Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Mos41: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Vulgata
Zur Navigation springen Zur Suche springen
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 152: Zeile 152:


===Fußnote===
===Fußnote===
Kap. 41 ('''1''') Die fetten Kühe kommen vom Nile, der Quelle der Fruchtbarkeit Ägyptens, her und weiden auf grünenden Wiesen, die mageren weiden nur am Ufer selbst. - ('''2''') Dem von Südosten aus der Wüste wehenden Chamsin. - ('''3''') Er ließ wohl eine Auslese von Wahrsagern und Weisen kommen. - ('''4''') Die Vulgata weist mehr darauf hin, dass der Mundschenk sein Vergehen gegen Joseph bekennt; nach dem Hebr. Kann er sich auch seiner Schuld gegen den König erinnern. - ('''5''') Mit großer Klugheit schreibt er Gott alles zu, wie [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Mos40|1Mos 40,8]]'']. Es war zudem in Ägypten Sklaven untersagt, geheime Künste zu treiben. - ('''6''') Auf der Wiederholung des Traumbildes schließt Joseph auf die unwiderrufliche Sicherheit und das baldige Eintreten des von Gott Offenbarten. - ('''7''') Die Vulgata umschreibt, kürzt und behandelt den Text dieser Erzählung vielfach sehr frei. - ('''8''') Der Auslegung fügt Joseph einen Rat bei, da er gleichfalls von Gott kommt, gute Aufnahme findet. - ('''9''') Das Amt, das Joseph empfing, war wohl das eines „Herrschers über die Höchststehenden im Süden und Norden“, mit dem das höchste Richteramt verbunden war. - ('''10''') Ausführung des Beschlusses. - ('''11''') Zur königlichen Ausrüstung gehörte in Ägypten der Siegelring, meist mit dem Namen des Königs. - ('''12''') Diese Bekleidung war eine in Ägypten übliche Auszeichnung. Die Auszeichnung mit der goldenen Kette (vergleichbar mit den jetzigen Ordensverleihungen) war ebenso eine in Ägypten nicht ungewöhnliche Belohnung. Vielleicht war sie für Joseph zugleich die Einsetzung in sein Amt als oberster Richter, denn diese legten eine goldene Kette mit einem Bilde aus kostbaren Steinen, das die Wahrheit hieß, um den Hals, wenn eine Sitzung begann. - ('''13''') Den zweiten, dem Range nach, den ersten behielt der König für sich. - ('''14''') Abreth (ägyptisch), ein Wort von zweifelhafter Deutung, mit welchem die Hebräer wohl diesen Sinn verbanden. Auch die Statthalter wurden durch Kniebeugung oder vielmehr durch Niederwerfen geehrt. - ('''15''') Name der Würde. Großes Haus (vergl. hohe Pforte) - ('''16''') Zaphnath-Paneach, was man u. a. übersetzt: Es spricht der Gott und er lebt. Der heilige Hieronymus hat für den ägyptischen Namen eine Übersetzung gewählt, in der Josephs Tätigkeit sich wiederspiegelt. Die Namensänderung war bei den ägyptischen Beamten nicht ungewöhnlich; bei Joseph aber umso mehr begründet, als so seine ausländische Herkunft nicht mehr hervortrat. - ('''17''') Der Göttin Neit angehörig. - ('''18''') Geschenk des Sonnengottes. Eine Abkürzung dieses Namens ist Putiphar, wie [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Mos37|1Mos 37,36]]''] der Oberst der Leibwache heißt. Dass Joseph die Tochter eines Priesters erhielt, geschah wohl, weil er seines monotheistischen Glaubens halber nicht, wie es sonst hohen Würdenträgern zukam, das Amt eines Oberpriesters bei einem Tempel bekleiden konnte, und diese Ehe einen Ersatz bilden sollte. - ('''19''') Er war also etwa 13 Jahre Sklave gewesen. - ('''20''') In Ägypten, wo selbst die geringste Kleinigkeit von den Schreibern notiert wurde, eine unerhörte Sache. - ('''21''') Nicht seine ägyptische Gattin, sondern Joseph gibt die Namen. Manasses: Einer, der in Vergessenheit bringt. - ('''22''') Joseph hat durch die wunderbare Wendung seines Schicksals die Erkenntnis gewonnen, dass er nach göttlichen Ratschlusse nach Ägypten gebracht, von Gott aus der Sklaverei und dem Kerker erlöst und zum Herrn über ganz Ägypten erhoben ist, so dass er sich nun ganz Gott überlässt und auf eigenes Eingreifen in dessen Ratschluss verzichtet. - ('''23''') Doppelfruchtbarkeit. Die Nachkommen des Zweitgeborenen hatten eine größere Wichtigkeit als die des Erstgeborenen, wie die Umstände der Adoption durch Jakob zeigen. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Mos48|1Mos 48,19ff]]''] - ('''24''') In den Scheunen geborgen. Deshalb beginnt bald die Not im Lande. - ('''25''') Ägypten. Die Maßregeln für Ägypten sind dem Verfasser weniger wichtig, weshalb er sie nur kurz erwähnt, um erst, nachdem er die wunderbare Vereinigung Josephs mit seiner Familie erzählt hat, wieder auf dieselben zurückzukommen. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Mos47|1Mos 47,13-27]]''] - ('''26''') Alle benachbarten Länder.
Kap. 41 ('''1''') Die fetten Kühe kommen vom Nile, der Quelle der Fruchtbarkeit Ägyptens, her und weiden auf grünenden Wiesen, die mageren weiden nur am Ufer selbst. - ('''2''') Dem von Südosten aus der Wüste wehenden Chamsin. - ('''3''') Er ließ wohl eine Auslese von Wahrsagern und Weisen kommen. - ('''4''') Die Vulgata weist mehr darauf hin, dass der Mundschenk sein Vergehen gegen Joseph bekennt; nach dem Hebr. kann er sich auch seiner Schuld gegen den König erinnern. - ('''5''') Mit großer Klugheit schreibt er Gott alles zu, wie [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Mos40|1Mos 40,8]]'']. Es war zudem in Ägypten Sklaven untersagt, geheime Künste zu treiben. - ('''6''') Auf der Wiederholung des Traumbildes schließt Joseph auf die unwiderrufliche Sicherheit und das baldige Eintreten des von Gott Offenbarten. - ('''7''') Die Vulgata umschreibt, kürzt und behandelt den Text dieser Erzählung vielfach sehr frei. - ('''8''') Der Auslegung fügt Joseph einen Rat bei, da er gleichfalls von Gott kommt, gute Aufnahme findet. - ('''9''') Das Amt, das Joseph empfing, war wohl das eines „Herrschers über die Höchststehenden im Süden und Norden“, mit dem das höchste Richteramt verbunden war. - ('''10''') Ausführung des Beschlusses. - ('''11''') Zur königlichen Ausrüstung gehörte in Ägypten der Siegelring, meist mit dem Namen des Königs. - ('''12''') Diese Bekleidung war eine in Ägypten übliche Auszeichnung. Die Auszeichnung mit der goldenen Kette (vergleichbar mit den jetzigen Ordensverleihungen) war ebenso eine in Ägypten nicht ungewöhnliche Belohnung. Vielleicht war sie für Joseph zugleich die Einsetzung in sein Amt als oberster Richter, denn diese legten eine goldene Kette mit einem Bilde aus kostbaren Steinen, das die Wahrheit hieß, um den Hals, wenn eine Sitzung begann. - ('''13''') Den zweiten, dem Range nach, den ersten behielt der König für sich. - ('''14''') Abreth (ägyptisch), ein Wort von zweifelhafter Deutung, mit welchem die Hebräer wohl diesen Sinn verbanden. Auch die Statthalter wurden durch Kniebeugung oder vielmehr durch Niederwerfen geehrt. - ('''15''') Name der Würde. Großes Haus (vergl. hohe Pforte) - ('''16''') Zaphnath-Paneach, was man u. a. übersetzt: Es spricht der Gott und er lebt. Der heilige Hieronymus hat für den ägyptischen Namen eine Übersetzung gewählt, in der Josephs Tätigkeit sich wiederspiegelt. Die Namensänderung war bei den ägyptischen Beamten nicht ungewöhnlich; bei Joseph aber umso mehr begründet, als so seine ausländische Herkunft nicht mehr hervortrat. - ('''17''') Der Göttin Neit angehörig. - ('''18''') Geschenk des Sonnengottes. Eine Abkürzung dieses Namens ist Putiphar, wie [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Mos37|1Mos 37,36]]''] der Oberst der Leibwache heißt. Dass Joseph die Tochter eines Priesters erhielt, geschah wohl, weil er seines monotheistischen Glaubens halber nicht, wie es sonst hohen Würdenträgern zukam, das Amt eines Oberpriesters bei einem Tempel bekleiden konnte, und diese Ehe einen Ersatz bilden sollte. - ('''19''') Er war also etwa 13 Jahre Sklave gewesen. - ('''20''') In Ägypten, wo selbst die geringste Kleinigkeit von den Schreibern notiert wurde, eine unerhörte Sache. - ('''21''') Nicht seine ägyptische Gattin, sondern Joseph gibt die Namen. Manasses: Einer, der in Vergessenheit bringt. - ('''22''') Joseph hat durch die wunderbare Wendung seines Schicksals die Erkenntnis gewonnen, dass er nach göttlichen Ratschlusse nach Ägypten gebracht, von Gott aus der Sklaverei und dem Kerker erlöst und zum Herrn über ganz Ägypten erhoben ist, so dass er sich nun ganz Gott überlässt und auf eigenes Eingreifen in dessen Ratschluss verzichtet. - ('''23''') Doppelfruchtbarkeit. Die Nachkommen des Zweitgeborenen hatten eine größere Wichtigkeit als die des Erstgeborenen, wie die Umstände der Adoption durch Jakob zeigen. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Mos48|1Mos 48,19ff]]''] - ('''24''') In den Scheunen geborgen. Deshalb beginnt bald die Not im Lande. - ('''25''') Ägypten. Die Maßregeln für Ägypten sind dem Verfasser weniger wichtig, weshalb er sie nur kurz erwähnt, um erst, nachdem er die wunderbare Vereinigung Josephs mit seiner Familie erzählt hat, wieder auf dieselben zurückzukommen. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Mos47|1Mos 47,13-27]]''] - ('''26''') Alle benachbarten Länder.
- Weitere Kapitel:  
- Weitere Kapitel:  
[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Mos01|01]] |
[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Mos01|01]] |

Version vom 27. Oktober 2019, 11:59 Uhr

Liber Genesis, Hebraice Beresith. Caput XLI.

Das erste Buch Moses Genesis Kap. 41


c. Joseph wird vor Pharao berufen, erklärt, was niemand vermag, demselben dessen Traum von sieben fetten und sieben mageren Kühen und sieben vollen und sieben dürren Ähren (V. 36), und wird als Vizekönig über Ägypten gesetzt. (V. 44) Die ihm von Pharao gegebene Ehefrau gebiert ihm zwei Söhne, Ephraim und Manasse. D. Joseph und seine Brüder in Ägypten. (41,53 – 45,28) a. Auf sieben fruchtreiche durch die Träume Pharaos vorbedeutenden Jahre folgen die ebenfalls vorhergesagten sieben mageren Jahre, welche alle umwohnenden Völkerschafen zwingen, in Ägypten Lebensmittel zu kaufen.

1. Post duos annos vidit Pharao somnium. Putabat se stare super fluvium,
2. De quo ascendebant septem boves, pulchræ et crassæ nimis: et pascebantur in locis palustribus.
3. Aliæ quoque septem emergebant de flumine, fœdæ, confectæque macie: et pascebantur in ipsa amnis ripa in locis virentibus:
4. Devoraveruntque eas, quarum mira species et habitudo corporum erat. Expergefactus Pharao,
5. Rursum dormivit, et vidit alterum somnium: Septem spicæ pullulabant in culmo uno plenæ atque formosæ:
6. Aliæ quoque totidem spicæ tenues, et percussæ uredines oriebantur,
7. Devorantes omnem priorum pulchritudinem. Evigilans Pharao post quietem.
8. Et facto mane, pavore perterritus, misit ad omnes conjectores Ægypti, cunctosque sapientes: et accersitis narravit somnium, nec erat qui interpretaretur.

9. Tunc demum reminiscens pincernarum magister, ait: Confiteor peccatum meum:
10. Iratus rex servis suis, me et magistrum pistorum retrudi jussit in carcerem principis militum:
11. Ubi una nocte uterque vidimus somnium præsagum futuorum.
12. Erat ibi puer Hebræs, ejusdem ducis militum famulus: cui narrantes somnia,

13. Audivimus quidquid postea rei probavit eventus: ego enim redditus sum officio meo: et ille suspensus est in cruce.
14. Protinus ad regis imperium eductum de carcere Joseph totonderunt: ac veste mutata, obtulerunt ei.

15. Cui ille ait: Vidi somnia, nec est qui edisserat: quæ audivi te sapientissime conjicere.

16. Respondit Joseph: Absque me Deus respondebit prospera Pharaoni.

17. Narravit ergo Pharao quod viderat: Putabam me stare super ripam fluminis,
18. Et septem boves de amne conscendere, pulchras nimis, et obesis carnibus: quæ in pastu paludis vireta carpebant.
19. Et ecce, has sequebantur aliæ septem boves in tantum deformes et macilentæ, ut nunquam tales in terra Ægypti viderim:
20. Quæ, devoratis et consumptis prioribus,
21. Nullum saturitatis dedere vestigium: sed simili macie et squalore torpebant. Evigilans, rursus sopore depressus,
22. Vidi somnium: Septem spicæ pullulabant in culmo uno plenæ atque pulcherrimæ.
23. Aliæ quoque septem tenues et percussæ uredine, oriebantur e stipula:

24. Quæ priorum pulchritudinem devoraverunt. Narravi conjectoribus somnium, et nemo est qui edisserat.
25. Respondit Joseph: Somnium regis unum est: quæ facturus est Deus, ostendit Pharaoni.
26. Septem boves pulchræ, et septem spicæ plenæ: septem ubertatis anni sunt: eamdemque vim somnii comprehendunt.
27. Septem quoque boves tennes atque macilantæ, quæ ascenderunt post eas, et septem spicæ tenues, et vento urente percussæ: septem anni venturæ sunt famis.
28. Qui hoc ordine complebuntur:

29. Ecce septem anni venient fertilitatis magnæ in universa terra Ægypti:

30. Quos sequentur septem anni alii tantæ steriliitatis, ut oblivioni tradatur cuncta retro abundantia: consumptura est enim fames omnem terram,

31. Et ubertatis magnitudinem perditura est inopiæ magnitudo.
32. Quod autem vidisti secundo ad eamdem rem pertinens somnium: firmitatis indicium est, eo quod fiat sermo Dei, et velocius impleatur.

33. Nunc ergo provideat rex virum sapientem et industrium, et præficiat eum terræ Ægypti:
34. Qui constituat præpositos per cunctas regiones: et quintam partem fructuum per septem annos fertilitatis,

35. Qui jam nunc futuri sunt, congreget in horrea: et omne frumentum sub Pharaonis potestate condatur, serveturque in urbibus.
36. Et præparetur futuræ septem annorum fami, quæ oppressura est Ægyptum, et non consumetur terra inopia.
37. Placuit Pharaoni consilium est cunctis ministris ejus:
38. Locutusque est ad eos: Num invenire poterimus talem virum, qui spiritu Dei plenus sit?
39. Dixit ergo ad Joseph: Quia ostendit tibi Deus omnia quæ locutus es, numquid sapientiorem et consimilem tui invenire potero?
40. Tu eris super domum meam, et ad tui oris imperium cunctus populus obediet: uno tantum regni solio te præcedam.

41. Dixitque rursus Pharao ad Joseph: Ecce, costitui te super universam terram Ægypti.
42. Tulitque annulum de manu sua, et dedit eum in manu ejus: vestivitque eum stola byssina, et collo torque auream circumposuit.

43. Fecitque eum ascendere super currum suum secundum, clamante præcone, et omnes coram eo genu flecterent, et præpositum esse scirent universæ terræ Ægypti.
44. Dixit quoque rex ad Joseph: Ego sum Pharao: absque tuo imperio non movebit quisquam manum aut pedem in omni terra Ægypti.
45. Vertitque nomen ejus, et vocavit eum lingua Ægyptiaca, Salvatorem mundi. Deditque illi uxorem Aseneth filiam Putiphare sacerdotis Heliopoleos. Egressus est itaque Joseph ad terram Ægypti.
46. (Triginta autem annorum erat quando stetit in conspectu regis Pharaonis) et circuivit omnes regiones Æypti.
47. Venitque fertilitas septem annorum: et in manipulos redactæ segetes congregatæ sunt in horrea Ægypti.

48. Omnis etiam frugum abundantia in singulis urbibis condita est.
49. Tantaque fuit abundantia tritici, ut arenæ maris coæquaretur, et copia mensuram excederet.

50. Nati sunt autem Joseph filii duo antequam venire fames: quos peperit ei Aseneth filia Putiphare sacerdotis Heliopoleos.

51. Vocavitque nomen primogeniti, Manasses, dicens: Oblivisci me fecit Deus omnium laborum meorum, et domus patris mei.
52. Nomen quoque secundi appellavit Ephraim, dicens: Crescere me fecit Deus in terra paupertatis meæ.

53. Igitur transactis septem ubertatis annis, qui fuerant in Ægypto:
54. Cœperunt venire septem anni inopiæ, quos prædixerat Joseph: et in universo orbe fames prævaluit, in cuncta autem terra Ægypti panis erat.

55. Qua esuriente, clamavit populus ad Pharaonem, alimanta petens. Quibus ille respondit: Ite ad Joseph: et quidquid ipse vobis dixerit, facite.
56. Crescebat autem quotidie fames in omni terra: aperuitque Joseph universa horrea, et vendebat Ægyptiis: nam et illos oppresserat fames.

57. Omnesque provinciæ veniebant in Ægyptum, ut emergent escas, et malum inopiæ temperarent.

1. Zwei Jahre darauf hatte Pharao einen Traum. Es war ihm, er stehe am Strome,
2. und aus diesem stiegen sieben Kühe empor, überaus schön und fett; und sie weideten in den feuchten Gefilden.1
3. Nach ihnen stiegen sieben andere Kühe aus dem Strome auf, häßlich und abgemagert; und sie weideten am Ufer des Stromes, auf grünenden Auen,
4. und verschlangen die Kühe, die wunderbar schön von Aussehen und fetten Leibes waren. Da erwachte Pharao.
5. Als er wieder eingeschlafen war, hatte er einen zweiten Traum: Sieben Ähren wuchsen auf einem Halme, voll und schön.
6. Nach ihnen sproßten sieben andere Ähren, dünn und vom Glutwind2 verbrannt auf
7. und verschlangen die vorigen schönen Ähren. Da erwachte Pharao aus seinem Schlafe,
8. und als es Morgen geworden war, sandte er, von Schrecken überwältigt, zu allen Wahrsagern und allen Weisen3 Ägyptens, ließ sie kommen, und erzählte ihnen seinen Traum. Doch keiner war da, der ihn ausgelegt hätte.
9. Da erst erinnerte sich der Obermundschenk und sprach: Ich bekenne mein Vergehen:4
10. Als der König auf seine Knechte zürnte, ließ er mich und den Oberbäcker in den Kerker des Anführers der Leibwache werfen.
11. Dort hatten wir beide in einer Nacht einen Traum, der Künftiges bedeutete.
12. Nun war daselbst ein hebräischer Jüngling, ein Diener eben des Befehlshabers der Leibwache; diesem erzählten wir unsere Träume,
13. und wir hörten genau das, was nachher der Ausgang bestätigte; denn ich wurde wieder in mein Amt eingesetzt, und jener ward an das Kreuz gehängt.
14. Da ward Joseph zugleich auf das Geheiß des Königs aus dem Kerker herausgeführt, und nachdem sie ihn geschoren und ihm andere Kleider angetan hatten, brachten sie ihn vor den König.
15. Dieser sprach zu ihm: Ich habe Träume gehabt, und es ist keiner da, der sie auslegen kann. Nun habe ich von dir gehört, dass du sie sehr weise deutest.
16. Da antwortete Joseph: Nicht ich vermag es, Gott wird Pharao Heil bringende Antwort geben.5 [Mt 10,20]
17. Nun erzählte Pharao, was er gesehen hatte: Es war mir, als stünde ich am Ufer des Flusses;
18. da stiegen sieben Kühe aus dem Strome herauf, überaus schön und fetten Leibes, diese weideten das feuchte Ufergras ab.

19. Und siehe, nach ihnen stiegen sieben andere Kühe herauf, so hässlich und mager, wie ich solche im Lande Ägypten niemals gesehen habe.
20. Diese fraßen und verschlangen die ersten,
21. und gleichwohl verriet nichts, dass sie gesättigt waren, sondern sie waren mager und hässlich, wie zuvor. Da erwachte ich, und wieder vom Schlafe überwältigt,
22. hatte ich diesen Traum: Sieben Ähren wuchsen an einem Halme sehr voll und schön.
23. Dann wuchsen aus dem Halme sieben andere hervor, dürr und vom Glutwind versengt.
24. und die dürren verschlangen die ersten schönen. Ich habe den Wahrsagern den Traum erzählt, aber keiner kann ihn auslegen.
25. Da antwortete Joseph: Der Traum des Königs ist ein und derselbe! Gott verkündigt dem Pharao, was er tun will.6
26. Die sieben schönen Kühe und die sieben vollen Ähren sind sieben fruchtbare Jahre; und haben dieselbe Bedeutung im Traume.

27. Die sieben dürren und mageren Kühe, die nach ihnen heraufsteigen, und die sieben dünnen, vom Glutwind verbrannten Ähren sind sieben Jahre einer kommenden Hungersnot.
28. Die Jahre werden so aufeinander folgen:7
29. Siehe, es werden sieben Jahre kommen, in denen im ganzen Lande Ägypten große Fruchtbarkeit herrscht;
30. nach diesen werden sieben andere Jahre von solcher Unfruchtbarkeit folgen, dass man des früheren Überflusses ganz vergessen wird, denn die Hungersnot wird das ganze Land aufreiben
31. und die Größe des Mangels wird die Größe des Überflusses vernichten.
32. Dass du aber einen Traum zweimal hattest, der dieselbe Sache betrifft, ist das Anzeichen der Gewissheit, mit der Gottes Verkündigung in Erfüllung geht und bald verwirklicht wird.
33. So sehe sich der König nun um einen weisen und tätigen Mann um und setze ihn über das Land Ägypten;
34. und dieser setze Aufseher über alle Landschaften und sammle den fünften Teil der Früchte während der sieben Jahre der Fruchtbarkeit,
35. die schon jetzt kommen werden, in Vorratshäuser auf, und alles Getreide werde mit Pharaos Vollmacht und in den Städten aufgeschüttet und aufbewahrt.8
36. So werde ein Vorrat geschaffen für die sieben Jahre der Hungersnot, welche Ägypten bedrängen wird, und so wird das Land nicht durch Mangel zu Grunde gehen.
37. Dieser Rat gefiel dem Pharao und allen seinen Dienern wohl,
38. und er sprach zu ihnen: Könnten wir wohl einen Mann finden, der voll des Geistes Gottes ist, wie dieser?
39. So sprach er den zu Joseph: Weil Gott dir alles kundgetan hat, was du gesagt hast, könnte ich da wohl einen Mann finden, der weiser als du, oder dir vergleichbar ware?
40. Du sollst über mein Haus gesetzt sein, und dem Befehle deines Mundes soll das gesamte Volk gehorchen; nur durch den Königsthron allein werde ich höher sein als du.9 [Ps 104,21, 1Mak 2,53, Apg 7,10]
41. Und wiederum sprach Pharao zu Joseph: Siehe, ich setze dich über das ganze Land Ägypten.10
42. Und er zog den Ring von seiner Hand,11 und steckte ihn an Josephs Hand, und ließ ihn mit einem Kleide von feinstem Linnen12 bekleiden, und legte eine goldene Kette um seinen Hals.
43. Alsdann ließ er ihn seinen zweiten Wagen besteigen,13 und durch einen Herold vor ihm her rufen, dass alle vor ihm ihre Kniee beugen14 und wissen sollten, dass er über das ganze Land Ägypten gesetzt sei.
44. Auch sprach der König zu Joseph: Ich bin Pharao;15 ohne deinen Willen soll niemand im ganzen Lande Ägypten Hand oder Fuß regen.
45. Und er änderte seinen Namen, und nannte ihn in ägyptischer Sprache Reiter der Welt,16 und gab ihm Aseneth,17 die Tochter des Putiphare,18 des Priesters von Heliopolis zum Weibe. So bereiste Joseph das Land Ägypten.
46. (dreißig Jahre war er alt, als er vor dem König Pharao stand,)19 und zog durch alle Landschaften Ägyptens.
47. Und es kam die Fruchtbarkeit der sieben Jahre, und die Früchte wurden in Garben gebunden und in die Vorratshäuser Ägyptens gesammelt,
48. und aller Überfluss der Früchte ward in den einzelnen Städten hinterlegt.
49. So groß war der Überfluss an Getreide, dass er dem Sande am Meere gleich wurde und vor Menge nicht mehr zu messen war.20
50. Dem Joseph aber wurden, ehe die Hungersnot ausbrach, zwei Söhne geboren, welche ihm Aseneth, die Tochter Putiphares, des Priesters von Heliopolis gebar. [1Mos 46,20, 1Mos 48,5]
51. Und er nannte den Namen des Erstgeborenen Manasses,21 indem er sprach: Gott hat mich alle meine Mühsale und das Haus meines Vaters vergessen lassen.22
52. Den Namen des zweiten nannte er Ephraim,23 denn er sprach: Gott hat mich fruchtbar gemacht im Lande meiner Armut.
53. Als nun die sieben Jahre des Überflusses in Ägypten vorübergegangen waren,
54. begannen die sieben Jahre der Not zu kommen, welche Joseph vorhergesagt hatte, und die Hungersnot nahm in allen Landen überhand, im ganzen Lande Ägypten aber war Brot.24
55. Als nun auch dieses Hunger litt, rief das Volk zu Pharao um Nahrung. Er antwortete ihnen: Gehet zu Joseph; und alles, was er euch sagen wird, tuet!
56. Die Hungersnot aber nahm alle Tage im ganzen Lande25 zu; da öffnete Joseph alle Vorratshäuser und verkaufte den Ägyptern Getreide, denn auch sie drückte der Hunger hart.
57. Und alle Länder26 kamen nach Ägypten, um Getreide zu kaufen und der harten Not zu steuern.

Fußnote

Kap. 41 (1) Die fetten Kühe kommen vom Nile, der Quelle der Fruchtbarkeit Ägyptens, her und weiden auf grünenden Wiesen, die mageren weiden nur am Ufer selbst. - (2) Dem von Südosten aus der Wüste wehenden Chamsin. - (3) Er ließ wohl eine Auslese von Wahrsagern und Weisen kommen. - (4) Die Vulgata weist mehr darauf hin, dass der Mundschenk sein Vergehen gegen Joseph bekennt; nach dem Hebr. kann er sich auch seiner Schuld gegen den König erinnern. - (5) Mit großer Klugheit schreibt er Gott alles zu, wie [1Mos 40,8]. Es war zudem in Ägypten Sklaven untersagt, geheime Künste zu treiben. - (6) Auf der Wiederholung des Traumbildes schließt Joseph auf die unwiderrufliche Sicherheit und das baldige Eintreten des von Gott Offenbarten. - (7) Die Vulgata umschreibt, kürzt und behandelt den Text dieser Erzählung vielfach sehr frei. - (8) Der Auslegung fügt Joseph einen Rat bei, da er gleichfalls von Gott kommt, gute Aufnahme findet. - (9) Das Amt, das Joseph empfing, war wohl das eines „Herrschers über die Höchststehenden im Süden und Norden“, mit dem das höchste Richteramt verbunden war. - (10) Ausführung des Beschlusses. - (11) Zur königlichen Ausrüstung gehörte in Ägypten der Siegelring, meist mit dem Namen des Königs. - (12) Diese Bekleidung war eine in Ägypten übliche Auszeichnung. Die Auszeichnung mit der goldenen Kette (vergleichbar mit den jetzigen Ordensverleihungen) war ebenso eine in Ägypten nicht ungewöhnliche Belohnung. Vielleicht war sie für Joseph zugleich die Einsetzung in sein Amt als oberster Richter, denn diese legten eine goldene Kette mit einem Bilde aus kostbaren Steinen, das die Wahrheit hieß, um den Hals, wenn eine Sitzung begann. - (13) Den zweiten, dem Range nach, den ersten behielt der König für sich. - (14) Abreth (ägyptisch), ein Wort von zweifelhafter Deutung, mit welchem die Hebräer wohl diesen Sinn verbanden. Auch die Statthalter wurden durch Kniebeugung oder vielmehr durch Niederwerfen geehrt. - (15) Name der Würde. Großes Haus (vergl. hohe Pforte) - (16) Zaphnath-Paneach, was man u. a. übersetzt: Es spricht der Gott und er lebt. Der heilige Hieronymus hat für den ägyptischen Namen eine Übersetzung gewählt, in der Josephs Tätigkeit sich wiederspiegelt. Die Namensänderung war bei den ägyptischen Beamten nicht ungewöhnlich; bei Joseph aber umso mehr begründet, als so seine ausländische Herkunft nicht mehr hervortrat. - (17) Der Göttin Neit angehörig. - (18) Geschenk des Sonnengottes. Eine Abkürzung dieses Namens ist Putiphar, wie [1Mos 37,36] der Oberst der Leibwache heißt. Dass Joseph die Tochter eines Priesters erhielt, geschah wohl, weil er seines monotheistischen Glaubens halber nicht, wie es sonst hohen Würdenträgern zukam, das Amt eines Oberpriesters bei einem Tempel bekleiden konnte, und diese Ehe einen Ersatz bilden sollte. - (19) Er war also etwa 13 Jahre Sklave gewesen. - (20) In Ägypten, wo selbst die geringste Kleinigkeit von den Schreibern notiert wurde, eine unerhörte Sache. - (21) Nicht seine ägyptische Gattin, sondern Joseph gibt die Namen. Manasses: Einer, der in Vergessenheit bringt. - (22) Joseph hat durch die wunderbare Wendung seines Schicksals die Erkenntnis gewonnen, dass er nach göttlichen Ratschlusse nach Ägypten gebracht, von Gott aus der Sklaverei und dem Kerker erlöst und zum Herrn über ganz Ägypten erhoben ist, so dass er sich nun ganz Gott überlässt und auf eigenes Eingreifen in dessen Ratschluss verzichtet. - (23) Doppelfruchtbarkeit. Die Nachkommen des Zweitgeborenen hatten eine größere Wichtigkeit als die des Erstgeborenen, wie die Umstände der Adoption durch Jakob zeigen. [1Mos 48,19ff] - (24) In den Scheunen geborgen. Deshalb beginnt bald die Not im Lande. - (25) Ägypten. Die Maßregeln für Ägypten sind dem Verfasser weniger wichtig, weshalb er sie nur kurz erwähnt, um erst, nachdem er die wunderbare Vereinigung Josephs mit seiner Familie erzählt hat, wieder auf dieselben zurückzukommen. [1Mos 47,13-27] - (26) Alle benachbarten Länder. - Weitere Kapitel: 01 | 02 | 03 | 04 | 05 | 06 | 07 | 08 | 09 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | 35 | 36 | 37 | 38 | 39 | 40 | 42 | 43 | 44 | 45 | 46 | 47 | 48 | 49 | 50

Diese Kategorie enthält zurzeit keine Seiten oder Medien.