Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Ps71

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Liber Psalmorum. Psalmus LXXI.

Das Buch der Psalmen. Psalm 71 (72)


1. Gerichtsamt des Messias und Früchte desselben: Gerechtigkeit und allgemeiner Friede. (V. 7) 2. Prophezeiung, dass das Reich des Messias ein alle Länder und Völker umfassendes sein wird, da alle sich ihm freiwillig unterwerfen. (V. 11) 3. Grund der freiwilligen Unterwerfung: die Güte und Milde des Messias gegen die Armen, Glück der Bürger dieses Reiches. (V. 16) Epilog: Glück, Dauer, Umfang des Messianischen Reiches. – Anhang: Schluss des zweiten Buches der Psalmen: Doxologie (V. 18, 19) Unterschrift einer früheren Psalmensammlung.

1. Psalmus, In Salomonem.
2. Deus judicium tuum regi da: et justitiam tuam filio regis: Judicare populum tuum in justitia, et pauperes tuos in judicio.
3. Suscipiant montes pacem populo: et colles justitiam.
4. Judicabit pauperes populi, et salvos faciet filios pauperum: et humiliabit calumniatorem.
5. Et permanebit cum sole, et ante lunam, in generatione et generationem.
6. Descendet sicut pluvia in vellus: et sicut stillicidia stillantia super terram.

7. Orietur in diebus ejus justitia, et abundantia pacis: donec auferatur luna.

8. Et dominabitur a mari usque ad mare: et a flumine usque ad terminos orbis terrarum.
9. Coram illo procident Æthiopes: et inimici ejus terram lingent.
10. Reges Tharsis, et insulæ munera offerent: reges Arabum, et Saba dona adducent:

11. Et adorabunt eum omnes reges terræ: omnes gentes servient ei:
12. Quia liberabit pauperem a potente: et pauperem, cui non erat adjutor.

13. Parcet pauperi et inopi: et animas pauperum salvas faciet.

14. Ex usuris et iniquitate redimet animas eorum: et honorabile nomen eorum coram illo.
15. Et vivet, et dabitur ei de auro Arabiæ, et adorabunt de ipso semper: tota die benedicent ei.
16. Et erit firmamentum in terra in summis montium, superextolletur super Libanum fructus ejus: et florebunt de civitate sicut fœnum terræ.

17. Sit nomen ejus benedictum in sæcula: ante solem permanet nomen ejus. Et benedicentur in ipso omnes tribus terræ: omnes gentes magnificabunt eum.

18. Benedictus Dominus Deus Israel, qui facit mirabilia solus:
19. Et benedictum nomen majestatis ejus in æternum: et replebitur majestate ejus omnis terra: fiat, fiat.

20. Defecerunt laudes David filii Jesse.


1. Ein Psalm auf Salomon.1
2. O Gott! gib dem Könige2 dein Gericht3 und deine Gerechtigkeit dem Königssohne,4 dass er dein Volk in Gerechtigkeit richte und deine Armen nach dem Rechte.5
3. Es mögen die Berge dem Volke Frieden tragen und die Hügel6 Gerechtigkeit.7
4. Er wird8 den Armen im Volke Recht schaffen, den Söhnen der Armen helfen und den Gewalttätigen niederbeugen.
5. Und er wird bleiben, solange Sonne und Mond währt,9 von Geschlecht zu Geschlecht.
6. Er wird niedersteigen wie der Regen auf das Vließ10 und wie Regen, der auf die Erde herniederrieselt.
7. In seinen Tagen wird die Gerechtigkeit11 aufsprossen und Fülle des Friedens, bis der Mond nicht mehr ist.12
8. Und er wird von einem Meere zum andern13 herrschen und vom Strome14 bis an die Grenzen des Erdkreises.
9. Vor ihm werden die Äthiopier15 niederfallen und seine Feinde den Staub lecken.16
10. Die Könige von Tharsis17 und die Inseln werden Geschenke opfern, die Könige von Arabien und Saba18 werden Gaben darbringen.19
11. Es sollen ihn alle Könige der Erde anbeten, alle Völker ihm dienen.
12. Denn er wird den Gedrückten20 von dem Mächtigen befreien, den Armen, der keinen Helfer hat;
13. er wird des Armen und Geringen schonen und den Seelen des Notleidenden helfen.
14. Aus Wucher21 und Gewalttat erlöst er ihre Seele, denn Ehre würdig ist ihr Name22 vor ihm.
15. Er23 wird leben und man wird ihm vom Golde Arabiens24 geben und seinetwegen25 immerdar anbeten,26 allezeit ihn preisen.27
16. Und Getreide28 wird im Lande auf den Gipfeln der Berge sein, seine Frucht überragt den Libanon29 und es blühen aus der Stadt die Bewohner hervor, wie das Gras aus der Erde.30
17. Gepriesen sei sein31 Name in Ewigkeit, im Angesichte der Sonne32 dauert sein Name fort! Und gesegnet werden in ihm alle Geschlechter der Erde,33 alle Völker werden ihn preisen.
18. Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der allein Wunder tut.
19. und gepriesen sei der Name seiner Herrlichkeit auf ewig; und von seiner Herrlichkeit werde die ganze Erde erfüllt!34 Amen, Amen!
20. Hier endigen die Lobgesänge Davids, des Sohnes Jesse.35


Fußnote

Psalm. 71 (1) Diese Übersetzung der Septuag. ist wohl minder passend, die Überschrift will Salomon als Verfasser bezeichnen. Der Psalm ist ausschließlich messianisch. So haben ihn die alten Juden, so auch fast alle Väter aufgefasst, und die in V. 5,7, 8-11 ausgesprochenen Weissagungen können auf niemand anders passen als den Messias. – Einige Ausleger beziehen den Psalm auf Salomon als Typus des Messias. Wahr ist, dass der Psalm in seiner Schilderung des Messias und seines Reiches sich an die Verhältnisse der Salomonischen Regierung anschließt, die dem Dichter als entsprechendstes Vorbild der Messianischen Herrschaft erschien. - (2) Die Chaldäische Paraphrase liest: dem König Messias. - (3) Fähigkeit und Willen zu richten wie du, der Wahrheit und deinem Wohlgefallen gemäß. - (4) Dem Nachkommen des Königs David. Gemeint ist dieselbe Person, die vorher König heißt. - (5) Ihnen Recht schaffe. - (6) Berge und Hügel stehen für das ganze Land, in dem sie weithin sichtbar sind. - (7) Hebr.: durch Gerechtigkeit; ergänze: mögen Frieden tragen, gleichsam als Frucht. - (8) Das Hebräische drückt bis V. 8 den Wunsch aus. - (9) Bei allem Wechsel des Irdischen bleiben Sonne und Mond in ihrer Ordnung und sind so die Bilder des Beständigen, Immerwährenden. - (10) Ob die Septuag. bei ihrer Übersetzung an das Vlies Gedeons [Rich 6,37] dachte? Hebr.: auf Wiesenschur. Für die geschorene Wiese ist der Regen besonders notwendig. [Amos 7,1] Wie der Regen ohne Zutun der Menschen fällt und die Wiese erquickt, so wird der Messias für sein Volk aus freier Erbarmung Gottes kommen. Die hl. Väter deuten diesen Vers von der Herabkunft des Sohnes Gottes auf die Erde und verstehen unter dem Vlies bald Maria, bald die jüdische Nation. (Der hl. Augustin sieht dann in der Erde im zweiten Gliede die Heiden, zu denen das Heil kam, nachdem die Juden es verworfen.) - (11) Hebr.: der Gerechte. - (12) Da der Mond nach V. 6 immer bleibt: ewig. - (13) Vom Mittelmeer bis an das ferne Weltenmeer. - (14) Euphrat. - (15) Die Wüstenbewohner; selbst die wildesten und widerspenstigsten Völker. - (16) Niederfallend ihm huldigen. - (17) Tartessus in Spanien: die Könige des fernsten Westens. - (18) Die Südländer. - (19) Alle Völker der Erde werden Gaben darbringen. Anlehnung an [1Koe 5,1, 1Koe 10,24ff]. - (20) Hebr.: Den gedrückten, der schreit, wird er befreien. - (21) Hebr.: Bedrückung. - (22) Ihre Person. Hebr.: Ihr Blut wird kostbar sein. - (23) Der Arme. Das Subjekt wechselt bei dem Orientalen leicht ohne Andeutung, so dass der Hörende oder Lesende selbst den Wechsel wahrnehmen muss. - (24) Einen Teil der Gaben (der Ehre), welche dem Könige von den Heiden gespendet werden. - (25) Nach dem Hebr. bitten die Armen, und segnen, während der König gibt. - (26) Für ihn bitten, da die Bitte aber an Gott gerichtet ist, auch anbeten. (Das Röm. Psalter hat: für ihn beten.) Dies tun alle Armen. Das Gebet für die Ausbreitung der Kirche ist in gewisser Weise auch Gebet für Christus und seine Sache. - (27) Für ihre Befreiung danken. Oder: ihm Gutes wünschen. - (28) Korn als Stütze des Lebens. Hebr.: Es sei Überfluss an Getreide. - (29) Selbst auf dem Gipfel der Berge, wo sonst nur Gestein ist und höchstens Bäume wachsen, gedeiht Getreide, ja selbst auf den Spitzen des Libanon, so dass es diese überragt. Nach dem Hebr.: die Ährenfelder sollen rauschen wie die Bäume des Libanon. - (30) Besonderer Segen der messianischen Zeit. Vergl. [Ps 54,1]. Die Bürger des neuen Jerusalem, der Kirche, werden zahlreich sein. - (31) Des Königs. - (32) Solange die Sonne uns ihr Antlitz zukehrt. - (33) Vergl. [1Mos 26,4, 1Mos 28,14]. - (34) Vergl. [4Mos 14,21]. Die Doxologie wurde wohl bei der gottesdienstlichen Vorlesung mitgelesen, deshalb steht sie noch vor der Unterschrift. - (35) Damit sagt der Sammler nicht, dass alle vorausgehenden Psalmen David zum Verfasser hatten. Vielleicht stammt die Unterschrift aus einer älteren Sammlung, die nur die Davidischen Psalmen enthielt.

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