Volk entgegen,25 weil sie gehört hatten, dass er dieses Wunder getan habe.26 |
Fußnote
Kap. 12 (1) Jetzt war die Stunde des Herrn gekommen. Wenngleich es schwer ist, den ersten Tag genau festzustellen, ist es doch das wahrscheinlichste, dass die Ankunft des Herrn in Jerusalem auf den Sonntag traf. - (2) Lazarus wird erwähnt, weil seine Auferweckung zu dem Maßregeln des hohen Rates die Veranlassung geworden geworden und weil er Teilnehmer an dem Mahle ist. - (3) Bei Simon dem Aussätzigen: [Mt 26,6ff, Mk 14,3ff]. - (4) Etwa 327,5 Gramm. - (5) Man pflegte das Haupt und den Bart geladener Gäste zu salben. - (6) Die Narde ist eine im Altertum berühmte Pflanze aus D. = Indien, aus deren Wurzel und unterstem Stengelteile das Nardenöl bereitet wurde. Salböl von echter Narde war ungemein wertvoll. - (7) Ein Beweis der höchsten Liebe. Die Größe ihrer Liebe heißt sie ihr Bestes opfern, der Gedanke an die Trennung bewegt den Heiland, die Huldigung anzunehmen. - (8) Damit das Öl nicht auf den Teppich herabtropfte. - (9) Welch Gegensatz zur Liebe Maria´s liegt in seiner scheelsüchtigen Bemerkung! - (10) Im Herzen war der traurige Entschluß vielleicht bereits gereift. Johannes charakterisiert die Apostel stets genau. Zudem ist es die Absicht des Evangelisten, die übrigen Apostel vor dem Verdachte zu bewahren, als ob sie mit Judas übereinstimmten. Murrten sie, so hatte ihr Murren einen anderen Beweggrund. – (11) Judas hat kein Verständnis für die Liebestat Maria´s. Leider hat er viele Nachfolger gefunden, welche nicht wissen oder sich den Anschein geben nicht zu wissen, dass gerade jene, welche viel für die Ehre Gottes ausgeben (z. B. für Kirchen), auch für die Armen große Opfer bringen. – (12) Wie hätte Judas sich um die abwesenden Dürftigen sehr kümmern können, da er von dem Anblicke des gegenwärtigen Heilandes und Maria´s ungerührt blieb. Wenn Jesus trotz seines Vorherwissens ihm die Kasse anvertraute und trotz des Missbrauches nicht abnahm, so wollte er wohl durch seine Nachgiebigkeit ihn vor Schwererem bewahren (Orig., Chrys.). - (13) Judas hatte die Gaben der Freunde und Anhänger Jesu in Verwahrung, denn der Heiland, der Tausende wunderbar speiste, wollte mit seinen Aposteln von Almosen der Liebe leben. - (14) Viele griechische Handschriften haben: Lass sie, so dass der Heiland sich an Judas wendet. - (15) Eigentlich: Beobachte. Der Sinn ist: Lasset sie gewähren, denn sie beobachtet das Geziemende, nämlich mich am Begräbnistage zu salben, schon heute. (Der Leib des Herrn wurde nach seinem Tode wegen der vorgerückten Zeit wirklich nicht gesalbt. Vergl. [Lk 23,56, Lk 24,1ff]. - (16) Die Gelegenheit, den Armen Gutes zu tun, werdet ihr immer haben, nicht aber die Möglichkeit, mich auf solche Weise zu ehren. - (17) Der Artikel im Griech. Scheint auf die große Menge der in Jerusalem befindlichen Juden hinzuweisen, im Gegensatze zu den in Bethania weilenden. - (18) Sie denken nicht daran, die Wahrheit des Wunders zu bestreiten, sondern wollen den lebendigen Beweis bei Seite schaffen. Mit dem Gegenstande soll auch die Erinnerung an das Wunder des Herrn dem Volke (B. 17) entrückt werden. Der Beschluß gegen Lazarus kam nicht zur Ausführung, da sich bald die Gelegenheit bot, den Heiland selbst zu töten. - (19) Dies hatte am Sonnabend statt. - (20) Dem Tage nach dem Mahle in Bethanien. - (21) Palmen wurden als Sieges- und Freudenzeichen bei festlichen Gelegenheiten, namentlich beim Einzuge von Königen, getragen. [1Mak 13,51]. Während die einen Palmen tragen, hauen andere Zweige von den Bäumen und werfen sie hin auf den Weg. Der Heiland zieht als Friedensfürst ein. Dass das Volk den feierlichen Einzug veranstaltet, hat wohl vor allem seinen Grund in dem an Lazarus vollbrachten Wunder und an dem besonderen Willen des Herrn, welcher die Herzen bewegte. Der Evangelist übergeht das, was die Jünger tun, um den feierlichen Einzug ganz als Werk des Volkes erscheinen zu lassen. - (22) Wie? Siehe [Mt 21,7, Mk 11,7, Lk 19,35]. - (23) Die Juden bezogen diese Stelle auf den Messias. Der Evangelist zitiert dem Sinne nach. - (24) Dies: die Umstände, unter denen der Einzug geschah, besonders das Reiten auf den Eselsfüllen. Die Jünger kannten wohl die Prophezeiung, aber nicht, dass sie sich auf ihn bezog und sie zur Erfüllung derselben, ohne es zu wissen, mitwirkten, ähnlich wie die Soldaten [Joh 19,36.37] - (25) Die Volksschar V. 18 ist verschieden von der V. 17 genannten. - (26) Vergl. V. 12. - (27)Die ganze Welt geht von uns weg und ihm nach. Die bisher unbestrittenen Führer des Volkes müssen bekennen, dass sie der jetzigen Bewegung machtlos gegenüberstehen. Die Worte: „Die ganze Welt“ sind eine Übertreibung des Neides, aber ein bezeichnender Ausdruck des großen Erfolges Jesu und zugleich eine unbewußte Voraussage, was in Zukunft eintreten werde. - (28) Auch Heiden kamen zum Tempel (bis in den ihnen bestimmten Vorhof), um zu beten oder für sich Opfer darbringen zu lassen. Die hier erwähnten waren vielleicht solche, welche sich zum Judentume bekehren wollten. - (29) Wohl am Mittwoch, nach den [Mt 21,19-23,39] erzählten Ereignissen. - (30) Philippus war aus Galiläa. Vielleicht kannten sie ihn von dort her. - (31) Sie übertragen die Achtung vor dem Meister auf die Jünger. - (32) Sie wünschen mit ihm zu reden, nicht aus bloßer Neugier, denn dies konnten sie ohne Vermittlung. - (33) Philippus, bedächtig und schüchtern, wusste, dass der Heiland den Verkehr mit den Heiden mied, besonders im Tempel (Chrys., Cyr.). Er wagt es nicht allein zu vermitteln und wendet sich an Andreas, der mit ihm aus demselben Orte stammte und ihm deshalb vertrauter war. Auch hoffte er wohl, Andreas, der als der erste zum Apostelamt berufen war [Joh 1,44] und sich von Anfang an entschlossen gezeigt hatte, [Joh 1,40] werde es wagen, ihm in dieser Angelegenheit zu helfen. - (34) Als der Heiland in die Welt eintrat, kamen Heiden aus dem Morgenlande, ihn anzubeten [Mt 2,1], am Ende seiner Lehrtätigkeit verlangen wieder Heiden, wohl aus dem Westen kommend, ihm zu huldigen. Die Zulassung derselben wird nicht ausdrücklich erzählt, ist aber sicher erfolgt. - (35) Dieses Verlangen der Heiden, zu mir zu kommen, zeigt an, dass die Zeit meiner Verherrlichung gekommen ist, in welcher ich als Gottes Sohn und Erlöser von den Völkern anerkannt werde. - (36) Die Verherrlichung steht bevor, aber zuvor kommt nach dem Willen des Vaters Leiden und Tod. Und der Lohn desselben wird meine Verherrlichung sein. Vergl. [Phil 2,8]. - (37) Das Weizenkorn muss sterben, d. h. ausgelöst werden: so muss ich, das himmlische Weizenkorn, welches gleichsam durch die Menschwerdung in die Erde fiel, durch den Tod ausgelöst werden. Aber eben durch diesen Tod werde ich die belebende Kraft für Unzählige gewinnen, dass sie guter Weizen für die himmlischen Scheuern werden. - (38) Welch ungeheure Umwälzung hat dieselbe in der ganzen Welt hervorgebracht! So ist es denn nicht wunderbar, wenn der göttliche Lehrer diese Lehre mit dem doppelten „Wahrlich“ einleitet, die er stillschweigend auf sich selbst, sodann auf die Jünger anwendet. - (39) Ohne Furcht. Die Furcht ist das Heil, das ewige Leben, das der Heiland für viele, insbesondere für die Heiden, erwirbt. - (40) Hebraismus für: weniger liebt, nämlich als zeitliches Gut. - (41) Dieser rettet seine Seele für das ewige Leben. Wer also so am Leben hängt, dass er ihm Glauben und Tugend opfert, verliert das ewige Leben. - (42) Erklärung, was die Liebe der Seele bedeutet. Der Diener muss dem Herrn überall hin folgen, auch in den Tod. [Mt 10,38, Mt 16,24] (Chrys., Aug.). - (43) Nach Tod und Auferstehung in der himmlischen Herrlichkeit. Oder: Zur beseligen Anschauung Gottes, in der ich jetzt schon bin, wird auch mein Diener gelangen. - (44) Nach der Auferstehung (Aug.). - (45) Dienen und ehren stehen gegensätzlich zueinander. Im anderen Leben zu belohnen ist Sache des Vaters. [Mt 20,23] - (46) Schon jetzt ist die Seele des Heilandes erschüttert durch den Gedanken an das bevorstehende Leiden. Christus leidet dies, weil er es selbst so will. Das Gefühl bangt, wie in Gethsemani. Wie der Herr und Mittler uns zu dem Höchsten bringt, will er mit uns unser Elend dulden, uns zum Troste (Aug.). - (47) Soll ich bitten, der Vater möge diese Erschütterung hinwegnehmen, indem er mir die Ursache dieser Stimmung, Leiden und Tod, erlässt? - (48) Das Gebet war bedingt gewesen. - (49) Nicht um von der Todesstunde befreit zu werden, sondern um dieselbe zu bestehen, um den Vater zu verherrlichen, ist Jesus in diese Stunde gekommen. - (50) Ich will meiner Bestimmung nachkommen: Verherrliche durch meinen Tod deinen Namen. (Wie V. 23) Wie im Garten Gethsemani: Nicht wie ich will, sondern wie du. - (51) Der Name Gottes steht oft für Gott selbst, insofern und wie er sich offenbart. Im Tode Christi offenbart er sich als der unendlich gütige Gott, der seinen Eingeborenen für die Sünder hingibt [Joh 3,16] und in dieser Selbstoffenbarung wird er verherrlicht. - (52) Zum dritten Male ertönt eine Stimme vom Himmel. Wie einst über dem Opfer, das Abraham darzubringen bereit war, zum Lohne für den Gehorsam eine Stimme vom Himmel über ihn den Verheißungssegen sprach [1Mos 22,15ff], so verbürgt jetzt der Vater welcher Abraham zu seinem Bilde gewählt hat, dem Sohne, dessen Vorbild Isaak gewesen, den Lohn des Gehorsams. Ich habe meinen Namen verherrlicht: durch das gesamte nun am Abschluss stehende Wirken des Heilandes. So wird das Zeugnis des Herrn [Joh 7,18] bestätigt, dass sein ganzes Wirken nur die Ehre Gottes im Auge hatte. - (53) Durch den Tod, die Auferstehung usw. des Heilandes und durch die Kirche. - (54) Eine vernehmbare Stimme redet zu dem Heilande in deutlichen Worten. So bezeugt der Heiland selbst, so ein Teil der Anwesenden, indem sie sagen: Ein Engel hat gesprochen. Selbst die von einem Donner reden, setzen eine besondere göttliche Anordnung voraus. Jede Offenbarung von oben weckt in den Menschen den Sinn, der sie aufnehmen soll. Trifft sie in der Gnadenzeit des N. Bundes auf einen inneren Widerstand des Menschen gegen ihr Ziel, auf völlige Entfremdung des Herzens von Gott, so zwingt sie sich ihm nicht auf. Die Notwendigkeit einer inneren Empfänglichkeit deutet der Heiland selbst V. 30 an. Wie hier nur die Empfänglichen die Stimme ungetrübt in sich aufnehmen, heißt es [Apg 9,7] von den Begleitern des Saulus, dass sie einen Lichtglanz sahen und einen Schall hörten, aber keine Gestalt wahrnahmen und keine Stimme vernahmen. Ähnliches bietet die tägliche Erfahrung. Gottes Stimme ertönt zu uns aus der Heiligen Schrift, aber nehmen alle dieses Wort in ihren Herzen auf? Gott spricht zu uns durch das Gewissen, aber nur der willig Empfängliche hört und versteht diese Stimme. Die ganze Natur ist nach dem Zeugnis der Väter eine Schrift Gottes an die Menschen, doch wie wenige verstehen dieselbe zu lesen! - (55) Damit ich erfahre, dass der Vater mich erhört. Ich weiß, dass der Vater mich allezeit erhört, also auch hier, wo ich gebetet, er möge sich durch mich verherrlichen. [Joh 11,42] - (56) Damit ihr glaubet, dass mein Tod bevorsteht und Gott verherrlichen wird. - (57) Jetzt: im Gegensatze zur Vergangenheit. Jetzt ergeht das Gericht der Cerdammnis über die verkehrte Welt, welche Gottes Wort nicht erkannt hat. [Joh 7,7] Die Tatsache, dass Jesus, an dem keine Sünde gefunden ward, [Joh 8,46] am Kreuze sterben muss, war nicht nur ein Zeugnis für die Sündhaftigkeit der Welt, sondern auch eine Verurteilung derselben. Das Leiden und Sterben des Herrn gereicht ferner allen Widerspenstigen „zum Gerichte“, weil ihnen durch den Versöhnungstod Christi das Heil angeboten war und sie es von sich zurückgewiesen haben. Die zweite Folge des Kreuzestodes: Der Fürst der Welt, der Teufel, wird hinausgestoßen, nämlich aus dem Reiche Christi, nicht als ob er ein Glied desselben gewesen, sondern soweit seine Macht aus demselben entfernt wird. Jetzt kann jeder durch die aus dem Tode des Herrn fließende Gnadenfülle der Knechtschaft des Bösen entgehen. - (58) Ich aber, der Mittelpunkt des Gottesreiches. - (59) Wenn ich am Kreuze erhöht bin [Joh 3,14, Joh 8,28]. (Cyr., Aug.) - (60) Alle, auch die Heiden will der Heiland an sich ziehen. Durch den Kreuzestod wurde der mächtige Zug der Gnade zu Christus verdient. Die unermessliche Liebe, welche der Herr in demselben offenbarte, wird sehr schön durch die ausgestreckten Arme des Kreuzes versinnbildlicht. - (61) Erklärung des Evangelisten. - (62) Sie deuten die Stellen über die Ewigkeit des Messias und seines Reiches [2Sam 7,16, Ps 110,4, Jes 9,5.7, Dan 7,13] von seinem irdischen Wandel. Sie übersahen, dass in der prophetischen Anschauung des A. T. die erste und die zweite Ankunft des Herrn nicht stets voneinander geschieden werden, und konnten den Gedanken an einen leidenden und sterbenden Erlöser nicht fassen. - (63) Ist dieser Menschensohn ein anderer als du? Bist aber du es, wie wir es bisher glaubten, wie kannst du einerseits sagen, du werdest gekreuzigt werden, andererseits, du seiest der Messias, der doch nicht gekreuzigt wird, sondern ewig lebt? - (64) Jesus antwortet auf ihre Frage durch die Aufforderung zum gläubigen Anschluss an seine Person und den Hinweis an das traurige Los der Ungläubigen. Das persönliche Licht, der Heiland, ist nur noch kurze Zeit unter ihnen, die Gnadenzeit geht zu Ende, es gilt sie, zu benutzen. Weiter ist das Licht jenes Licht, das den Menschen durch Jesus zu Teil wird, das Licht des Evangeliums. - (65) Auf dem rechten Wege, der zum Ziele führt, dem Wege des Glaubens und der Liebe. - (66) Die Finsternis besteht in der Verblendung des Verstandes und der Verhärtung des Herzens. Ein Mensch, in dessen Herzen sie herrscht, weiß nicht, wohin er geht, d. h. er erkennt sein letztes Ziel nicht mehr, und merkt auch nicht, dass er dem Verderben zuschreitet. - (67) Hebräismus für: Angehörige des Lichtes. Wie die Kinder dem Vater ähnlich sind, so sind sie durch den Glauben die Wahrheit Erkennenden Gott, dem Lichte, d. i. der Wahrheit, ähnlich. - (68) Der Heiland endet seine öffentliche Wirksamkeit und zieht sich in den Kreis seiner vertrauten Jünger, wohl nach Bethanien, vergl. [Lk 21,37], zurück. Die anderen Evangelien ergänzend, teilt der Evangelist die letzte Rede des Herrn im Kreise seiner auserwählten Jünger mit (Kap. 13 – 16), die er durch eine Schlussbetrachtung einleitet. - (69) Umfang und Grund des Unglaubens (V. 37 – 43), Wesen (V. 44, V. 45), Zweck (V. 46), Erfolg (V. 47, B. 48) und letzter Grund des durch den Heiland verlangten Glaubens. – Die Klage des Prologs [Joh 1,11] wird in diesem Epilog wieder aufgenommen. Zuerst spricht der Evangelist von den gänzlich Ungläubigen, dann von denen, welche aus Menschenfurcht ihren Glauben nicht zu bekennen wagen. - (70) Durch den Mund der Propheten hat Gott gesprochen. Die Worte werden nach der Septuag. Angeführt. Ihrem historischen Sinne nach gehen sie auf den Unglauben der Juden gegen die Tätigkeit des Isaias, ihrem vollen Sinne nach sind sie eine Voraussagung des Unglaubens der Juden gegen die Tätigkeit des Messias. Was der Prophet vorausgesagt, muss eintreffen. Gott hat den Unglauben der Juden als freie Tat voraus gesehen und durch seinen Propheten vorausverkündet. Ist nun Gottes Voraussage unfehlbar, so musste sie sich in der Zeit erfüllen, ohne dass darum der Unglauben der Juden aufhört, ein freiwilliger zu sein. Wie Tatsachen, an die du dich erinnerst, allerdings geschehen sein müssen, (sonst könntest du dich nicht erinnern), aber dein Erinnern nicht die Ursache ist, weshalb sie geschehen, so bewirkt Gottes Voraussicht nicht, dass zukünftige Dinge unter dem Zwange der Notwendigkeit stehen (Aug.). - (71) Wer erkennt die Macht Gottes, wer erkennt sie aus den vom Heilande gewirkten Wundern? - (72) Darum: aus dem V. 37 genannten Grunde: Weil sie nach so vielen Beweisen für die göttliche Sendung des Herrn ihr Geistesauge der besseren Einsicht verschlossen, entstand in ihrer Seele eine gewisse Unmöglichkeit zu glauben, weil Verfinsterung des Verstandes und Widerwille gegen die Wahrheit eintrat. Nach dem Grundtexte ist es der Prophet, der auf Befehl Gottes die Verhärtung bewirkt; hier, wo der Befehl als erfüllt nachgewiesen werden soll, ist es Gott. - (73) Das Zitat ist nach dem hebräischen Texte und der Septuag. Angeführt. Es folgt die genauere Begründung, warum sie nicht glauben konnten. - (74) Es ist allerdings zunächst nur Zulassung Gottes, dass sie verblendet werden usw., aber doch nicht bloße Zulassung, denn wenn Gott ihnen wegen ihrer Widerspenstigkeit mehr und mehr die Gnaden entzieht, so hat diese Handlung ihre Verstocktheit zur Folge. - (75) Des Heilandes, in der Herrlichkeit des Vaters (Orig., Chrys.). - (76) Der Prophet hat die göttliche Macht und Natur des Messias, welche sich den Juden in der Lehre und den Wundern des Herrn offenbart, vorausgeschaut. [Joh 6,1ff] Da er die Herrlichkeit des Herrn voraussah und von ihm prophetisch sprach, darum hat er auch dies gesagt, dass die Juden für seine Lehre kein Gehör, für seine Werke kein Verständnis haben und infolge dessen in völlige Blindheit verfallen würden. - (77) Der Evangelist stellt hier den Hauptinhalt der Reden des Herrn zusammen, die seine Person und die Notwendigkeit des Glaubens an ihn betreffen und in die letzten drei Tage fallen. Das Wort: „Jesus rief laut“ soll den Nachdruck hervorheben, mit dem der Herr die folgenden Aussprüche vor allem Volke verkündete, so die Wichtigkeit derselben fühlbar machen und die Entschuldigung der Unkenntnis abschneiden. - (78) Hebraismus: Nicht sowohl an mich als an den, der mich gesandt, da der Heiland lehrt als von Gott gesendet. Es liegt der schon öfter ausgesprochene Gedanke zugrunde: Ihr braucht nicht zu glauben, wenn ich allein von mir rede und wenn ich mich nicht auf das Zeugnis des Vaters berufen kann. - (79) Wer mich sieht und gläubig erkennt, sieht in mir das Abbild des Vaters. - (80) Nur Jesus ist das Licht der Welt. Da er aber gekommen ist zu erleuchten, so kann jeder erleuchtet werden. Wer dies Licht nicht aufnimmt, hat sich selbst die Folgen zuzuschreiben. - (81) Zu verurteilen. - (82) Am jüngsten Tage wird das „Wort“, die Lehre Jesu, als vollkommen wahr und göttlich vor den Ungläubigen mit furchtbarer Klarheit dastehen und also erkannt werden. Ich hätte es annehmen sollen und habe es nicht angenommen, also bin ich verdammungswürdig. - (83) Ein Gebot kann Christus nur nach seiner menschlichen Natur empfangen. „Mir“ drückt allerdings die Person aus, und so kann man sagen: Der Sohn Gottes hat dieses Wort empfangen, aber in seiner menschlichen Natur. - (84) Deswegen hat mir der Vater geboten, so zu reden, damit die Menschen zum ewigen Leben geführt werden und darum bin ich so eifrig bestrebt sein Wort zu verkünden. - (85) Die von Gott aufgetragenen Reden müsst ihr annehmen, sonst steht ihr gegen Gott selbst. - Weitere Kapitel: 01 | 02 | 03 | 04 | 05 | 06 | 07 | 08 | 09 | 10 | 11 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 |
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