Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Dan01
Prophetia Daniel. Caput I.
Prophezeiung des Daniel Kap. 1
Daniel (Gott ist Richter, oder besser: Gott ist mein Richter, Verteidiger) stammte aus einer vornehmen Familie Judas. Er zeichnete sich, während die Könige gottlos waren (Joachaz: [2Koe 23,32]; Joakim [2Koe 23,37]; Joachin [2Koe 24,9]; Sedekias [2Koe 24,19]) mit seinen Genossen durch besondere Frömmigkeit aus. Als Nabuchodonosor im dritten Jahre Joakims gegen Nechao einen Zug unternommen, eroberte der König von Babylon im vierten Jahre nach der Schlacht bei Charkamis [Jer 46,2] Jerusalem und führte einen Teil der Gefäße aus dem Hause Gottes fort, indem er vornehme Jünglinge als Geiseln nach Babylon mitnahm. Wie milde diese behandelt wurden, zeigt [Dan 13,1], vergl. [Jer 29,5]. Auch Daniel kam in noch jugendlichem Alter nach Babylon, wo er seine Genossen zu treuer Beobachtung des Mosaischen Gesetzes veranlasste [Dan 1,8]. Ruhten Gottes Augen mit Wohlgefallen auf Daniel, so wollte er ihn auch vor den Menschen verherrlichen und so erhob ihn Nabuchodonosor wegen der Deutung seines Traumes zur Würde eines seiner höchsten Hofbeamten, eine Stellung, in welcher er bis zur Thronbesteigung des Cyrus verblieb. Nach Nabuchodonosor herrschte Evilmerodach (Amel Marduk) 561 – 559. (Siehe über ihn [2Koe 25,27ff; [Jer 52,31-34].) Nach dessen Ermordung erlangte Neriglissor (Nirgal-sar-usur) 559 – 555 v. Chr. die Herrschaft, dem sein Sohn Labosardachus (Labasi-Marduk) folgte. Auch dieser ward ermordet und Nabonidus, einer von den Verschworenen, nahm den Thron ein und regierte 555 – 538 v. Chr. Über dessen Sohn Baltassar (Bel-sur-usur beschütze den König) siehe [Dan 5]. Während der Mitregentschaft Baltassars besetzten die Perser Babylon. Unter Darius dem Meder wurde Daniel von seinen Feinden verdächtigt [Dan 5,31]. Die letzte Vision hatte Daniel im dritten Jahre des Königs Cyrus, bei dem er in hohen Ehren stand (Vulg. 13,65 ist zu Kap. 14 zu ziehen). Außer dem, was wir aus dem Buche selbst erfahren, ist uns über Daniels Leben nichts bekannt. Was Isaias wiederholt vorausgesagt, dass Gott sich den Heiden zur Zeit der Wegführung des Volkes herrlich offenbaren werde [Jes 41,21; Jes 43,19ff; Jes 44,6; Jes 45,6.16; Jes 46,8; Jes 47,4] u.a., gewährte er in wahrhaft erhabener Weise durch Daniel [Dan 2; Dan 3,93-96; Dan 5; Dan 6; Dan 14]. Dies war auch der Grund, weshalb das Exil den Juden selbst von den Heiden erleichtert ward. Welche Wichtigkeit den Weissagungen Daniels zukommt, zeigt deren Inhalt. Die herrlichste ist die in [Dan 9] gebotene Verkündigung der Ankunft des Erlösers, die bei Juden wie bei Heiden die Sehnsucht nach demselben und die Erwartung eines Erlösers allgemein werden ließ, wie auch der Erlösungstod des Herrn in dieser Prophezeiung klar vorausgesagt ist. Von [Dan 2,4] bis [Dan 7,28] ist das Buch in aramäischer Sprache verfasst, das übrige ist hebräisch geschrieben. Ein ähnlicher Übergang von einem Dialekt in den anderen bietet Esdras [Esr 4,7]. Dass Daniel der Verfasser des Buches ist, wie im zweiten Teile der Prophezeiung ausdrücklich gesagt wird, bezeugen alle Umstände desselben, Sprache und Schilderungen, wie auch die Worte des Herrn [Mt 24,15], mit denen er Daniel als von Gott erleuchteten Propheten und Verfasser bezeichnet. Hiermit stimmt auch die Überlieferung der Juden wie die einmütige Ansicht der heiligen Väter überein, welche sich auf die Apostel Johannes [Offenb 7] u.a. wie auf den heiligen Paulus [2Thes 2,3], verglichen mit [Dan 7,8.20ff] u.a. stützen. Die Übersetzung des Buches Daniel, welche die Septuaginta bietet, ist von der Kirche verworfen und statt ihrer diejenige des Theodotion angenommen, wie der heilige Hieronymus mehrfach bemerkt. Während nämlich die Vulgata den hebräischen Text treu wiedergibt, bietet die Septuaginta im ersten Teile bald zahlreiche Zusätze bald Auslassungen, indes ist nach im zweiten Teile der Sinn vielfach nicht richtig wiedergegeben. [Dan 3,24-90; Dan 13] und [Dan 14] fanden sich zur Zeit des heiligen Hieronymus nicht mehr in den hebräischen Exxemplaren, obwohl die Septuaginta we Theodotion sie bieten. Der gebrauch wie das Urteil der Kirche weisen ihnen die gleiche Autorität wie den übrigen Teilen des Buches zu. Es ist auch kein Zweifel, dass die erstgenannten Teile ursprünglich hebräisch vorhanden waren, wie kein Grund angeführt werden kann, der sie Daniel als Verfasser bsprechen ließe. Dass diese Kapitel im hebräischen Texte einst vorhanden waren, dafür zeugen di angeführten Übersetzungen, die auf hebräischen Ursprung deutlich hinweisen; auch haben wir zahlreiche Anzeichen, dass Origenes noch den hebräishen Text vor sich hatte. Welche Lücken würden ferner im hebräischen Texte nach [Dan 3,24] entstehen, wenn man deisen Teil fortließe! Was weiter das Wunder vom Bel zu Babel angeht, weist [Dan 14] keinen wesentlichen Unterschied gegen [Dan 6] auf, man müsste sie denn im Zeitraume finden wollen, für den Gottes Allmacht etwa im [Dan 14] nicht ausgereicht hätte! Wer ferner [1Mos 5,24; Hebr 11,5; 1Koe 17,12] und [2Koe 2,11.16; Mt 4,5-8; Apg 8,39] fromm annimmt und glaubt, wird auch keinen Anstoß daran nehmen, dass Habakuk von dem Engel zu Daniel in der Löwengrube versetzt ward. Dass Daniel das gesamte Buch einschließlich der deuterokanonischen Stellen verfasst hat, ist die von katholischen Auslegern überwiegend festgehaltene Ansicht.
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1.ANNO tertio regni Joakim regis Juda, venit Nabuchodonosor rex Babylonis in Jerusalem, et obsedit eam: 2. Et tradidit Dominus in manu ejus Joakim regem Juda, et partem vasorum domus Dei: et asportavit ea in terram Sennaar in domum dei sui, et vasa intulit in domum thesuri dei sui. 4. Pueros, in quibus nulla esset macula, decoros forma, et eruditos omni sapientia, cutos scientia, et doctus disciplina, et qui possent stare in palatio regis, ut doceret eos litteras, et linguam Chaldæorum. 5. Et constituit eis rex annonam per singulos dies de cibis suis, et de vino unde bibebat ipse, ut enutriti tribus annis, postea starent in conspectu regis.
9. Dedit autem Deus Danieli gratiam et misericordiam in conspectu principis eunuchorum. 11. Et dixit Daniel ad Malasar, quem constituerat princeps eunuchorum super Danielem, Ananiam, Misaelem, et Azariam: 14. Qui, audito sermone hujuscemodi, tentavit eos diebus decem.
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Fußnote
Kap. 1 (1) Im vierten Jahre des Eliakim, des Sohnes des Königs Josias, den der König Nechao von Ägypten unter dem Namen Joakim auf den Thron gesetzt, zog Nabuchodonosor an den Euphrat und besiegte bei Charkamis das ägyptische Heer. Hierauf zog er gegen Jerusalem und zwang Joakim zur Unterwerfung. Schon war er von da weiter gezogen, um in Ägypten einzufallen, als er die Nachricht erhielt, sein Vater Nabopolassar sei gestorben. Er übergab also die gefangenen Juden, Phönizier, Syrier und Ägypter seinen Freunden, dieselben nach Babylon zu führen. Doch wenn nach [Jer 46,2] die Schlacht bei Charkamis in das vierte Jahr Joakims fällt, bezeichnet Daniel, der in Babylon wohnte, wohl das dritte als dasjenige, in dem Nabuchodonosor von Babylon zu jener Expedition aufbrach, in deren Verlauf er auch Jerusalem belagerte. Demgemäß bezieht sich die Zeitbestimmung nur auf das erste Verbum: zog. Über diesen Zug vergl. [2Koe 24,1.2; 2Chr 36,6; Jer 35,1-11]. Nabuchodonosor heißt hier König von Babylon, entweder weil er schon, wie viele annehmen, im Jahre 607 von seinem Vater als Mitregent angenommen war, oder weil er hier mit dem ihm später zugefallenen Titel in der Erzählung bezeichnet wird. - (2) Gott demütigte ihn. Vergl. [2Koe 24,1] und [2Chr 31,6]. Doch ehe er bis nach Babylon kam, gelang es ihm, den Zorn des Königs zu besänftigen und die Erlaubnis zur Rückkehr zu erlangen. - (3) Babylon. Siehe [1Mos 10,10]. - (4) So hat also Gott wegen der Sünden der Juden sein Heiligtum verworfen, wie er durch Jeremias angedroht. [Jer 26,6] Der Gott ist wohl Merodach, der Schutzgott von Babylon. - (5) Drei verschieden Klassen: Söhne Israels, Jünglinge von königlichem und von fürstlichem Geblüte. Die israelitischen Jünglinge sind also mit den Söhnen der Nebenweiber es Königs oder anderer von Nabuchodonosor besiegten Könige und den Söhnen von Fürsten an den Hof berufen. - (6) Dass vornehme fremdländische Jünglinge am Hofe des Königs erzogen und mit verschiedenen Ämtern betraut wurden, bezeugen auch die Denkmäler Sennacheribs. - (7) Damit sie den Weisen Chaldäas beigezählt werden konnten, mussten sie Schrift und Sprache der Chaldäer lernen, d.i. die Keilschrift und die alte alkadische (sumerische) Sprache. - (8) Nicht die gewöhnlich so benannte Sprache, die Daniel auch in einigen Teilen seines Buches gebraucht und die besser aramäische heißt, sondern die Sprache des alten Volkes, das bereits vor den Semiten jenes Land bewohnte, und von dem diese auch die Keilschrift entlehnt. - (9) So ward erfüllt, was [Jes 39,7] vorausgesagt. - (10) Nach Xenophon begannen die Jünglinge bei dem Perserkönige ihre Dienstleistung im siebzehnten Lebensjahre. - (11) Namensänderungen nahmen siegreihe Könige und Herren zum Zeichen ihrer Herrschaft vor. So änderte Nechao Eliakims Namen in Joakim, nannte Nabuchodonosor den Matthanias, als er ihn zum Könige einsetzte, Sedekias. [2Koe 23,34; 2Koe 24,17] Am Hofe des Königs von Babylon sollten zudem nur einheimische gehört werden und die babylonischen Namen die Jünglinge erinnern, dass sie nun auch babylonische Sitten und Gewohnheit an anzunehmen hatten. - (12) Baltassar: Belit-sar-usur, Belit (Bel), schütze den König. Abdenago: Wohl fehlerhafte Wiedergabe der Schreiber statt Abdenebo, Knecht des Nebo. Nebo oder Nabu war eine der vorzüglichsten Gottheiten von Babylon. Die beide anderen Namen sind wohl gleichfalls verunstaltet. - (13) D.i. dass ihnen Erlaubnis gegeben werde, die durch das Gesetz verbotene Befleckung zu meiden. Teils waren bestimmte Speisen untersagt, teils konnten die Gefäße eine Verunreinigung herbeiführen, vergl. [Gal 2,12], teils endlich war zu befürchten, dass ihnen Opferfleisch vorgesetzt ward. Auch wenn aber ein Jude nur solche Speisen aß, welche ihm nach Vorschrift des Gesetzes gestattet waren, konnte schon allein der Umstand, dass er mit den Heiden aß, bei seinen Glaubensgenossen den Verdacht erwecken, dass er die Speiseverbote nicht achte, und so Ärgernis erregen. (Vergl. das Verhalten Tobias und Judiths.) - (14) Wie einst Joseph. (Theod.) - (15) Hebr.: fragend: Warum soll er nun euer Gesicht abgefallen finden gegen die Knaben eine Alters? - (16) Wächter, Unterbeamter, der wohl die Speisen zu überbringen hatte. - (17) Wein zu trinken war durch das Gesetz nicht verboten. Zu der Beobachtung des Gesetzes wollen sie geheiligte Enthaltsamkeit hinzufügen. Sie wählen einen zur Probe ausreichenden, doch nicht zu langen Zeitraum, dessen Gewährung sie leicht erwarten durften. - (18) In allen Schriften und Büchern, in denen die Weisheit der Chaldäer enthalten war. - (19) Diese Kunst stand bei den Chaldäern in ganz besonders hohem Ansehen. Die Erwähnung dieses Umstandes bereitet auf die folgende Erzählung vor. Gesichte sind dem Geiste dargestellte Symbole. Träume werden auch von Gott gesendet, wie [1Mos 40,5; 1Mos 41,1ff; 4Mos 12,6; Joe 2,28] zeigen. - (20) Durch Fragen ihrer Geistesgaben und Ausbildung erforschte. - (21) Der Weisheit und ihrer praktischen Anwendung. - (22) So wird Gott durch seine treuen Diener bekannt und am Königshofe verherrlicht. - (23) Als Ratgeber bei Nabuchodonosor und seinen Nachfolgern. Es wird also nicht gesagt, er sei im ersten Jahre des Cyrus gestorben. (Vergl. auch [Dan 6,29] aram.: Und es ging Daniel gut im reiche des Darius und im Reiche des Persers Cyrus.)
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